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Rezensionen zu
Nachttiger

Yangsze Choo

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€ 9,99 [D] inkl. MwSt. | € 9,99 [A] | CHF 15,00* (* empf. VK-Preis)

Worum es geht: British-Malaya in den 1930er Jahren. Ren, ein Zehnjähriger Hausdiener hat neunundvierzig Tage Zeit den verlorenen gegangenen Finger seines verstorbenen Meisters zu finden und in dessen Grab zu bringen. Nur so kann seine Seele Frieden finden. Auf der Suche nach dem Finger verstrickt sich sein Leben mit dem eines Arztes und der Tänzerin Jin Li. Während Jin Li den Finger hat und versucht ihn loszuwerden, passieren allerhand merkwürdige und tödliche Zufälle. "Malaya mit seiner Mischung aus Malaien, Chinesen und Indern ist eine Welt voller Geister; eine Spiegelwelt mit bizarren Regeln. In Europa gibt es den Werwolf. [] In Malaya gibt es den Wertiger, der in den Augen der Einheimischen jedoch kein Mensch, sondern ein Tier, das sich in einen Menschen verwandelt und aus dem Dschungel ins Dorf kommt, um Menschen zu töten." Meine Meinung: Auf den Titel aufmerksam geworden bin ich abermals durch Reese Witherspoons Buchclub, sowie der Tatsache, dass mein geliebter Wunderraum Verlag das Buch herausgegeben hat. Yangsze Choo nimmt den Leser mit in die Tiefen der malaysischen Folklore. Angesiedelt in den 30er Jahren in Ipoh verschwimmen in diesem spannungsgeladenen Roman die Grenzen zwischen Realität und Aberglaube. Die Suche nach dem Finger verbindet sich mit der Legende der Were-Tiger, Menschen die sich gezielt in Tiger verwandeln. Aus asiatischen Kultur spielen aber auch die fünf Konstanten der konfuzianischen Ethik eine große Rolle, die 5 Eigenschaften die zusammen den perfekten Menschen ergeben. Die Hauptfiguren des Buches sind alle nach einer Eigenschaft benannt, und man kann als Leser auch deswegen kaum erwarten, dass alle aufeinander treffen. Ren und Ji Lin sin dem Leser von Anfang an bekannt, doch vor allem der 5. stellt den Leser lange vor ein Rätsel. "Unsere Familie war wie eine Pralinenschachtel: außen hübsch verpackt, innen düster und klebrig." Während das der Glaube an das magisch und surreale eine große Rolle spielt, und eine wundervolle Atmosphäre aufbaut, weiß Choo aber vor allem Ipoh, und Malaysia der 30er Jahre dem Leser näher zu bringen. Malaya als Hintergrund bietet eine reiche Kultur. Inder, Chinesen, Europäer,... an Diversität kaum zu übertreffen und ein Sammelbecken an Legenden. Ernste Themen wie die Kolonisation, Machtkämpfe der Bevölkerung als auch die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts sind wenn auch nicht Hauptthema sehr präsent. Li Jin weiss, dass sie ein guter Arzt geworden wäre, hätte man ihr erlaubt studieren zu gehen. Stattdessen wird ihr Bruder zur Uni geschickt und sie zur Schneiderei. Enttäuscht über ihr Schicksal und die Aussichtslosigkeit die ihr Geschlecht mit sich bringt, beschließt sie wenigstens bei einem Thema selbst zu entscheiden: Sie will niemals Heiraten. Als Hauptfigur die sich all den Konventionen zu unterstellen hat, ist Ji Lin eine Kämpferin, die über sich selbst hinauswachsen muss, und dies sehr sympathisch und mit Bravour besteht. Shin, ihr Stiefbruder, weiß ebenfalls, dass seine Schwester die bessere Wahl für die Ärzteausbildung gewesen wäre. Doch statt es so hinzunehmen, hat er ein schlechtes Gewissen. Man merkt den Aufbruch in eine neue Zeit in den jungen Figuren, als starker Kontrast gegenüber den älteren in den Traditionen und in der Kultur festgefahrenen Mitmenschen. Das Spannungselement, die Suche nach dem Finger, die Angst vor dem Tiger und dem Ablaufen der Zeit, sowie das herausfinden der Zusammenhänge von allem, fand ich sehr gut ausgearbeitet. Wie ein Kind im Süßigkeitengeschäft wusste ich teilweise nicht, worauf mich zuerst konzentrieren, so reich ist dieser Roman. Während man noch den Weltaufbau bewundert, liest man schon schneller um der Auflösung näher zu kommen. "Es gut zu meinen, heißt nicht, das Richtige zu tun. Vielleicht sind wir alle verflucht. Wir hätten alle in dieselbe Familie hineingeboren werden sollen, vielleicht sogar als eine Person, nicht so getrennt voneinander durch Raum und Zeit." Eine Welt im Mix zwischen Mythen und modernem Idealismus, Arbeiterklasse und verbotener Liebe. Dreh und Angelpunkt in dieser treibenden Geschichte bleibt aber die Coming of Age Geschichte eines Jungen und einer jungen Frau, beide auf der Suche und nach ihrem Platz in einer Gesellschaft die bevorzugen würde, beide blieben unsichtbar.

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„Nachttiger“ von Yangsze Choo ist eines der Bücher, die mich unheimlich neugierig gemacht haben , bei dem ich mir aber nicht so recht vorstellen konnte, was auf mich zu kommen würde. Letztlich kann ich sagen findet man hier als Leser (zumindest erging es mir so) ein unheimlich bildlich geschriebenes, besonderes Buch. Die Geschichte an sich setzt sich aus verschiedenen Erzählsträngen und Lebenswegen zusammen, die letztlich miteinander verbunden sind. Es ist ein sehr gelungener Mix aus Krimi, Mythos, zarter Liebesgeschichte und dem Weg auf eigenen Beinen zu stehen. „Nachttiger“ ist sicher kein Buch, was man einfach so weg liest. Vielmehr war es für mich ein richtiges eintauchen in die Geschichte und zu Beginn wurde mir schnell klar, dass man sich hier wirklich auf die Geschichte einlassen muss, denn die Zeit- und Erzählsprünge stifteten für mich anfänglich ein bisschen Verwirrung. Je mehr man aber in die Geschichte eintaucht, umso verständlicher wird letztlich alles. Insgesamt ein Buch was ich jedem empfehlen kann, der sich lesetechnisch ein bisschen Abseits vom Mainstream bewegen möchte!

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Nachttiger

Von: elena_liest

06.11.2019

Als sein Master im Sterben liegt, gibt dieser seinem Houseboy Ren eine letzte Aufgabe: er soll den verloren gegangenen Finger seines Herrn innerhalb von 49 Tagen nach seinem Tod zurückholen, damit seine Seele befreit wird und nicht herumirren muss. Mit einer Adresse in der Tasche macht sich Ren auf zu einem ausländischen Arzt, unter dessen Dienst er sich von nun an stellen soll. Zeitgleich arbeitet die junge Ji Lin heimlich in einem Tanzhaus. Als sie dort von einem schmierigen Händler zum Tanz aufgefordert wird, fällt diesem ein kleines Reagenzglas aus der Tasche - mit einem menschlichen Finger darin... die Geschichte nimmt ihren Lauf und die Schicksale der beiden jungen Menschen verflechten sich auf tragische Weise miteinander. Angesiedelt im Jahr 1930 enthält "Nachttiger" von Yangsze Choo viele Informationen über Britisch-Malaya, die damals gängigen Bräuche, Familienstrukturen und das Gefälle zwischen Einheimischen und Ausländern. Aber auch der Mythos um den Wertiger wird besprochen, was ich total interessant finde. Die Protagonisten waren sehr sympathisch und außergewöhnlich. Auf der einen Seite Ren, ein wirklich kluges und aufgewecktes Kind, das früh seine Eltern und seinen Zwillingsbruder verloren hat und sich nun als Diener reicher Ärzte verdingt. Er ist tief beeindruckt von den Mythen und Sagen seines Landes und lässt sich hier teilweise mehr beeinflussen, als gut für ihn wäre. Auf der anderen Seite Shi Lin, die in ein Leben gezwungen wurde, das sie hasst und nicht ihrem Bildungsstand und ihrer Wissbegierde entspricht. Ausbrechen kann sie als junge Frau jedoch nicht, alles hängt davon ab, ob Männer ihr wohlgesonnen sind oder nicht. In Verbindung mit einer in meinen Augen wirklich einfühlsamen und hochsensiblen Liebesgeschichte und rätselhaften Mordfällen, die ein ganzes Tal in Atem halten, wurde die Geschichte für mich einfach perfekt. Der Roman ist mal etwas anderes, er sticht aus dem Einheitsbrei heraus und fordert den Leser, nicht zuletzt durch den ständigen Wechsel der Erzählperspektiven. Ich kann den "Nachttiger" wirklich sehr empfehlen und vergebe 5 / 5 ⭐

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