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Rezensionen zu
Das Land der Anderen

Leïla Slimani

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Die französisch-marokkanische Autorin Leïla Slimani kann man nur feiern. Wieder ein Buch, dass es zu lesen lohnt! Sie packt viele Themen in ihren neuen Roman ‚ Das Land der Anderen‘ und erzählt eine Geschichte aus dem letzten Jahrhundert, aber trifft uns in der Gegenwart. Es ist der erste Teil einer Familiensaga, die sich der Geschichte Marokkos widmet. Mathilde ist die Protagonistin dieses Romans. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges verliebt sie sich als junge Frau in einen marokkanischen Offizier, der für die Franzosen kämpfte - Amine. Sie wagt es mit ihm nach Marokko zu gehen um ein eigenes Leben zu führen fernab der eigenen Familie. Dort leben sie dörflich bei Meknes auf dem geerbten Hof von Amine. Hier möchte er in trockener Eben als Bauer leben und den Traum seines Vaters verwirklichen hier ernten zu können. Angekommen ist Mathilde, aber findet zum einen patriarchalische Strukturen vor mit sehr traditionellen Lebensweisen in der sie als Frau eine bestimmte Rolle einzunehmen hat. Sie kümmert sich vorrangig um die beiden Kinder, hat aber als „Andere“ Privilegien, darf sich dafür aber auch nicht einmischen. On top kommt die Sicht auf Marokko als Land, dass die Franzosen kolonialisiert haben und spürt den lokalen Rassismus, die immer die „Anderen“ trifft – egal auf welcher Seite. Eine französische Perspektive, aber von unten auf diesen Kolonialmacht und Wehr gegen die Besatzungsmacht. Ein spannender Ansatz. Dieser erste Band endet mit dem Jahr 1955. Turbulente Zeiten in Marokko -aber ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, lest selbst. Ich war bisher recht unbewandert in marokkanischer Geschichte und wie Frankreich als Kolonialmacht dort herrschte und wie die Unabhängigkeitsbewegung ihren Lauf nahm. Ich fand diesen Aspekt des Romans äußerst bereichernd. Außerdem war der Themenkomplex der „Mischehe“ besonders spannend geschrieben, die beiden im Verhältnis zueinander, das Verhältnis zu den Lokalen inklusive der Familie und wie die Franzosen es aufnahmen. Diese ganze Geschichte wird nüchtern erzählt von Leïla Slimani, aber so durchdringlich, dass es einen fasziniert. Wie immer reibt sie sich an den Themen und es knirscht auch mal und rüttelt den Leser auf ihre ganz eigene Weise auf. Lesenswert!

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Zeitzeugnis marokkanischer Geschichte

Von: Helga Hensel aus Herzogenrath

20.08.2021

Mathilde verliebt sich in den Marokkaner Amine Belhaj und folgt ihm nach Ende des Zweiten Weltkriegs in seine Heimat. Amines Vater hat einen Hof in der Nähe von Meknès bewirtschaftet und seinem Sohn hinterlassen. Entgegen gewisser Hoffnungen, die einem jugendlichen Freiheitsdrang entsprangen, erwartet Mathilde ein hartes, entbehrungsreiches Leben als Hausfrau und Mutter, während ihr Mann versucht, dem kargen Land Erträge abzuringen, um seine Familie zu ernähren. Bei den wenigen Gelegenheiten, wo Mathilde für Besorgungen oder gesellschaftliche Verpflichtungen in der Stadt ist, erlebt sie den alltäglichen Rassismus der französischen Kolonialisten, deren Einstellung eine Misch-Ehe überdies nicht vorsieht. Auch das Frauenbild der Einheimischen sowie ein gewisses sich-nicht-verständlich-machen-Können gegenüber ihrem eigenen Ehemann ernüchtern die junge Frau. Schnörkellos und bar jeglicher Schönfärberei schildert Slimani den Alltag, durch den ich Mathilde, Amine und ihre Familie begleite. Die landestypischen und historischen Gegebenheiten erscheinen mir fundiert und verleihen dem Buch eine gewisse Schwere, welche mich umfängt. Umso bewundernswerter Mathilde, die – abgesehen von einem kleinen Moment der Schwäche – sich in ihr Schicksal fügt, die Herausforderung annimmt und sich letztlich sogar ein klein wenig Eigenständigkeit verschaffen kann. Grundlage des Romans bietet die Geschichte der Großeltern von Leïla Slimani. Dadurch ist dieser Roman auch ein Zeitzeugnis. Dieses Buch habe ich gerne gelesen. Es ist eine ernste Form der Unterhaltung, die mir auch ein Stück Weltgeschichte nahegebracht hat, welches mir so nicht bekannt war. Dieses eBook habe ich im Rahmen des Angebots von PenguinRandomhouse-Testleser vorab lesen dürfen. Leïla Slimani, Das Land der Anderen, Roman, eBook, Luchterhand Verlag, 17,99 €, 384 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 24.05.2021

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Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Ich bin schnell in die Geschichte reingekommen und hätte das Buch in einem Rutsch durchlesen können. Mathilde war als Protagonistin schön ausgearbeitet und ich konnte ihre Handlungen zu jedem Zeitpunkt gut nachvollziehen. Auch Amine hat mir als Charakter ebenfalls gut gefallen; sein Zwiespalt - der Soldat, in den sich Mathilde verliebt, und der Mann, der in die Sitten und Gebräuche seines Landes eintaucht - kommen gut zum Ausdruck. Die schwierige Miteinander der beiden im für Mathilde fremden Marokko, fernab der Illusion und von Abenteuerlust, hat mich überzeugen können. Ihre wie eine Flucht aus dem Elsass und einem vermeintlich biederen Leben endet nicht, wie sie es sich vorgestellt hat, lässt sie als Frau und später auch Mutter aber enorm wachsen und reifen. Das vorherrschende Klassensystem und das dort herrschende Patriarchat werden sehr gut dargestellt und regen zum Nachdenken an. Auch die Nebencharaktere fand ich gut ausgearbeitet, sowohl die mir sympathischen als auch die mir unsympathischen. Die Handlung an sich hat mich von sich überzeugen können. In dem Buch wurden ziemlich viele wichtige und teilweise schwierigen Themen dargestellt, angefangen bei Frauenrechten, Tabus und (fremden) Traditionen, und noch so vieles mehr. Das Buch regt zum Nachdenken, vielleicht auch einmal über unsere Selbstverständlichkeiten.

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Mathilde

Von: anonymo

08.08.2021

Die Buchbeschreibung hat mich sofort angesprochen. Die Zeit in der diese Geschichte spielt fand ich interessant. Auch die Orte und ihre Verbindungen, ihre Historie und in welcher Beziehung sie zueinander standen. Es gibt viele Protagonisten, wobei Mathilde stark im Vordergrund steht. Ihr Charakter ist sehr komplex und man konnte sich gut in sie hineinversetzen. Jung, ungestüm und voller Lebenslust gerät sie in eine Situation, die sie sich so nicht vorgestellt hatte. Die Themen die hier zur Sprache kommen, wie Kolonialisierung, Religion und die Rolle der Frau, Sexismus, Erziehung, zeigen, wie Mathildas Leben ihren Lauf nimmt. Ich hätte mir etwas mehr Zeit und Ruhe gewünscht für diese Geschichte. Vieles wurde zu schnell und nebensächlich abgehandelt.

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Mathilde, jung, groß, blond, Elsässerin, Christin. Eine stattliche, lebenslustige Frau. Amine Belhaj, klein, schmächtig, Marokkaner, Muslim. Ein ehemaliger Soldat, der noch die Narben des Zweiten Weltkriegs trägt. Völlig ungleiche Paar lernen sie sich 1947 in Frankreich kennen, heiraten und lassen sich in der Nähe von Meknès nieder. Die gegenseitige Erwartung ist groß doch Mathilde leidet unter Kulturschock, weißt nicht, wie sie sich verhalten soll. Wo Amine den kargen Land, den er von seinem Vater geerbt hat, versucht mit allem Kräfte fruchtbar zu machen, zieht Mathilde die gemeinsamen Kinder groß, dabei fühlt sie sich einsam und oft ist sie nicht nur traurig, auch wütend. Doch es sind nicht nur die familiäre Probleme, die das junge Paar bewältigen müssen denn in den 50'ern eine Ehe zwischen einem Marokkaner und einer Französin ist nicht vorgesehen. Dazu kommen alltägliche Rassismus, die von Männern dominierten Traditionen und Konflikte zwischen den einheimischen und Franzosen. Aber Mathilde lässt sie sich nicht klein machen und gibt nicht auf... Basiert auf dem Leben von der eigenen Großmutter nimmt Slimani uns nach Marokko und schildert sehr bildhaft das Leben des Bewohners. Schnörkellos, sehr ehrlich und ungeschönt erzählt sie über in zwei Kulturen geteiltes Land. Einerseits die Franzosen, die in dem eigenen Stadtteil wohnen und leben wie in Vorkriegszeiten in Frankreich, anderseits die Marokkaner, die in einfachen Bedingungen, mit viel Sorge und Not den Tag überstehen. Und Frage aller Fragen „Wer sind die Anderen?“ Ein vielschichtiger, fassettenreicher, lebendiger Roman der über patriarchale Geringschätzung die Frauen, über Herkunft, Heimat, Rassismus. Es ist der empfehlenswerter erster Band von Leila Slimani's auf drei Bände geteiltes Familiensaga und ich bin sehr gespannt auf das zweite Band, in der Sie von dem Geschichte ihrer Mutter erzählen wird.

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Seitdem Leïla Slimani 2016 für ihren Roman Dann schlaf auch du mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurde, gilt die 1981 in Rabat/Marokko geborene Autorin als eine der renommiertesten und einflussreichsten Autor:innen Frankreichs. Psychologisch genau, offen, nüchtern und eher knapp war auch bereits ihr erster Roman All das zu verlieren, der auf Deutsch erst 2019 veröffentlicht wurde. Nun erscheint von Leïla Slimani ein etwas anderes, auf drei Teile angelegtes Romanprojekt, das episch breiter eine Familiengeschichte zwischen Frankreich und Marokko erzählt, die sehr derjenigen der Autorin ähnelt – Das Land der Anderen ist der erste Band. 1944 lernt die junge Elsässerin Mathilde den für Frankreich kämpfenden Marokkaner Amine Belhaj kennen und verliebt sich in den gutaussehenden Soldaten. Dieser ist von der großen, blonden, unabhängigen Frau bezaubert, sie heiraten. Nach dem Krieg ziehen sie von Mühlhausen in die Nähe der Stadt Meknès am Fuße des Mittleren Atlasgebirges. Hier hat Amine ein Stück Land und ein einfaches Haus geerbt. Hier will er ein erfolgreicher Landwirt werden und versucht sein Glück mit dem Olivenanbau. Für Mathilde war die Hochzeit ein Abenteuer, ein Ausbruch aus ihrer bürgerlichen Welt, in der sie sich langweilte. In Marokko aber holt sie schnell die Wirklichkeit ein. Ihr Zuhause liegt zu weit draußen, als dass sie regelmäßig am gesellschaftlichen Leben der Stadt teilnehmen könnten. Außerdem gehört Mathilde weder ganz zur französischen Gemeinde, die in der „ville nouvelle“ ein noch weitgehend koloniales, separiertes Leben führen, noch zur marokkanischen Bevölkerung, die die Europäerin misstrauisch beäugt. Auch kehrt Amine zu den patriarchalen Gepflogenheiten seiner Heimat zurück. Hat Mathilde noch eine gewisse Freiheit, unterdrückt er seine Schwester Selma gnadenlos. Als ihr Verhältnis mit einem jungen Franzosen bekannt wird – Mathilde ist daran nicht ganz unschuldig -, verheiratet er sie mit seinem viel älteren Regimentskameraden Mourad. Mathilde, für die die Großmutter der Autorin Modell stand, fühlt sich einsam und als Außenseiterin, passt sich aber weitgehend an. Ein längerer Frankreichaufenthalt nach dem Tod ihres Vaters bietet ihr die Gelegenheit zum Ausbruch, die Liebe zu ihren beiden Kindern Aïcha und Selim lässt sie aber zurückkehren. Die kleine Aïcha wird im nächsten Band heranwachsen und ist der Mutter Slimanis nachgebildet. Die Unterdrückung der Frau in den alten patriarchalen Systemen Marokkos ist eines der Themen, die Leïla Slimani in Ein anderes Land anspricht. Mathilde wird ihre Aufgabe in einer Krankenstation finden, wo sie die einfachen Leute medizinisch versorgt, soweit sie das vermag. Aber sie leidet. „Sie hatte sich nicht vorstellen können, was Emigration wirklich hieß.“ Auch ein Freund der Familie, der ungarische Jude Dragan, den die Verfolgung nach Marokko verpflanzt hat, weiß davon ein Lied zu singen. Aber nicht nur den Frauen im Land fehlt die Selbstbestimmung. Ein ganzes Volk lebt unterdrückt von seinen Kolonisatoren, auch wenn Marokko offiziell nur ein "Protektorat" Frankreichs ist. Zu Beginn der 1950er Jahre beginnt sich dagegen Widerstand zu regen. Amines Bruder Omar ist in der Rebellenorganisation aktiv. 1956 wird Marokko unabhängig. Die Familie und besonders die Kinder Aïcha und Selim stehen zwischen den Fronten. Sie fühlen sich ein wenig wie der „Zitrangenbaum“ im Garten „‚Wir‘, sagte er, ‚sind wie dein Baum, halb Zitrone, halb Orange. Wir gehören zu keiner Seite.‘ (...) Während er leise auf den Flur trat und die Tür schloss, dachte er, dass die Früchte des Zitrangenbaums ungenießbar waren.“ Es geht Leïla Slimani also auch um Identität in Ein anderes Land. Sie entfaltet ihre Themen in einem historischen Tableau, das aber niemals üppig oder ausufernd wird. Sie erzählt fast nüchtern und leicht distanziert, eher konventionell, dabei aber atmosphärisch, lebendig und mitreißend. Durch die verschiedenen Perspektivwechsel wird die Spaltung und Zerrissenheit der Protagonisten besonders deutlich. Man darf auf die Fortsetzungen gespannt sein.

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Dieses Buch ist ganz anders als Leïla Slimanis Pageturner »Dann schlaf auch du«, aber nicht minder lesenswert. Die Sprache ist hier üppiger und bildreicher, das Erzähltempo vergleichsweise gemächlich. Die Handlung schweift ab, und streift auch das Leben der zahlreichen Nebenfiguren. Der ausschweifendere Stil passt aber gut zum Sujet, der Roman gewinnt dadurch an Tiefe und Würze. Facettenreiches Porträt einer Auswanderin, deren Träume zerplatzen und die im damaligen französischen Protektorat zwischen allen Stühlen sitzt.

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Das Land der Anderen

Von: Anna

20.07.2021

Das Land der Anderen ist ein tolles Buch, dass sehr vielschichtig ist. Hauptsächlich geht es um Mathilde und Amine, die versuchen sich ein gemeinsames Leben in Marokko aufzubauen und das gegen alle Widrigkeiten wie dürres Land, unterschiedliche kulturellen Hintergrund und dem normalen Alltagswahnsinn. Zusätzlich begleitet man die beiden Kinder der Beiden, die ebenfalls versuchen als "Mischlingskinder" ihren Platz in der Welt zu finden. Und ganz nebenbei begleitet man noch Amines Mutter und Schwester die in völlig unterschiedlichen Zeiten leben und versuchen ihr Leben als selbstbestimmte Frauen zu leben. Das Buch ist sprachlich ziemlich ruhig gehalten - es feiert ebenso bedächtig Erfolge, wie es Niederschläge nicht überdramatisiert. Am Ende des Buches möchte man gerne noch weiterlesen um zu erfahren, was nun aus den ganzen Charakteren, die einem im Verlauf des Buches ans Herz wachsen, wird.

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