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Rezensionen zu
Nachttiger

Yangsze Choo

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Yangsze Choo hat chinesische Vorfahren und ist Malaysierin. Als Diplomatentochter prägten Umzüge ihre Kindheit, sie lebte in Japan, Deutschland, auf den Philippinen und in Thailand. Nach ihrem Harvard-Studium arbeitete sie als Consultant und in einem Start-Up. Inzwischen hat es sie mit ihrem Mann und zwei Kindern nach Kalifornien verschlagen. "Nachttiger" ist ihr zweiter Roman. Dieser versetzt den Leser nach Britisch-Malaya in den 30er Jahren. Sowohl der Ort als auch die Zeit wirkten auf mich doppelt exotisch und machten mich ebenso neugierig wir das ansprechend gestaltete Buch an sich. Auf dem Sterbebett erteilt ein aus England stammender Arzt seinem chinesischen Houseboy Ren einen letzten Auftrag: Gemäß dem Aberglauben der Einheimischen muss spätestens 49 Tage nach dem Tod der vollständige Körper beerdigt sein. In diesem Fall ist das eine Herausforderung, denn diesem Arzt wurde ein Finger amputiert. So macht sich Ren auf die Suche nach dem Finger. Einen solchen über hat die angehende Schneiderin Ji Lin. Im Rahmen einer Nebenbeschäftigung kommt sie nämlich ungefragt in den Besitz eines amputierten Fingers. Bis Ren und Ji Lin zusammenfinden, sind einige Hürden zu überwinden. Stellenweise schafft es der Roman, einige mysteriöse Plots anzudenken. Gerade die Verknüpfung mit einem umherstreifenden Tiger und die Idee von "Wertigern" hätte "Nachttiger" durchaus zu einem recht abgefahrenen Leseerlebnis werden lassen können. Die Absprünge in eine mehrere Personen verbindende Traumwelt gibt dem Leser Raum für Spekulationen. Bei weitem nicht alle Mysterien werden erklärt oder zu Ende gesponnen, denn irgendwann wird die Geschichte wieder in weitgehend realistische Bahnen gelenkt. Ich fühlte mich durch "Nachttiger" auf überwiegend fesselnde Art in die Zeit und nach Britisch-Malaya entführt. Choo versteht es, die Spannung subtil aufzubauen und mich mühelos über 550 Seiten bei der Stange zu halten. Leser sollten sich zumindest ein Stück weit für Asien interessieren und sich nicht von dem durchgehen präsenten Aberglauben abschrecken lassen. Unter diesen Voraussetzungen steht einer stellenweise märchenhaften und spannenden Lesereise in eine fremde Welt nichts mehr im Weg. Außer vielleicht der aktuell erschwerte Weg in die Buchhandlung, aber es gibt ja auch gesichert virenfreie Alternativen zur Beschaffung.

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„Alles, was hinzugefügt wurde, muss entfernt, und alles, was fehlt, muss wiederbeschafft werden - sonst kann die Seele keine Ruhe finden.“ Meine Meinung: Mich hat die interessante Rezension einer Bloggerkollegin auf „Nachttiger“, dem ersten ins Deutsche übersetzten Roman der malaysischen Autorin Yangsze Choo, aufmerksam gemacht und mir wurde damit ein wirklich spannendes und besonderes Leseerlebnis geschenkt. Wie aus dem Klappentext hervorgeht, wurde ich ins Britisch-Malaya der 1930er Jahre entführt, wo sich eine mir unbekannte Kultur und deren Mythen auf sehr bildhafte Weise vorstellten und es zudem einen spannenden/geheimnisvollen Kriminalfall zu verfolgen gilt. Ich habe bereits Werke aus chinesischer Feder gelesen, bei denen es mir durch einen sehr distanzierten Schreibstil anfangs schwerfiel, mich in die Geschichten fallen lassen zu können aber die Schreibe von Yangsze Choo gestaltete mir den Einstieg sehr leicht, da sich diese durch eine fast schon märchenhaft leichte Erzählweise auszeichnet. Sehr schnell ist mir auch der Zugang zu den Figuren gelungen, die durch verschiedene kulturelle Einflüsse geprägt sind und im Zusammenspiel mit dem Setting ein absolut stimmiges Gesamtbild abgeben. Besonders der nach eigenen Angaben erst 13jährige Ren konnte mein Herz und Bewunderung für seinen Mut/Stärke gewinnen und ich habe ihn sehr gerne bei seiner Mission begleitet. Verknüpft wird diese im weiteren Verlauf mit dem Handlungsstrang bzw. der Erzählperspektive der Tänzerin Ji Lin, die ich ebenfalls mit Spannung verfolgt habe aber die Entwicklung ihres Liebeslebens stieß bei mir nur auf ein geringes Maß an Gegenliebe. Wer zu diesem Buch greift, dem sollte bewusst sein, dass man es hier nicht mit einem klassischen Kriminalroman zu tun bekommt, sondern das darin auch der chinesische Glaube/Aberglaube eine Rolle spielt, sowie die Bedeutung von Traumreisen und des Ahnenkults. Fazit: Gefolgt bin ich einer Leseempfehlung und kann diese auch ganz klar aussprechen!

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Nachttiger Von Yangsze Choo Nachttiger, Werttiger oder Geisttiger In Asien wird der Tiger traditionell verehrt. In vielen Geschichten tauchen die Großkatzen auf. Sie sind Begleiter für die Toten ins jenseits. Auch als Lichtbringer und Beschützer ist der Tiger bekannt. In dem Roman von Yangsze Choo spielt die Mythologie und der Aberglaube eine große Rolle. Gleichseitig kommen auf mysteriöse Weise Menschen um. Laut Klappentext geht es um Ren, einem 11 Jährigen Houseboy, 1930 in Britisch Malaya (dem heutigen Malaysia, das von den Portugiesen, Holländern und den Briten geprägt wurde). Von seinem verstorbenen Herren auf die Suche nach seinem abgetrennten kleinen Finger geschickt, hat Ren 49 Tage Zeit, seinen Auftrag auszuführen. Der Finger muss in dieser Zeit in das Grab des Doktors gelegt werden, damit der Brite nicht als Nachttiger herum geistert. Doch die Suche gestaltet sich schwierig und gefährlich. Menschen kommen zu Tode, eine Liebe wird endlich wahr genommen und Tiger durchstreifen die Gegend. Was ich gelesen habe Ren ist ein kleiner chinesischer Houseboy der intelligent ist, aber sehr abergläubig. Rens Bruder ist vor zwei Jahren verstorben. Sein Zwillingsbruder fehlt dem kleinen Waisenjungen. Sein verstorbener Herr, Doktor MacFarlane bat Ren, nach seinem abgetrennten Finger zu suchen, damit der Doktor nicht als Nachttiger durch die Gegend streift und Menschen tötet. Die Suche nach dem Finger bringt Ren mit Ji Lin zusammen einem Mädchen, das von ihrem Stiefvater daran gehindert wurde Ärztin zu werden, weil sie ja nur ein Mädchen ist. Der Stiefvater erlaubt ihr nur Schneiderin zu werden. Um ein wenig Geld nebenbei zu verdienen, damit sie die Spielschulden ihrer Mutter bezahlen kann, nimmt sie eine Stellung als Tanzmädchen an. Etwas, dass ein anständiges Mädchen nicht macht. Als sie mit einem Mann tanz, fällt ihr eine Phiole mit einem ausgetrockneten Finger in die Hände. Ji Lin, Ren und der verstorbene Zwilling, sind Teile der fünf Chinesischen Tugenden, was sie zusammen schweisst. Der Roman ist sehr angenehm zu lesen. Trotz der vielen fremdartigen Namen, fand ich schnell Bezug zu den Hauptdarstellern. Es machte große Freude die Suche zu begleiten und die Mythologie Asiens zu bereisen. Leicht unheimlich und mit ein bisschen Liebe gespickt, kann man den Roman ziemlich zügig lesen. Mit leichter Hand hat die Autorin einen spannenden Roman geschrieben. Die Geschichte nimmt immer wieder eine neue Richtung. Und wenn man genau hinhört, dann kann man das leise knurren des Tigers hören, oder sind es die Eiswürfel in dem Whiskeyglas des Hausherren? Die Autorin und die Übersetzer Es ist der zweite Roman den die Autorin Yangsze Choo geschrieben hat. Allerdings der Erste der ins deutsche übersetzt wurde. Die Malaysierin mit chinesischer Abstammung war in den unterschiedlichsten Ländern zu Hause, wodurch sie einige Sprachen versteht. Sie studierte in Harvard und lebt in Kalifornien. Heike Reising und Stefanie Schäfer sind die Übersetzerinnen.

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Der Roman "Nachttiger" der Malayin Yangsze Choo führt uns nach British Malaya, dem heutigen Malaysia der 1930er Jahre. Malaysia war zu diesem Zeitpunkt eine Kolonie Großbritanniens. Viele der englischen Kolonialisten ließen es sich hier gutgehen. Sie verdienten ihren Lebensunterhalt mit freundlicher Unterstützung der malayischen Bevölkerung, natürlich unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit. Schließlich galt es, den unterentwickelten Einwohnern den rechten Glauben und die rechte Kultur nahezubringen. (Das soll es an dieser Stelle an unterschwelliger Kritik an dem Kolonialismusgedanken gewesen sein) "Nachttiger" spielt in einem Tal Malaysias, das für seine enormen Zinkvorkommen bekannt war und ist - das Kinta-Tal. Wir treffen zunächst auf Ren, einem 10jährigen chinesisch-stämmigen Jungen, der einem Doktor MacFarlane als Hausboy zur Verfügung steht. Der Doktor liegt im Sterben und nimmt dem Jungen das verrückte Versprechen ab, den amputierten Finger des Arztes zu finden und in dessen letzte Ruhestätte zu packen. Dabei muss eine Frist von 49 Tagen, beginnend mit dem Zeitpunkt des Todes, eingehalten werden. Zurecht erscheint diese Aufgabe merkwürdig und skurril und hat folgenden abergläubischen Hintergrund: ein Körper muss vollständig sein, will die Seele des Verstorbenen zur Ruhe kommen. Sollte diese Aufgabe nicht erfüllt werden, wird die Seele auf ewig und ruhelos durch die Welt irren. Und welche Seele will das schon? Als Leser ahnt man, dass sich die Handlung dahingehend entwickeln wird, dass der kleine Junge sich an die scheinbar unlösbare Aufgabe begibt. Denn Malaysia ist groß und der Junge hat so gut wie keine Anhaltspunkte. Zunächst einmal kommt er in dem Haushalt eines Kollegen von Dr. MacFarlane unter. Er wird sozusagen "vererbt". Parallel zu der Geschichte um Ren und seiner Suche nach dem Finger tut sich ein weiterer Handlungsstrang auf. Hier geht es um Jin Lee, eine junge Dame, die in in einer Schneiderei in Ipoh arbeitet, der größten Stadt des Kinta-Tals. Die Schneiderei ist jedoch nur ein Vorwand. Denn aus finanziellen Gründen arbeitet Jin Lee heimlich als Eintänzerin in einem Tanzpalast. Hier steht sie zahlungswilligen Kunden als Tanzpartnerin zur Verfügung. Nicht mehr und nicht weniger. Ihre Familie lebt im benachbarten Falim. Ihr verhasster Stiefvater ist Zinnhändler, wohlhabend und gewalttätig. Trotzdem Jin Lees Mutter unter ihrem Mann zu leiden hat, scheint es doch so etwas wie Liebe zwischen den beiden zu geben. Der Stiefvater hat seinen leiblichen Sohn Shin bereits aus dem Haus geekelt. Dieser studiert nun Medizin in Singapur, ist aber dennoch häufig zuhause. Shin und Jin Lee sind etwa gleichaltrig. Nicht nur die Tatsache, dass sie am selben Tag Geburtstag haben, macht sie zu Seelenverwandten. Die beiden verbindet mehr als eine geschwisterliches Verhältnis vermuten lässt. Mit dem Handlungsstrang um Jin Lee zeichnet sich ab, mit welchen Schwierigkeiten frau im malayischen Kulturkreis zu kämpfen hat(te). Als gehorsame Tochter steht Jin Lee unter der Fuchtel des strengen Stiefvaters. Dieser zwang sie, von der Schule zu gehen, da er ihren "unschicklichen" Wunsch nach einer Ausbildung zur Krankenschwester auf gar keinen Fall dulden wollte. Jetzt wartet er darauf, Jin Lee endlich unter die Haube bringen zu können und damit die Verantwortung für sie in andere männliche Hände geben darf. Durch Jin Lees hart erkämpften Freiraum, der ihr das Leben unter der Woche in einer anderen Stadt gewährt, bewegt sie sich insbesondere in Anbetracht ihrer Tätigkeit als Tänzerin auf sehr gefährlichem Terrain. Wenn das rauskommt! Nun fragt man sich, welches der gemeinsame Nenner zwischen den beiden Handlungssträngen um den kleinen Jungen Ren und Jin Lee ist. Denn scheinbar gibt es keine Verbindung zwischen den Beiden. Scheinbar ... Denn irgendwann werden sich Ren und Jin Lee über den Weg laufen. Und der verlorengegangene Finger des Dr. MacFarlane wird dabei eine große Rolle spielen. Dieser Roman hat mich auf vielfältige Weise fasziniert. Wir haben eine verrückte Geschichte über die Suche nach einem verloren gegangenen Finger. Einem Europäer mag der Hintergrund dieser sehr speziellen Bitte eines sterbenden Mannes merkwürdig erscheinen. Für jemanden, der aus einer Kultur stammt, für die Tradition und Aberglaube zum Leben dazugehören, ist sie verständlich. Wir treffen auf Exotik pur. Dabei denke ich nicht nur an den Schauplatz sondern auch an den Sprachstil der Autorin. Sie transportiert diese Exotik in ihrer Ausdrucksweise und lässt Bilder im Kopf entstehen, die einen den Dschungel Malaysias hören, riechen und fühlen lassen. Dabei verwendet sie viele Vergleiche, die einem Europäer eigentümlich erscheinen, aber gerade deshalb einen großen Reiz ausmachen. Yangsze Choo lässt den Leser in eine Welt voller Traditionen und Mythen eintauchen. Wer meinen Lesegeschmack kennt, weiß, dass ich Schwierigkeiten mit Büchern aus dem Mystik- und Esotherik-Regal habe. In dem Moment, wo Logik und gesunder Menschenverstand nicht zu gebrauchen sind, fange ich an, über ein Buch zu schimpfen. Doch in dem Fall des "Nachttiger" hat es mich nicht gestört. Hier begegnen wir einer Mystik und einem Aberglauben, den ich als schmückendes Beiwerk empfunden habe, um die Exotik dieses Romans zu untermalen. Hinzu kommt, dass die Mystik weitestgehend in den Träumen der Protagonisten stattfindet. Und in der Traumwelt wie im Märchen ist alles möglich und erlaubt. Stichwort "Märchen": Tatsächlich könnte man diesen Roman als ein modernes exotisches Märchen bezeichnen. Es gibt die Guten und die Bösen. Und am Ende gewinnen die Guten. Es gibt eine nahezu unlösbares Rätsel in Form des verschwundenen Fingers, das aber am Ende gelöst wird. Es gibt Monster und Geister. Denn dieser Roman heißt nicht umsonst "Nachttiger". Am Ende bekommt der Prinz seine Prinzessin. Und wenn sie nicht gestorben sind .... Und wem das Märchen an dieser Stelle nicht genug ist. Ein großes Stück Krimi findet sich ebenfalls in diesem Roman. Alles in allem ist "Nachttiger" ein fantasievoller, exotischer Schmöker, der den Alltag vergessen lässt, weil er den Leser in eine völlig fremde Welt entführt. Leserherz, was willst du mehr?! © Renie

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Als ich mich auf ‚Nachttiger‘ einließ, war ich völlig unvoreingenommen im Hinblick darauf, was mich erwartete. Nach 600 Seiten bin ich wieder aufgetaucht und habe das Gefühl, Teil eines unfassbar spannenden Abenteuers gewesen zu sein, eine Zeitreise in die 1930er und gleichzeitig Urlaub in Südostasien gemacht zu haben. ‚Nachttiger‘ ist ein packender Mix aus Kriminalgeschichte, Hirstorienroman und exotischem Märchen. Dieser Roman ist auf so vielen Ebenen brillant durchdacht, dass es einem den Atem raubt. Dabei beginnt er lediglich mit einem abgetrennten Finger… Im ersten Erzählstrang geht es um den 11jährigen Ren, der harte Arbeit gewohnt ist, schon viel Trauer in seinem Leben erfahren hat und über einen ausgeprägten sechsten Sinn zu verfügen scheint. Auf dem Sterbebett gibt ihm sein Herr einen letzten Auftrag: Ren soll seinen fehlenden Finger wiederbeschaffen, damit sein vollständiger Körper begraben werde. Andernfalls – so ein Aberglaube – kehre er als Geistertiger zurück. Seine Suche führt Ren in den Dienst des Chirurgen Dr William Acton. Als die von einem Tiger übel zugerichtete Leiche einer jungen Frau gefunden wird und nahe dem Haus Pfotenabdrücke eines Tiger auftauchen, ahnt Ren, dass ihm die Zeit durch die Finger rinnt. Im zweiten Erzählstrang geht es um die junge Ji Lin, die in einer Tanzhalle Geld verdient, um die Spielschulden ihrer Mutter zu tilgen, ohne dass der jähzornige Stiefvater Wind davon bekommt. Einer ihrer Tanzpartner hinterlässt Ji Lin einen abgetrennten Finger. Während die 49 Tage allmählich verstreichen, geschehen eine ganze Reihe mysteriöser Todesfälle. Ji Lins und Rens Wege, so unterschiedlich sie erscheinen, kreuzen sich durch chinesischen Zahlenaberglaube, die Einheit konfuzianischer Tugenden und Mythen über Männer, die sich in Tiger verwandeln. Am Ende bleibt es dem Leser selbst überlassen zu entscheiden, welcher Teil der Geschichte auf das Konto übersinnlicher Begebenheiten geht, oder mit bloßen menschlichen Abgründen erklärt werden kann. ‚Nachttiger‘ ist das zweite Buch von Yangsze Choo, aber das erste, das in deutscher Übersetzung erschienen ist. Es bleibt nur zu hoffen, dass es weitere Bücher aus der Feder dieser Autorin geben wird, denn ‚Nachttiger‘ ist ein wundervolles Gesamtkunstwerk, ein Mix verschiedener Genres mit einer bildhaften Sprache, die einen wie einen Sog erfasst und in die Geschichte zieht. Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

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„Nachttiger“, der zweite Roman von Yangsze Choo und der erste in deutscher Übersetzung, spielt in Britisch-Malaya der 1930er-Jahre. Die Autorin, selber Malaysierin chinesischer Abstammung, hat recherchiert und in manchen Punkten auch ausgeschmückt, wie es hätte sein können und läßt den Leser in diese Zeit und Welt perfekt eintauchen. Erzählt wird unter anderem die Geschichtedes chinesischen Hausboys Ren, dem nach dem Tod seines Herrn 49 Tage bleiben um dessen amputierten Finger zu finden, zurückzubringen und dem Toten mit ins Grab zu legen. Hierbei kreuzt er den Weg von Ji Lin, die eine Schneiderlehre absolviert, nebenbei in einer ehrbaren Tanzhalle arbeitet, ihrem Bruder Shan und einigen weiteren. Viele Lebenswege scheinen miteinander verwoben zu sein; Schicksale, Glauben und „Aberglauben“, Werte und Moralvorstellungen sowie Lebnsbedingungen aus dieser Zeit werden spannend innerhalb dieser Geschichte thematisiert. Mysteriöse Todesfälle, Geheimnisse, viele unerwartete Wendungen machen diesen Roman zu einem ganz besonderen Leseerlebnis. Sehr interessant waren für mich die spirituellen Sichtweisen, beispielsweise zur Unversehrtheit bzw. Vollständigkeit von bestatteten Toten und Gefahren, die sich im anderen Fall daraus ergeben können, wie Wertiger. Der Roman läßt von der ersten Seite tief in die Geschichte eintauchen und fesselt bis zur letzten Seite. Die Stimmung, der zeitliche und kulturelle Hintergrund, die Lebensbedingungen – das alles wird so faszinierend beschrieben, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Mich hat dieser Roman zutiefst beeindruckt und ich hoffe auf die Übersetzung des ersten Romans der Autorin und noch viele weitere Werke…

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Mit ihrem Roman „Nachttiger“ entführte mich die Autorin Yangsze Choo, entlang eines geschlungenen Dschungelpfades, nicht nur in ein vergangenes Jahrhundert, sondern auch in einen Weltteil, den ich bisher nicht wirklich kenne und zu einer Kultur, die mir fremder nicht sein kann. Ich bin ihren literarischen Tigertatzenspuren gerne gefolgt und habe mich fesseln lassen von der erzählten Geschichte. 1931, Britisch-Malaya: Der alte Arzt McFarlane stirbt und wird begraben. Doch leider nicht vollständig. Sein vor Jahren amputierter Finger ist verschollen. Ein Problem, denn laut Aberglauben findet eine Seele nur die ewige Ruhe, wenn der Körper vollständig unter die Erde befördert wird. Am Sterbebett wird der junge chinesische Houseboy Ren von seinem Herrn mit dem Auftrag betraut, den Finger zu finden und innerhalb der nächsten 49 Tage, die Frist für die Erlösung der Seele, mit dem Körper zu bestatten. Auf der Suche gelangt Ren in den Haushalt eines weiteren britischen Arztes, der einige Geheimnisse zu hüten und eine unwahrscheinliche Glückssträhne zu haben scheint. Doch nicht nur in seinem Umfeld gibt es auch mysteriöse Todesfälle. Die Angst vor dem Tiger geht um. Zur selben Zeit gelangt die Tänzerin Ji Lin durch Zufall an einen kuriosen und makabren Gegenstand, den sie mit Hilfe ihres Stiefbruders Shin so schnell wie möglich wieder loswerden will. Die Wege von Ji Lin und Ren kreuzen sich und beide geraten in einen Strudel aus Aberglauben, Liebe und Verrat. Im Zentrum der Erzählung stehen Ren und Ji Lin, wobei die Geschichte von Ji Lin aus der Ich-Perspektive geschildert wird, während die Kapitel über Ren aus der 3. Person geschildert werden. Von der ersten Seite an hat mich der geheimnisvolle und atmosphärische Erzählstil in seinen Bann gezogen. Geistergeschichte, Liebesgeschichte, Thriller: dieser Roman ist alles davon, aber keines auf die banale Art. Das Genre ist schwer zu bestimmen. Das macht aber auch den besonderen Reiz aus. Es bleibt von Seite zu Seite mysteriös und die Handlung wartet immer wieder mit Überraschungen auf. Der Roman legt verschiedene Spuren, aber wie die Tigerspuren sind sie flüchtig und geheimnisvoll. Die beiden Hauptprotagonisten sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen. In den mehr als 500 Seiten entwickeln sie ein deutliches und vielschichtiges Profil, aber auch an den Nebenfiguren habe ich mich sehr erfreut. Die Schilderungen der Lebensumstände im britisch besetzten Malaya, heute Malaysia, sind sehr eindrücklich und für heutige Generationen Europäer geradezu absurd, aber auch ein bisschen beschämend, ohne das dies durch die Autorin forciert wird. So ist dieser Roman auch eine interessante Gesellschaftsstudie, die auch für Leserinnen interessant ist, die, wie ich, bisher nichts mit dieser Kultur „am Hut“ hatten, inklusive Crashkurs in chinesischer Zahlenmystik. Wie alle Bücher des Wunderraum-Verlages kommt auch dieser Band in einer grandiosen Optik und Haptik daher. Ein exotischer Schatz im Bücherregal in mehrerlei Hinsicht. Ein Tigertatzenabdruck zwischen all dem geliebten Papier.

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Zum Inhalt: Im Britisch-Malaya der 30er Jahre arbeitet der kleine Junge Ren als Houseboy für einen britischen Arzt, von dem er an dessen Sterbebett den Auftrag erhält, nach seinem amputierten Finger zu suchen. 49 Tage verbleiben ihn, um den verloren gegangenen Finger dem Toten ins Grab zu legen, damit dessen Seele seinen Frieden finden kann. Ren begibt sich auf eine abenteuerliche Mission und landet dabei bei einem anderen britischen Arzt als Houseboy. Seine Wege kreuzen sich dabei mit der Tänzerin Ji Lin, die zuvor auf merkwürdige Art und Weise in den Besitz des gesuchten Fingers gekommen ist. Die wiederum versucht mit ihrem Stiefbruder den ursprünglichen Besitzer des Fingers ausfindig zu machen. Allerdings ist dieser bereits auf rätselhafte Weise ums Leben gekommen. Damit nicht genug häufen sich die unerklärlichen Todesfälle auch noch... Meine Leseerfahrung: Ich kann kaum in Worte fassen, wie ich mich nach dieser faszinierenden Geschichte von Yangsze Choo fühle. Die Erzählweise der Autorin hat mich von der ersten Seite an mitgenommen, so dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand lassen wollte. Es war ein Genuss, sich in das historische Setting der 30er Jahre hinein versetzen zu lassen und in die magische Atmosphäre zwischen Aberglaube und Geisterwelt einzutauchen. Die Story ist eine gute Mischung aus zauberhafter Phantasie, einer bewegender Liebesgeschichte und einem fesselnden Krimi. So lernt der Leser die Legende um den Wertiger kennen, der im Gegensatz zu dem europäischen Werwolf, ein Tier ist, dass sich in einen Menschen verwandelt. Gleichzeitig fiebert man das ganze Buch hindurch mit, was es mit den mysteriösen Todesfällen auf sich hat und ob tatsächlich ein Tiger dabei eine tragende Rolle spielt. Und dann ist da noch die sich anbahnende Liebe zwischen zwei jungen Menschen, die es in der damaligen Gesellschaft in Malaya besonders schwierig haben. Und bei allen Handlungssträngen schafft es Choo, den Leser mitzureißen, so dass man hautnah dabei ist. Bemerkenswert fand ich auch, wie man nebenbei auch noch historische Grundzüge Südostasiens und die interessante Kulturvielfalt in all ihren Facetten kennenlernen konnte. Ich hatte absolut keine Vorstellung über die Situation damals und bin wieder einmal ernüchtert darüber, dass Frauen tatsächlich in anderen Kulturen es ebenso schwer hatten wie hier auch. Ji Lin kam mir trotz kultureller und zeitlicher Unterschiede dennoch sehr vertraut vor und ist mit ihrer starken Persönlichkeit ein sympathischer Charakter. Ebenso waren auch die übrigen Figuren sehr gut durchdacht und auch gut platziert in der Story. Optisch ist das Buch mit dem knallroten Leinenrücken und dem passenden asiatisch gestalteten Buchcover zudem auch ein toller Hingucker, dass sich wundervoll im Bücherregal macht. Bei mir wird "Nachttiger" definitiv einen Ehrenplatz bekommen, insbesondere in meinem Herzen. Fazit: Für mich ist dieses Buch von Yangsze Choo ein wundervoller Abschluss für 2019 mit einer phantastischen Geschichte voller Mythen und Aberglauben, einer guten Prise Liebe und einem Hauch Krimi-Spannung. Ein überaus befriedigender Lesegenuss, dass auf ebenso fabelhafte Nachfolger aus der Feder der Autorin hoffen lässt.

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