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Rezensionen zu
Haie in Zeiten von Erlösern

Kawai Strong Washburn

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Der Einstieg in die Erzählung war so kribblig wie der Abend, den Malia mit ihrem Mann Augie im Waipi’o Valley auf der Ladefläche des Pick-ups unter freiem Sternenhimmel verbrachte. Die (später) dreifache Mutter spricht davon, dass in jener Nacht ihr besonderer Junge gezeugt wurde. „Er ist eine Art Wunderkind, sagten die Lehrer, und Mom und Dad strahlten wie die Sonne, wenn die Lehrer von mir sprachen. Sie fingen an zu sagen, ich sei was Besonderes. Auch dann, wenn Dean und Kaui es hören konnten.“ (S. 31) - erfahren wir später von Nainoa selbst. Multiperspektivisch wird die Geschichte der Familie erzählt, mal spricht das vermeintliche Wunderkind Nainoa, mal sein Bruder Dean oder seine Schwester Kaui. Und immer stehen die Geschwister im Schatten des Bruders Nainoa oder im Schatten ihrer selbst.

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Kawai Strong Washburn schreibt in seinem Debüt authentisch, magisch und echt über das Leben auf Hawaii, das nur wenig mit der allgemeinen Bilderbuchvorstellung gemein hat. "Haie in Zeiten von Erlösern" ist sein erster Roman, für den er u.a. mit dem PEN/Hemingway Award ausgezeichnet wurde. Zugegebenermaßen brauchte ich ein wenig Zeit, bis ich mit dem Erzählton und der Geschichte so richtig warmgeworden bin. Was zu Beginn ein bisschen sperrig anmutet, wird im Verlauf aber immer besser und wenn man in dieser Geschichte so richtig angekommen ist, dann wird man das Buch auch so schnell nicht mehr zur Seite legen. Washburn spielt mit den Mythen und Legenden der Insel, hält dem Leser aber auch knallhart den Spiegel vor. Für die meisten Bewohner ist das dortige Leben kein Zuckerschlecken. Arbeitslosigkeit und Armut dominieren, die Familie hat immer wieder zu kämpfen, Geld fehlt an allen Ecken und Enden. Da ist es nur logisch, dass die drei Kinder aufs amerikanische Festland gehen, um dort zu studieren bzw. ihr Glück zu suchen. Um am Ende vielleicht ein besseres Leben zu führen. Aber die Sehnsucht nach der Heimat und den eigenen Wurzeln ist stark, dagegen anzukämpfen unglaublich schwer. Der Autor lässt all seine Figuren in verschiedenen Kapiteln immer wieder zu Wort kommen und verleiht allen ganz eigene und starke Stimmen. Der innere Zwiespalt und die Ängste sind omnipräsent und haben mich sehr gefesselt. In diesem außergewöhnlichen Familienroman prallen alte Traditionen, Mythen und das harte Leben aufeinander und lassen niemanden kalt. Die Geschichte ist aber auch eine über die eigene Identität und Familie. Für mich ist dieses Buch eine ganz besondere Erzählung, die mich auf unterschiedliche Arten berührt und mitgenommen hat. Ein Buch, über das man im Nachgang noch länger nachdenkt und das niemanden kalt lässt. Auch wenn der Einstieg holprig war, lohnt sich das Dranbleiben. Ich habe "Haie in Zeiten von Erlösern" gerne gelesen und wurde für einige Stunden in eine andere Welt entführt. Übersetzt von Cornelia Holfelder-von der Tann.

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VORSICHT SPOILER! Dean, Nainoa und Kaui sind Geschwister. Sie leben mit ihren Eltern auf Hawaii, ein einfaches Leben voller Entbehrungen, immer auf der Suche nach dem nächsten kleinen Fitzelchen Glück. Das Schicksal scheint plötzlich eine Chance für die Familie bereitzuhalten. Bei einem Bootsausflug kurz vor dem Umzug in ihre möglicherweise neue Realität fällt Nainoa von Bord. Wer sich ihm als erstes nähert? Die Haie! Doch der größte von ihnen frisst Noa nicht, sondern bringt ihn in seinem Maul liegend zurück zum Schiff. Ein Wunder! Und Noa nimmt sein gottgegebenes Schicksal an, stellt sich als Heiler in den Dienst der Gesellschaft. Was der Familie zunächst Kraft gibt, bringt sie nach und nach auseinander, entfernt alle fünf immer mehr von sich selbst und den anderen. Die Kinder ziehen aufs amerikanische Festland, beginnen ein Leben fernab der hawaiianischen Heimat, weit weg von Mythos und Magie. Doch alle drei – besonders Noa – schaffen es nicht, in dem Leben fernab ihrer Wurzeln anzukommen. Dramen kündigen sich an... „Humor war eine Fremdsprache, die ich mal fließend gekonnt hatte, in der ich jetzt aber nach den einfachsten Substantiven und Verben suchen musste: Es war alles irgendwo da, aber ich kam nicht dran“ (S. 197) „Haie in Zeiten von Erlösern“ ist ein Debüt, das es in sich hat, das literarisch wie inhaltlich vieles vereint, Naturverbundenheit, den Glauben und die Macht der Zivilisation hart einander gegenüberstellt. Kapitelweise kommen die Figuren einem vielstimmigen Gesang gleich zu Wort, stülpen eindrücklich ihr Innenleben nach außen, machen sich nackt vor ihrer eigenen Geschichte, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Immer dabei im Fokus: ihre Familie, auch wenn sie oftmals physisch wie mental weit entfernt scheint. Kawai Strong Washburn kreiert in seinem Roman nicht nur eine im Körpergedächtnis sich festhakende Atmosphäre, die uns ein Hawaii präsentiert, fernab von Blumenketten und Reisekatalogen, sondern auch eine Familiengeschichte, die an die Great American Novels zu gemahnen scheint. Die drei Kinder, die sich in ihrer Unterschiedlichkeit zu emanzipieren versuchen, stehen dabei stets im Mittelpunkt: Noa, der von den Göttern Zurückgeschickte, dem versehentlich eine Last aufgebürdet wird, die er sein komplettes Leben nicht abzuschütteln weiß. Dean, das Sport-Ass, das den permanenten Vergleichen mit seinem Bruder nicht aus dem Weg gehen kann, das sich immerzu beweisen muss und dabei an den Rand von Familie und Justiz rückt. Und Kaui, die Schwester, die den Konventionen von Fraulichkeit besonders im provinziell geprägten Umfeld Hawaiis zu entrinnen versucht, die ihr Glück auf dem Festland sucht, deren Erfolg immer weniger wert zu sein scheint als der ihrer Brüder. Große Kraft und große Last gleichermaßen: die Eltern, die Mutter, die alle zusammenhält, die aber gleichzeitig sich selbst fast vergisst, der Vater, der an den Dramen traumatisch zu zerbrechen droht. All diese fünf Biographien komponiert Washburn in fulminanter Weise zu einem Werk zusammen, lässt die Verbindungen wachsen und schrumpfen, zwingt seine Figuren in immer neue Situationen und Umgebungen. Der stetig über der Szenerie schillernde Schleier des magischen Realismus legt sich wie ein Firnis über das Geschehen, wirkt nie zu dominant oder forciert, sondern stets stimmig eingebettet. Mit „Haie in Zeiten von Erlösern“ bekommen wir als Leser*innen die perfekte literarische Kombination: eine intensive Familiengeschichte, die in einem vielschichtigen und gleichzeitig vermeintlich paradiesisch fremden Setting platziert wird, Charaktere mit immenser Tiefe und Facettenreichtum, mit einer Prise Mystik aufgeladen. Ein Roman, der sich temporeich voran arbeitet, der sich wunderbar pageturnend am Strand lesen lässt und gleichzeitig eine hervorragende Grundlage für soziologische Betrachtungen der hawaiianischen Gesellschaft bietet. Ein kleines Juwel im weiten Ozean der Literatur!

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Die Geschichte ist so komplex, dass es mir schwerfällt, alles in nur wenige Sätze zu packen. Sie vereint vieles, eine sehr bewegende Familiengeschichte, eine große Portion Gesellschaftskritik, Einblicke in die Kultur, das Leben und die Mythen Hawaiis. Es wird aber weniger mythisch, als es zunächst scheint. Durch den Niedergang der Zuckerrohrindustrie verliert Vater Augie seine Arbeit und muss mit Nebenjobs seine Familie über Wasser halten. Das reicht aber nicht, um die Familie vor dem finanziellen Ruin zu retten. Durch den fortschreitenden Tourismus auf den Inseln und dem täglichen Überlebenskampf entfernt sich Hawaii immer weiter von ihrer ursprünglichen Kultur, Wohlstand ist das Privileg weniger, die Familie Flores ein Beispiel Tausender, die am Rande der Gesellschaft und im Schatten der florierenden Metropole leben. »Das Königreich Hawai’i war schon lange zerstört – der atmende Regenwald und die singenden grünen Riffe zermalmt vom Haole-Kommerz (Weiße) der Beach-Resorts und Wolkenkratzer -, und so lange schon rief das Land.« S. 9 Bevor die Familie aus ihrem Tal wegzieht, um Arbeit zu finden, unternimmt sie mit ihren drei Kindern einen Bootsausflug. Der damals 7-jährige Nainoa fällt dabei ins Meer, doch die Haie, die ihn umkreisen, bringen ihn wohlbehalten zum Boot zurück. Das scheint die große Wendung zu sein. Denn seit dem Tag besitzt Noa magische Kräfte und kann Krankheiten durch Handauflegen heilen. Eine Legende ist geboren und gleichzeitig eine Hoffnung, denn seine Gabe bringt zusätzliches Geld ein. Aber seine Gabe ist Segen und Fluch zugleich. Die Geschwister Kaui und Dean stehen im Schatten ihres Bruders. Das ursprüngliche Familiengefüge beginnt sich zu verschieben. Um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen, schicken sie sie zum Studium auf das amerikanische Festland. Wir erleben die großartige Geschichte aus den einzelnen Perspektiven der Familienmitglieder. Jeder versucht auf seine Weise, mit Noas Gabe umzugehen und seinen Weg zu finden. Es dauert, bis auch Kaui und Dean ihre Talente erkennen. Verstreut in verschiedenen Städten sind sie allerdings immer Fremde, die Sehnsucht nach der Heimat bleibt, aber auch die Suche nach der eigenen Identität, ihren indigenen Wurzeln. Jeder der Charaktere hat eine unverkennbare Stimme, jeder ist vielschichtig und authentisch. Kawei Strong Washburn schaffte es, mir sein Land zu zeigen, von dem ich nur wenig wusste. Denn Hawaii ist viel mehr als nur Traumstrände und Postkartenmotive. Die tiefgründige Familiengeschichte ist vielschichtig und berührend. Sie bringt die Sehnsucht der Hawaiianer nach ihrer Ursprünglichkeit zum Ausdruck. Ich bin durch den Roman wie auf einer Welle geritten. Hin und her gerissen zwischen den Charakteren, die gefangen sind zwischen zwei Welten. Wie die Geschwister an sich selbst und an Nainoas Gabe zerbrechen, und sich am Ende wieder aufrichten. Kritisch schildert er die soziale Realität, die Armut und Perspektivlosigkeit der Menschen in seiner Heimat. Ein Paradies, das vor dem touristischen Ausverkauf steht. Doch er zeichnet auch ein Bild der Hoffnung und Rückbesinnung zur Natur. Mit seinem Debüt hat er einen starken Eindruck bei mir hinterlassen, der wohl noch eine Weile nachhallen wird.

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VORSICHT SPOILER! "Wir machten uns gegenseitig zu der Art Person, die wir werden wollten, erzeugten die Art Erfahrungen, von der ich gar nicht gewusst hatte, dass ich sie mir wünschte, bis ich sie machte." S. 189. Nainoa lebt mit seinen Eltern, seinem Bruder Dean und seiner Schwester Kaui auf Hawaii. Als er im Alter von sieben Jahren bei einem Familienausflug ins Meer fällt, wird er schnell von Haien umkreist und alle befürchten das Schlimmste. Es kommt jedoch ganz anders als gedacht: keiner der Haie krümmt Nainoa auch nur ein Haar; stattdessen wird er im Maul des größten Tiers zum Boot seiner Familie zurück gebracht. Ab diesem Moment sind die Eltern sich sicher: Ihr Sohn ist eine Art Wunder und zu etwas Höherem bestimmt. Er wird die Familie retten, denn von sorglosem Wohlstand sind sie weit entfernt und als der Vater seine Arbeit verliert, entwickelt sich das Familienleben zum Überlebenskampf fernab von paradiesischen Touristenstränden der reichen "Haoles", wie Weiße im Hawaiianischen heißen. Alle drei Kinder ziehen aufs amerikanische Festland, um es zu etwas zu bringen, doch während der Fokus der Eltern auf Nainoa und seinen besonderen Fähigkeiten liegt, fühlen sich Dean und Kaui zunehmend unsichtbar und auch die Eltern müssen im Laufe der Zeit erkennen, dass die bittere Realität anders aussieht als das göttliche Versprechen, das sie in ihrem Sohn zu erkennen geglaubt hatten. So sehr Nainoa, Dean und Kaui auch versuchen, ihre eigenen Wege zu gehen: etwas zieht sie unaufhaltsam zurück in ihre hawaiianische Heimat. Sind es die alten Götter und deren magische Kräfte oder doch schlicht und ergreifend die Sehnsucht nach zu Hause, nach der elterlichen Geborgenheit? Der Debütroman des selbst in Hawaii aufgewachsenen Autors Kawai String Washburn verbindet hawaiianische Legenden von Magie und Gottheiten mit einer authentischen Familiengeschichte, die eine Insel zeigt, die so ganz anders ist, als die Bilder, die wir alle zweifelsohne mit Hawaii assoziieren. Die großartige Übersetzung von Cornelia Holfelder-von der Tann bringt die verschiedenen Perspektiven und ihre jeweiligen Erzählstimmen dabei hervorragend zur Geltung und muss besonders hervorgehoben werden. Ich bin ganz und gar in diesen Roman eingetaucht und kann ihn von Herzen allen empfehlen, die eine sommerliche Urlaubslektüre mit einem gewissem literarischen Anspruch suchen; die in fremde Welten entführt und Figuren zeichnet, die man lieben muss.

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Hawaii. Die Zuckerrohrplantagen werden stillgelegt, unzählige Hawaiianer verlieren ihre Arbeit, während die „Haole“ - die Weißen - die Inseln überrennen und mit ihrem Protz und ihrer Geldgier einen Ausverkauf des Landes starten. Der Tourismus überfällt die Insel wie eine der sieben Plagen. Und die Magie der Inseln, die Geschichte der Götter wird immer weiter zurückgedrängt. Familie Flores ist eine der Betroffenen. Um über die Runden zu kommen, wandern sie auf die Hauptinsel aus, um zumindest eine Arbeit zu bekommen. Irgendwie schaffen sie es, durch zu kommen. Ihre drei Kinder wachsen auf, und ihnen wird ein Studium auf dem amerikanischen Festland ermöglicht. Mutter Malia versucht zumindest im Geiste, alte Traditionen und altes Wissen aufrecht zu erhalten. Es scheint auch in ihren Kindern weiter zu leben. Nainoa wird, so unglaublich es klingt, als Siebenjähriger von Haien gerettet. Und seitdem trägt er eine besondere Gabe in sich. Er wird zum Mittelpunkt der Familie, alles dreht sich um ihn, oft sehr zum Leidwesen seiner Schwester Kaui und Bruders Dean. Mit seiner Gabe kommt etwas Geld in die leere Familienkasse – also kein Wunder, dass seine Geschwister in seinem Schatten ausharren müssen. Aber auch sie sind vom Schicksal begünstigt, haben Gaben und Talente. Nur dauert es sehr lange, bis sie ihrer gewahr werden und voll ausnützen können. Bis dahin leben sie ihr Leben auf dem Festland, jeder in einer anderen Stadt, so gut oder schlecht wie sie können. Erst als ein Unglück passiert, zieht es es sie zurück zu ihren Eltern. Der Kreislauf des Lebens hat den Zenit überschritten und steuert seinem Anfang entgegen. Doch was ist der Anfang? Und das Ende? Washburn beschreibt in diesem wunderbaren Roman die Geschicke seiner Protagonisten. Diese kommen Kapitel für Kapitel selber zu Wort, teilen uns ihre Freuden, aber hauptsächlich ihre Sorgen und Ängste. Sie reifen alle heran, bis auch sie bemerken, dass sie etwas Besonderes sind. Jeder nutzt sein Talent letztendlich auf die beste Art und Weise. Es ist ein Aufschrei, wie sich der Mensch von der Natur entfernt, obwohl er gleichsam ein wertvoller Teil davon ist. Erst der ein oder andere Schicksalsschlag lässt das alte Gespür für die Götter, die Weisheit der Natur, wieder in den Körpern aufleben. Der Autor spannt somit, zumindest sehe ich das so, einen weiten Bogen über die hawaiianischen Legenden. Wie geht man mit Verlusten, Trauer um? Was bedeutet Hoffnung? Was sind Erfolg, Reichtum, Geld? Was ist Familie letztendlich? Hoffnungsvoll und/oder melancholisch – jeder muss seinen eigenen Weg finden. Washburn präsentiert und hier einen unvergleichbaren Roman. - Ganz große Leseempfehlung!

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It‘ s a hai-p! 🦈 ❤

Buchhandlung Im Gegenlicht

Von: Florian Valerius aus Trier

06.09.2022

„Haie“ ist ein Roman, in den ihr eintauchen müsst, von dem ihr euch davontragen lassen müsst, wie von einer Welle. Der an der Hamakua-Küste von Big Island, Hawaii geborene Kawai Strong Washburn hat ein meisterhaftes, magisches & eindringliches #ownvoices Debüt über eine hawaiianische Familie geschrieben. Vor den Augen der Leser*innen lässt er die Mythen und die Kultur Hawaiis lebendig & greifbar werden. Was die Geschichte jedoch auszeichnet und so besonders macht, ist der grausame soziale Realismus, den er uns anhand seiner Figuren vor Augen führt. Der hat nämlich nichts mit dem Postkarten- und Filmkitsch (garniert mit einem Lei) zu tun, den wir alle kennen. Das Leben für die Bewohner ist von Armut, Arbeitslosigkeit und fehlenden Perspektiven geprägt. So ist es auch nahezu konsequent, dass die drei Kinder der Familie aufs Festland gehen, um dort ihr Glück zu machen. Der Ruf der Heimat verhallt jedoch nie in ihren Herzen- und macht sie so zu suchenden, getriebenen & zerrissenen Menschen. Jede Figur bekommt ihre eigenen Kapitel, jede Figur hat ihre eigene, unvergleichliche Stimme, bzw. ihren Sound. Anfangs macht dies das Buch etwas sperrig - es braucht seine Zeit, bis man in den Rhythmus findet. Sobald es jedoch „Klick“ macht, lässt einen die Geschichte nicht mehr los - eine epochale Geschichte, die alle Sinne berührt, berauscht und verzaubert. Eine Geschichte über Verlust, Wurzeln & Heimat, Familienverbundenheit & Erlösung. #leseempfehlung !

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In diesem Roman spielt der Schauplatz Hawaii eine genauso tragende Rolle wie die Figuren. In Kalihi, einem Stadtteil von Honolulu, lebt die fünfköpfige Familie Flores und kommt finanziell kaum über die Runden. Rettung erhoffen sie sich von Sohn Nainoa, der offensichtlich über heilende Kräfte verfügt. Die besondere Gabe entpuppt sich jedoch im Laufe der Handlung als Segen und Fluch zugleich. Der Autor wechselt mehrmals die Erzählperspektive und gibt den Familienmitgliedern eine eigene Stimme und charakteristische Sprache, so dass man die schwierigen Beziehungen untereinander immer besser begreift. Ich konnte mich vor allem in die Geschwister Dean und Kaui hinein fühlen, die darunter leiden, im Schatten des Wunderknaben zu stehen, selbst als sie schon längst die Heimat verlassen haben, um ihre eigenen Wege zu gehen. Was die tiefe Verwurzelung und die Sehnsucht nach ihrer Heimat mit den drei Kindern macht, erzählt Kawai Strong Washburn in einprägsamen Bildern voller Magie und Demut vor der Umwelt. Es gelingt ihm sehr gut, die Zerrissenheit der Insel zwischen Tradition und Moderne anhand einer exemplarischen Familie zu vermitteln. Die beschriebenen hawaiianischen Mythen und Legenden in Kontrast zum fortschreitenden Raubbau und der Armut haben mir das beliebte Touristenziel aus einem völlig neuen Blickwinkel gezeigt.

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