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Rezensionen zu
Dieses entsetzliche Glück

Annette Mingels

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

„Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.“ (Wilhelm Busch) In Hollyhock einer Kleinstadt in Virginia, treffen wir auf einige Einwohner. Von den 15 Personen erleben wir einen Ausschnitt ihres Lebens. Einige sind miteinander verbunden durch Familie, Ehe oder Freundschaft. Da gibt es Robert und Amy, in deren Ehe es kriselt, deshalb beschließen sie, eine offene Beziehung zu führen. Doch Robert scheint nicht glücklich zu sein und sie übersehen, dass sie sich doch noch brauchen. Ebenso scheint bei Nomi und Saul die Ehe zu Ende zu sein. Nomi sehnt sich nach Japan zurück, besonders weil sie denkt, das ihren Eltern sie brauchen. Doch kann man nach so vielen Jahren wieder in die Heimat zurückkehren? Kenji hat sein Buch geschrieben, doch er zweifelt an seinem Erfolg und sieht gar nicht das andere zu ihm aufschauen. Seine Schwester Aiko scheint die strebsame, glückliche Studentin zu sein, doch im Grunde hat auch sie ihre Last zu tragen. Flynn ist todkrank, er hat Angst vor den Schmerzen und dem Sterben und möchte sich deshalb das Leben nehmen. Seine einsame Großmutter Claire hängt sehr an ihm, weshalb sie ihn diesen Schritt nicht alleine gehen lässt. Basil dagegen trägt ein Geheimnis mit sich, von dem niemand etwas ahnt. Meine Meinung: Bei 15 Kurzgeschichten, in denen unterschiedlich teils wiederkehrende Charaktere eine Rolle spielen, deren Glück irgendwie abhandengekommen ist. Alle scheinen sie Sehnsüchte zu haben oder auf der Suche nach dem Glück zu sein. Sei es die Ehen, die zerrissen wird, weil sie sich nichts mehr zu sagen haben oder weil die Liebe im Laufe der Zeit erkaltet oder erloschen ist. Doch ist es wirklich so, dass die Liebe erloschen ist? Oft sehe ich bei diesen Geschichten, dass zu wenig geredet wird miteinander, sondern stattdessen handeln sie gleich. Für Familie, Partnerschaft oder Freundschaft braucht man Zeit und auch dies spiegelt sich in Annette Mingels Geschichten wider. Jedoch ist dieses Buch mit sehr viel Melancholie und Traurigkeit gespickt, sodass es für mich nicht einfach ist am Lesen dranzubleiben.Mitunter empfinde ich die Geschichten fast ein wenig zu platt und ermüdend. Bei den meisten fehlte mir der richtige Anfang und besonders, dass verständliche Ende, den sie lässt, dieses offen. Natürlich regt sie dadurch meine Fantasie an, doch ich hätte ab und zu schon gerne gewusst, wie es nun mit dem Paar oder der Person weitergeht. Zwar tauchen manche Charaktere in einer anderen Geschichte auf, weil es der Partner oder die Geschwister sind, doch leider konnte selbst dies mich nicht wirklich befriedigen. Ebenfalls die Charaktere, die mir oft zu oberflächlich waren, dadurch das ich als Leser immer nur einen kleinen Lebensausschnitt mitbekam. So habe ich mitunter keine Ahnung, was die Autorin mir außer Traurigkeit, Unglück und Unzufriedenheit vermitteln wollte in diesem Buch. Natürlich spüre ich ihr gutes Einfühlungsvermögen, sie zeigt auch ab und zu Emotionen, doch so das es mich berührt würde, war es leider nicht. Lediglich eine Geschichte, bei dem es darum geht, dass eine Großmutter mit dem Enkel Selbstmord begehen möchte, konnte mich etwas berühren. Ich glaube, dass die Autorin mit der Vielzahl an Charakteren den Leser überfordert und das mehr Tiefgang der Geschichte gutgetan hätte. Mich jedenfalls hat die Mehrzahl nicht berührt, geschweige den zu Tränen rühren können. Für mich hat die Autorin hier nicht ihr ganzes Potenzial ausgespielt. Es waren eben Geschichten, wie sie tagtäglich immer und überall passieren können. Falls die Autorin dies so bezweckt hat, dann habe ich es entweder nicht ganz verstanden oder sie hat es mir einfach nicht klar genug vermitteln können. Bei mir jedenfalls blieb am Ende wenig hängen, dagegen viele Fragen offen, sodass ich nicht befriedigt war. Deshalb kann leider ich nur 2 1/2 von 5 Sternen für dieses Buch geben.

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Die Sammlung von lose zusammenhängenden Erzählungen über die Einwohner der amerikanischen Kleinstadt Hollyhock hat mich echt gut unterhalten. Sie hat mich sofort an Joey Goebbels ‚Irgendwann wird es gut‘ erinnert, denn sie folgt dem selben Prinzip: Irgendwie hängen hier alle und alles zusammen. Immer mehr taucht man ein in diese Gemeinschaft, die sich ihrer vielen Verbindungen allzu oft gar nicht bewusst ist - aber nur zusammengenommen ergeben die einzelnen Geschichten und Schicksale etwas Ganzes. Nach und nach lernen wir die Charaktere kennen - mal nur kurz und aus der Perspektive eines anderen, dann ganz nah und konzentriert. Jede der 14 Personen ist in das Leben einer anderen verstrickt, hat jedoch vor allem auch mit sich selbst und den ganz eigenen Herausforderungen zu kämpfen. Trennung, Krankheit, Einsamkeit und Freundschaft sind die zentralen Themen, mit denen sich wohl auch jede LeserIn mal mehr, mal weniger stark identifizieren kann. Trotz der nur kurzen Einblicke, die wir in das Leben der einzelnen Figuren erhalten, wirken diese schnell vertraut, sind sehr plastisch gezeichnet und wachsen einem irgendwie ans Herz - ich glaube, ich würde zu beinahe jedem der vorgestellten Charaktere auch einen Fortsetzungsroman lesen und habe mich nach Beenden des Buches sogar dabei ertappt, wie ich mir so meine eigenen Geschichten zu manchen Randfiguren ausgedacht habe. Wenn ich etwas kritisieren würde, dann nur, dass durch die kurzen Ausschnitte viele große Themen nur angekratzt werden - andererseits eröffnet das der LeserIn auch einfach die Möglichkeit, vieles selbst weiterzudenken und interpretieren zu können, was ich durchaus auch legitim finde. Also alles in allem ein entspannter easy read, dem es aber auch nicht an Tiefgang fehlt.

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>>Hollyhock, eine Kleinstadt irgendwo in Virginia: von hier kommen sie, von hier fliehen sie, hierhin kehren sie zurück,...<< „Dieses entsetzliche Leben“ von Annette Mingels – eine Geschichte, die sich aus vielen verschiedenen Lebensgeschichten, Lebensabschnitten zusammensetzt. Es ist ein Buch, das in all seinen Facetten das für jeden einzelnen schwierige aber auch schöne Leben zeigt. Mich lässt dieses Buch eher gespalten zurück. Einerseits hat mir der Schreibstil, die Art der Autorin die verschiedenen Geschichten zu erzählen und zu verknüpfen gut gefallen. Die Charaktere waren für mich greifbar und doch habe ich das Buch einfach immer wieder zur Seite gelegt und irgendwie ist alles, sei es die jeweilige Geschichte oder aber die Charaktere schnell in Vergessenheit geraten. Es hat mich nichts so gefesselt, dass es nachhaltig für mich präsent war, was ich einfach unheimlich schade fand, weil das Buch insgesamt absolut nicht schlecht war! Fazit: Ein wunderschönes Buch, das toll erzählt mir jedoch nicht ganz zugänglich war...

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Wir begeben uns ins fiktive amerikanische Kleinstädtchen Holbrook in den USA, das der gemeinsame Nenner zwischen den verschiedenen zahlreichen Protagonisten und den 15 verschiedenen Episoden, man könnte sie eigentlich auch Kurzgeschichten nennen, ist. Es sind keine allgemein spektakulären, aber individuell bedeutsamen Geschichten, die durchaus eine poetische und philosophische Dimension haben. Wir begegnen ganz alltäglichen Menschen mit ebenso alltäglichen Sorgen und Nöten, Wünschen und Sehnsüchten. Das wird aber niemals eintönig oder langweilig! Im Gegenteil! Der Roman ist originell und äußerst ansprechend konstruiert, die Charaktere sind interessant und die Autorin schreibt feinfühlig und unaufgeregt. Die Personen werden in all ihrer Vielschichtigkeit, Unterschiedlichkeit und Komplexität gezeigt, wodurch sie sehr glaubwürdig und authentisch erscheinen und man einen detaillierten Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt bekommt, was mir außerordentlich gut gefällt. Annette Mingels ist eine gute Beobachterin mit Menschenkenntnis, die noch dazu wunderbar erzählen und beschreiben kann. Erst mit der Zeit erkennt man zwischen den Figuren Verbindungen, die über den o.g. gemeinsamen Nenner, die Kleinstadt Holbrook, hinausgehen. Man entdeckt familiäre, bekanntschaftliche, freundschaftliche Verbindungen, Liebesbeziehungen oder berufliche Überlappungen. Eine deutliche Gemeinsamkeit ist auch deren Suche nach Sinn und Glück. Dadurch, dass jeder Protagonist seine Geschichte selbst erzählt und dann oft später in der Geschichte eines Anderen wieder auftaucht, wird er noch „runder“ und kommt er einem noch näher. Man lernt ihn sozusagen aus der Perspektive seiner Selbst- und einer Fremdwahrnehmung kennen. Und dann kommt ja unsere eigene Wahrnehmung noch dazu. Ein origineller Kunstgriff! Ich empfehle diesen Episodenroman, der mir mit seinen tiefgründigen Geschichten aus dem Alltag und mit seiner darüber liegenden leichten Schwermütigkeit und melancholischen Stimmung, die aber im Verlauf hoffnungsvoller wird, sehr gerne weiter. Man kann und sollte ihn nicht „schnell weglesen“, sondern aufmerksam und bedächtig genießen, damit man die Zusammenhänge sowie die vielen Protagonisten und deren Verbindungen gut „verdauen“ und die Lektüre somit bis ins Letzte auskosten kann. „Dieses entsetzliche Glück“ bereitete mir sehr viel Lesevergnügen! Unbedingt lesen!

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In ihrem dritten Roman „Dieses entsetzliche Glück“ schreibt Annette Mingels von fünfzehn Menschen, die auf den ersten Blick nur eines gemeinsam haben: die Kleinstadt Hollyhock in Virginia. Auf den zweiten Blick haben unsere fünfzehn Protagonisten deutlich mehr Gemeinsamkeiten, als es zuerst scheint. Fünfzehn Protagonisten hört sich natürlich erstmal viel an und ich dachte anfangs auch, dass ich mit so vielen Personen und Namen durcheinander komme. Sehr schnell wurde ich eines Besseren belehrt! Annette Mingels schreibt so ruhig, fast schon melancholisch anmutend, über das Leben in der Kleinstadt Hollyhock. Der Leser kommt in den Genuss vom Suchen und Finden des Glücks. Wir lesen davon, wie zerbrechlich das Glück doch sein kann und an welchen Ecken wir nach unserem Glück Ausschau halten müssen. Dieser ruhige, unaufgeregte Erzählton, den die Autorin anschlägt, passte hervorragend zu den einzelnen Geschichten. All unsere Figuren treffen sich im Roman auf eine Weise, mal in ganz kurzen Sequenzen und Augenblicken, mal kreuzen sich ihre Wege dauerhaft. Seien es Geschwister oder ein Ehepaar. Mal sind es Freunde, die getrennte Wege gehen oder sogar gehen müssen. Mal ist es eine alte Liebe oder eine neue Liebe, die Familie, Arbeit, Scheidung. Eine Geschichte reiht sich an die nächste. Jeder der Personen hat einen anderen Hintergrund. Ihre eigenen Gründe führen sie raus aus Hollyhock oder (wieder) rein in die amerikanische Provinz. Jede der Personen kommt auf ihre Kosten und ich als Leser habe genau so viel erfahren, wie ich erfahren musste, um eine kurze, aber intensive Beziehung aufzubauen. Auch in „Dieses entsetzliche Glück“ ist es wie immer bei Kurzgeschichten: Einige gefallen mir unglaublich gut, wiederum andere sind nicht so spannend oder herausragend. Nichtsdestotrotz fand ich es außergewöhnlich interessant, wie die einzelnen Geschichten und Figuren in Verbindung miteinander stehen. Fazit Ein kurzweiliger Roman in Kurzgeschichten erzählt, der mit einem ruhigen, melancholischen Erzählton besticht und viele Themen behandelt, die jede der Figuren ihre eigene Geschichte erzählen lässt. „Dieses entsetzliche Glück“ von Annette Mingels verdient vier von fünf Sternen.

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Hollyhock, eine Kleinstadt irgendwo in Virginia. Hier wohnen fünfzehn absolut verschiedene Menschen. Fünfzehn alltägliche Leben und Geschehen. Einige kennen sie sich bereits oder irgendwie miteinander zu tun gehabt, doch die andere wiederum nicht. Fünfzehn verschiedene Seelen, die in einer Art und Weise miteinander verbunden sind und da zwischen ein Buch... Mit einer großartigen Sprache nimmt die in Deutschland geborene Autorin Annette Mingels ihre Leser in eine Fiktive amerikanische Ortschaft mit und lässt fünfzehn vielschichtigen Menschen beobachten. Ja, beobachten! Denn ich habe mich hier wie eine Außenseiterin, wie eine Stalkerin gefühlt. Ich war nicht mit den Figuren verwand oder verbündet. Ich war sogar teilweise gegenüber ihnen total befremdet ABER genau diese Gefühle hat das Buch für mich was Besonderes gemacht. Als fünfte Rad, als Einzelgängerin habe ich viele Familien besucht, die beim Essen, reden, weinen, lachen und träumen belauert. Als unsichtbare habe ich fünfzehn verschiedenen Glücksgefühle beobachtet. Nur, wo ich ein oder andere Lebensgeschichte sehr gern gelesen hab, sind die einige daneben geblieben. Doch dank des sehr interessanten Aufbau des Buches wollte ich einfach weiter lesen, und ich bin der Meinung, dass die Autorin vielfältige Geschichten hervorragend zusammengefügt hat. Wenn ich ehrlich bin, als ich das Buchcover zum ersten Mal gesehen hab, dachte ich mir: was für ein komisches Cover. Erst nachdem Lesen weiß ich, was für eine Bedeutung das hat. Denn die Fische auf das Cover sind Kois und der Koi gilt es in Japan als Glücksbringer für groß und klein. Was für eine geniale Idee! Das Buch ist nicht unbedingt spannend, emotional, lustig oder wie man als Rezent/in die Bücher halt definieren mag. Dennoch allein wegen grandiose Erzählstil ist es sehr Lesenswert.

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"Dieses entsetzliche Glück" von Annette Mingels erzählt Geschichten über das Miteinander, die Suche nach Glück und über das Kunststück, was leben heißt. Eines haben die 15 Kurzgeschichten gemeinsam: Hollyhock, eine Kleinstadt in Virginia. Hier leben, lebten oder kehren die Protagonisten zurück. Die Charaktere tauchen immer wieder in den Geschichten auf, da sie verwandt, befreundet oder sich eben kennen, da man sich in Hollyhock eben kennt. So erfahren wir z.B. etwas über die Ehe von Saul und Nomi, in einer einzelnen Geschichte wird erzählt, dass Nomi nach langer Ehe wieder in ihr Heimatland zurück und Hollyhock den Rücken kehren möchte. Eine andere Geschichte beleuchtet das Leben ihres Sohnes Kenji, ein junger Schriftsteller, der seine Kindheit und Jugend in Hollyhock in einem Roman verarbeitet und da verfremdet über die besondere Freundschaft zu Basil und seine Flucht vor ihr, erzählt. Basil hat Probleme in seinem Leben und ist in psychiatrischer Behandlung, er trägt ein Geheimnis mit sich, von dem niemand etwas ahnt. Besonders berührt hat mich die Geschichte über eine Großmutter und ihrem Enkel, die beschlossen haben, gemeinsam Selbstmord zu begehen. Mingels portraitiert noch weitere Schicksale, die ich natürlich nicht alle erzählen möchte. Die Geschichten behandeln alle die Themen Liebe, Freundschaft, die Suche nach dem persönlichen Glück, Misserfolg und auch das Thema Heimat. Jede Geschichte beginnt "Mitten im Leben" und endet auch dort, das heißt, die Geschichten sind offen erzählt und es bleibt viel Raum für eigene Interpretation. Die Erzählweise ist sehr melancholisch und lässt den Leser oft traurig oder deprimiert zurück. Die Geschichten geben meist wenig Hoffnung. Oft hat es mich geärgert, dass die Menschen nicht offen miteinander umgehen, sich daher oft missverstehen obwohl sie doch alle nach Nähe suchen. Aber das ist wohl genau das, was uns die Autorin auf den Weg geben möchte. Abschließend kann ich sagen, dass mir das Buch ganz gut gefallen hat, obwohl ich dem Klappentext nicht entnehmen konnte, dass es sich um Kurzgeschichten handelt, die sich zwar überschneiden, aber dennoch ihre eigene Geschichte erzählen. Dadurch, dass viele Personen eine Verbindung miteinander haben und auch wirklich vielen Namen in dem Buch vorkommen, verlangt das Lesen hohe Konzentration, ein Personenregister wäre da tatsächlich nicht von Nachteil. Oft musste ich doch überlegen, wer die genannte Person nun ist und in welcher Verbindung sie mit dem Protagonist/ der Protagonistin steht. Dieses Buch lässt einen nicht mit einem "warmen" Gefühl zurück, aber so ist das Leben wohl auch manchmal. Es ermutigt uns, mehr für sich selbst einzustehen, Nähe zu geben und zuzulassen und der eigenen Sehnsucht nachzugehen.

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Scherben des Glücks

Von: Ruth Leukam aus 76534 Baden-Baden

09.09.2020

Schauplatz des neuen Romans von Annette Mingels ist die fiktive Kleinstadt Hollyhock im ländlichen Virginia. In insgesamt 15 Geschichten lässt die Autorin ein großes Figurenensemble auftreten. Dabei greift sie einzelne Episoden aus deren Leben heraus, stellt sie in Beziehung zu deren Biographie und wechselt dann im nächsten Kapitel zu einer weiteren Figur. Mit der Zeit stellen sich Verbindungen her; manche stehen in enger Beziehung zueinander, andere Lebenswege kreuzen sich nur kurz. Dabei sind es oft nur kleine Sequenzen, die Bezug nehmen auf frühere Szenen. Dadurch erfährt der Leser, wie es weitergeht bzw. sieht das Ganze aus einer anderen Perspektive. Eine zentrale Rolle spielt Kenji, ein junger Mann, der erste Versuche als Schriftsteller macht. Zuerst lernen wir ihn kennen als Bruder von Aiko und Sohn des Ärzte- Ehepaars Saul und Nomi. Die treten wiederum in eigenen Kapiteln auf. Nomi entschließt sich, nachdem die beiden Kinder aus dem Haus sind, ihren Mann zu verlassenen und in ihre frühere Heimat zurückzukehren. Sie fühlt sich abgetrennt von ihrer ursprünglichen Kultur und bedauert, jemals überhaupt Japan verlassen zu haben. In einer späteren Geschichte erleben wir, wie Saul versucht, sich allein zurechtzufinden und müssen lesen, dass er damals lieber in Japan geblieben wäre, aber Nomi ihn zu einem Umzug in die USA gedrängt hat. So zeigt Annette Mingels immer wieder, wie unterschiedlich Menschen ihre Situation bewerten, welche Wahrheiten sie sich im Laufe ihres Lebens zurechtlegen. Kenji ist aus Hollykock weggegangen, tief verletzt, weil seine frühere Freundin Lucy sich von ihm getrennt hat und nun mit seinem ehemaligen Freund Basil zusammenlebt. Welche Gründe zur Trennung führten, erfahren wir beim Weiterlesen und auch welches Geheimnis Basil mit sich herumträgt. Es geht oft um die weniger schönen Erfahrungen im Leben, um Trennungen, Verluste und Kränkungen und hinter allem steht die Sehnsucht eines jeden nach dem „ entsetzlichen Glück“, jener Mischung aus Glück und dem Wissen um dessen Vergänglichkeit. Oft ist es wenig spektakulär, was die Protagonisten erleben, aber trotzdem ist es von Bedeutung für sie. Alle Geschichten handeln von Beziehungen jeglicher Art - zwischen Paaren, zwischen Eltern und Kinder, zwischen Geschwistern, zwischen Freunden - und die unterschiedlichen Wahrnehmungen davon. Nicht alle Geschichten finden ein Ende, manche Fäden bleiben lose, manche Fragen unbeantwortet ( wie im richtigen Leben). Was diesen Roman so lesenswert macht, ist neben der genauen Beobachtungsgabe und der feinfühligen Zeichnung der Figuren, vor allem die Sprache der Autorin. Obwohl der Roman mit seinem umfangreichen Personal einige Konzentration erforderte, so war er für mich doch ein wunderbares Leseerlebnis. Ich war gern bei diesen Bewohnern von Hollyhock, habe teilgenommen an ihrem alltäglichen Leben und einige der Figuren sind mir sehr nahe gekommen. Was sich anfangs als Band mit Erzählungen gelesen hat, war am Ende für mich ein stimmiger Roman.

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