Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen

Mario Giordano

Die Carbonaro-Saga (1)

(19)
(7)
(0)
(0)
(0)
€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Für „Terra di Sicilia“ hat der deutsch-italienische Autor Mario Giordano die Geschichte seiner sizilianischen Vorfahren genommen, sich von ihr inspirieren lassen, bestimmte Ereignisse herausgegriffen, diese weitergesponnen und mit der ihm eigenen Lust und Fähigkeit am Fabulieren zu einem großen Familienepos zusammengefügt. Herausgekommen ist dabei ein höchst unterhaltsamer Schmöker, der in allen Bereichen überzeugen kann. Wer nun aber glaubt, dass wir es hier einer typischen Migrantengeschichte der fünfziger Jahre zu tun haben, in der die Männer aus dem italienischen Süden um der Arbeit willen nach Deutschland gekommen sind, wird enttäuscht sein, denn Barnaba Carbonaro, die zentrale Person dieses Romans, derjenige um den sich alles dreht, ist zu dieser Zeit längst schon wieder zurück in die Heimat gereist und wird erst in den sechziger Jahren zurück nach Deutschland kommen. Von Sizilien nach Deutschland und zurück, von der Orangenplantage in Taormina bis zum Münchner Großmarkt, vom kleinen Buben ohne Schuhe bis zum geachteten Geschäftsmann. Wir begleiten Barnaba durch die Jahrzehnte. Von 1880 bis 1960. Den Tausendsassa mit den vielen Talenten und dem unbändigen Willen nach Reichtum und dem Wunsch, ein Imperium zu schaffen. Den Analphabeten mit der herausragenden Begabung für Zahlen. Den Netzwerker vor dem Herrn, der die Gesellschaft der Einflussreichen sucht, um im Fall des Falles selbst daraus einen Vorteil ziehen zu können. Mutig, leidenschaftlich und geschäftstüchtig, aber manchmal auch zu gutgläubig und risikobereit. Den, der alles auf eine Karte setzt, und wieder von vorne beginnt, wenn er verliert. Atmosphärisch, mit genauem Blick auf die archaische Gesellschaft Siziliens und die italienische Geschichte, eine wendungsreiche Story samt liebevoll und detailliert ausgearbeitetem Personentableau. Mitreißend und empathisch erzählt. Absolut empfehlenswert! Mario Giordano hat bereits angekündigt, dass es eine Fortsetzung geben wird, in der dann die in diesem Band eher zu kurz gekommenen Frauen der Familie Carbonaro die Hauptrolle spielen werden. Ich freue mich darauf!

Lesen Sie weiter

Ein lesenswerter Roman!

Von: Mareike

17.05.2022

Hier in dieser großartigen Familiengeschichte habe ich Barnaba Carbonaro kennengelernt, einen sehr interessanten Mann, der nun mit über 80 Jahren nach München zurückkehrt, um die Familie seines Sohnes zu besuchen. Er hat München schon immer geliebt und dort hat er jetzt noch etwas zu erledigen… Barnaba ist der Sohn eines ehemaligen Priesters und einer Wunderheilerin. Er ist in Taormina, einem kleinen Dorf in Sizilien in Armut aufgewachsen. Als er zehn Jahre alt ist, besitzt er nur eine Hose und ein Hemd, nicht mal Schuhe und lesen kann er auch nicht, aber dafür rechnen und das hat ihm seine Mutter beigebracht. Er hat ein exzellentes Gedächtnis für Zahlen und er träumt unerschütterlich vom Reichwerden. Die Schule interessiert ihn nicht, er geht lieber auf die Zitrusplantagen und er hat genaue Ziele vor Augen, die er unbedingt in seinem Leben erreichen will. Mit den Jahren dann versucht er sich so nach und nach in Sizilien einen Namen zu machen und als er eines Tages dort ein geachteter Zitrushändler ist, begibt er sich auf den Weg nach München zum Großmarkt. In seinem Leben hat er vierundzwanzig Kinder gezeugt, ein Vermögen verdient, aber er hat auch wieder alles verloren… Aber hier an dieser Stelle möchte ich nun nicht mehr verraten, denn ich selbst mag es auch nicht, wenn ich vorher schon allzu viel von einer Geschichte erfahre und ich denke, diese hier muss man unbedingt selbst gelesen haben. Jedenfalls ist Barnaba, als er dann eines Tages nach München zurückkehrt, auf zwei Dinge total stolz, nämlich auf seinen deutschen Pass und den Verlust seines Vermögens. Ich habe Barnaba, diesen kleinen Mann, während des Lesens total in mein Herz geschlossen und ich habe oft über ihn schmunzeln müssen und bewundert für das, was er in seinem Leben erreicht und geschafft hat, trotz mangelnder Ausbildung. Ach, es geschehen in diesem Roman so viele Dinge, die man mit Worten einfach nicht beschreiben kann . Ich empfehle, dieses lebendige und humorvolle Buch unbedingt zu lesen, um Barnaba selbst kennenzulernen. Vielen Dank an das Team vom Bloggerportal, die mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben!

Lesen Sie weiter

Im Jahr 1880 wird in dem kleinen sizilianischen Dorf Taormina Barnaba Carbonaro als Sohn eines ehemaligen Pfarrers geboren. Dieser musste sein Amt aufgeben, nachdem er die Tochter des Schneiders geschwängert hat. Bereits mit fünf Jahren wird Barnaba zum Arbeiten auf die Orangenplantagen geschickt. Er besitzt eine Hose und ein Hemd, aber keine Schuhe. Bald zeigt er ein Talent fürs Rechnen, das Lesen lernt er hingegen nicht. Im Laufe der Jahre gelingt ihm der Aufstieg, immer wieder steht er jedoch mit leeren Händen da. So auch 1960, als er in München eintrifft und Quartier im Haus der Familie seines Sohnes Nino bezieht, welcher der Großvater des Erzählers und eins der vierundzwanzig Kinder ist, die Barnaba in seinem Leben gezeugt hat. Wie schon mehrfach zuvor in seinem Leben überlegt er, wie er ohne Vermögen, aber mit einer guten Idee wieder zu Geld kommen kann. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Zum ersten Mal begegnete ich Barnaba, als er mit achtzig Jahren in München ankommt, um bei Nino und seiner Familie zu wohnen. Diese Kapitel sind im Vergleich zu den Rückblicken auf sein bisheriges Leben eher kurz. Die Rückblicke beginnen im Jahr 1890, als der zehnjährige Barnaba eine verlockende Bezahlung dafür erhält, dass er für Fotografien des Barons von Gloeden nackt Modell steht. Sein Plan, etwas davon für sich zu behalten, wird von seinem Vater durchkreuzt. Dieser stirbt am Tag darauf bei einem Erdbeben und lässt seinen Sohn mit der Verantwortung zurück, für sich selbst und seine Mutter zu sorgen. Beim Lesen tauchte ich tief in das Sizilien am Ende des 19. Jahrhunderts ein. Barnaba ist arm, träumt aber vom Aufstieg. Als Kind ist er in den Augen der Erwachsenen jedoch ein Niemand und kassiert immer wieder Schläge, sowohl beim Arbeiten auf der Plantage als auch daheim. Er weiß, dass sein Chef ein Mafioso ist, wagt aber dennoch, mit einer Bitte an diesen heranzutreten. Seine Liebe zu Rosaria, der Schwester seines besten Freundes, wird in seiner Jugend zu einem zusätzlichen Antrieb, etwas aus sich zu machen. Mehrfach spielt Barnaba der Zufall in die Hände und lässt ihn wertvolle Bekanntschaften machen. Er versucht, gute Beziehungen zu den richtigen Persönlichkeiten aufzubauen und Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Das gelingt ihm mal mehr und mal weniger gut. Er wird betrogen, gerät zwischen die Fronten und lässt sich von seiner Leidenschaft leiten. Mit seiner Geschäftstüchtigkeit, Mut und Gerissenheit kämpft er sich aber immer wieder zurück. Ich begleitete Barnaba durch Höhen und Tiefen und wurde dabei gut unterhalten. Nebenbei lernte ich einiges Interessantes über Zitrusfrüchte. Auf das übersinnliche Element in Form von Geistern, die Barnaba und auch seine Familienmitglieder sehen können, hätte ich allerdings verzichten können. Barnabas Lebensstationen werden lange recht ausführlich geschildert, auf den letzten 150 Seiten zieht das Tempo dann deutlich an und die Jahre werden im Zeitraffer erzählt. Hier hätte ich mir eine ausgewogenere Verteilung gewünscht. Der Abschluss verspricht eine Fortsetzung, in welcher die Frauen der Familie im Mittelpunkt stehen - man darf gespannt sein. Lest „Terra di Sicilia“, wenn ihr Lust auf ein deutsch-sizilianisches Familienepos habt und den Lebensweg eines Patriachen mit all seinen Höhen und Tiefen begleiten wollt!

Lesen Sie weiter

Barnaba Carbonaro kehrt mit über 80 Jahren in sein geliebtes München zurück und besucht die Familie seines Sohnes. Im Gepäck hat er nichts und doch scheint er einen Plan zu haben. Für seinen Sohn und dessen Familie steht das berühmte Familienfoto an, aber keiner glaubt den älteren Herrn, dass das der einzige Besuchsgrund ist. Und richtig, Barnaba hat noch etwas Großes vor, denn noch nicht alles, was er sich im Leben vorgenommen hat, ist erledigt. Und so erzählt er seiner Enkelin Maria von seinem Leben, von seiner bettelarmen Kindheit, seinen Träumen, seiner Sehnsucht und von Zitrusfrüchten. Wie er sich als Analphabet zum großen Händler auf dem Münchner Großmarkt hochgearbeitet hat. Vom Zufall, vom Glück, aber auch vom Niedergang und den bodenlosen Fall. Ein bewegtes Leben und doch merkt er erst jetzt, was er als Patriarch alles geschafft hat. Also warum ist Barnaba wirklich im München? Wird der große Ossobuki noch mal einen großen Wurf landen? Und welche Geheimnisse wird er offenbaren? Mario Giordano hat mir damals mit seiner Poldi Reihe, die ich viel zu spät entdeckt hatte, aber die mich im ersten Lockdown begleitet, unheimlich gut gefallen. Welch ein Witz, welch ein Spaß und einfach beste Unterhaltung. Dort hatte er schon immer den großen italienischen Familienroman angedeutet und nun hat er es wirklich geschafft und ein richtiger Schinken ist es geworden. Ob er mir damit die Lesezeit versüßen konnte, erzähle ich euch nun. Barnaba ist der Sohn eines ehemaligen Priesters, der die Finger nicht von der Schneidertochter Pancrazia lassen konnte. Gemeinsam ziehen sie nach Taormina und dort im kleinen Dorf, im Nirgendwo in Sizilien beginnt die große Heldensage von Barnaba. Dieser kleine Junge hat Großes vor, er will in Reichtum ersticken, er will ganz nach oben und er hat das Zeug dazu. Bettelarm geht er lieber auf die Zitrusplantagen als in die Schule und sein unglaublicher Rechensinn ebnet ihm so manchen Weg. Natürlich läuft nicht alles glatt in seinem Leben, aber es ist vollgestopft mit jeder Menge Leben, Liebe, Wut, Zorn, Streit, Macht und dem Schicksal. So wird mancher Plan missglücken, sich andere Wege auftun und doch so einige Lebenswege sich erneut kreuzen. Barnaba hat viel vor im Leben und versucht sich im Sizilien einen Namen zu machen, und als ihm das gelingt und er sich endlich als Geschäftsmann beweist und München kennenlernt, schmeckt er auch den Geschmack der Freiheit. So pendelt sein Leben zwischen Familie und Sehnsucht hin und her und hat viele Überraschungen für ihn parat. Barnaba muss kluge Entscheidungen treffen und das ist nicht immer so einfach. Mario Giordano hat hier den Anfang eines Familienepos geschaffen, der mit Gegensätzen der Zeit spielt und einen Protagonisten geschaffen, der diese Zeiten verdammt gut durchschifft, ein Lebenskünstler und Rechengenie. So lernen wir das ärmliche Sizilien kennen, die Machtverhältnisse zwischen Mafia und Bevölkerung, aber auch den Glauben an Wunderheilung und welche Macht eine sizilianische Mutter hat. Überhaupt, was es bedeutet, ein Patriarchat zu sein und welche Aufgaben dieser hat. Erstaunlich gut ist der Unterschied beschreiben, wie Barnaba seine Familie führt und sein Sohn Nino eine liebende Familie hat. Auch das Frauenbild kommt hier nicht zu kurz, obwohl sie immer hinter dem Mann steht und sich der Entscheidung des Mannes fügen muss, wird seine Enkelin Maria Geschäftsfrau und überrascht ihren Großvater mit guten Ideen. Dazu noch der Tanz durch die Geschichte mit zwei Kriegen und jede Menge Geister, die unseren Hauptprotagonisten begleiten. Somit gibt es einiges zu erzählen und das der Autor daran Freude hatte, merkt man sehr. Dieses Buch ist mit viel Humor, Charme und Augenzwinkern geschrieben, dabei wird viel unterhaltsames erzählt und auch so einige Spannung aufgebaut. Man muss Barnaba einfach mögen, diesen kleinen Mann, der sich geschickt durch die Jahrzehnte bewegt und sich trotz seiner mangelnden Ausbildung bewährt. Ein richtiges Schlitzohr, vor dem man sich in acht nehmen muss, dem man aber auch Vertrauen kann. Ein richtiger Abenteuerroman über Zitrusfrüchte und dem Aufbau eines kleinen sizilianischen Familienclans. Der Autor erzählt hier geschickt, lebendig und farbenfroh. Er lässt seinen Leser förmlich in die Seiten eintauchen und dabei den Geruch von Mandarinen riechen und die Süße schmecken. Allerdings hat der Roman für mich auch kleine Längen, an manchen Stellen war es doch recht ausschweifend und manche Szenen, die einen sehr interessiert hätten, lässt er weg und erwähnt sie in einem Beisatz. So ist der Anfang opulent, überschwänglich und extrem ausgeschmückt und die letzten Jahre in Zeitraffer vom 50 Seiten abgehandelt, fand ich ein bisschen Schade. Man erfährt zwar alles, aber es hat nicht die gleiche Leichtfüßigkeit. Nun muss ich leider Barnaba verlassen und bin aber auch hocherfreut, das im nächsten Teil die Damen an die Reihe kommen. Machen wir uns nichts vor, die haben bestimmt noch mehr auf dem Kerbholz als der Held zu Beginn dieser Familiensaga. Terra di Sicilia ist der Auftakt zu einer Familiensage, lebendig, humorvoll, farbenfroh und geruchsintensiv erzählt. Ein Sommerroman für die perfekte Urlaubsstimmung und eine Reise durch die Zeit.

Lesen Sie weiter

Welch eine großartige Familiengeschichte. Wir dürfen darin den charismatischen und faszinierenden Barnaba Carbonaro durch sein wildes, abenteuerliches Leben, mit all seinen Höhen und Tiefen begleiten. Ein Mann der zwei Kriege miterlebt, oft gewinnt, aber auch wieder verliert. Geboren und aufgewachsen im armen Sizilien beschliesst er, dass das Leben noch anderes für ihn bereit haben muss und möchte reich zu werden. Die Zitrusfrüchte ziehen sich durch den Roman durch, angefangen von der Mitarbeit als Kind in den Orangengärten, dem Genuss seines ersten Orangensafts bis zum Handel mit Zitrusfrüchten auf dem Münchner Viktualienmarkt. Taormina, Palermo und München sind die Orte, an denen sich sein Leben abspielt. Für mich waren die Passagen über München ganz besonders lesenswert. Die Au als Armenviertel, die Schrannenhalle als Großmarkt, der Schlachthof und das Dreimühlenviertel als Lebensmittelpunkt der italienischen Einwanderer, überallhin bin ich Barnaba gefolgt und habe nebenbei soviel über diese Zeit erfahren. Es gibt Zeitsprünge und Rückblenden, Mario Giordano ist ein meisterhafter Erzähler und sein Roman gleicht einem bunten, farbenfrohen Bilderbuch. Perfekt für den Urlaub oder eine andere Zeit, in der man die Muße hat, in einer Geschichte zu versinken. Ich habe das Buch als Hörbuch geniessen dürfen und fand die Stimme von Thomas M. Meinhardt sehr angenehm. Eine wunderbare Familiengeschichte, von der ich mir gewünscht habe, sie würde noch ewig weitergehen.

Lesen Sie weiter

„Mein Urgroßvater Barnaba Carbonaro, Sohn eines Priesters und einer Wunderheilerin, hat vierundzwanzig Kinder gezeugt, einen Menschen getötet und ein Mandarinenimperium gegründet. Ein kleiner Mann mit rastlosen Augen, Analphabet, aber mit einem exzellenten Gedächtnis für Zahlen und ausstehende Gefälligkeiten. Ein Mann mit einer Glückshaut, er bedauert nichts, als er nach langer Abwesenheit wieder nach München zurückkehrt.“ So startet Mario Giordanos fulminates Familienepos „Terra di Sicilia - Die Rückkehr des Patriarchen“, das ein farbenprächtiges Panorama der Weltgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vom ebenso archaischen wie arkadischen Sizilien bis nach München aufspannt. Der Roman hat 544 Seiten und erschien am 14. März 2022. Vielen lieben Dank @goldmann_verlag und @bloggerportal für das kostenlose Rezensionsexemplar! Barnaba Carbonaro wächst Ende des 19. Jahrhunderts in ärmlichsten Verhältnissen im archaischen Sizilien auf. Vom bettelarmen Zitruspflücker und Aktmodell in Taormina arbeitet Barnaba sich mit Beharrlichkeit, Gewitzheit und Mut zum Dandy in Catania und Palermo empor und schließlich sogar zum geachteten Händler für Zitrusfrüchte auf dem Münchner Großmarkt. Den Kopf voller Träume von Reichtum und einer Familiendynastie sehnt er sich nach dem großen Glück. Vierundzwanzig Kinder zeugt er, von denen nur die wenigstens überleben, er verdient ein Vermögen und verliert es wieder. Auf atemberaubende Triumphe folgen bodenlose Niederlagen, Neuanfänge und Abschiede. Wir begleiten sein Leben und das seiner Familie von 1890 bis in die 1960er Jahre, von Sizilien nach München und nebenbei läuft die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts mit seinen Errungenschaften und Schrecken an uns vorbei. Am Ende seines Lebens schaut der Patriarch auf sein Leben zurück, denn „Leben werden gelebt, um erzählt zu werden“. Mario Giordano hat einen grandiosen historischen Roman geschrieben, der zum Träumen einlädt - sinnlich, opulent und vielschichtig. Ein Fest für die Sinne und ein sprachlicher Hochgenuss! Ein absolutes Lesehighlight! Barocke Opulenz und Sinnlichkeit prägen die farbenprächtigen Schilderungen, die komplett ohne Kitsch auskommen. Taormina, Catania und Palermo hat man sofort vor Augen, den im Hintergrund rauchenden Etna, die Zitronengärten und prächtigen Paläste, man fühlt beinahe die brennende Sonne auf der Haut, sieht das funkelnde Meer, atmet den Duft Siziliens. Aber auch München wird plastisch greifbar, von den Armensiedlungen, dem Großmarkt bis ins aufstrebende Nachkriegsmünchen. Unglaublich atmosphärisch taucht man in die Welt des Banaba Carbonaro ein. Allein schon die Beschreibung seines ersten Cannolo oder seines ersten Fruchtsafts lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen und man schmeckt diese kulinarischen Köstlichkeiten förmlich! Die entsetzliche Armut und die Entbehrungen der einfachen Leute im archaischen Sizilien des ausgehenden 19. Jahrhundert werden greifbar, die unendliche Schinderei auf den Zitrusplantagen, die Krankheiten und Grausamkeiten. Ein Land von paradiesischer überbordender Fülle und Schönheit, aber auch tiefen Abgründen, so fruchtbar und zugleich furchtbar wie der Etna. Die Moderne, das 20. Jahrhundert mit seinen Errungenschaften ist unendlich weit weg für die einfachen Leute. Der Kontrast zwischen der bitteren Armut und dem mythischen Arkadien, dass die deutsche und vor allem auch europäische Bohème und später auch das Bürgertum in Sizilien sucht, ist eklatant. So bedienen die mythischen Aktfotografien des Barons Wilhelm von Gloeden das Wunschbild der Deutschen, während seine Modelle ums bloße Überleben kämpfen. Sizilien erscheint wie eine Fata Morgana, aus Schönheit, Magie und Untergang. Schließlich spielen die „kindlichen Götter“, die Macht des Schicksals, mit Barnaba, der sein Arkadien in München findet, seinen Erfolg dort macht. Barnaba ist getrieben von unstillbarer Sehnsucht, Spielball des Schicksals, mal Odysseus, mal der wütende geblendete Zyklop, mal Betrüger, dann wieder der Betrogene. Sein Leben und die Geschichte seiner Familie eine permanente Gewinn- und Verlustrechnung. Gewitzt und zielstrebig ringt er den Göttern Anerkennung und das große Glück ab. Immer wider schlägt er dem Schicksal ein Schnippchen, während atemlos in unfassbarem Tempo das 20. Jahrhundert mit seinen Errungenschaften und Abgründen vorbei zieht, die Familiengeschichte mal mehr, mal weniger tangiert. Geprägt wird er durch die starke Frauen in seinem Leben. Seine wunderheilende Mutter Pancrazia, die unvergleichliche Rosaria, seine Ehefrau Pina, die Zauberin Zia Melina, seine Kirke, und die deutsche Helene. Mario Giordano schreibt gerade am zweiten Teil aus der Perspektive der Frauen der Familie! Man merkt in jedem Detail, wie viel Liebe und intensive Recherche in diesen Roman geflossen sind, der ein sinnliches, farbenfrohes und imposantes Bilderbuch aufspannt. Und auch die Toten, die nicht gehen können, die „patruneddi di casa“ sitzen wie selbstverständlich mit am Tisch, ohne das man sich über diese traurigen Hausgeister wundert. Doch wie sollte es an einem so uralten und magischen Ort wie Sizilien auch anders sein. „Terra di Sicilia“ ist ein mitreißender und magischer Roman, der einen mit kunstvoller Prosa und wundervollen Bildern in seinen Sog zieht. Vielschichtige Charaktere, unerwartete Wendungen und eine spannende Geschichte haben diesen von der Familiengeschichte des Autors inspirierten Roman zu einem absoluten Lesegenuss gemacht! Klare fünf Sterne von mir und eine große Leseempfehlung für alle, die einen Schmöker zum Träumen suchen. Ich bereue fast, ihn schon fertig gelesen zu haben und warte sehnsüchtig auf die Fortsetzung. Als Überbrückung könnte Mario Giordanos humorvolle Reihe um „Tante Poldi“ dienen.

Lesen Sie weiter

Buchhandlung Johannes Heyn GmbH & Co. KG

Von: Christine Hitz aus Klagenfurt

30.03.2022

Eine Reise der Sinne durch eine Zeit der menschlichen Entwicklung.

Lesen Sie weiter
Von: Margot Hilberg

30.03.2022

Spannend und informativ. In 3 Tagen ausgelesen!

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.