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Rezensionen zu
Ferrara

Bert Wagendorp

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Dieser Roman ist die Fortsetzung eines Bestsellers mit dem Titel „Ventoux“. Leider gibt der Verlag in seinem Programm darauf keinen Hinweis, man wird erst durch einen Aufkleber auf dem Cover darauf aufmerksam gemacht. Doch auch ohne den ersten Band zu kennen, findet man schnell hinein in diese Geschichte um vier Männer, alle knapp über 50 und auf der Suche nach etwas, das sie selbst nicht benennen können. Ist es das Leben, das sie verpasst zu haben glauben? Ist es die Liebe, die irgendwann verloren ging? Oder suchen sie gar nicht, weil sie längst alles gefunden haben, ihnen dies aber nicht bewusst ist? Der Roman ist sehr philosophisch, man gerät ins Nachdenken, ins Sinnieren über das eigene Leben, während man Bart, den Ich-Erzähler, und seine Freunde Joost, David und André während eines heißen Sommers nach Ferrara begleitet. Joost möchte dort ein Design-Hotel eröffnen und wird dabei unterstützt von der gut aussehenden Architektin Bianca, an der auch Bart Gefallen findet. André ist Millionär, David führt ein Restaurant und Bart ist Schriftsteller. Alle lassen ihre Tätigkeiten zurück und wollen Joost bei der Renovierung des Hotels helfen, bleiben über Monate in Italien. Aufregend wird ihr Aufenthalt, als Anna, Barts Tochter, sie besucht. Anna ist Journalistin und, sehr zu Barts Beunruhigung, an gefährlichen Orten unterwegs. Seine Angst um seine Tochter vor allem wird über lange Strecken im Roman thematisiert, sehr einfühlsam und nachvollziehbar. Auch dass sie darüber wenig froh ist und dass dies zu Konflikten führt, all das beschreibt Bert Wagendorp mit viel Verständnis und Empathie. Daneben verliert er sich zwar immer wieder in langatmigen Ausflügen in die Geschichte Italiens und Ferraras, was die eigentliche Handlung verlangsamt, gleichzeitig aber voll und ganz in den Rahmen des Romans passt. Es geschieht nicht viel, bis auf ein Ereignis, das man in einer Rezension nicht erwähnen kann, um nicht zu spoilern. Dennoch ist der Roman ungemein fesselnd, er zieht die Leserin regelrecht hinein. Beim Lesen fühlt man die Hitze auf den Straßen, spürt die Spannung zwischen Bart und seiner Tochter, die Reibungen zwischen den Männern, die sich auf langen Radtouren entlädt. Und man folgt gespannt den Begegnungen, sei es mit einem uralten Mönch oder einem sehr geheimnisvollen Fischhändler. Ein rundherum gelungener Roman, dessen Bann noch wirkt, lange nachdem man die letzte Seite gelesen hat. Bert Wagendorp – Ferrara aus dem Niederländischen von Andreas Ecke btb, Juni 2022 Gebundene Ausgabe, 284 Seiten, 22,00 €

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Atmosphäre ist es, die der niederländische Autor Bert Wagendorp in seinem Roman herbeizaubert. Zum einen das mittelalterliche, titelgebende Städtchen, in dem die ebenso mitellalterlichen Protagonisten, vier Freunde um die fünfzig einem ihrer Clique beistehen, um aus einer Bruchbude seinen Traum zu verwirklichen, zum anderen die Freundschaft der vier, die „Wir waren jung und hatten nicht vor, jemals alt zu werden. Wer alt wird landet in der Gefahrenzone, und das kam einfach nicht infrage.“ ihr Motto straight verfolgen. Vielleicht muss man sich als LeserIn in ähnlichem Alter befinden, um diesen Roman zu goutieren. Vor 20 Jahren hätte ich „Ferrara“ wohl entnervt wegggelegt. Ein Schrifsteller schreibt als Ich-Erzähler über seine Freundschaft zu nem Haufen alter Säcke. Kurz hab ich mich nach den ersten Seiten dabei erwischt, dass mich ein Buch über Männer dieses Alters, die noch dazu begeisterte Radler sind, nicht sonderlich interessiert, aber Wagendorp hat mich eingefangen. Er haut Sätze raus, die lange nachhallen und das mit Augenzwinkern trotz aller Tiefe, mit dieser behutsamen, leicht verspielten Ernsthaftigkeit präsentiert er seine Protagonisten und es ist dadurch eine Freude sie näher kennenlernen zu dürfen. Diese „…florierende Genossenschaft geteilter Erinnerungen …“. Die Freunde Joost, David, Bart und André sind seit Jahren in losem Kontakt. Immer wieder versammeln sie sich, sei es bei einem Stones Konzert: „Keith Richard und Mick Jagger waren unsere Helden, und wir ließen kein Konzert aus. Nicht wegen ihrer Musik, die kannten wir ja allmählich, sondern weil sie auf der Bühne als Apostel der Ewigkeit unser Credo verbreiteten: Tod ist Unsinn und Altwerden eine Unverschämtheit.“ Einen haben sie bereits verloren, doch Peter, der fünfte im Bunde ist in Gedanken immer dabei. Auch wenn sein Tod mehr als dreissig Jahre zurückliegt. Bart ist der Schriftsteller, er berichtet, und er ist auch der Vater einer jungen Journalistin, die in den nahen Osten, unter anderem auch Syrien zieht, um von dort zu berichten. Mit wunderbarer Leichtigkeit verwebt der Autor die Geschichten ineinander, lässt Bart neue Geschichten über Ferrara recherchieren, führt alle Fäden zusammen zeigt, wie die Freunde und die Freundschaft sich dem Unvermeidlichen stellt. Charmant, bewegend, nachdenklich machend und berührend. Ferrara kann man entzückt weglesen, es hallt aber lange nach und es ermutigt die LeserInnen, eigene Wege zu finden sich mit dem Unvermeidliche abzufinden. Ein tiefes und doch leichtes Buch für einen Sommer, der irgendwann in den Herbst übergehen wird. Ein Buch, das man ungern weggelegt nach dem Lesen. Ferrara ist die Fortsetzung des Romans „Ventoux“. Autor Bert Wagendorp begeisterte mich bereits mit „Tanz um die Wahrheit“. Ventoux muss wohl auch noch gelesen werden. Sein Erzählstil begeistert mich.

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