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Rezensionen zu
Das Tor

Basma Abdel Aziz

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€ 11,99 [D] inkl. MwSt. | € 11,99 [A] | CHF 17,00* (* empf. VK-Preis)

Der achtunddreißigjährige Yahya hat ein Problem: In seinem Körper steckt eine Kugel, doch um sie entfernen zu lassen, braucht er eine Genehmigung. Also muss er sich am sogenannten "Tor" anstellen. Doch er ist nicht der Einzige: Eine lange Schlange von Menschen bildet sich, um Gehör zu finden. Aber niemand weiß, ob und wann das Tor öffnen wird – und für Yahya wird die Zeit knapp ... Ein Brot kaufen, operiert werden, eine Reise antreten: In einem unbenannten Land im Nahen Osten ist all dies nur möglich, wenn man eine Genehmigung dafür bekommt. Was zunächst nach langweiliger Bürokratie aussieht, ist in Wahrheit ein ausgeklügelter Unterdrückungsapparat, um Feinde des Systems zu eliminieren. Durch Zufall gerät auch Yahya in die Reihen derer, die sich am Tor für eine Genehmigung anstellen müssen. Auf diese Weise lernen wir nicht nur Yahya und seine Freunde, sondern auch andere Wartende und ihre Geschichten kennen, und können uns dadurch ein Bild machen von der Welt und Kultur vor Ort. Ob die Türen sich jemals öffnen, ist fraglich, aber die Menschen verharren in Hoffnung und mangels Alternativen. Die Warteschlange entwickelt eine eigene Dynamik, da werden Informationen und Meinungen ausgetauscht, stehen sich Regierungstreue und –gegnerInnen gegenüber, wird Handel getrieben und nach Wahrheiten ebenso wie nach Menschen gesucht. Die Erzählweise von Aziz ist leicht und ruhig, trotz der dauerhaft angespannten Atmosphäre kommt keine Hektik auf. Dafür sorgt auch die Art und Weise der Menschen, mit den ihnen in den Weg gestellten Hindernissen umzugehen. Zunächst hatten wir Schwierigkeiten, einige Personen auseinanderzuhalten bzw. beim nächsten Auftauchen wieder richtig zuzuordnen, da so manche Person aus der Schlange nicht namentlich, sondern nur mittels Beschreibung vorgestellt wird. Auch das Ende ist nicht unkompliziert und hat bei uns Redebedarf ausgelöst. Selbst nach einigen Monaten haben wir dieses Buch nicht vergessen und denken immer wieder einmal darüber nach. Die Autorin des Werkes ist Ägypterin und die Parallelen zu politischen Vorfällen in ihrer Heimat sind offenkundig. Abseits von dem, was bei akuten Vorfällen in Ägypten in den Medien zu sehen ist, haben wir wenig Ahnung vom Leben und Alltag der Menschen dort. Deshalb ist – trotz seines fiktiven Charakters – "Das Tor" ein wertvoller Einblick in die Gedankenwelt und Kultur der Autorin und war ebenso faszinierend wie frustrierend. Unser Fazit: 4 Sterne für einen manchmal mühsamen, aber überwiegend spannenden Einblick in ein von politischen Ränkespielen gebeuteltes Land, in dem der Wandel hin zur diktatorischen Herrschaft anhand eines unbekannten und unverbrauchten Settings fesselnd bis zum Schluss dargestellt wird.

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Auf dieses Buch bin ich durch Zufall aufmerksam geworden. Das Cover fand ich unglaublich toll und auch der Klappentext klang verdammt gut. Ich erhoffte mir eine außergewöhnliche Dystopie. Der Einstieg ins Buch war ehrlich gesagt nicht ganz so leicht, durch die vielen Namen musste ich mir erst einmal einen Überblick verschaffen. Als mir das schließlich gelungen war hatte ich keinerlei Probleme der Handlung zu folgen. Dieses Buch ist definitiv keine Leichte Kost. Es ist ein Buch welches Zeit braucht. Ein Buch welches man nicht nebenher einfach durchlesen kann. Zwar handelt es sich hier um eine Dystopie doch diese ist so unglaublich realistisch. Sie zeigt die Folgen der Unterdrückung, sie zeigt die Folgen eines Regimes. Sie zeigt klar und deutlich auf was mit den betroffenen Menschen geschieht. Tja und dann ist da noch das Tor. Für jede Kleinigkeit brauchen die Bürger eine schriftliche Bestätigung. Doch das Tor öffnet sich einfach nicht. Die Menschenmengen wachsen immens an und es scheint kein Ende in Sicht zu sein. Tagelang harren die Menschen in der brütenden Hitze aus in der Hoffnung das sich das Tor doch noch öffnet. Das ganze nahm mich emotional sehr mit, die verschiedenen Schicksale der Menschen gingen mir sehr nahe. Es war fast zu viel. Ich konnte es kaum ertragen. Es war ein stetes hin und her zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Dieses Buch ist eine Dystopie die ich so noch nie gelesen habe. Die ganze Thematik macht das ganze so unglaublich realistisch und beängstigend. Dieses Buch ist keine Dystopie im eigentlichen Sinne, sie ist definitiv anders aber dennoch absolut lesenswert. Das einzige was mir leider nicht allzu gut gefallen hatte war das Ende, denn es hörte einfach auf. Ich hatte aber noch einige Fragen und fand somit dieses Ende nicht ausreichend. Aber dennoch passte das Gesamtpaket einfach. Deshalb kann ich euch dieses Buch nur empfehlen. Ich würde euch aber bitten vorher die Leseprobe zu lesen, denn der Stil der Autorin ist doch etwas gewöhnungsbedürftig und nicht alltäglich. ➡️ Fazit: Mit "Das Tor" gelingt Basma Abdel Aziz eine außergewöhnliche Dystopie die sehr bewegend und emotional ist. Diese Dystopie ist unglaublich realistisch, das ganze ist durchaus vorstellbar und genau das macht sie so beängstigend.

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Bedrückend realistisch

Von: Miyako

23.07.2020

Worum geht es? Nach einer nicht erfolgreichen Revolution ändert sich im Land alles. Alle Bürger brauchen für alles eine Genehmigung des so genannten Tores. Wirklich alles muss genehmigt werden. Im Großen und Ganzen geht es um die Veranschaulichung eines totalitären Staates. Beleuchtet wird dies durch den fiktiven Hauptcharakter Yahya, der bei einem Tumult angeschossen wurde und eine Genehmigung durch das Tor benötigt, um operiert zu werden. Die Kugel frisst sich zusehends durch seinen Körper, während er in der riesigen Schlange vor dem Tor steht, die täglich länger wird. Gerüchte besagen, das Tor öffnet täglich, doch in Wahrheit öffnet es nie. Wie hat mir das Buch gefallen? Es war durchaus etwas komplett anders. Gesellschaftskritisch genauso wie politisch mit einer ordentlichen Portion schwarzem Humor. Eine Irrfahrt, eine Reise, die irgendwie nie enden will. Normalerweise bin ich eine Einführung der Charakter gewöhnt, dass man sich in Personen hinein versetzen kann, dass man sie versteht und mit fühlt, ihre Geschichte voll und ganz durchlebt. Es gibt aber kaum wörtliche Rede in diesem Buch, die Charaktere sind einfach so da und man muss sich selbst viel zusammenreimen. Die Geschichte beginnt abrupt und endet auch so. Zwischenzeitlich einfach sehr sehr schleppend. Dennoch ist die Story sehr wichtig und leider einfach sehr realistisch. Nicht weit weg vom Wahren Leben, was einen manchmal sehr erschüttert. Es könnte eine wahre Gegebenheit sein und das macht sas Buch so einzigartig. Wenn man ein Roman erwartet, indem alles toll ist, findet man es hier nicht. Ich persönlich finde die Idee dahinter erschreckend wie genial. Das Buch ist, das muss man an dieser Stelle sagen, nicht einfach und nicht schön zu lesen. Die abrupten Enden und schnellen Wechsel stören teilweise. Aber das ist damit nicht gemeint. Das Buch hält dem Leser eine Welt vor, die zwar so nicht existiert, aber einige Regierungen und Staaten dieser Welt bewegen sich schnell in eine solche Richtung. Kleinigkeiten halten das ganze Volk in Schacht. Die Regierungen regiert ohne sich selbst zu zeigen und bestimmt absurde Dinge, bewacht jeden Schritt der Bürger. Ein wichtiges Buch, das einen nachdenklich zurücklässt. Da ich etwas anderes erwartet habe und es mir zwischenzeitlich schwer fiel am Ball zu bleiben, könnte ich hier jede Menge Punkte abziehen. Aber aufgrund der Message und der unwahrscheinlichen Wichtigkeit über das Verständnis des Geschriebenen bekommt das Buch von mir 4,5 von 5 Punkten

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Ich bin mir ziemlich sicher, dass jede*r von uns diesen unlustigen Witz mit den kleinen Geschwistern in der Familie abgezogen hat, von wegen sie seien adoptiert, weil sie eines Tages auf der Straße gefunden wurden (don‘t know if that‘s particular an Arab joke tbh). Bei uns war dieser joke besonders easy, weil meine Schwester @linaelabd_ bis letzten Sommer auf einem sehr wichtigen Dokument in Ägypten einen anderen Nachnamen hatte. Bis wir das geändert haben, dauerte das 24 Sommer. Jedes Jahr versuchten es meine Eltern, meine Onkeln, meine Schwester mit unseren Cousinen und Cousins, jedes Jahr dasselbe Prozedere mit demselben Ergebnis: „Es fehlt dieses und jenes Dokument, kommen Sie später wieder.“⁣⁣⁣⁣ ⁣ Genau um diese Situation handelt das Buch: der Bürokratie-Dschungel in einem weit entfernten und namenlosen Land im Nahen Osten. Die Menschen stehen in einer Schlange vor einem großen Tor und warten darauf bis es öffnet, damit sie eine Bewilligung für sämtliche Erledigungen brauchen und ihren normalen Alltag weiterleben können; aber es scheitert genau an dieser einzigen Unterschrift. Obwohl die Gründe für die Unterschrift nicht unterschiedlicher sein können, haben die Menschen in dieser riesengroßen Masse eines gemeinsam: Sie haben alle gegen die Regierung (Diktatur?) verstoßen und müssen jetzt dafür büßen.⁣⁣⁣ ⁣ Wir verfolgen vor allem die Geschichte von Yahia, der an „dem schwarzen Tag“ von einer Kugel getroffen wurde, aber nicht operiert werden darf. Damit das endlich passiert, braucht er eben eine Genehmigung „vom Tor“, aber die Kugel in seinem Körper entzündet sich mit jeder weiteren Minute, in der die Wunde unbehandelt bleibt.⁣⁣⁣⁣ ⁣ Ich find den Roman super, weil es unglaublich viele Anspielung auf die momentane Militärdiktatur in Ägypten gibt und zeigt, wie fucked up das ganze System ist. Es handelt von der Verzweiflung, von der Frustration der einfachen Menschen, die einfach nur leben wollen, aber weil sie sich systemkritisch äußern, dafür bestraft werden.⁣⁣

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Vorsicht geringfügige Spoiler enthalten - nein ich verrate nicht wies ausgeht und sollte trotzdem noch gelesen werden. Yahya war zur falschen Zeit am falschen Ort. Bei den schädlichen Ereignissen wurde er verletzt. Mit einer Kugel im Bauch wird er zuerst in ein normales Krankenhaus gebraucht, später holt man ihn von dort ins Militärkrankenhaus, welches dem Tor untersteht, und sämtliche Röntgenaufnahmen verschwinden. Die Kugel wird nicht entfernt. Und so findet er sich in der Warteschlange am Tor ein um einen Antrag auf Entfernung der Kugel in einem nicht staatlichen Krankenhaus zu stellen. Doch das Tor öffnet nicht. Ein Staat der sich gegen seine eigenen Bürger wendet. Verdrehung von Tatsachen, Lüg und Betrug. Dieses Bild zeichnet Basma Abdel Aziz in Das Tor. Es spielt im Nahen Osten, Land und Zeit wird nicht genau benannt, doch man kann wohl davon ausgehen, dass es aktuell ist. Denn im Mittelalter wurden Handys wohl nicht abgehört. Oder? Basma zeigt hier wie Religion und Staat Hand in Hand ein gesamtes Volk unter der Knute halten können und dabei nicht einmal wirklich etwas tun. Schön zu lesen ist es nicht, aber wichtig. Denn auch wenn es so ein Tor vermutlich nirgendwo wirklich gibt, bewegt sich die ein oder andere Regierung dieser Welt gefährlich nah in seine Richtung.

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Inhalt: In einem Land im Nahen Osten wird das Leben der Bevölkerung seit geraumer Zeit vom Tor bestimmt. Für fast alle Dinge des täglichen Lebens braucht man eine Genehmigung vom Tor, nur niemand weiß wie lange es dauert, bis man sein gewünschtes Dokument in Händen hält. Die Warteschlange vorm Tor wird länger und länger und niemand weiß, wann das Tor wieder seine Pforte öffnet. Wie verändert sich eine Gesellschaft, deren Leben von Genehmigungen und Dekreten abhängt? Leseeindruck: Schon allein die Kombination einer Dystopie mit dem Schauplatz des arabischen Raums, hat mich angesprochen. Geht es doch um Meinungsfreiheit in einem autoritären System. Wieviel Systemkritik steckt wohl in solch einem Roman? Sehr viel. Alle versuchen sich mit den neuen Regeln zu arrangieren, obwohl dies immer schwieriger wird, da ständig neue Bestimmungen hinzu kommen. Auch als Leser versteht man erst nach und nach das Ausmaß der Gesetze, obwohl man schnell die Willkür dahinter erkennt. Stück für Stück lernt man die Protagonisten kennen und merkt welch unterschiedliche Charaktere in der Warteschlange aufeinandertreffen und was sie verbindet: Niemand ist gerne Teil der Warteschlange, aber alle wissen, dass es ohne nicht geht. Man trifft auf einen Verfechter des Regims, auf religiöse Fundamentalisten, auf eine Lehrerin, die einfach ehrlich war, eine Mutter, die um die Gesundheit ihrer Kinder kämpft und einen jungen Mann, der eine Genehmigung für eine lebensrettende Operation braucht. Yahya ist sozusagen der Mittelpunkt des Geschehens, alle Figuren lernt man mehr oder weniger durch sein Schicksal kennen. Gerade an seiner Figur wird die Absurdität des Tores und dessen Macht immer deutlicher. Schritt für Schritt entfaltet sich das autoritäre System. Eine Verordnung wird durch die nächste ersetzt, ohne das man dafür nachvollziehbare Gründe erkennen kann. Obwohl das Regime hinter dem Tor immer willkürlicher handelt, steigt auch die Normalität. Das Warten in der Schlage gehört nun für viele einfach zum Alltag. Es hat mich wirklich erschreckt, wie schnell ein totalitäres Regime zur Gewohnheit werden kann. Der Erzählstil ist sehr nüchtern und distanziert, außerdem strotzt er nur so vor Verallgemeinerungen. Man erfährt nur von „den schändlichen Ereignissen“ ohne genau zu wissen, worum es sich handelt, außer, dass das Tor alle Informationen darüber kontrollieren will. Es wird von „dem Scheich“, „dem Direktor“ oder auch von „der Frau“ gesprochen. Viele Protagonisten bekommen kein eigenes Gesicht. Damit schützt sich die Autorin sicher davor angegriffen zu werden, da sie so wenige Dinge genau benennt. Ich brauchte allerdings einige Seiten, um mich an diesen eigenwilligen Stil zu gewöhnen. Lieblingsnebencharakter: Die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein und doch hatte ich bei keinem ein klares Bild vor Augen, da man recht wenig individuelles über die einzelnen Figuren erfährt. Am meisten berührt hat mich das Schicksal von Umm Mabrouk und ihren Kindern. Sie kämpft auf ihre ganz eigene Weise, indem sie einen neuen Alltag im Umfeld der Warteschlange kreiert. Außerdem gehört sie zu den wenigen, bei denen sich in meiner Fantasie ein Bild von ihr gebildet hat. Fazit: Eine erschreckend zeitlose und gleichzeitig aktuelle Dystopie über das Leben in einem Überwachungsstaat. Der nüchterne Stil und verschachtelte Aufbau sind zwar anstrengend, aber trotzdem ist das Buch sehr lesenswert. Wer sich darauf einlässt, wird ganz besondere Lesestunden haben.

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Das Tor ist mächtig. Das Tor bestimmt das Leben der Menschen in einer Stadt des Orients. Die Einwohner haben für jegliche Veränderungen ein Formular einzureichen und sich nach den Wünschen des Tor‘s zu richten. Streng wird darauf geachtet, dass alles nach Plan läuft. Dazu gibt es Truppen die dafür sorgen, dass alles seine Richtigkeit hat. Und sie sehen alles. Wissen viel, verfolgen und beobachten, lauschen… (Ein Schelm der Böses denkt, oder Vergleiche zieht!) Yahya wollte nur nachschauen, was es mit den „Aufständen“ zu tun hat, die viele Straßen weiter angesagt waren. Noch auf dem Weg dorthin wird er von einem Schuss niedergestreckt und wacht in einem Krankenhaus wieder auf. Dort würde ihn der Arzt Tarik gerne operieren, doch das geht nur, wenn das richtige Formular von dem Tor genehmigt worden wäre. Eine Operation würde den kritischen Doktor seinen Job kosten. Denn bei dem Geschoss handelt es sich um eine Kugel aus einem Staatsgewehr. Doch solche Wunden darf nur das Militärhospital behandeln. Das Tor ist aber zu. Die Menschen stehen tagelang davor. Es hat sich eine elendig lange Schlange gebildet. Eine Frau wollte nur ein Brot kaufen und hat sich mit dem Verkäufer verkracht, ein Formular würde Abhilfe schaffen, dass sie wieder Brot kaufen kann. Eine Lehrerin hat eine Schülerin einen kritischen Aufsatz in der Klasse vorlesen lassen. Daraufhin muss die Lehrerin eine Unbedenklichkeitsbescheinigung unterschreiben lassen. Völlig absurde Dinge müssen bestätigt und bescheinigt werden. Auch Yahya muss sich mit seiner Schussverletzung in die Schlange stellen. Trotz Schmerzen harrt er aus… Menschen verschwinden aus der wartenden Menschenmasse und Reporter befragen die Ausharrenden. Es wirkt alles sehr beklemmend. Die Stadt ist ausgestorben und die Geschäfte teils geplündert, teils verschlossen. Der Schwarzmarkt blüht. Und immer mehr kann man seine Geschäfte in der Warteschlange erledigen. Der Glaube spielt dabei ebenfalls eine große Rolle. Gott bestraft die Ungläubigen... Was ich gelesen habe Mir viel der Einstieg in dieses Buch eher schwer. Das ist kein Buch, das man weglegen sollte. Kein Zwischendurch-mal-ein-paar.Seiten. Es sind die Zwischentöne in den Sätzen, die das Buch interessant machen. Vergleiche mit den Revolutionen in den arabischen Ländern, sind bestimmt beabsichtigt. Gut wäre es auch, würde man sich mit der Geschichte dort etwas auskennen. Verschleierte Kritik an den Systemen, der Willkür der Regime ist herauszulesen. Und doch hat mich das Buch nicht gefesselt. Es blieb stets etwas zu überfrachtet. Die vielen fremd klingenden Namen, die Situationen in den die Protagonisten (und das sind einige) stecken, sind nicht immer nachzuvollziehen. Die Autorin schreibt endlose Sätze, die man immer wieder lesen muss, um sie zu verstehen. Es fehlte mir der Zusammenhang und der rote Faden, der mich durch dieses Buch zog.

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Sesam öffne Dich! Oder auch nicht ...

Von: Inge Held aus Bochum

09.05.2020

*Meinung* Für das wunderschöne Cover ist das das-illustrat.de verantwortlich. Mit dem Schreibstil bzw. mit der Übersetzung konnte ich mich durchaus anfreunden, ich fand die Sprache zeitgemäß und vor allem unkompliziert, aber alles andere als sachlich. Der Roman ist in sechs Abschnitte gegliedert, sodass man ihn zügig lesen kann. Jeder Teil beginnt mit einer Krankenakte über Yahya, ein 38-jähriger, unverheirateter Handelsvertreter. In dieser Dystopie geht es weniger um die einzelnen Charaktere, vielmehr um die Gemeinschaft als solche und die Gruppendynamik. Die Handlung konzentrierte sich auf die wartenden Menschen vor dem Tor. Das Individuum verblasst, alle ähneln einander immer mehr. Dieses Schicksal verbindet und lässt alle gleich werden. Das Schicksal jedes Einzelnen verliert an Bedeutung. Mich hat dieser Roman natürlich an den arabischen Frühling, aber auch an die ehemalige DDR erinnert. Die Geschichte spiegelt viele Details in einem Regime wider und fängt das Denken und Handeln der Bürger ein. Der Patient Yahya und sein Arzt Tarik stehen im Focus dieser Geschichte. Trotz - oder gerade wegen meiner kritischen Bewerbung, hatte ich mich sehr auf dieses Buch gefreut und siehe da, am Ende durfte ich zu meiner eigenen Überraschung feststellen, dass ich mit meinen Erwartungen gar nicht falsch lag. Das Tor ist wieder einmal ein Roman, der sensationell vermarktet wird, inhaltlich aber kaum der Rede wert ist? Falsch, denn Das Tor ist keine reine Dystopie, vielmehr eine Parodie auf den totalen Staat. Die Autorin macht sich über diejenigen Menschen lustig, die einfach alles befolgen und nichts hinterfragen. Wenn mir der Staat jede Entscheidung abnimmt und mich bevormundet, dann werde ich irgendwann nicht mehr in der Lage sein, selbständig zu denken und zu agieren. Dann werde ich nur noch glauben müssen. Und hier wird der Glaubensstaat aufs Korn genommen. Daher trifft die Aussage im Klappentext, die Autorin habe mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor die Natur eines totalitären Staates durchleuchtet, vollkommen zu. Das Tor ist eine Erfindung des Regimes und dann will man am Ende auch noch eine Mauer um die Wartenden bauen, zu ihrem eigenen Schutz. Ja selbstverständlich, hurra! *Fazit* Man muss nicht unbedingt jeden Scherz in Anführungszeichen setzen, manchmal reicht es schon aus, einfach mal zwischen den Zeilen zu lesen, aber dieses Buch sollte man unbedingt gelesen haben. Ich vergebe fünf Sternchen und ein Dankeschön an den Verlag für das kostenlose Rezensionsexemplar. © 2020 Frau-mit-Hut

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