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Rezensionen zu
Die Telefonzelle am Ende der Welt

Laura Imai Messina

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Die Telefonzelle am Ende der Welt steht in einem kleinen Garten in Otsuchi und ist als gleichnamiger Roman von Laura Imai Messina verfasst. Der Roman behandelt die Geschichte von Yui, die durch den Tsunami im März 2011 ihre Mutter und ihre Tochter verloren hat und von Takeshi, der seine Frau durch eine Krankheit verlor. Der Fokus der Handlung liegt auf Yui, die inzwischen in Tokio als Radiomoderatorin arbeitet. Als während einer Sendung über Trauer und die Verarbeitung des Verlustes der Garten des Windes erwähnt wird, fährt Yui nach Otsuchi. Dort soll die Telefonzelle des Windes in einem wunderschönen Garten am Meer stehen. Das Haus, in dessen Garten die Telefonzelle steht, gehört Suzuki-san. Als sie das erste Mal dort ist, lernt sie den Arzt Takeshi kennen. Er hat seine Frau verloren und kommt nun nach Otsuchi um mit seiner Frau zu sprechen. Das Telefon des Windes ermöglicht des Hinterbliebenen nämlich in den Hörer zu sprechen und das Gefühl zu haben, dass der geliebte, verlorene Mensch antwortet. Wie genau das Telefon funktioniert, weiß niemand so genau; aber dass es funktioniert, steht außer Frage. In der Folge fahren Takeshi und Yui einmal im Monat nach Otsuchi, was von Tokio aus eine etwa 7-stündige Fahrt ist. Während Takeshi regelmäßig mit seiner Frau spricht und so langsam über den Verlust hinwegkommt, kann sich Yui nicht überwinden mit ihrer Mutter oder ihrer kleinen Tochter zu sprechen und so meidet sie Monat um Monat die Telefonzelle. Häufig werden sie von Suzuki-san eingeladen und sitzen mit ihm und weiteren Gästen im Teezimmer und trinken Tee und unterhalten sich. Dabei treffen Yui und Takeshi immer wieder Menschen, die ihnen ihre Geschichten erzählen. Einmal erfahren sie de Geschichte eines wütenden Vaters, der auf seinen Sohn schimpft, weil dieser leichtsinniger Weise bei einem Spaß ertrunken ist. Sie treffen einen jungen Mann, der seinen Vater verlor, obwohl dieser noch lebt. Während all dieser Monate und gemeinsamen Fahrten kommen sich Yui und Takeshi näher. Da Takeshis Tochter nach dem Tod ihrer Mutter nicht mehr spricht, beschließt er irgendwann, sie mit zum Telefon des Windes zu nehmen, damit sie dort mit ihrer Mutter sprechen kann. Während Takeshi und Yui im Garten warten, spricht die Kleine ganz unerwartet mit ihrer Mutter über das Telefon und findet fortan ihre Stimme wieder. Yui und sie verstehen sich und so geht Yui irgendwann bei der kleinen Familie ein und aus. Sie kümmert sich um die Kleine und macht ihr sogar ihr Pausenbrot nachdem sie eingeschult wurde. Takeshi und Yui verlieben sich ineinander doch Yui ist sich unsicher, ob sie die Tochter von Takeshi lieben kann, wie die Beziehung zu ihr aussehen wird, wenn die Kleine jugendlich ist und ob sie wirklich ein solches Glück wie einen Neuanfang zulassen kann, wo sie doch das wertvollste überhaupt verloren hat. Ich habe Die Telefonzelle am Ende der Welt von Laura Imai Messina als Hörbuch gehört und werde deshalb in meiner Rezension sowohl auf das Medium als auch auf den Inhalt eingehen. Bei diesem Roman sind meine Gefühle unglaublich ambivalent. Auf der einen Seite finde ich die Geschichte wunderschön und berührend auf der anderen Seite hatte sie auch einige Fehler, die mir nicht gefallen haben. Ich will versuchen im Folgenden zu erklären woher meine Gefühle kommen. Der Roman hat unglaublich viel Potential. Es ist eine unglaublich berührende Geschichte wie zwei Menschen, die einen unsagbar großen Verlust durchmachen mussten, gerade durch diesen Verlust gestärkt werden und einander finden (schließlich wären weder Takeshi noch Yui ohne ihren Verlust am Telefon des Windes gewesen). Die Geschichte könnte unglaublich poetisch sein, aber mir haben hier die leisen Töne gefehlt, die Gefühle der Protagonisten, die wunderschönen Landschaftsbeschreibungen (die man bei einer Kulisse von einem Garten des Windes direkt am Meer) hätte erwarten können. Leider fehlte mir hier alles. Ja, Yui ist verunsichert durch den Verlust und ob sie das Glück mit Takeshi zulassen kann, aber seine Gefühle werden nie beleuchtet und Yuis Gefühle bleiben auch immer oberflächlich. Dass man in sie hineintaucht, geschieht eigentlich gar nicht. Das hat bei mir leider dafür gesorgt, dass mir die Figuren unsympathisch waren (weil sie teilweise so gefühlskalt wirkten) und ich mich so gar nicht mit ihnen identifizieren konnte. Auf der anderen Seite ist die Idee eines Telefon des Windes wirklich wunderschön. Gerade wenn man irgendwann mal einen Verlust durchgemacht hat, kennt man das Gefühl vielleicht, dass Dinge ungesagt geblieben sind und es schön wäre, wenn man diese Dinge noch sagen könnte und auch das Gefühl hätte, dass sie beim Verstorbenen ankommen. An der ein oder anderen Stelle fand ich den Roman schon fast hilfreich für eine mögliche Trauerarbeit, weil (zumindest am Anfang) viele interessante Aspekte genannt wurden, die zum Nachdenken anregen. Gerade weil ich aber – wie oben erwähnt – ein ruhiges Buch mit einer gewissen Poetik erwartet hatte, haben mich die sehr brutalen Schilderungen des Tsunami (von im Wasser schwimmenden Leichen) sehr getroffen und sorgten dann auch dafür, dass ich mich mit dem Hörbuch an der ein oder anderen Stelle nicht wohl fühlte. Ich hätte es einfach schön gefunden, wenn aus dem Klappentext etwas deutlich hervorgehen würde, dass das Buch auch die Schrecken des Tsunami ungeschönt beschreibt, damit ich vorbereiteter gewesen wäre. Die kleinen Zwischenkapitel haben mir sehr gut gefallen, weil sie den Roman auflockern und ein bisschen was anderes sind. Hierzu gehörten dann beispielsweise die Songs, die in Yuis Sendung am Anfang des Romans gespielt wurden, die Süßigkeiten, die Yui und Takeshis Tochter auf dem Weg nach Otsuchi gegessen haben und solche Dinge. Das Cover, das wirklich schön und sehr minimalistisch ist, hat mir gut gefallen, wenngleich das ja bei einem digitalen Hörbuch leider nicht ins Gewicht fällt. Mir gefiel es auch gut, dass der Hörbuch-Download nicht gekürzt war, außerdem hat die Stimme von Yara Blümel sehr gut zur Protagonistin gepasst und hat ihren Charakter toll unterstrichen. Vor allem bei einer Protagonistin, die als Radiomoderatorin arbeitet, ist eine angenehme, zur Figur passende Stimme besonders wichtig und diese Auswahl ist dem Verlag wirklich toll gelungen. Meiner Ansicht nach hat sie auch die japanischen Namen, Städtenamen und Begriffe gut betont; wobei ich das natürlich nur sehr eingeschränkt beurteilen kann. Insgesamt hat mir Die Telefonzelle am Ende der Welt von Laura Imai Messina ganz okay gut gefallen. Ich hatte von dem Roman etwas anderes erwartet und war deshalb ein bisschen enttäuscht, zumal ich mich in die Figuren (vor allem in Yui) nur schwer hineinversetzen konnte. Dennoch gefällt mir die Idee an sich und auch die Hörbuchumsetzung gefiel mir ganz gut.

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