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Rezensionen zu
Der Halbmörder

Håkan Nesser

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Seit über 20 Jahren mein erster Nesser und ich muss sagen, es hat sich gelohnt. Adalbert Hanzons Gedächtnis lässt mit 74 Jahren langsam nach, Rückenprobleme hat er auch, manchmal trinkt er mit seinem Nachbarn Ullberg, den er eigentlich nicht ausstehen kann, einen Whiskey. Im Allgemeinen ist er ein mürrischer, pessimistischer alter Sack, der sich wöchentlich Erinnerungslisten schreibt, um sein Gedächtnis in Schuss zu halten, was ihm nur leidlich gelingt. Bei einem Apothekenbesuch glaubt er, Andrea Altman wiederzuerkennen, die einzige Frau, die ihm je etwas bedeutet hat. Obwohl ihm das gar nicht passt, braucht er die Hilfe anderer, um herauszufinden, was vor fast 50 Jahren wirklich geschah. Aber zuerst sitzt er an seinem Küchentisch und schreibt seine Chronik. Und zwar wortwörtlich, wie wir uns einen etwas altersenilen Herrn vorstellen. Manchmal schweift er ab und erzählt uns was ganz anderes. Eigentlich so, als würde uns tatsächlich ein alter Mann seine Geschichte erzählen. Am Ende muss er sich immer wieder auf die Couch legen, um seinen Rücken zu schonen. »Trotz allem, was du vielleicht glaubst, bist du nicht wichtig für die Welt.« Das einzige Lebensmotto, das ihm sein Vater mitgegeben hat. Auch wenn er nach seinem Abitur nur als Hausmeister arbeitete, kam er ganz gut zurecht. Jetzt, ein halbes Jahrhundert und eine Haftstrafe später, holt ihn seine Vergangenheit wieder ein. Dadurch dass sich Adalbert beim Erzählen immer wieder verzettelt, erfahren wir lange nicht, was es nun mit dieser Haftstrafe auf sich hat. Die Neugier hat mich quasi durch das Buch getrieben. Der Roman hat alles, was ich mir als Leserin wünschen kann. Spannung, die unterschwellig am Köcheln ist und einen Humor, der so furztrocken ist, dass ich den alten Griesgram am liebsten durchgeschüttelt hätte. Nessers Schreibstil ist locker und lässt sich leicht lesen, so dass ich die 285 Seiten an zwei Tagen durch hatte. Aber am meisten begeistert hat mich, dass er uns die Geschichte um Andrea und den Grund für Adalberts Haft wie eine Möhre vor die Nase hält, und ich einfach immer weiterlesen musste. Trotz all der nicht gerade löblichen Eigenschaften Adalberts, mochte ich den alten Kauz. Ich hatte es jedes Mal vor Augen, wie seinen noch muffeligeren Nachbarn missmutig beäugte, aber nicht nach Hause gehen wollte, bevor dessen Whiskey leer ist. Warum Adalbert aber nun im Knast war, müsst ihr schon selbst rausfinden. Aber wie heißt es so schön: Am Ende kommt immer alles anders, als man denkt. Das Buch wandert umgehend auf den Geschenkestapel für liebe Menschen. Nesser hat die Wesenszüge der Charaktere so fein herausgearbeitet, dass es mir eine Freude war, den alten Herrn zu begleiten. (Übrigens stammt der Ausdruck »alter Sack« nicht von mir, das hat er von sich selbst behauptet.)

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