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Rezensionen zu
Behemoth

T.S. Orgel

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Ich glaube, die Bücher der Gebrüder Orgel gehören in die Kategorie der Bücher, die man entweder mag oder mit denen man halt gar nichts anfangen kann. Kurioserweise trifft auf mich persönlich irgendwie beides zu. So habe ich das Debüt der Autoren „Orks vs. Zwerge“ guten Gewissens verpasst, weil ich mit den ganzen „X vs. Y“-Romanen aus dem Fantasybereich, die eine Zeit lang en vogue waren, ebenso wenig anfangen kann, wie mit den in selber Zeit populären Büchern über bestimmte Fantasywesen, sei es „Die Orks“, „Die Drachen“ oder „Die Trolle“ – Markus Heitz´ „Zwerge“ mal ausgenommen. Es hat ja sogar mal jemand ein Buch über Goblins geschrieben … Eingestiegen bin ich erst bei „Die Blausteinkriege“, ein Fantasy-Dreiteiler, den ich durchgehend ziemlich gut bis großartig fand und den ich allen ansatzweise fantasybegeisterten Leserinnen und Lesern nach wie vor wärmstens empfehlen kann. Bei „TERRA“ war ich dann wieder draußen, weil ich gerade keine Lust auf Science-Fiction hatte, dafür arbeitete ich mich im Anschluss – und tue es noch – seit gefühlten Jahrhunderten durch „Das Haus der tausend Welten“, das bei mir so gar nicht zünden will. Dem Gesetz der ansatzweisen Serie nach hätte ich mit „Behemoth“ also eigentlich wieder Glück haben müssen. Aber auch hier gilt vermutlich: Man mag es oder man kann damit gar nichts anfangen. Zu Beginn des Buches bringen die Autoren der Leserschaft erst mal ihr Setting nahe: Nach Funden von außerirdischen Artefakten – hier könnten die Autoren bei „Mass Effect“ geklaut haben, ist aber nicht schlimm – macht die Menschheit einen bemerkenswerten Technologiesprung, der aufgrund der Tatsache, dass weite Teile der Erde mittlerweile unbewohnbar geworden sind, deren Rettung bedeuten könnte. Die FDP wäre begeistert. Mithilfe der neu erworbenen Technologie entwickeln alle drei mittlerweile besiedelten Himmelskörper – die Erde, der Mond, der Mars – jeweils ein Generationsraumschiff, um sich auf den Weg zu einer neuen bewohnbaren Heimat zu machen. Die Erde – unter Federführung des asiatischen Raums – geht mit der „Zheng He“ ins Rennen, der Mond schickt die „Tereschkowa“ auf die Reise und für den Mars startet die „Venta Chitru“. So wie unterschiedliche Länder oder Kontinente auf der Erde auch, verfolgen auch die drei Raumschiffe unterschiedlichen Ansätze und Lebensweisen. An Bord der „Zheng He“ ist alles bis ins kleinste Detail optimiert – unklusive der Menschen, in genetischer Hinsicht -, man lebt in einer Art Kastensystem und an und für sich recht basisdiktatorisch. Die Reisenden der „Tereschkowa“ sind gezwungenermaßen eher Bastler und Organisationstalente, die sich gegenseitig größtmöglich unterstützen. Die Passagiere der „Venta Chitru“ sind wiederum einerseits smombieartige Technikhörige, darüber hinaus aber eben auch in großer Anzahl kryostatisch eingefroreren, weswegen man von ihnen im Buch auch eigentlich am wenigsten mitbekommt. Der sich daraus entwickelnde Plot – zu dem komme ich später – hat durchaus seinen Reiz, seine spannendsten Momente hat „Behemoth“ aber aus meiner Sicht, wenn es sich mit über den Plot hinausgehenden Fragen zum Wesen des Menschen an sich beschäftigt. Das passiert selten und wenn, dann sicherlich nicht hochphilosophisch sondern eher oberflächlich, aber immer dann hat mit der Roman am besten gefallen, auch weil sich derartige Fragestellungen vor dem Hintergrund der inhaltlichen Ausgangssituation halt einfach anbieten. Die Handlung kommt mit dem Fund des Raumschiffwracks erst so richtig in Fahrt, Konflikte tun sich auf, es wird über weite Strecken action- und abwechslungsreich. Im späteren Verlauf kommt noch eine im Ansatz gruselige „Alien“-Komponente dazu. Zumindest hatte ich persönlich diese Assoziation, je länger die Lektüre andauerte, desto öfter hatte ich die junge Sigourney Weaver im Hinterkopf, keine Ahnung, was mit mir nicht stimmt. Grundsätzlich jedenfalls gibt es inhaltlich an „Behemoth“ wenig auszusetzen. In stilistischer Hinsicht bewegen sich die Gebrüder Orgel auf gewohntem Terrain. Damit will ich sagen, dass die Lektüre einerseits niemanden sprachlich überfordern sollte, andererseits, wie in anderen Büchern der Autoren auch, sich den aufmerksamen nerdlastigen Teilen der Leserschaft wiederum eine Reihe von Reminiszenzen an Genreklassiker von „Star Wars“ bis „Firefly“ offenbaren dürfte. Ausgiebige Kritik muss einzig und allein, dafür aber ausgiebigst, an den Charakteren geäußert werden, die mich teilweise so enorm geärgert haben, dass es sich auf den Gesamteiindruck des Buches ausgewirkt hat. Und da das für so ziemlich alle gilt, brauche ich keine Figur exemplarisch herausgreifen. Die Kritik wiederum liegt nicht darin begründet, dass die Figuren nicht nachvollziehbar gestaltet wären, ich an ihrer Entwicklung etwas auszusetzen hätte oder ähnliches, sondern schlicht und ergreifend an ihrem obercoolen Actionfilm-Babo-Gehabe, das mir fürchterlich auf den Zeiger ging. Mag die Situation auch noch so bedrohlich sein, die Charaktere der Orgels haben mit Sicherheit noch einen lässigen Spruch auf den Lippen, während sich der Normalsterbliche schon längst in Fötushaltung hinter der Replikator verkrochen und laut nach der interstellaren GSG 9 gerufen hätte. Natürlich, „Behemoth“ ist in gewisser Hinsicht die literarische Variante des Popcorn-Kinos und sollte beispielsweise irgendwann tatsächlich mal „Lethal Weapon 5“ ins Kino kommen – der Streifen soll ja angeblich tatsächlich gedreht werden – dann weiß ich ja auch, dass die Protagonisten darin nicht bei einem Glas Château Margaux über Sarte reden werden, sondern dass es explodieren und knallen und phasenweise albern sein wird und dass früher oder später jemand sagen wird, dass er zu alt für diesen Scheiß ist, mit anderen Worten: Grundsätzlich ist an einer eher humorvollen Herangehensweise auf Actionfilm-Niveau ja nicht wirklich etwas einzuwenden, ein bisschen ernsthafter darf es beim nächsten Mal aber doch gerne zugehen. In Summe bleibt ein unterhaltsamer, actionreicher Sci-Fi-Roman, der eigentlich beste Sommerlektüre darstellen würde, wenn besager Sommer nicht angeblich schon vorbei wäre.

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