Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Räuber

Eva Ladipo

(27)
(15)
(9)
(1)
(1)
€ 24,00 [D] inkl. MwSt. | € 24,70 [A] | CHF 33,50* (* empf. VK-Preis)

Eva Ladipo hat einen so unterhaltsamen wie relevanten Roman über den Immobilienmarkt (nicht nur) der Hauptstadt und die über die Einwohner hinwegbrausende Gentrifizierungswelle geschrieben. In wechselnden Perspektiven erzählt sie von Olli Leber, Amelie Warlimont und Falk Hagen, alle drei direkt von ihr betroffen. Olli Leber lebt mit seiner Hartz IV beziehenden Mutter in einer Sozialwohnung am Berliner S-Bahn-Ring. Einst war die Familie direkt im Herzen des Prenzlauer Berges beheimatet. Irgendwann konnten der Bauarbeiter und die Krankenschwester dort die Mieten nicht mehr bezahlen und wichen an den Rand des Viertels aus. Aber auch dort stiegen die Preise, die Sozialwohnung sollte nun ein stabiler Hafen sein. Bei der jetzigen Gentrifizierungsdebatte wird oft nicht erwähnt, dass bereits vor ca. zwanzig Jahren die große Verdrängung stattfand, als nämlich die niedrigen Einkommensklassen die begehrten Innenstadtvierteln verlassen mussten, weil die jetzt von der Gentrifizierung bedrohten Mittelklassefamilien dorthin zogen und die Preise steigen ließen. Die Lage der Familie Leber verschlechterte sich, als der Vater auf dem Bau einen schweren Unfall erlitt. Die Unfallkasse zahlte nicht, weil der obligatorische Helm nicht getragen wurde. Die Mutter glitt ab in Depressionen, konnte ihren Beruf nicht mehr ausüben, schließlich starb der Vater an den Unfallfolgen. Nun droht mit dem Ende der Sozialbindung der Wohnung Schlimmes. Die "Europäische Wohnen" - der Name ist wohlgewählt - plant die grundlegende Renovierung der Wohnanlage und damit faktisch die Entmietung der meisten Bewohner. Eva Ladipo, die politische Journalistin, schreibt anspielungsreich. Der ehemalige Berliner Finanzsenator Falk Hagen, der einst die Sozialwohnungen in großem Stil verkauft hat, erinnert an einen ganz bestimmten Typ Politiker. „Sozialdemokraten von gestern, die liberaler ticken als die Konservativen, damit die eigene Partei zugrunde gerichtet haben und sich seitdem die Taschen in der Wirtschaft vollstopfen.“ Mit ihm hat die Journalistin Amelie Warlimont noch eine Rechnung offen und verbündet sich deshalb mit Olli Leber und seiner Mieterinitiative. Sie selbst ist seit der Geburt ihres zweiten Kindes ständig überlastet und übermüdet, in ihrem Ehemann Stefan hat sie kaum Unterstützung, denn der ist gerade im Dauerstress, seitdem er als Chefredakteur die Berliner Regionalzeitung retten will, indem er sie einem Investor schmackhaft machen muss. Auch die Affäre mit einer Kollegin lastet auf der Ehe. So sieht man Amelie also selten ohne Kinderwagen. Dennoch fällt den Beiden ein waghalsiger Plan gegen Falk Hagen ein. Spannend, lustig, mit treffenden Dialogen fesselt Eva Ladipo über mehr als 500 Seiten und streift dabei höchstens mal ganz leicht die bekannten Klischees. Und bleibt auch beim unerwarteten Ende angenehm realitätsnah. Sehr empfehlenswerter Roman, so unterhaltsam wie erhellend.

Lesen Sie weiter

Wem gehört die Stadt?

Von: Alice

10.08.2021

Mit den aktuellen Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt und der Verdrängung der angestammten Mieter hat sich die Autorin ein hochaktuelles, aber auch komplexes Thema gesucht. Um dieses Thema herum entwickelt sie eine Geschichte à la David gegen Goliath, die zeigt, wie weit man kommen kann, wenn man ein Ziel hartnäckig verfolgt und alle Möglichkeiten ausschöpft, ganz gleich wie unwahrscheinlich sie erscheinen. Auch zeigt dieses Buch, wie weit man kommen kann, wenn man die Hilfe anderer annimmt und nicht als Einzelkämpfer versucht, die Welt zu ändern. Doch vor allem ist es der unbedingte Wille Ollis gepaart mit seinem Optimismus, dass er einen Weg finden wird, die Wohnung vor der Räumung und seine Mutter vor dem Umzug in die Platte zu bewahren, die mich schwer beeindruckt haben. Der Leser erhält einen umfassenden Einblick in die Leben der handelnden Personen, man hat schon fast das Gefühl hat, sie persönlich zu kennen. Umso interessanter ist es, zu beobachten, wie sich diese Lebensläufe immer mehr miteinander verflechten. Bis zur letzten Seite bleibt es spannend, das Ende mag vielleicht ab einem bestimmten Punkt vorstellbar sein, für mich war es trotzdem eine Überraschung und nahezu perfekt für diese zuweilen rasante und komplexe Geschichte. Eine unbedingte Leseempfehlung!

Lesen Sie weiter

Ein eher ungewöhnliches Romanthema

Von: aurorasole

27.05.2021

Interessant zu lesendes Buch mit drei unterschiedlichen Protagonisten. Ein normalerweise für Romane ungewöhnliches Thema: der Immobilienmarkt. Ein hochaktuelles Thema. Ein spannendes, fesselndes Buch, das die beteiligten Personen treffend beschreibt. Olli, der Bauarbeiter als Malocher mit Herz und Verstand, Amelie, die privilegiert lebende Mutter zweier Kinder mit ihren Sorgen die für Olli eher keine sind. Die Verflechtung der einzelnen Lebensgeschichten ist gelungen, die Geschichte ist spannend und überzeugend bis zum Schluss. Sie liest sich leicht und ist unterhaltsam. Leseempfehlung!

Lesen Sie weiter

Als ich die letzte Seite gelesen habe und mir innerlich schon ein sehr gutes Urteil über den Roman zurechtfrikelte, da kam auch Verwunderung hoch. Denn, der Roman ist im März erschienen und hat noch keine Lawine ausgelöst! Warum nicht? Eva Ladipo hat mit „Räuber“ einen so aktuellen und packenden Roman geschrieben, dass sucht momentan in der deutschen Literatur seinesgleichen aus meiner Sicht! Wer über das russische Steuersystem promovieren kann, ist scheinbar hochqualifiziert ein so komplexes Thema wie das Recht auf Wohnen in einen unterhaltsamen, spannenden, gar lustigen Roman zu packen. Die Geschichte spielt mitten in Berlin und zeigt die Misere auf, die viele umtreibt: der vernachlässigte Sozialbau und die Gentrifizierung, durch die viele weniger Gutverdienende aus ihren eigenen Stadtvierteln vertrieben werden. In „Räuber“ treffen wir auf Olli Leber von Beruf Bauarbeiter und nun auch noch bald verstoßen aus den eigenen 4 Wänden. Dieser tut sich mit der Journalistin Amelie Warlimont zusammen, die diesen Ausverkauf der Menschlichkeit schon länger als Thema umtreibt und auch als Mutter zweier Kinder hier einen anderen Blickwinkel hat. Außerdem mischt Falk Hagen mit, der alternde Finanzsenator Berlins. Diese drei Wege kreuzen sich wegen des Verkaufs von sozialem Wohnraum an einen europäischen Immobilienkonzern und entwickelt sich zu einem richtigen Krimi! Die Charaktere sind rund ausgestaltet und besonders überzeugt hat mich, dass es keine Schwarz-Weiß-Figuren gibt. Nicht die Immobilienbranche auf der einen und die armen Mittellosen auf der anderen Seite. Die Protagonisten sind gut gewählt und geben dem Stoff eine fiktive, aber sehr lebendige Bühne um das Thema der Wohnungsnot plastisch zu machen. Wer mit dem etwas dickeren Werk hadert, keine Sorge! Die über 500 Seiten lesen sich schnell weg und als Lesende:r sollte man froh sein, dass Eva Ladipo nicht weniger kluge und unterhaltsame Seiten zu Papier gebracht hat! Natürlich ist Berlin hier ein zentrales Thema, deshalb spricht das Buch sicher die Berliner und die, die es werden wollen besonders an, aber auch allen anderen Großstädtern sei dieses Buch ans Herz gelegt. Denn Berlin steht hier exemplarisch für alle großen Städte in Deutschland, das Problem ist ein bundesweites. Eva Ladipo ist eine Autorin, der ich einen riesigen Erfolg mit diesem Werk wünsche und die ich im Auge behalte. Mögen noch viele tolle Bücher aus ihrer Feder folgen.

Lesen Sie weiter

Ich habe vergessen, wie sexy ein guter Roman sein kann.

Von: Johan Nickelsen aus Bad Homburg

21.04.2021

In den letzten Jahren habe ich mich immer wieder über die Zaghaftigkeit zeitgenössischer Autoren beschwert. Warum haben sie so viel Angst davor, die großen Themen unserer Zeit anzupacken? Warum konzentrieren sie sich auf kleine Dramen oder enge Fragen der Selbstidentität (all diese langweiligen Nabelschau-Erkundungen von Geschlecht oder sexueller Identität)? Warum gibt es keine zeitgenössischen Buddenbrooks? Oder "Der große Gatsby"? Oder "Stolz und Vorurteil"? Oder "Mitternachtskinder"? Und wo ist das zeitgenössische Äquivalent von "Der Tod des Artemio Cruz"? Es war eine Freude, als mein griesgrämiges Gemurre von Eva Ladipos Räuber kurzzeitig unterbrochen wurde. Endlich! Ein Buch, das sich an dem wichtigsten sozialpolitischen Thema unserer Zeit festbeißt, nämlich der außerordentlichen Zunahme von Vermögensungleichheit, die wir erleben (angetrieben von Vermögensinflation aller Art, an erster Stelle vom Boom städtischer Immobilienpreise). Es ist ein Buch mit Figuren, in die man sich wirklich verlieben (und hassen) kann. Die Protagonisten sind Menschen, die einem wichtig werden als Leser, die einen wirklich interessieren (im Guten wie im Schlechten). Das klingt einfach. Aber es erfordert großes Geschick, so viel Nähe zu erzeugen. Hat der Roman auch seine Schwächen? Durchaus - wie alle guten Romane ist er höchst unvollkommen. Aber hält er einen die ganze Nacht wach? Bringt er einen zum Lächeln, wenn man die Straße entlang radelt? Fühlt man sich dadurch lebendig? Lässt er einen vor Unbehagen zusammenzucken, wenn das Messer der Autorin zu nah am Knochen schneidet? Erinnert er einen daran, wie sexy ein guter Roman sein kann? Oh Gott, ja.

Lesen Sie weiter

Kamp um Gerechtigkeit

Von: Angelika Wagner

14.04.2021

In dem Roman "Räuber" von Eva Lapido spiegelt sich das Wahre Leben wider. Der 25jährige Olli wohnt mit seiner Mutter als Hartz-4 Empfänger in einer Sozialwohnung. Als das Schicksal wieder einmal zuschlägt und beiden der Verlust ihrer Wohnung droht und somit für sie das Wohnen in Berlin unbezahlbar wird, trifft Olli einen Entschluss. Dieses Mal will er nicht kampflos das Feld räumen und findet in der Journalistin Amelie Warlimont eine Mitstreiterin für mehr Gerechtigkeit. Ich konnte mich beim Lesen des Buches immer wieder in die Hauptfiguren hineinversetzen. Wer diesen Roman liest, bekommt vielleicht auch den Mut, um gegen Ungerechtigkeiten im Leben zu kämpfen. Voller Spannung und vielen Überraschungen taucht der Leser in eine Welt, die heute leider Realität ist. Eine Welt, in der der kleine Mann immer mehr zum Verlierer wird und die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander geht. Von der Politik verlassen und der Skupllosigkeit großer Immobilienspekulanten werden Familien an den Rand ihrer Existenz gedrängt. Ich kann dieses Buch jedem Leser empfehlen, der auch einmal auf die andere Seite des Lebens schauen möchte und nicht nur immer in Geschichten eintauchen will , die einem nur den Traum einer schönen Welt vorgaukelt. Einen Traum, der sich für die meisten normalen Menschen nie erfüllen wird.

Lesen Sie weiter

Olli Leber ist 25, lebt mit seiner Mutter in einer heruntergekommenen Sozialsiedlung am Rande des In-Viertels Prenzlauer Berg und hilft als Bauarbeiter bei der Errichtung von Quartieren, die Menschen wie er sich längst nicht mehr leisten können. Dabei gab es auch mal andere Zeiten: Als Olli Kind war, konnte sich die Familie am damals noch nicht ganz so angesagten "Prenzlberg" eine schöne Wohnung leisten. Dass er sich heute mit der Mutter eine verwohnte Bleibe teilen muss, liegt nur zum Teil daran, dass der Vater gerade an den Spätfolgen eines Arbeitsunfalls gestorben ist. Der eigentliche Grund heißt: Gentrifzierung. Immer wenn die Nachbarschaft ein bisschen schicker wurde, sprich eine weitere Modernisierungswelle durchs Viertel rollte, ging das zu Lasten der "kleinen Leute", die sich die Mieten in den kernsanierten Häusern nicht mehr leisten konnten und nicht nur im übertragenen Sinne immer weiter an den Rand gedrängt wurden. Der Umzug in die abgerockte Siedlung direkt an den Bahngleisen sollte eigentlich der letzte sein, doch dann der Schock: Die Sozialbindung läuft aus, der Häuserblock wurde an einen Investor verkauft. Olli weiß, was das bedeutet: Menschen wie ihn und seine Mutter will man in den angesagten Wohnlagen endgültig nicht mehr haben. Doch anstatt sich zu fügen, beschließt er zu kämpfen - notfalls mit unlauteren Mitteln. Schließlich geht die Gegenseite ja auch nicht zimperlich vor, wenn es darum geht, die eigenen Interessen durchzusetzen. Hilfe bekommt Olli von unerwarteter Seite: Amelie, Journalistin mit gutbürgerlichem Hintergrund ist eigentlich die typische Gentrifiziererin. Als sie einige Monate zuvor für eine Story über den Wohnungsmarkt und die Verdrängung der unterpriviligierten Schichten recherchierte, war Olli einer ihrer Interviewpartner. Als die beiden sich zusammentun, steht der Schuldige für Ollis Misere schnell fest: der ebenso skrupellose wie charismatische Falk Hagen, der als Politiker einst in die Wege leitete, dass auch die letzten Siedlungen in den angesagten Vierteln aus der Sozialbindung fielen - um jetzt, als Unternehmer in der Baubranche, genau davon zu profitieren. Der Plan, den Olli und Amelie aushecken, ist schlicht aberwitzig und genau genommen an Realitätsferne kaum zu überbieten. Aber warum auch nicht? Schließlich handelt es sich nicht um ein Sachbuch, sondern um einen Roman. Und da ist Eva Ladipo ein superspannendes Stück Literatur mit einem großartigen Spannungsbogen gelungen. Davon unbenommen, hat sie sich eines großen und wichtigen aktuellen Themas angenommen. Wie bereits in ihrem ersten Roman "Wende" versteht sie es meisterlich, bestens recherchierte historische und gesellschaftliche Fakten in erstklassige Unterhaltung zu verpacken - und damit mehr zu erreichen, als es ein Schul- oder Sachbuch jemals könnte. Sehr eindrucksvoll gelungen sind auch die scheinbar beiläufig eingestreuten Bilder, die die Ohnmacht der "Abgehängten" gegenüber der wohlhabenden, gebildeten Schicht zeigen. Besonders nachdrücklich hat sich mir die Szene der Beerdigung von Ollis Vater gleich zu Beginn des Buches eingebrannt: Nachdem klar war, dass der Vater nicht mehr lange leben würde, hat die Mutter sich monatelang jeden Euro vom Mund abgespart, um ihm eine würdige, feierliche Beerdigung zu ermöglichen. Am Friedhof angekommen, wird die kleine Trauergesellschaft aber wie ein lästiger Störfaktor behandelt: Zur Trauerfeier in der Kapelle gibt es eine kurze, unpersönliche Rede, nachdem der Pastor sich nicht einmal die Mühe gemacht hat, die Infos und biografischen Details zu lesen, die Ollis Mutter sorgfältig zusammengestellt hatte. Anschließend geht es durch den Hinterausgang zum Grab, an dem ein ehrenamtlicher Hilfsgeistlicher den Rest übernimmt. Man will nämlich der nächsten Trauergesellschaft, die sich offensichtlich aus gutbürgerlichen Kreisen rekrutiert, sowohl unnötige Wartezeiten als auch den Anblick des kleinen Häufleins armseliger Proleten ersparen.

Lesen Sie weiter

Packend und sehr lehrreich

Von: Irina Mai

13.04.2021

Mit dem Roman “Räuber” hat Eva Lapido ein sehr angenehm zu lesendes und interessantes Buch geschrieben. Es ist perfekt für diejenigen Leser, die tiefer gehenden Inhalt bevorzugen, der zum Nachdenken anregt und der aber auch gleichzeitig einfach unterhält. Dieser Roman hat mich nicht in ferne Länder gebracht. Dieser Roman hat mich direkt vor meine Haustüre gestellt und mir Probleme aufgezeigt, die mir vorher zwar bewusst waren, über die ich aber nicht viel weiter nachgedacht habe. So wird schon direkt am Anfang ein riesiges Problem beleuchtet: Die Ungleichheit und Ungerechtigkeit mit der wir Menschen unserer Gesellschaft behandeln, die nicht so einen großen Materiellen Besitz aufweisen, wie wir selbst. Dies löste bei mir ein Verständnis für die beiden Hauptfiguren aus, das mich ihnen vieles verzeihen ließ. Also insofern empfehle ich “Räuber” allen denjenigen, die sich auf der Suche nach einem packenden und lehrreichen Roman befinden.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.