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Rezensionen zu
Kaffee und Zigaretten

Ferdinand von Schirach

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"Jeder scheitert auf seine eigene Weise."

Von: Travel Without Moving

31.03.2019

"Jeder scheitert auf seine eigene Weise." (CD 3, Track 27) Ferdinand von Schirach erzählt in ‚Kaffee und Zigaretten‘ von seinem eigenen Leben: von der schweren Kindheit, vom Internat, von Depression, vom frühen Tod des Vaters. Er berichtet von Momenten, die ihn geprägt haben, und bietet so eine Art Kaleidoskop seines Lebens, wobei er diese persönlichen Augenblicke mit anderen Erlebnissen verwebt, die ihn bewegt und beschäftigt haben: mit den Stammheim-Prozessen, Verbrechen, mit Filmen wie ‚Der Swimmingpool‘, Regisseuren wie Michael Haneke, Schriftstellern wie Imre Kertész, Einflüssen aus Politik, Philosophie, Physik, Geschichte, mit Betrachtungen über den Tod. Immer wieder geht es um Gerichtsverhandlungen, Kunst, Zigaretten und Suizid. Ich gehörte bislang nicht zur Fangemeinschaft von Schirachs, war vor vielen Jahren wenig begeistert von ‚Verbrechen‘ und habe danach nichts mehr von ihm gelesen. ‚Kaffee und Zigaretten‘ hat trotzdem meine Neugier geweckt, und nach dem Hören des von Lars Eidinger hervorragend gelesenen Hörbuchs kann ich sagen, dass mich von Schirach mit ‚Kaffee und Zigaretten‘ mitten ins Herz getroffen hat, wobei ich nicht einmal explizit sagen kann, warum das so ist, was genau er bei mir ausgelöst hat. Möglicherweise war es das häufig erwähnte Suizid-Thema, was gerade ein wichtiges Thema in meinem eigenen Leben ist. Vielleicht waren es die kleinen Begebenheiten, die er ausgewählt hat, die mir teilweise bekannt waren, die oft Themen behandeln, die mich selbst interessieren und faszinieren. Vielleicht war es die einzigartige Komposition des (Hör-) Buchs, das Schlaglichter auf scheinbar zusammenhangslose Themen wirft. Was auch immer es war, was von Schirach mit ‚Kaffee und Zigaretten‘ bei mir bewirkt und bewegt hat, er hat mich neugierig auf ihn als Person und auf ihn als Autor gemacht, er hat mich dazu veranlasst, ‚Verbrechen‘ nochmals lesen und seine anderen Bücher entdecken zu wollen, und er hat mich beeindruckt und berührt, so dass ich ‚Kaffee und Zigaretten‘ sicherlich bald ein zweites Mal anhören werde. Ferdinand von Schirach: Kaffee und Zigaretten. Vollständige Lesung von Lars Eidinger. der Hörverlag, 2019; 20 Euro.

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187 Seiten, 48 Abschnitte. Biografisches, Erinnerungen an Begegnungen, an Gelebtes und Gelesenes. Sehnsüchte, Reflexionen. Über allem ein Hauch von Melancholie. Die Natur des Menschen, im Guten wie im Bösen. Erfahren in der eigenen Familiengeschichte. Da ist zum einen die Herkunft aus sorbisch-deutschem Adel. Internatserziehung bei den Jesuiten und Ferienaufenthalte bei befreundeten Familien im Ausland. Der Großvater Baldur von Schirach, überzeugter Nationalsozialist, der die Deportation der Juden vehement verteidigt. Zum anderen die Ausbildung und Tätigkeit als Anwalt, der diverse Fallgeschichten seiner Laufbahn literarisch verarbeitet. Prägende Stationen eines Lebens. Wie wir es aus seinen bisherigen Veröffentlichungen kennen, beschränkt sich Ferdinand von Schirach in "Kaffee und Zigaretten" auf das Wesentliche. Lakonisch, ja kühl und beiläufig, oft versteckt im Text, thematisiert er die Fragen zur Conditio humana, die ihn beschäftigen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob er sich Gedanken über das Rechtssystem oder über dessen zugrunde liegende Ethik macht. Ob er sich an Begegnungen und Beobachtungen erinnert oder beiläufige Kommentare zu Zeitgeschehen macht. Ob er seiner Verwunderung darüber Ausdruck verleiht, dass Erwachsene sich eher mit überteuerten Malbüchern aus dem Schreibwarenladen versorgen als in der Buchhandlung nebenan einen Roman von David Foster Wallace zu kaufen. Manchmal eher trivial, oft aber philosophisch, bietet von Schirachs Blick auf sich und die Welt, auf die Vergeblichkeit der menschlichen Existenz, dem Leser jede Menge Anregung zum Nachdenken.

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Ferdinand von Schirach ist mit Sicherheit einer der größten deutschen Erzähler unserer Zeit. Anders, als man das von einem Juristen vielleicht erwarten möchte, beherrscht er eine grandiose Sprache. Er schreibt so nüchtern wie einfühlsam, so packend wie nachdenklich. Nun ist ein neues Buch von ihm erschienen: "Kaffee und Zigaretten", erschienen bei Luchterhand. Wie soll man dieses Buch beschreiben? Achtundvierzig kleine Erzählungen sind es, vielleicht sollte man sie besser als Bilder bezeichnen. Sie erzählen über Schirachs Leben - ohne aber eine Autobiographie zu bilden. Einzelne, kurze Begebenheiten reihen sich aneinander. Eine drückende Kindheit, ein gescheiterter Selbstmordversuch, eine über allen Dingen liegende Depression. Einzelne Stationen von Schirachs Wirken lassen sich so konstruieren, ohne aber ein Gesamt zu bilden. Es bleiben Bilder - lebendige Bilder. Natürlich ist das Buch auch ein juristisches. Wie gewohnt reitet von Schirach nicht auf Tatbeständen oder Rechtfertigungsgründen herum - er erzählt einfach, und das Interesse am Menschlichen scheint das juristische zu übersteigen. Und wieder stellt Schirach die Frage von Schuld und Sühne mit der ihm eigenen drückenden Eleganz, wohl wissend, das es eine zu einfache Antwort nie geben kann. Von Schirach hat die Begabung, Dinge auf ihr Wesen zu beschränken. Kein Wort ist überflüssig, genial etwa seine Beschreibung einer Pariser Modeschau: "Die Show beginnt ohrenbetäubend laut, ein dumpf hämmernder Rhythmus, der auf den Magen schlägt. Die Models erscheinen, ihre Gesichter sind dunkel geschminkt, sie sehen aus wie Erinnyen, griechische Rachegöttinnen. Keine der Frauen lächelt. Ihr Gang ist grotesk, sie schieben ihre Becken weit nach vorne, ich habe Angst, dass sie umfallen." "Kaffee und Zigaretten" ist ein großer Wurf, gerade weil es sich einer eindeutigen Klassifizierung entzieht. Es ist das Bekenntnis eines passionierten Rauchers ebenso wie eine moralische Frage nach der Todesstrafe; eine Faktensammlung wie Poesie. Eines seiner besten Bücher. Vielleicht sogar das beste.

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Egal wo mir der Titel dieses Buchs begegnet, überall lese ich, dass es sich bei Kaffee und Zigaretten um von Schirachs persönlichste Texte handelt. Das kann auch ich nicht abstreiten, denn bereits seine erste der durchnummerierten aber unbenannten Erzählungen handelt ganz eindeutig von ihm und seinen Jugendjahren. Diese Tatsache könnte all jene verschrecken, die ihn nur aufgrund seiner authentischen Kriminalfälle lesen. Allen anderen jedoch, die ihn für die Nüchternheit und Lakonie seiner Geschichten – ihn als Erzähler, der er ist – lieben, denen kann ich auch dieses Buch nur ans Herz legen. Man muss sich dennoch nicht darauf einstellen, ein autobiografisches Werk in den Händen zu halten. Von Schirach vermischt persönliche Erlebnisse, Kriminalfälle und andere Erzählungen, bei denen man nicht genau sagen kann, ob sie fiktiv oder aus dem Leben gegriffen sind. Eines haben sie jedoch alle gemein: sie schaffen es, trotz ihrer Kürze, im Kopf der Leser*innen hängen zu bleiben und etwas darin zu regen. Das liegt vor allem auch an der Beobachtungsgabe des Autors. Sie führt uns, ohne zu urteilen, Situationen und Wahrheiten des alltäglichen Lebens vor, die plötzlich in einem ganz anderen Licht erstrahlen, mal furchtbar lächerlich erscheinen oder einen ganz beklommen zurücklassen. Wie es bei Textsammlungen immer ist, haben mir nicht alle Geschichten gleichermaßen gefallen und trotzdem hat doch jede ihre Daseinsberechtigung. Zwar bin ich mir nicht ganz sicher, ob wirklich alle Erzählungen von Anfang an in dieser Reihenfolge feststanden und ob nicht einige von ihnen als kleine Lückenbüßer herhalten mussten, um das Buch zu füllen, aber ich bin mir sicher, dass man aus jeder von ihnen eine Botschaft ziehen kann.

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Als ich in den Neuerscheinungen gesehen habe, dass Ferdinand von Schirach ein neues Buch veröffentlicht, musste ich es natürlich unbedingt so schnell wie möglich lesen. Bisher habe ich „Schuld“, „Strafe“ und „Terror“ gelesen und seine anderen Bücher, die ich noch nicht gelesen habe, stehen bei mir sehr weit oben auf meiner Wunschliste. An Ferdinand von Schirach’s Büchern begeistert mich vor allem der schnörkellose Schreibstil, der aber trotzdem so viele Emotionen übermitteln kann, dass einem bei der ein oder anderen Geschichte ein Schauer über den Rücken läuft. Seine Geschichten behandeln immer aktuelle Themen und sein Hintergrundwissen und seine Sichtweise als Rechtsanwalt macht das ganze besonders spannend. "Der Richter ist ein besonnener, ruhiger Mann. Er fragt sich, was „Geltung der Gestze“ eigentlich bedeutet. Was soll er tun, wenn die Mehrheit in seinem Land ein Gesetz beschließt, das wieder die Todesstrage einführt? Wann soll eine Sachentscheidung über eine Mehrheitsentscheidung gestellt werden? Wann muss sie es? Oder zählt Ethik nichts gegen den Bürgerwillen? Und, falls doch, wer soll bestimmen, was diese Ethik ist?" "Die Würde des Menschen ist die strahlende Idee der Aufklärung, sie kann den Hass und die Dummheit lösen, sie ist lebensfreundlich, weil sie von unserer Endlichkeit weiß, und erst durch sie werden wir in einem tiefen und wahren Sinn zu Menschen. Die Würde ist aber kein Teil des Menschen wie ein Arm oder ein Bein. Sie ist nur eine Idee, sie ist zerbrechlich, und wir müssen sie schützen. […] Die englische Magna Carta, die ameriaknische Bill of Rights, die französische Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen und die heutigen Verfassungen der freien Welt – das sind unsere Siege über die Natur, Siege über uns selbst." „Kaffee und Zigaretten“ ist in meinen Augen anders als die anderen Bücher von Ferdinand von Schirach. Es besteht zwar auch aus mehreren kurzen Geschichten, aber wie der Klappentext es schon beschreibt, ist dieses Buch persönlicher und der Erzähler selbst steht mehr im Vordergrund. Der Schreibstil und die rechtliche Perspektive sind auch in diesem Buch vertreten und einige Kapitel werfen auch aktuelle und spannende Fragen zu unserer Gesellschaft auf, die man sich während des Lesens selbst stellt, aber mir hat manchmal ein bisschen der rote Faden gefehlt. Die Geschichten sind anders als in zum Beispiel „Strafe“ oder „Schuld“ nicht durch ein bestimmtes Hintergrundthema verknüpft. Der Großteil der Geschichten war zwar interessant, aber für meinen Geschmack leider nicht genug. Bei den vorherigen Büchern hatte ich das Gefühl, dass die einzelnen Geschichten mich jede auf ihre Art und Weise abholen, mitnehmen und in meinen Gedanken auch einige Zeit danach noch begleiten. In „Kaffee und Zigaretten“ konnten mich die meisten Geschichten nicht bewegen. Auch wenn ich so lange auf dieses Buch hingefiebert habe und es so gerne lieben würde wie die anderen Bücher, konnte es mich leider nicht komplett überzeugen. Es liest sich durch die einzelnen Geschichten schnell durch, weshalb ich es auch schnell verschlungen hatte, aber ich kann dem Buch leider nur 3 von 5 Sternen geben und ich hoffe, dass die kommenden Bücher von Ferdinand von Schirach mich wieder mehr begeistern können.

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... als würde ich mit ihm in einem Café sitzen

Buchhaus Steyer

Von: Nina Jacobi aus Wedel

04.03.2019

Ferdinand von Schirachs Buch zu lesen fühlt sich für mich an, als würde ich mit ihm in einem gemütlichen kleinen Café sitzen und seinen Worten lauschen. Es ist angenehm warm und wir trinken, rauchen und gleiten auf entspannte Weise von einem Thema zum nächsten. Er erinnert sich an Geschichten aus seiner Kindheit und Jugend, berichtet von seiner Arbeit und über sein Privatleben, er philosophiert über wichtige Lebensthemen und erfreut sich an kleinen Glücksmomenten. Es geht um Bücher, Filme und Kunst und er erzählt schöne Anekdoten aus diesen Bereichen, die ich mir unbedingt merken möchte. Ich mag seinen Blick auf die Welt und seinen schnörkellosen Stil; verspüre den Wunsch dieses Buch zu empfehlen und privat zu verschenken, damit ich mit anderen darüber sprechen kann.

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How is that my first von Schirach? What have I been doing with my life?? I requested an ARC of the audiobook, mainly out of curiosity and because the fantastic Lars Eidinger narrates the texts, and I was surprised how much I enjoyed the book - clearly, I have been missing out so far. Ferdinand von Schirach stated that "Coffee and Cigarettes" is his most personal publication: In 48 vignettes - short stories, dialogues, observations, contemplations - he talks about his life and the things that occupy his mind (that the book shares its title with a movie by Jim Jarmusch is a coincidence, says the author, but it certainly is a peculiar one if you know that movie). In case you're now asking why in the world that should be interesting, you clearly don't know who this author is. Ferdinand von Schirach has worked as a criminal defense lawyer and published his first collection of short stories at age 45 - like most of his work, they were focusing on the question what crime and how we deal with it says about our society as a whole. In "Coffee and Cigarettes", von Schirach talks about the role his (in Germany well-known) family history played in his decision to become a lawyer in order to defend the rule of law: Born into old German nobility, his grandfather Baldur von Schirach was gauleiter under Hitler in Vienna and got convicted in the Nuremberg trials as one of the main war criminals. Ferdinand von Schirach's own father, an alcoholic, committed suicide, and his cousin was so ashamed by his family's Nazi past that he legally changed his last name and tried to prevent the public from knowing about his family - you might know this cousin as the writer Benedict Wells. In "Coffee and Cigarettes", Ferdinand von Schirach talks, among other things, about his father, his own suicide attempt, his depression, his time at a boarding school (which he attended with descendants of Speer, von Ribbentrop, and von Stauffenberg - so kids of Nazis and resistance fighters!), his first love who came from a family that was in the resistance, he mirrors himself in the works of Austrian Oscar winner Michael Haneke ("The White Ribbon") and a documentary about other famous lawyers, he meets Imre Kertész, and he meditates about transience and purpose. So yes, this is a personal book about the author, but it is also a book about Germany: Many Germans have ancestors who were in the NSDAP and/or contributed to WWII and the Holocaust in different capacities, and the question how to deal with that on a personal and a societal level is still very current. This book gives us the perspective of a man who chose to become a lawyer, and who has the gift to use clear, minimalist, laconic language to talk about big issues (even if some of them might appear small at first - until you have a closer look). A wonderful book, and Lars Eidinger does a brilliant job reading the audio version.

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