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Rezensionen zu
Konstellationen

Sinéad Gleeson

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Mit ihren 14 Essays in "Konstellationen. Die Sprache meines Körpers" hat mich Sinéad Gleeson so vieles fühlen lassen: Freude, Trauer, Zustimmung, Wut, Beklemmung, Mitgefühl - um nur einige zu nennen. Die irische Autorin schreibt vor allem über den Körper, bevorzugt in Zeiten, in denen es ihm nicht gut geht. Dieser Abwesehnheit von Gesundheit und dem damit verbundenen Schmerz konnte ich mich kaum noch entziehen, mein Kopf steckte, auch wenn das Buch zugeklappt war, viel zwischen diesen Seiten. Sinéad Gleeson fächert ihre Themen im Bezug auf den weiblichen Körper dabei breit: es geht zum Beispiel um Abtreibung im streng katholischen Irrland, um Geburten von Kindern und wie sie den Körper und das persönliche Umfeld verändern, um die oft schwierige sowie von einer strengen Hierarchie und wenigen Worten geprägte Beziehung zwischen Ärzt*innen und Patient*innen oder auch den Tod geliebter Menschen und den dadurch ausgelösten seelischen Schmerz. Was ich vor allem an "Konstellationen" mochte war die sprachliche Gestaltung. Der Schreibstil der Autorin ist sehr besonders und einnehmend, sie beschönigt nichts und verpackt es trotzdem zugleich in anmutige Worte. Essaysammlungen sind hier in Deutschland gefühlsmäßig auf dem Vormarsch - zum Glück! Ich liebe es, wie Autor*innen ihre Gedanken schweifen lassen können, ihrer Fantasie freien Lauf lassen können, sich thematisch nicht eingeengt fühlen müssen. Sinéad Gleesons "Konstellationen. Die Sprache meines Körpers" ist ein wunderbares Beispiel dafür, welch großartige Werke hierbei entstehen können. Ich kann nur allen empfehlen, ihre Nasen in einen Essayband zu stecken - bevorzugt diesen hier. Berührend, feministisch, poetisch und intensiv!

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Wenn es um den Körper geht und seine Vermessung im faustischen Sinne von „Ach neige, Oh Schmerzensreiche“... dann macht wohl niemand Sinéad Gleeson etwas vor. Als Kind ist sie bereits mit 13 Jahren an Monoartikulärer Arthritis der Hüfte erkrankt, die schmerzhaft und durch wochenlange Ruhigstellung behandelt wird und ihr Krücken, den Rollstuhl und noch schmerzhafte Folgeoperationen beschert. In diesen autobiographischen Schriften, Gedichten und Essays, die „Irish Non-Fiction Book Of The Year“ waren, schildert sie eindringlich den Körper als Schicksal, nicht nur als ihr eigenes sondern das aller Frauen. „Frauen lernen früh, dass das Ertragen von Schmerzen eine Art Märtyrertum ist, das uns den Heiligen näherbringt - als sei Unwohlsein das gleiche wie religiöse Ekstase. Als habe das Leiden Bedeutung. Aber es hat keine.“ Sie fährt auf Klassenreise nach Lourdes, doch trotz irisch-katholisch Elternhauses ist sie nicht wirklich gläubig und die Schmerzen bleiben bestehen. Die Implikationen von chronischer oder akuter Krankheit, ihre Wirkung im Rahmen der Beurteilung von Menschen, insbesondere die Scham, der allgegenwärtige Sexismus und Ableismus werden genauso thematisiert wie überraschend pragmatische Reaktionen von Klassenkamerad*innen. Doch nach überstandener Schulzeit erkrankt sie kurz nach der Hochzeit an einer sehr schweren Form von Leukämie und als sie diese endlich besiegt, kommen die Fragen von Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und Geburt auf sie zu, die schon vollkommen gesunde Frauen vor Herausforderungen stellen. „Gelenke könne ersetzt, Organe transplantiert und Blut übertragen werden, aber die Geschichte unseres Lebens bleibt stets die Geschichte unseres Körpers.“ Doch sie stellt sich dem Schmerz und sie stellt sich dem Leben, der Herablassung oder Indifferenz von Ärzten, ist dankbar für jedes freundliche Wort einer Schwester, sucht Verbündete in der Künstlerin Frida Kahlo, der Lyrikerin Jo Shapcott, der Autorin Lucy Grealy, denen sie gegen Ende des Buches ein eigenes Kapitel widmet. Der weibliche Körpers in der Medizin geht auch immer einher mit Abwertung, Misogynie und Sexismus besonders in einer tief katholisch geprägten Gesellschaft wie Irland, in der bis 2018 auch die Abtreibung ein schwieriges und schmerzhaftes Thema war. Trotz all des Leidens, das immer wieder geschildert wird, versucht Gleeson es zu transzendieren, poetisch zu beschreiben, erfahrbar zu machen und zu teilen, obwohl oder vielleicht auch gerade WEIL sie feststellen musste: „Krankheit ist ein Außenposten, auf dem Mond, in der Antarktis, schwer zu erreichen. Der Ort einer nicht vermittelbar Erfahrung, der von jenen Glücklichen, die sie nicht machen mussten, nie ganz verstanden wird.“ Ein kraftvolles, poetisches und sehr mutiges Buch, das auch vor den letzten Kapiteln Alter, Sterben und Tod nicht halt macht! Aus dem Englischen von Stephanie Singh, btb 2021

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