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Rezensionen zu
Ein Führer durch das lasterhafte Berlin

Curt Moreck

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Curt Moreck war nur eins von vielen Pseudonymen, die der Schauspieler, Autor und Journalist Konrad Haemmerling sich gab. Neben seiner Tätigkeit für div. Zeitungen schrieb er auch Romanen und Erzählungen und veröffentlichte in den 20er bis Anfang der 30er Jahre Werke zu kultur- und sittengeschichtlichen Themen. 1933 fielen seine Werke nationalsozialistischen Verboten zum Opfer. Wenn ich diesem Stadtführer der frivolen Art Glauben schenken darf, dann war Berlin in den 30er Jahren der Nabel der vergnügungssüchtigen Welt. Wir begleiten Moreck auf einen Rundgang durch eine pulsierende und weltoffene Metropole, die Berlin damals vor der Machtergreifung der Nazis noch war. Hemmungslos konnte dort dem lüstern-lasterhaften Vergnügen gefrönt werden. Dabei schlägt der Autor einen journalistisch-respektvollen Grundton an und kommt so nie in Gefahr, bei seinen Beschreibungen ins Vulgäre abzudriften. Vielmehr lässt er vor meinem inneren Auge eine Epoche wiederaufleben, die zum damaligen Zeitpunkt für Toleranz, Gleichheit und Emanzipation stand, und in der Menschen aller Couleur in einer friedvollen Koexistenz leben konnten. Er führt uns zu den „offiziellen“ ebenso wie zu den „halbseidenen“ Etablissements. So wandern wir von den Theatern zum Kabarett, verlustigen uns auf den Rummelplätzen, schauen in Varietés und Nachtclubs vorbei und stillen Durst und Hunger in einem der internationalen Restaurants. Es gab Clubs für Homosexuelle (männlich wie weiblich), Bars für Transvestiten und eine Vielzahl an erotischen Shows. Auch die Prostitution schien eine tolerable Art des Broterwerbs zu sein. Durchaus spitzzüngig warnt er den naiven Besucher vor „Neppern, Schleppern, Bauernfängern“, die dem allzu unbedachten Touristen erst bereitwillig behilflich sind, das Portemonnaie von seiner Last zu befreien, um ihm dann auch noch das letzte leinene Hemd vom Leibe zu mopsen. Abgerundet wird dieses Werk durch eine Vielzahl an Original-Fotos und –illustrationen, die einen authentischen Eindruck der damaligen Atmosphäre vermitteln. Morecks Führer durch das lasterhafte Berlin verdeutlichte mir nochmals, warum diese Vergangenheit und besonders diese Stadt zum besagten Zeitraum auch noch heute so einen Reiz auf uns ausüben: Zwischen Glamour und Talmi, zwischen Edel-Etablissement und Kaschemme, zwischen großen Gefühlen und kleinen Dramen galt es – trotz aller Verherrlichung – immer noch als „die gute alte Zeit“.

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