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Rezensionen zu
Der Polizist

John Grisham

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Häusliche Gewalt ist immer ein Thema, das unter die Haut geht, und die Zahlen für den amerikanischen Bundesstaat Mississippi, in dem der neue Justizthriller von John Grisham verortet ist, sind erschreckend: Jede dritte Frau wird wird im Lauf ihres Lebens ein Opfer häuslicher Gewalt, pro Tag gehen ca. 21.000 Hilferufe bei der Notrufzentrale ein. Wenn es Schußwaffen im Haus gibt, sind 94 % der Opfer weiblich. Und das sind nur die dokumentierten Fälle. Jack Brigance, Anwalt in Clanton, Mississippi, hat es allerdings mit einem männlichen Opfer zu tun. Stu Kofer ist gut angesehen in Clanton. Army-Veteran, zuverlässiger Deputy, der immer einspringt, wenn Not am Mann ist. Aber er hat auch eine dunkle Seite, die immer dann zum Vorschein kommt, wenn er sich betrinkt, denn dann kann er seine Aggressionen nicht mehr kontrollieren und und prügelt im Rausch auf seine Freundin ein. So auch an dem Tatabend, an dem er sie im Vollrausch bewußtlos schlägt. Aber diesmal ist genug wirklich genug, und so schnappt sich ihr Sohn, der 16jährige Drew seine Dienstwaffe und erschießt ihn. Einschub: Wenn ein Bundesstaat die Zahl seiner Hinrichtungen nach oben schrauben will, erlässt er kurzerhand Gesetze. Beispielweise, dass die Tötung eines Polizisten, auch wenn dies nicht im Dienst geschieht, IMMER die Todesstrafe nach sich zieht. Dass ein sechzehnjähriger Straftäter wie ein Erwachsener zu behandeln und auch nach Erwachsenenrecht zu verurteilen ist. So geschehen in Mississippi. Auf Wunsch von Richter Noose übernimmt Brigance den Fall als Pflichtverteidiger und wird in kürzester Zeit zum meistgehassten Einwohner in Clanton. Aber er wäre nicht der engagierte Anwalt, den wir bereits in „Die Jury“ und „Die Erbin“ kennengelernt haben, wenn er sich ungeachtet der Tatsache, dass ihn dieses Mandat an den Rand des finanziellen Ruins treiben wird, in die Verteidigung verbeißen und gegen alle Widerstände für den jugendlichen Straftäter kämpfen würde. Grisham ist ein Meister seines Fachs, schreibt über das, was er kennt. Zeigt die Bigotterie des „Bible Belt“ auf, spart auch den Rassismus nicht aus, ebenso die Verachtung, mit der der „White Trash“ behandelt wird. Er wählt die Themen aus, die ihm am Herzen liegen. Das gerät manchmal etwas zu ausführlich, zu langatmig. So auch hier, denn der Prozess gegen Drew nimmt nur ca. ein Viertel des knapp 670 seitigen Romans ein. Die restlichen Dreiviertel lernen wir gefühlt jeden Einwohner von Ford County, jeden Sachverständigen, Anwaltskollegen etc. kennen. Erfahren, welche Hürden im Prozesswesen zu nehmen sind und gewinnen tiefe Einblick in die widersprüchlichen Gefühle der Verteidigung, wenn es um die moralische und ethische Frage geht, ob ein Mord gerechtfertigt sein kann und ein Täter straffrei ausgehen darf. Eine Frage, die nicht beantwortet wird, aber über die es sich lohnt, nachzudenken.

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