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Rezensionen zu
Glanz und Größe

Tim Blanning

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€ 49,00 [D] inkl. MwSt. | € 50,40 [A] | CHF 64,00* (* empf. VK-Preis)

Erschienen bei DVA Das Werk! Welch ein Werk! Ein Werk für alle Geschichtsfreaks und – fans! Für alle, die sich gerne in die tiefen der Geschichte abseilen und es lieben, dort die Welt zu erforschen und erkunden. Glanz und Größe meint hier den Aufbruch Europas in die Neuzeit. Aber für mich passt es zu diesem großartigen, voluminösen Werk, welches allein schon durch seinen Umfang (über 900 Seiten mit Quellen und Kartenteil) absolut besticht! Wie so oft, sind es Menschen außerhalb Europas, die uns die Geschichte Europas besser nahebringen. Vielleicht ist es dieser Blick von außen, der neutraler bewertet - somit nie die „Nationale Brille“ auf hat. Tim Blanning schafft dies auf jeden Fall. Nach 30 Jahren Krieg Ausgangspunkt ist ein Europa, das nach 30 Jahren am Boden lag. Zeitweise entvölkert, zeitweise ohne funktionierende Landwirtschaft und mit nur rudimentärem Handel. Ein Europa mit schlechten Verkehrswegen. Schrecklich und wie Hindernisse für alle, die von A nach B mussten. Eine pure Qual. Dies galt es zu ändern, wollte man Waren besser schneller sicherer transportieren und somit den Handel fördern. Die Staaten mussten die Wege in die Hand nehmen. Aber die Staaten mussten vor allem lernen, den Handel nicht zu ersticken, indem zu viele durch Zoll mitverdienen wollten. Allein zwischen Basel und Rotterdam gab es auf dem Rhein 38 Zollstationen, die die Güter immer weiter verteuerten. Positiv war jedoch, dass die Geburtenraten wieder stiegen. Es wurde jünger geheiratet. Die Auswirkungen von Krieg, Hungernöten und Seuchen, die es natürlich immer noch gab, waren nicht mehr so immens wie zuvor. Dafür schaffte z.B. die Medizin Durchbrüche, wie erste Immunisierungen gegen Pocken. Umfangreich, Faktenreich und umsichtig Tim Blannings Buch zeigt sich als Ergebnis intensiver Recherche. Es ist nicht nur umfangreich, faktenreich, sondern auch sehr umsichtig geschrieben. Systematisch werden zahlreichen Aspekte der Alltags- und Sozialgeschichte, Wirtschafts- und Technikgeschichte (wie z.B. Post, Bevölkerungsentwicklung, Rollenverhalten, Umgang mit Homosexualität, Bildung, Handel, Entwicklungen auf dem Agrarsektor, und vieles mehr) vielschichtig abgedeckt. Natürlich fehlt aber auch nicht der Blick auf die politische Entwicklung, Geschichte dieser Zeit, auf die großen Umbrüche, Krieg und Frieden. All dies führte Europa in die Moderne. Gut erzählt! Erzählerisch ist es aber vor allem unterhaltsam, da es durch mannigfaltig interessante und zeitweise skurrile Beispiele, die am Leben orientiert sind, erzählt. Das alles lässt das Dargestellte pulsieren und neigt somit nicht- wie vergleichbare Bücher – zur endlosen nüchternen Faktenaneinanderreihung. Das dargestellte Leben pulsiert. Der Autor nennt aber auch klar, wo die Grenzen einer historischen Sozialwissenschaft liegen. So bekennt er, dass Statistiken oft nur die Tendenz nennen können, wie z.B. bei der Demoskopie, den Geburts- oder Sterberaten. Dass hier nur mit Schätzungen gearbeitet werden kann, ist klar. Das tut dem allen aber keinen Abbruch, sondern macht es wissenschaftlich ehrlich. In Tim Blannings Werk kann man sich auf wunderbar, schöne Art als Geschichtsfan verlieren. Man erhält einen intensiven, großartigen Einblick. Hier findet jeder, historisch Begeisterte, ihm noch unbekannte Fakten. Wer Geschichte und Geschichten aus der Geschichte liebt, kommt hier auf seinen Kosten – der wird dieses Buch genießen.

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Es ist ein wirklich beeindruckendes Buch, das ein sehr umfassenden Bild der Zeit zwischen 1648,dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, und 1815, dem Ende von Napoleons Eroberungskriegen zeichnet. Umfassend deshalb, weil die meisten der Aspekte des Lebens, der Politik, von Wissenschaft und Technik, Wirtschaft und Gesellschaft in Einzelheiten beschrieben werden, die einen wirklichen Einblick in die Zeit erlauben. Die Gegenüberstellung von parallelen Entwicklungen an unterschiedlichen Orten, der Vergleich der Systeme der Staaten Europas und deren Evolution über die Jahrzehnte, die Erklärungen dazu, wie die gegenseitigen Abhängigkeiten der Verlauf der Geschichte bestimmten – das alles macht vieles (noch) verständlicher, was man ansonsten aus Bücher und Publikationen über die Einzelthemen erfährt. Eine Zusammenführung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, die dieses alte Europa, dieses Europa an der Schwelle zur Neuzeit, erst so richtig begreifbar macht. Wenn man bei „Glanz und Größe“ von einem Standardwerk spricht, dann ist das nicht übertrieben, sondern weist diesem Buch genau den Wert zu, den es hat. Was sich nun vielleicht nach einem mühevoll zu lesenden Wälzer anhört, beschreibt tatsächlich ein wirklich leicht lesbares, schwungvolles und spannendes Buch, das nicht nur allgemein Bekanntes zusammenfasst, sondern das um eine Vielzahl an Anekdoten ergänzt und vervollständigt, mit denen zu den Fakten auch noch Atmosphäre hinzukommt. Neben Dokumentation der damaligen Verhältnisse liefert das Buch natürlich auch (wenn auch indirekt) einen Überblick darüber, wie sich die Welt seit dem Jahr 1815 verändert hat. Technisch, wissenschaftlich, gesellschaftlich, politisch, moralisch. Am Frauenbild und daran, wie die männerdominierte Welt damals die Frauen betrachtete und „bewertete“, sieht man beispielsweise, wie sich zwar in unseren Breiten das offizielle, das gesetzlich verankerte Recht der Frauen auf Gleichberechtigung durchsetzte, wie erst nach dem Ende der Unterdrückung dieser als Menschen 2. Klasse unterdrückten Hälfte der Bevölkerung die moderne Gesellschaft westlicher Prägung entstehen konnte. Man sieht aber auch, dass das in den Köpfen vieler Männer bis heute nicht angekommen ist, ganz zu schweigen, von ganzen Kulturkreise, die Frauen auch heute noch unterdrücken und sie als minderwertig einstufen. Eine stetige und lineare Entwicklung findet man, mit Zahlen und Fakten unterlegt, hingegen in den Bereichen Verkehr, Medizin, Bevölkerung, Religion, Kunst, Rechtsprechung, etc. Wie lange dauerte eine Reise und wie verkürzte sich diese Reisezeit auch schon in der Vor-Eisenbahnära. Wie beeinflussten Wirtschaft und Krankheiten die Veränderungen bei den Bevölkerungszahlen, wie verschoben sich die Machtzentren im Laufe der Zeit. Nur drei der vielen Themen, über die man liest und dabei vieles lernt oder in Relation setzen kann zu dem, was man schon weiß. Schlussendlich ist das Verständnis der vergangenen Jahrhunderte auch unabdingbar, wenn man das Europa von heute verstehen möchte – und dabei den unglaublichen Wert erkennen kann, den eine Organisation wie die EU hat auf einem Kontinent, der sich bis vor wenigen Jahrzehnten vor allem über Machtspiele und Kriege definierte. Die von Nationalisten beschworene „Erbfeindschaft“ zwischen Frankreich und den deutschen Ländern bezieht sich auf die schier endlosen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Staaten, die im betrachteten Zeitraum in einer Folge in kriegerische Konflikte mündeten. Überhaupt sieht man in der Gegenüberstellung der zeitlichen Abläufe, wie in der ganzen Zeit es an mindestens einer Stelle, wenn nicht zeitgleich an mehreren, mit unterschiedlichen Beteiligten, Kriege um Länder, Grenzen und Einflussbereiche gab. Wechselnde Allianzen und persönliche Ambitionen und Geltungssucht der Herrscher sorgten dafür, dass jedem Friedensvertrag bald unweigerlich ein neuer Krieg folgte. Würde man heutige Reisezeiten zugrunde legen, dann käme man innerhalb von ein paar Stunden Fahrzeit von einem Kriegsschauplatz zu nächsten, oft trifft man dabei einzelne Kriegsparteien gleich an mehreren dieser Brennpunkte. Als Klammer über die vielen Publikationen, die über einzelne Bereiche und Ereignisse im betrachteten Zeitraum erhältlich sind, ist „Glanz und Größe“ eine wertvolle und für Geschichtsinteressierte beinahe unverzichtbare Lektüre. Besondere Stärke hat das Buch in zwei Bereichen: die beinahe unüberschaubare Menge an Daten und Fakten so zu präsentieren, dass man dennoch jederzeit den Überblick behält; und die Zusammenhänge und Entwicklungen präzise, nachvollziehbar und immer auch unterhaltsam zu beschreiben.

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