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Rezensionen zu
Farm der Tiere

George Orwell

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,,Intellektuelle Feigheit ist der schlimmste Feind, mit dem ein Schriftsteller oder Journalist in diesem Land zu tun bekommen kann" (S. 134 f.), prangerte George Orwell 1943 an, als kein Verlag seine politische Fabel ,,Farm der Tiere" publizieren wollte. Nachdem Orwell selbst am Spanischen Bürgerkrieg teilgenommen und die Terrorherrschaft Stalins miterlebt hatte, verarbeitete er seine Kritik an totalitären Regimes in diesem Werk. Die darin agierenden Tiere revoltieren gegen die Versklavung durch die Menschen, stellen eigene Gebote auf und entwickeln eine organisierte Struktur. Jedoch schlägt die Revolution bald in Terror um, wobei sich vor allem der Machtmissbrauch der immer privilegierter werdenden Schweine als Befehlshaber abzuzeichnen beginnt. Der Ausspruch ,,Alle Tiere sind gleich, aber manche Tiere sind gleicher als andere", verweist auf die negativen Folgen der Gruppendynamik: Die Schweine errichten eine Diktatur, Übergriffe, Ausbeutung und Hinrichtungen anderer Tiere stehen auf der Tagesordnung. Die individuellen Charaktere mit ihren sprechenden Namen, wie z.B. Napoleon, Boxer, Sprechwutz und Petzwutz, lassen sich psychologisch gut durchdringen. Anhand dieser zeigt Orwell sehr bildhaft und ausdrucksstark das Destruktive einer gesellschaftlichen Dynamik auf, die in den Totalitarismus mündet. Hierbei ist es nicht zwingend von Belang, ob man Parallelen zwischen den tierischen Charakteren und Stalin, Trotzki, Lenin, der Arbeiterklasse sowie der Geheimpolizei ziehen kann, sondern vielmehr, dass ein Verständnis der miteinhergehenden Moral der Fabel als Prävention erfolgt. 5/5 Sterne für diesen zeitlosen Klassiker!

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In "Farm der Tiere" erzählt George Orwell in Form einer Fabel eine dystopische Geschichte, die auf einem Bauernhof spielt, dessen Tiere gegen den Farm-Besitzer rebellieren. Nachdem ich 1984 gelesen und sehr gemocht habe, war ich natürlich auch neugierig auf Orwells andere Dystopie, die sogar noch vorher erschienen ist. Und sie hat mich definitiv nicht enttäuscht. Ich konnte durch den angenehmen Schreib- und interessanten Erzählstil sehr schnell in die Geschichte eintauchen. Protagonisten sind in diesem Buch die Tiere des Bauernhofs, von denen auch einige Namen haben. Aus Sicht der Tiere erfährt man als Lesende, warum ein Weiterleben für die Tiere unter dem Bauer Jones so nicht mehr infrage kommt. Während zunächst das Schwein Old Major den anderen Tieren von seiner Idee erzählt und erst nach und nach andere Tiere genau verstehen, was der Hintergrund ist, sind bald alle Farmbewohner begeistert von der Idee der Rebellion. Nachdem es den Tieren daraufhin recht schnell gelingt, den Bauern Jones von der Farm zu vertreiben, lesen wir in „Farm der Tiere“ dann, wie das Leben auf der von Tieren geleiteten Farm weitergeht. Ab hier wurde es für mich besonders spannend. Mit den Charakterisierungen der Tiere konnte mich Orwell tatsächlich sehr begeistern. Bevor ich das Buch begonnen hatte, wusste ich quasi überhaupt nicht, worum es eigentlich geht. Beim Lesen hatte ich dann sehr schnell eine Idee, wie sich die Geschichte entwickeln würde und mir hat es sehr gut gefallen, darüber zu lesen. Auch wenn mich viele einzelne Momente nicht in dem Sinne überrascht haben, dass ich sie nicht erwartet hätte, war ich nach Beendigung des Buches doch ganz hin und weg von der Idee des Buchs und auch ihrem Verlauf, der trotz allem nicht wenig erschreckend war. Fans von dystopischen Geschichten kann ich „Farm der Tiere“ definitiv empfehlen und auch Leser*innen, die gerne aktuelle (Jugend-)Dystopien lesen, kann ich nur ans Herz legen, auch mal zu einem der dystopischen Klassiker George Orwells zu greifen. Ich hatte definitiv sehr viel Freude mit dem Buch und wurde ausgesprochen gut unterhalten.

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George Orwell bezeichnete sein Werk selbst als Märchen. Immerhin können hier die Tiere sprechen und so eines Tages beschließen, sich nicht länger vom Landwirt ausbeuten zu lassen. Kurzum jagen sie ihn gemeinsam vom Hof und organisieren die anfallenden Arbeiten untereinander selbst. Dafür erhalten alle genügend zu essen und nach getaner Arbeit ist auch noch Freizeit vorhanden. Durch das Erkennen und Einsetzen der Stärken jedes Einzelnen, läuft der Betrieb reibungslos und der Ertrag ist reicher. 🥕 Doch bald schon soll der Ablauf optimiert werden. Durch eine Mühle könnten Vorteile entstehen, die allen zugutekommen. Der Bau dieser Mühle ist mühsam und geht nur langsam vonstatten. Unterdessen übernehmen schleichend die Schweine das Ruder und stellen sich über die anderen Tiere. Die Dystopie nimmt ihren Lauf... 😕 Hatte ich zunächst Angst vor dem Schreibstil Orwells (immerhin schrieb er das Buch 1943), wurde ich ab der ersten Seite positiv überrascht. Die 144 Seiten sind schnell ausgelesen und die Erzählung durchgehend interessant geschildert. In jedem Kapitel gehen die Schweine einen Schritt weiter und man fragt sich als Leser voller Spannung "Wie werden die anderen Tiere nun reagieren?" - was dazu führt, dass man unbedingt weiterlesen möchte. 🙈 Letztendlich kann man auch Parallelen zur heutigen Gesellschaft ziehen, was auch nach der Lektüre nachdenklich stimmt. Nicht umsonst ist das Buch in manchen Klassen eine Schullektüre. Für mich eine Geschichte mit Mehrwert. Die Manesse-Ausgabe enthält Orwells Essay "The Freedom of the Press", welches er damals als Vorwort verfasst hatte. Hier erfährt man unter anderem den Entstehungsgedanken des Autors zu seinem Weltklassiker und welchen Hürden er sich als Schriftsteller gegenüber sah. Bereichert wird das Buch noch durch ein Nachwort der Autorin Eva Menasse, welches einer Hommage an George Orwell gleicht und mehr Informationen über seine Persönlichkeit zu Tage fördert.

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Die Farm der Tiere“ von George Orwell - ein Klassiker, erschienen 1945, hier in der Übersetzung von Ulrich Blumenbach, der bis heute nichts an seiner Aktualität eingebüßt hat! (Ob das nun gut oder schlecht für diese, unsere Menschheit ist - mag man sich mal überlegen!) . Orwell erzählt von der Revolution der Farmtiere auf der „Herrenfarm“ gegen die Ausbeutung durch den Menschen. Nachdem sie ihren Farmherren Mr. Jones erfolgreich vertrieben haben, übernehmen fortan die Schweine, die von allen anderen Tieren als die klügsten anerkannt werden, die Führung und Planung der Farmangelegenheiten. Die Tiere träumen von vollen Futtertrögen, langen Leben und davon, weniger arbeitsame Stunden zu verbringen. Zu Beginn scheint diese Gemeinschaft zu florieren, denn es gilt der Grundsatz „Alle Tiere sind gleich [...]“. Doch mit der Zeit finden die Schweine: [...] aber manche Tiere sind gleicher als andere.“ . Ohne vorher Hintergrundinformationen einzuholen, habe ich in dieser Parabel immer den Bezug zur Nazi-Zeit gesehen, wie es Eva Menasse in ihrem Nachwort dieser Ausgabe ebenfalls anmerkt. Orwell bezieht sich jedoch klar auf das Regiment von Stalin, der unter dem Deckmantel des Sozialismus, die Idee von Gleichheit und Brüderlichkeit ins Gegenteil verkehrt und sein Volk ihm währenddessen noch zujubelt. . Ebenfalls in dieser Ausgabe enthalten, ist Orwells Essay „Die Pressefreiheit“, der mit der Feigheit des englischen Verlags- und Pressewesens abrechnet. Namhafte britische Verlage hielten es für „problematisch“ Orwells Werk aufgrund des antisowjetischen Inhalts zu veröffentlichen. So hat es schließlich zwei Jahre gedauert, bis der Originaltitel „Animal Farm“ endlich erschien. . Zudem enthält die Ausgabe ein Vorwort, das Orwell eigens für die 1947 erschienene ukrainische Ausgabe geschrieben hat und weitere Details zu seiner Person und zur Entstehung enthält. . Ein absolut großes, zeitloses Werk, dessen Botschaft auf viele politische Situationen bis heute übertragen werden kann. Für alle, die gerne Hintergrundinformationen zu Klassikern einholen, kann ich diese umfassende Ausgabe besonders empfehlen!

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Inhalt: Old Major, ein preisgekrönter Eber, ruft die Tiere der Herrenfarm zu einem Treffen zusammen. Er spüre, dass er nicht mehr lange Leben werde, weshalb er den Tieren seine Weisheiten weitergeben möchte. So habe er in seinem erfüllten Leben einiges über der Verhältnis von Mensch und Tier gelernt. Die Tiere seien unfrei und leben in elender Sklaverei; nur um für den Menschen zu produzieren, der nimmt, ohne selbst etwas zu erzeugen. Im Menschen liege der Grund für das Elend der Tiere, weshalb der Mensch gestürzt werden müsse. Kurz nach seiner Rede stirbt Old Major. Die Revolution beginnt nicht sofort, doch ihre Saat ist gelegt... Persönliche Meinung: "Farm der Tiere" ist nach "1984" das bekannteste Werk des englischen Schriftstellers George Orwell. Die handelnden Figuren sind die Nutztiere der Herrenfarm, die später in die Farm der Tiere umbenannt wird. Ihr tierischer Zug beschränkt sich allerdings eher auf ihr Äußeres: Die Tierfiguren werden anthropomorphisiert, wobei einzelnen Tieren eine bestimmte menschliche Eigenschaft (Eitelkeit, Sturheit, Arbeitsamkeit o.Ä.) zugeschrieben wird. Nur in einzelnen - ironisch kommentierten - Szenen scheint ihre tatsächliche Tiergestalt durch. "Farm der Tiere" kann als Parabel auf die Frühgeschichte der Sowjetunion bzw. den Aufstieg des Kommunismus/Sozialismus/Stalinismus gelesen werden. So spiegelt die Handlungsstruktur den Aufstieg Stalins wider und einzelne Tiere referieren auf historische (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung: zeitgenössische) Persönlichkeiten und Bevölkerungsgruppen. Gleichzeitig kann man "Farm der Tiere" allerdings auch von einer höheren - diktaturenübergeifenden - Warte aus betrachten: Jenseits aller Anspielungen auf die Sowjetunion ist "Farm der Tiere" eine politische Parabel, die diktatorische Strukturen (hier vor allem: Machtmissbrauch, Manipulation und Propaganda) aufdeckt. Außerdem ist "Farm der Tiere" durch Verweisstrukturen innerhalb der Handlung literarisch schön komponiert. Ergänzt wird "Farm der Tiere" in der Manesse-Ausgabe durch zwei Paratexte von G. Orwell und einem Nachwort von Eva Menasse. In "Die Pressefreiheit" kritisiert Orwell den von ihm beobachteten Umstand, dass die britische Presse hinsichtlich bestimmter Themen zu einer Selbstzensur neige. Im "Vorwort zur ukrainischen Ausgabe von ,Farm der Tiere'" stellt Orwell sich selbst auf eine ironisch-humoreske Art vor. Hieran knüpft das Nachwort von Eva Menasse an, indem sie detaillierter auf das Leben Orwells eingeht. Außerdem analysiert sie kurz die Parabelstruktur von "Farm der Tiere". Insgesamt ist "Farm der Tiere" ein bündiger Klassiker, dessen parabelhafte Thematisierung des politischen Inhalts eine zeitlose Relevanz besitzt.

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Klassiker

Von: My book world

22.04.2021

Über die Geschichte "Farm der Tiere" von George Orwell wusste ich nur grob Bescheid, aber gelesen hatte ich sie noch nie. Deshalb musste ich die Neuausgabe des Buches unbedingt lesen. Es geht in der Geschichte um eine Farm mit Tieren, die gemeinsam beschließen die Farm selbst zu leiten, aber natürlich gibt es auch hier bald Missstände und Machtmissbrauch. 🌸Die Handlung ist sehr vielschichtig und da es ja eigentlich eine Parabel ist, auch vielseitig zu deuten und zu verstehen. Mir gefallen die verschiedenen Charakter und ihre Eigenschaften. Sie wachsen einem irgendwie ans Herz und man fiebert mit ihnen mit. 🌸Der Schreibstil von Orwell gefällt mir sehr gut. Man kann sich alles sehr gut vorstellen und so in die Handlung eintauchen. . 🌸Ein wirklicher Klassiker, der auf jeden Fall lesenswert ist.

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Im vergangenen Jahr jährte sich der Todestag von George Orwell zum 70. Mal. Der 1903 im damaligen Britisch-Indien geborene Eric Arthur Blair, der hinter dem Schriftsteller-Pseudonym steckte, starb 1950 erst sechsundvierzigjährig an den Folgen einer Lungentuberklose in London. Neben seinen weltberühmten Werken Farm der Tiere und 1984, die nun nach Beendigung des Urheberschutzes in zahlreichen Neuauflagen und Neuübersetzungen in verschiedenen Verlagen erscheinen, verfasste George Orwell drei weitere Romane, Sozialreportagen, Autobiographisches und Essays. Ein Reread birgt im Allgemeinen so manche Gefahren. Meist sind es Herzensbücher, solche, die sich bei der Lektüre tief eingebrannt haben, die man ein zweites oder auch drittes Mal hervorholt. Oft bestehen sie den Test und die Leser:in ist genauso verzaubert wie beim ersten Mal, entdeckt vielleicht neue Aspekte, legt andere Schwerpunkte, erinnert die Zeit der Erstlektüre. Manchmal aber enttäuscht ein Buch beim Wiederlesen. Hin und wieder ist man fast entsetzt darüber, diesen Text einmal so gemocht zu haben. Bücher, mit denen man nicht wirklich warm geworden ist, haben es meist leichter. Zwar werden sie selten zu einem Reread, dann aber müssen sie keinen hohen Erwartungen oder trügerischen Erinnerungen standhalten. SCHULLEKTÜRE So erging es mir mit Orwells Weltbestsellern. Einst als Schullektüre (Animal Farm) bzw. in den frühen Achtzigern, als die verhasste Volkszählung vor der Tür stand, auf Englisch (dem mein Schulenglisch kaum gewachsen war) gelesen, hatte ich nur im Kopf, was alle, auch ohne die Texte wirklich gelesen zu haben, darüber wissen. Dazu kamen eher unerfreuliche Leseerfahrungen. Es waren vor allem die schönen Manesse-Ausgaben und das diffuse Gefühl, da etwas nachholen zu müssen, die mich erneut nach George Orwell greifen ließen. Die Parabel auf den Totalitarismus und die Überwachungsdystopie sind nicht nur seit über siebzig Jahren blendend verkaufte Stoffe – 1984 hat es während der Ära des Donald Trump sogar wieder in den Bestsellerlisten ganz nach oben geschafft -, sie fußen auch auf ganz persönliche Erfahrungen des Eric Arthur Blair. Am 25. Juni 1903 im zu Britisch-Indien gehörenden Motihari als Sohn eines Kolonialbeamten und der Tochter eines Teakholzhändlers geboren, reiste er bereits 1904 mit Mutter und älterer Schwester nach England, wo er nach einer Zeit auf dem Internat zur Eliteschule Eton zugelassen wurde. Ein Studium kam aus finanziellen Gründen nicht in Frage und so bewarb er sich bei der britischen Kolonialpolizei im damaligen Burma (heute Myanmar), wo er von 1922 bis 1927 mit wenig Freude diente. 1927 quittierte er den Dienst und lebte als freier Journalist und Autor mehr schlecht als recht. Auch einen Aufenthalt 1928 in Paris bestritt er in großer Armut. Über diese Zeit erschienen 1933 seine Aufzeichnungen „Down and out in Paris and London“. Erfahrungen, die ihn zum Sozialisten werden ließen. 1934 erschien sein kolonisationskritischer Roman „Tage in Burma“. DER SPANISCHE BÜRGERKRIEG 1936 ging er mit seiner frisch angetrauten Frau Eileen nach Spanien, um sich dem Kampf der republikanischen Truppen gegen die Faschisten anzuschließen. Eher zufällig landete er bei einer trotzkistischen Splittergruppe, die bald in den Radar der auch in Spanien immer mehr Macht erlangenden Stalinisten gerieten. Diese führten auch hier Säuberungen durch, denen Orwell nach einer Verwundung nur knapp durch Flucht nach England entging. PARABEL AUF DEN STALINISMUS Weiterhin bekennender Sozialist, war ihm fortan die Aufklärung über die hässliche Seite des Stalinismus eine Herzensangelegenheit. Von der gerade während des Krieges, als Russland als Verbündeter gegen Nazideutschland dringend gebraucht wurde, keiner hören wollte. 1943 verfasst, stieß seine Parabel über den Stalinismus, Farm der Tiere, auf Ablehnung, bis es schließlich von Secker & Warburg im August 1945 veröffentlicht wurde. Diese Schwierigkeiten erläutert George Orwell im Text „Die Pressefreiheit“, der der Neuübersetzung von Ulrich Blumenbach bei Manesse beigefügt wurde. Aus diesem Vorwort stammt das berühmt gewordene Zitat: „Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.“ Ergänzt wird auch mit einem informativen Nachwort von Eva Menasse. Beides sehr lobenswert. Ursprünglich gegen einen ganz konkreten totalitären Staat verfasst – nämlich die stalinistische Sowjetunion -, hat es Farm der Tiere ebenso wir 1984 geschafft, als allgemeingültiger Text über die Entwicklung von autoritären Staaten rezipiert zu werden. Und erst dadurch seinen nun schon so langen Erfolg und seine Aktualität zu erhalten. TIERCHARAKTERE Farm der Tiere ist durchaus in der Tradition der alten Tierfabeln didaktisch, George Orwell wollte aufklären und gehört werden, dennoch geht seine Geschichte darüber hinaus. Seine Tiercharaktere sind nicht bloße Funktionsträger, sondern ganz eigenständige Charaktere. Natürlich werden sie „vermenschlicht“, behalten aber auch das tierische Element. Und Orwell ironisiert sein Vorgehen selbst: „Mit einigen Schwierigkeiten (denn für ein Schwein ist es nicht ganz einfach, sich auf einer Leiter zu halten) stieg Schneeball Sprosse für sprosse hinauf und machte sich an die Arbeit.“ Leicht kann man den Tiercharakteren reale menschliche Vorbilder zuordnen, wenn man die stalinistische Herrschaft als Hintergrund nimmt. Natürlich ist das alte, ehrwürdige Schwein, das die von Bauer Jones geknechteten und vernachlässigten Tiere mit der Möglichkeit, ihre Geschicke selbst in die Hand zu nehmen, bekanntmachte, Verkörperung der Väter des Kommunismus, Marx und Lenin. Nach seinem baldigen Tod und der gelungenen Vertreibung des Bauers herrscht zunächst eine solidarische, friedliche Egalität. DIE SIEBEN GEBOTE DES ANIMALISMUS Alles, was auf zwei Beinen geht, ist ein Feind. Alles, was auf vier Beinen geht oder Flügel hat, ist ein Freund. Kein Tier soll Kleider tragen. Kein Tier soll in einem Bett schlafen. Kein Tier soll Alkohol trinken. Kein Tier soll ein anderes Tier töten. Alle Tiere sind gleich. So lauten die sieben Gebote des Animalismus. Aber schon bald verschaffen sich die klugen Schweine mehr Macht und es kommt zum Dualismus zwischen Napoleon (Stalin) und Schneeball (Trotzki). Letzterer wird von Napoleon mithilfe der von diesem konditionierten Hunde (Geheimpolizeit) vertrieben, verunglimpft und verfolgt. Die Macht gehört nun zunehmend allein Napoleon und dessen Propagandaapparat (Petzwutz, der vom Übersetzer einen neuen Namen erhielt – früher Schwatzwutz oder Quiekschnautz, und für den Stalinvertrauten Molotow steht). Das russische Volk wird durch die verschiedenen Pferdecharaktere verkörpert, die sich schwer arbeitend bereitwillig in ihr Los fügen, Distanz wahren oder die Farm verlassen. Auch die Intellektuellen und die Kirche sind in Tieren verkörpert (Esel Benjamin, Ziege Muriel und Moses, der Rabe). Der menschlichen Farmen der Umgebung repräsentieren wiederum die ausländischen Mächte. DIE REVOLUTION FRISST IHRE KINDER Während man also die Entwicklung der Sowjetunion von der Revolution hin zu den Selbstbezichtigungen, Säuberungen und schließlich Liquidierungen der „Abweichler“ historisch getreu verfolgen kann, wirkt der Roman auch ohne diese Kenntnisse als allgemeingültiges Menetekel. „Die Revolution frisst ihre Kinder“ (frei nach dem Girondistenführer Pierre Vergniaud) Bevor am Ende fast alle Gebote des Animalismus verschwunden sind, werden sie abgewandelt, durch Zusätze an die Bedürfnisse der herrschenden Schweine angepasst. Gebot 4 bekommt den Zusatz „mit Leintüchern“, 5 „im Übermaß“ und 6 „ohne Grund“. Am Ende steht als letztes und einziges Gebot: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.“ Anders als in den meisten „Märchen“, als das Farm der Tiere in dieser Ausgabe bezeichnet wird, schenkt uns George Orwell kein Happyend. Das wäre historisch gesehen auch nicht möglich gewesen. Im Original ist die Bezeichnung auch „A fairy story“, was eher noch den Begriff „Ammenmärchen“ oder „Lügengeschichte“ trifft. Wie auch immer, mit seiner Parabel erzählt George Orwell eine Wahrheit, auch wenn sie zur Entstehungszeit noch keiner so recht hören wollte. Dafür ist sie auch fast achtzig Jahre später immer noch hochaktuell. Beide Neuübersetzungen von George Orwell – Farm der Tiere und 1984 – sind sehr schön gestaltet und rundum empfehlenswert.

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Ein Klassiker - zeitgemäßer denn je

Von: cule.jule

30.03.2021

Es braucht nur eine Farm mit Tieren, um den Leser verständlich zu machen, wie totalitäre Systeme der Gewaltherrschaft entstehen und funktionieren. Ein Klassiker, welcher nun neu übersetzt und in meinen Augen begreiflich und zeitgemäß angepasst wurde. "Vorsicht Spoiler!" Tiere, welche ausdrucksstarke und psychologisch stimmige Elemente haben und dabei Archetypen symbolisieren. Tiere, welche nach einer Revolution demonstrieren, wie anhand einer Gruppendynamik eine Diktatur entsteht. Erschreckend und aktueller denn je. Neben der Fabel enthält diese Ausgabe ein Kapitel über die Pressefreiheit und einem Vorwort zur ukrainischen Ausgabe von Animal Farm. Es zeigt vor allem, wie schwierig es zu Kriegsjahren war (Ende 1943 hat George Orwell Animal Farm beendet), ein Buch mit dieser Thematik zu veröffentlichen. Abgeschlossen wird diese Ausgabe mit einem Nachwort, in dem auf die Biografie von George Orwell eingegangen wird. Ein Buch, welches jeder lesen und in keinem Buchregal fehlen sollte.

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