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Rezensionen zu
Echo

Thomas Olde Heuvelt

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"Echo" ist ein ganz besonderer Horrorroman – ungewöhnlicher, innovativer und kreativer, als erwartet, aber für typische Horrorfans vielleicht etwas zu langatmig. Gerade im Mittelteil beschreibt Heuvelt sehr bildgewaltig und sprachlich opulent durch die Augen von Nick die Obsession des Alpinisten. Wenn der Niederländer die Anziehungskraft eines „neuen“ Berges beschreibt, das Gefühl, gemeinsam mit den anderen am Gipfel zu stehen, sich durch die anbrechende Dämmerung müde den Berg hinunterzukämpfen oder mit plötzlich hereinbrechenden Unwettern konfrontiert zu werden, dann ist man als Hörer hautnah dabei. Heuvelt erzählt in "Echo" von Bergen, die eine Seele haben, beschreibt die Bergbesteigung als Kampf gegen den Berg, die für unseren Protagonisten und seinen verstorbenen Freund teilweise schon etwas Sexuelles hat. "Echo" spiegelt anschaulich die Passion der Bergsteiger für die (Schweizer) Berge – für schwer zugängliche Höhen, die wie Sirenen nach den Extremsportlern rufen, die sich deren Gesang nicht mehr entziehen können, wenn sie ihn einmal vernommen haben. Hochleistungssportler, die die Herausforderung suchen und dabei auch ihr Leben riskieren – zumindest oftmals in den Augen ihrer Lieben, die diese Leidenschaft nicht teilen. Die Geschichte selbst beginnt am Berg Maudit im Kanton Wallis, am 8. August 2018: Der Niederländer Nick erleidet beim Klettern in den Schweizer Bergen einen Unfall. Nicht nur diverse Knochenbrüche trägt er davon, auch sein Gesicht wird entsetzlich entstellt. Doch sein Kletterpartner Augustin bezahlt das Unglück sogar mit dem Leben und endet in einer Gletscherspalte. Aber schon kurz nach dem Unglück gibt Nick seinem amerikanischen Freund Sam zu verstehen, dass es gar kein Unfall war. Zunächst nimmt Sam an, dass Augustin Nick aus irgendeinem Grund nach dem Leben getrachtet und dieser ihn in Notwehr umgebracht hat. Doch rasch erkennt er, dass die Ursache für den Unfall und die Verletzungen vielleicht eine andere ist, schlimmer ist: Warum rennt eine Krankenschwester schreiend weg, als sie Nick ohne Verbände sieht? Warum sterben im gleichen Krankenhaus in einer Nacht 32 Patienten auf mysteriöse Weise? Warum begehen diverse Personen, die Kontakt mit Nick haben, Tage oder Wochen später Selbstmord oder sterben auf andere Weise? Und ist der Nick, der aus dem Krankenhaus entlassen wird, wirklich Sams Nick? Hat der Unfall etwas Dunkles in ihm geweckt, das schon immer da war, aber jetzt aus Tageslicht tritt? Oder ist da etwas in Nick, das dieser vom Berg mit heruntergebracht hat und das jetzt langsam die Herrschaft über ihn übernimmt und eine Gefahr für Sam und alle darstellt, die mit ihnen in Kontakt kommen? Oder ist die Antwort viel einfacher: Leidet Nick unter den psychischen Nachwirkungen des Unfalls und seiner Entstellung (Psychose)? Auf der Suche nach einer Erklärung für die Geschehnisse begeben sich Nick und Sam wieder in die Schweiz, in ein kleines Dorf an Fuß des Maudit. Doch dort stoßen sie nicht nur auf Feindseligkeit, sondern auch auf noch mehr Rätsel: alte Menschen, die sich als Sühneopfer in die Berge begeben, unsterbliche Alpenkrähen, die – so der lokale Mythos – die Seelen der Verstorbenen in sich tragen, schemenhafte Gestalten ohne Augen und stürmische Nächte, in denen das Echo die Menschen heimsucht – die Stimmen der Elenden, des Bösen, das übrig bleibt, wenn das Gute, die Seele, den Körper der Menschen verlassen hat, die auf dem Berg ums Leben gekommen sind. Die Hinweise verdichten sich, dass tatsächlich etwas Übernatürliches, Nichtmenschliches, Böses seine Hand im Spiel hat – und nicht nur den Figuren des Romans den Schlaf raubt, sondern auch dem Hörer, der der Geschichte lieber nicht im Dunkel einer einsamen Wohnung lauschen sollte. Der Hörer/Leser folgt dieser Geschichte durch Tagebucheinträge, Kurznachrichten und Mails der beiden Protagonisten, des Niederländers Nick und seines amerikanischen Freundes Sam. Nick ist ein gutausehender Mann Mitte zwanzig, der in Amsterdam lebt und für Lonely Planet auf Reisen geht. Seit einigen Jahren ist er mit dem Amerikanischer Sam zusammen, einem Party-Boy mit einer Schwäche für Luxus und gutgebaute Schönlinge. Dieser steht unerwartet vor einer Lebensentscheidung: Was ist, wenn es für ihn nach der schrecklichen Entstellung seines Freundes nicht nur um die Frage geht, ob er die Beziehung auch jetzt noch aufrecht erhalten will, wenn sein Partner nicht länger wunderschön ist? Nein, er ist auch mit der Frage konfrontiert: Was ist, wenn der Mann in dem Krankenhausbett zwar wie sein Freund aussieht, aber jemand anderes, etwas anderes ist? Er versichert Sam zwar heute noch seiner großen Liebe, ergreift aber morgen schon die Flucht, als es hart auf hart kommt. Doch getrieben von Schuldgefühlen und seiner Liebe zu Nick, kehrt er an dessen Seite zurück. Es fällt streckenweise schwer, Sam sympathisch zu finden, was für mich auf dessen ständige Überlegungen zu gutgebauten Kerlen zurückzuführen ist und zu seinem etwas seltsamen Verhältnis zum Prometheus-Mythos, seinem ersten Man Crush. Er hat eine Schwäche für Bondage und in gewisser Hinsicht manifestieren Elemente des Prometheus-Mythos sich nach Nicks Unfall in seinem Leben. Etwas … schräg, aber im Gesamtkonzept der Geschichte durchaus schlüssig. Im Gegensatz zu Nick hasst Sam die Berge, was auf einen schrecklichen Brand in seiner Kindheit zurückzuführen ist, als er gemeinsam mit seiner Schwester Julia Urlaub in der Berghütte seiner Großeltern machte und nachts mit den Kohlen des Kamins spielte … Schwerverletzt musste der Großvater seine Frau und die beiden Kinder auf einem Schlitten ins Tal hinabbringen, was bei Sam eine Abneigung gegen Berge, gegen die Kälte, gegen Feuer und Dunkelheit geweckt hat. Den einzelnen Abschnitten/Kapiteln des Buches gehen dabei Zitate von Nietzsche, Stephen King, Bram Stoker, H. G. Wells, Ray Bradbury, H. P. Lovecraft, Mary Wollstonecraft und anderen voran – großen Klassikern der Horrorliteratur –, was die Richtung des Buches vorgibt. Interessanterweise gibt es tatsächlich einen Berg namens Maudit (was auf Deutsch „verflucht“ bzw. „verdammt“ bedeutet und für jeden interessierten Bergsteiger ein großes Warnzeichen sein sollte), der sich aber offenbar nicht dort befindet, wo er vom Autor angesiedelt wird. Der Maudit des Romans ist vom Teufel verflucht, so jedenfalls der örtliche Mythos, und liegt im „Tal der Echos“. Ein Tal bzw. ein Berg, die in keinem Bergführer festgehalten sind, die weder Bergführer noch Bergretter betreten und die die Bewohner der Gegend mit künstlichen und natürlichen Hindernissen versperren, damit sich niemand dorthin begibt. Ein Kritikpunkt darf auch nicht fehlen: Heuvelt verzichtet auf „erzählte“, „erwiderte“, „entgegnete“ und ähnliche Verben und beschränkt sich auf „sagte“, was in einigen Passagen aufgrund der Häufung ausgesprochen nervtötend ist. Ähnlich nervtötend sind die ständig eingeworfenen Anglizismen in deutschsprachigen Sätzen: fuck, bro, stud, trippy, twisted, no match, bitch’n hot tinder date, picturen, redemption cuteness overload, abs: check – packs: check … Da diese aber dazu dienen, Sams oberflächlichen Charakter zu beschreiben und seine besonderen Interessen, kann man über diese irgendwann hinwegsehen. Über das Hörbuch Das Hörbuch zu "Echo" wird von Matthias Lühn gelesen. Die Geschichte liest er sehr anschaulich – er schlüpft regelrecht in die einzelnen Figuren und nimmt den Hörer bzw. die Hörerin in das Grauen der Handlung regelrecht mit hinein. Mein Fazit: Ein ungewöhnlicher, aber sehr kreativer und innovativer Roman, der sich im Grunde nicht in ein Genre stecken lässt. Horror, Mystery, Drama, Liebesgeschichte – hier ist alles dabei. Allerdings verlangt er dem Leser bzw Hörer eine Menge Geduld ab, da der Autor sich sehr viel Zeit nimmt, um seine symbolhafte Geschichte zu erzählen – und das weder in chronologischer Reihenfolge noch aus nur einem Blickwinkel – und sowohl die Horrorelemente als auch die Bergsteigerelemente in allen Details auszugestalten.

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Bergsteigerdrama

Von: Tina

09.11.2021

Im Prolog werde ich erst einmal mit einem sehr düsteren, sehr gruseligen Hausflur konfrontiert und lerne etwas über Julia Averys Schicksal. Die Szenen dort sind schon recht gruselig und ich bin ein bisschen froh, das ich in einem relativ lebhaften Mehrfamilienhaus in einer sehr lebhaften großen Stadt wohne. Dieser Prolog erweckt den Anschein, das ich in einem ziemlichen blutigen und grausamen Hex-Variante landen werde. Allerdings trügt der Schein ja gerne mal … Krankenhaus Weiter geht es dann mit einem sehr langatmigen Abschnitt über Nicks Krankenhausaufenthalt, die Geschichte um Nicks und Augustins Aufstieg zum Maudit, eine Unmenge Fachbegriffe im Klettersport und ich fürchte schon ich bin im Theoriekurs “Klettern für Anfänger” gelandet. Aber ich werde auch mit Nicks inneren Konflikten, seinen Ängsten und Sorgen konfrontiert . was mich persönlich allerdings nicht dazu bringt, ihn besser zu verstehen. Beziehung Aber ich lerne hier auch Sam Avery, Nicks Lebensgefährten, kennen. Ich fand die Selbstverständlichkeit gut, mit der die Beziehung der beiden Männer geschildert wird - fast ohne vorurteilsbehaftete Attitüden - wenn man mal von ihrem erstes Treffen im Fitnessstudio absieht. Nick kann ohne die Berge nicht leben, Sam sieht in ihnen nur die Gefahr, in die sich Nick immer wieder begibt. Jetzt, am Krankenbett des vollkommen entstellten Nick sieht Sam all seine Ängste und Sorgen bestätigt. Perspektivwechsel Echo wird abwechselnd aus der Perspektive von Sam Avery und Nick Grevers erzählt und der Erzählstil macht den Unterschied der beiden Protagonisten noch mal deutlich.Nick wirkt sehr sachlich und sehr kontrolliert wenn über das Bergsteigen erzählt - aber er klingt verzweifelt, wenn er sich seinen Ängsten stellt. Sam wirkt hingegen irgendwie dauerhaft überrascht und wirkt auch ein bisschen oberflächlicher als Nick - seine Teile der Erzählung wirken immer ein bisschen wie die typischen Instagram-Posts. Horrorfrei Auf mich wirkt Echo wie eine Geschichte über die Aufarbeitung psychischer Traumata oder über eine sehr schwierige Paartherapie. Nick befürchtet, zu einer Art Monster zu mutieren und sieht sein entstelltes Gesicht als äußeres Zeichen dafür. Auf der anderen Seite hadert Sam mit der Erkenntnis, dass er vor allem dem perfekten Äußeren seines Mannes nachtrauert. Ich kann den Zwiespalt der beiden schon verstehen, finde ihn auch durchaus spannend - aber ich fand nichts, was ich wirklich als “horrormäßig” einstufen würde. Mein Fazit: Echo von Thomas Olde Heuvelt ist sowohl die Geschichte einer tragisch gescheiterten Bergtour, als auch die Geschichte einer sehr schwierigen Partnerschaft. Beides für sich kann sicher der Horror sein, aber dank der Verlagswerbung hatte ich etwas völlig anderes erwartet. Schade - mich hat das Buch ziemlich enttäuscht.

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