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Rezensionen zu
Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt

Erika Swyler

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Bei der Lektüre dieses Romans war ich oft zwischen Lachen und Weinen hin und her gerissen. Und habe mir die Frage gestellt, wie ein Buch so schön sein kann, wenn man gleichzeitig nicht einmal die Hälfte von dem versteht, was geschieht? Die mit Mann und Kaninchen auf Long Island lebende Autorin erzählt in ihrem sensiblen und trotzdem hochspannenden Roman die Geschichte von Nedda. Diese ist im Hauptstrang, der im Jahr 1986 spielt, 11 Jahre alt und lebt zusammen mit ihren Eltern in Florida in unmittelbarer Nähe zur Startrampe der NASA-Weltraumraketen. Die Handlung setzt ein am Tag des Challenger-Unglücks, für Nedda, die von allem, was mit Weltraum und Astronauten zu tun hat, begeistert ist, ein geradezu traumatisches Erlebnis. Zusammen mit ihrem Freund Denny versucht sie, damit klarzukommen, es zu verarbeiten. Neddas Vater Theo, ein versponnener Wissenschaftler und ehemaliger NASA-Mitarbeiter, der seine Tochter abgöttisch liebt, tüftelt an einer Art Zeitmaschine, die helfen soll, Neddas Kindheit zu konservieren, sie länger zu bewahren. Im Gegensatz dazu beschäftigt sich Neddas Mutter Betheen vor allem mit Backen, ersinnt und erprobt ständig neue Rezepte. Dabei war auch sie einmal Wissenschaftlerin, nach Theos Worten sogar die bessere von ihnen beiden. Diese Tatsache wird von entscheidender Bedeutung, als die Katastrophe geschieht und Theos Versuch mit seiner Maschine grausam missglückt. Die ganze Stadt gerät in große Gefahr und einzig Nedda und ihre Mutter können sie retten. Das Zusammenspiel mit ihrer Mutter ist für Nedda, die immer ein Vater-Kind war, zuerst sehr schwierig, auch weil sie erst jetzt erfährt, dass sie einmal einen Bruder hatte. In einem parallel erzählten Handlungsstrang ist Nedda längst erwachsen und zusammen mit anderen Astronauten an Bord der „Chawla“ auf dem Weg zu einem weit entfernten Planeten, den sie besiedeln sollen. Hier erlebt die Leserin Nedda bei der Verarbeitung ihrer Kindheitserlebnisse, auch dieser Teil des Romans ist spannend und komplex. Es ist faszinierend, wie es der Autorin gelingt, die Perspektive der 11-jährigen Nedda durchgängig einzuhalten, dabei weder kindlich-naiv noch altklug zu wirken. Erika Swyler fasst die Gedanken und Gefühle des Kindes behutsam und sensibel in zarte und gefühlvolle Worte, ohne kitschig zu werden. Die geradezu philosophischen Gespräche zwischen Nedda und ihrem Freund Denny sind berührend, lassen die Leserin schmunzeln und zugleich nachdenklich werden. Noch mehr zu Herzen gehen die Unterhaltungen zwischen Nedda und ihrem vergötterten Vater. In diesen langen Gesprächen, in denen es um wenig anderes geht als um komplizierte wissenschaftliche Fragen, spürt man die tiefe Liebe zwischen den beiden, ohne dass es plakativ zum Ausdruck gebracht wird. Diese warmherzigen Bilder, die die Autorin so gekonnt zeichnet, die vielschichtigen Figuren, das wird mir im Gedächtnis bleiben. „Sie kannte (ihren Vater), wie man den Duft von Schokoladenkeksen im Ofen kannte oder die Fasern einer Lieblingsdecke, in die man seine Füße kuschelt.“ (S.382) Es dauert eine ganze Weile, bis in diesem Roman etwas Gravierendes geschieht, bis die Handlung wirklich Fahrt aufnimmt. Durch viele, oft nahtlos beginnende und endende Rückblicke verliert man schon mal den Faden und muss zurückblättern. Die vielen technischen Details und Beschreibungen, all die komplizierten Dinge, die Betheen und Nedda tun müssen, um die Stadt zu retten und die Vorgänge auf der „Chawla“ erfordern reichlich Geduld und waren für mich kaum verständlich. All das aber trübt nicht das große Vergnügen bei der Lektüre dieses Romans. Erika Swyler – Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt aus dem Amerikanischen von Astrid Finke Limes, Februar 2021 Gebundene Ausgabe, 448 Seiten, 20,00 €

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Meine Meinung Ich kannte die Autorin Erika Swyler bisher noch gar nicht. Jetzt stand mit „Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt“ aus ihrer Feder auf meinem Leseplan und ich war echt gespannt darauf. Das Cover und auch der Klappentext haben mir sehr angesprochen und so habe ich das eBook geladen und dann auch flott gelesen. Die hier handelnden Charaktere sind der Autorin gut gelungen. Ich empfand sie sowohl im Jahr 1986 als auch in der Zukunft sehr gut gelungen. Sie wirkten immer vorstellbar beschrieben und auch die Handlungen waren nachzuempfinden. Im Jahr 1986 lernt der Leder Nedda sehr gut kennen. Sie hat viel Interesse an der Wissenschaft. Durch ihren Vater bekommt sie sehr viel mit. Mir gefiel Nedda sehr gut, ich mochte es sehr das sie auch klare Ziele und Prinzipien hat. In der Zukunft ist Nedda bereits Astronautin, auf dem Weg zu einem Planeten der von Menschen besiedelt werden soll. Auch hier wirkte sie nach wie vor sehr zielstrebig und ich mochte sie einfach. Neben der Protagonistin gibt es hier noch andere Charaktere, wie beispielsweise Neddas Vater oder auch ihre Kollegen in der Zukunft. Alle wirkten auf mich vorstellbar beschrieben und sehr gut in die Handlung integriert. Der Schreibstil der Autorin ist sehr schön zu lesen. So bin ich flüssig durch die Handlung hindurch gekommen und konnte sehr gut folgen. Es gibt hier zwei Erzählstränge, zwei Zeitebenen, denen der Leser abwechselnd folgt. So wird es dann auch komplex und ja auch überraschend. Die Autorin bringt hier nicht nur die verschiedensten Emotionen und Gefühle rüber, es geht auch um Themen wie Trauer, Liebe oder auch Verlust. Und man findet auch Elemente der Physik, Chemie, Raumfahrt und Medizin in der Handlung die auch von Laien sehr gut verstanden werden können. Hier hat die Autorin ein wirklich gutes Händchen bewiesen. Das Ende ist dann genau passend zur Gesamtgeschichte gehalten. Ich empfand es als passend und rund machend, man wird als Leser dann auch zufrieden aus der Handlung entlassen. Fazit Insgesamt gesagt ist „Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt“ von Erika Swyler ein wirklich toller Roman, der mich auch sehr gut mitgenommen hat. Interessant beschriebene Charaktere, ein flüssig zu lesender Stil der Autorin und eine Handlung, die ich sowohl als emotional als auch von den Themen her sehr gut durchdacht empfunden habe, haben mir unterhaltsame Lesestunden beschert. Durchaus lesenswert!

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Nedda ist ein ganz besonderes Mädchen mit ungewöhnlichen Interessen. Mit ihrem Vater diskutiert sie in vielen Details über den Weltraum und über die Raumfahrttechnik. Was Nedda aber nicht ahnt: Auch ihre Mutter, die sich als Konditorin Geld verdient, hat einen naturwissenschaftlichen Hintergrund: Betheen hat einmal Chemie studiert und war eine sehr erfolgreiche Studentin. Doch ein Unglück hat Betheens und Theos Leben in den Grundfesten erschüttert. Erst spät erfährt Nedda, was vorgefallen ist, als sie selbst noch ein sehr kleines Kind war. Das Buch beginnt an Bord der Chawla – einem Raumschiff, das sich auf dem Weg zu einem weit entfernten Planeten befindet. Nedda ist als eine der Astronautinnen an Bord. Doch es gibt technische und auch gesundheitliche Probleme, welche die Besatzung in Atem halten. Offenbar sind die Astronauten schon viele Jahre unterwegs und dem fremden Planeten näher als der Erde. Sie sollen versuchen, den fremden Planeten zu besiedeln, ahnen aber bereits, dass dort ihr Leben auch enden wird. In Rückblicken erzählt Erika Swyler aus Neddas Kindheit im Jahr 1986, als nicht nur das Challengerunglück die Welt erschüttert hat, sondern als Neddas Heimatort von merkwürdigen Dingen heimgesucht wird: Zunächst sieht Nedda ein kleines Äffchen, das in einer Blase eingeschlossen zu sein scheint, später steckt auch ihr bester Freund Denny in einer solchen fest. Dann wachsen die Bäume über die Straßen und machen sie unpassierbar und plötzlich verschwinden die Abfahrten auf der Autobahn, die zu Neddas Heimatort führen würden. Und noch viel seltsamere Dinge fallen vor – ganz offenbar eine Folge eines gescheiterten Experiments in Theo Pappas Privatlabor. Die Autorin widmet das Buch dem Hubble-Weltraumteleskop, das ihr das Universum eröffnet hat. Ganz offensichtlich haben die faszinierenden Bilder des Teleskops in ihr die Liebe zum Weltraum und seinen Wundern geweckt. Und diese Faszination steckt nun genau in diesem Buch und lebt durch die Figuren von Nedda und ihrem Vater. Die beiden lieben die Technik, den Weltraum und die Raumfahrt. Und beide sind ganz offenbar begabte Techniker bzw. Wissenschaftler, die für die Wissenschaft ihr Leben geben würden. Diese Begeisterung für die Raumfahrt lebt Erika Swyler in diesem Buch voll aus. Es ist eine Ode an die Raumfahrt, auch wenn von vornherein klar ist, dass Neddas Reise in der Chawla wohl ihre letzte sein wird. Modernes Märchen Wundersame Dinge sind es, die Erika Swyler hier geschehen lässt. Sie spielt mit Raum und Zeit, lässt die Zeit auch einmal in Schleifen ablaufen. Nicht alles ist hier auf festem physikalischen Fundament aufgebaut, auch wenn die Autorin durchaus bekannte Begriffe aus der Physik verwendet. Aber dankenswerterweise erläutert sie die Technik und die Rätsel der Zeit nur recht vage, sodass die Handlung nicht allzu abstrus wird – auch wenn die Geschehnisse physikalisch nicht erklärbar sind. Aber sie präsentiert uns hier ein modernes Märchen. Im Zentrum der Geschichte steht die Familie Pappas mit der Tochter Nedda, die den größten Raum im Buch einnimmt und auch von Beginn an zur Identifikationsfigur wird. Sie ist einem sofort sympathisch, auch wenn sie wirklich außergewöhnlich ist. Ihr Vater dagegen wirkt etwas arg schrullig, ihre Mutter manchmal zu gefühlskalt. Aber im Laufe der Geschichte erklärt sich all dies, sodass man intensiv mit der Familie mitfiebert. Man muss sich hier auf eine ungewöhnliche Geschichte einlassen und auch die eine oder andere Merkwürdigkeit schlucken, aber dann ist es wirklich eine sehr schöne Geschichte über eine außergewöhnliche Familie. Mir war der Schreibstil etwas zu verschwurbelt, und ich musste bei manch einer physikalischen „Erklärung“ auch fest schlucken, aber alles in allem ist das Buch wirklich lesenswert – ein besonderes Faible für den Weltraum und/oder die Raumfahrt sollte man aber mitbringen.

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Die elfjährige Nedda ist wie ihr Vater Theo, der für die NASA arbeitete, bevor er aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen entlassen wurde, naturwissenschaftlich interessiert, Sie hält sich gerne in seinem Labor auf und träumt davon, Astronautin zu werden. Zu ihrer Mutter Betheen, die selbst studierte Chemikerin ist, aber seit Gründung der Familie im Wesentlichen auf ihre Kuchenexperimente in der Küche beschränkt ist, findet sie keine Verbindung. Im Januar 1986 erlebt Nedda die Explosion der Challenger mit und ist erschütternd über den Tod der Besatzung. Die Folgen des Unfalls betreffen jedoch nicht nur die NASA, sondern auch Nedda und ihren gesamten Heimatort in Florida. Ihr Vater experimentierte während der Explosion an "Crucible", einer Art Zeitmaschine, und löste damit ungewollt eine Katastrophe aus. Nur Nedda und ihre Mutter haben eine Vorstellung von seiner Schuld und versuchen die Auswirkungen seines Experiments rückgängig zu machen. Bei der Verfolgung dieses gemeinsamen Zieles lernen sich Mutter und Tochter neu kennen und lösen die Distanz, die all die Jahre zwischen ihnen herrschte, auf. Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen und erzählt im Jahr 1986 von Nedda und ihren wissenschaftlichen Ambitionen, ihrer engen Verbindung zu ihrem großen Vorbild, ihrem Vater, dem genialen Wissenschaftler, und seinem Wunsch, die Zeit anhalten zu können. Er möchte damit nicht nur den Verlauf seiner Arthritis stoppen, sondern auch verhindern, dass seine geliebte Tochter erwachsen und flügge wird. In der Zukunft hat sich Neddas Traum erfüllt. Sie ist Astronautin und auf dem Weg zu einem Planet, der zukünftig von Menschen besiedelt werden soll, um die Folgen der Naturkatastrophen auf der Erde zu kompensieren zu können. Sie und ihre drei Kolleg*innen sind Pioniere und bei dem Start des Raumschiffs Chawla war ihnen klar, dass es eine Reise ohne Wiederkehr sein würde. Es ist eine Science-Fiction-Geschichte, die bildhaft und so realitätsnah geschrieben ist, dass das Szenario, das tatsächlich von einem realen Ereignis mitausgelöst wird, vorstellbar erscheint. Es ist einerseits eine Geschichte über Trauer, Liebe und Verlustängste, über Familie und die Beziehungen von Eltern zu ihren Kindern und umgekehrt, die berührend geschrieben ist. Durch Perspektivwechsel ist es möglich, die Gefühle der Hauptfiguren nachzuvollziehen, wobei in Bezug auf Neddas Familie interessant ist, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist und was ein Trauma und die daraus resultierende Sprachlosigkeit mit einer Familie anrichten kann. Neben den berührenden emotionalen Momenten überzeugt der Roman durch zwei spannende Handlungsstränge in Vergangenheit und Zukunft. Die wissenschaftlichen Details aus Physik, Chemie, Medizin und Raumfahrt machen die Geschichte authentisch, sind jedoch nicht so kompliziert dargestellt, dass es einen laienhaften Leser überfordert. Nach Betheens Experimenten mit Kochrezepten ist es erhebend zu sehen, wie sie als Wissenschaftlerin wieder aufblüht und zusammen mit ihrer Tochter versucht, die Verschiebungen der Zeit wieder in Ordnung zu bringen. Auch die Situation auf der Chawla ist packend und zeigt sehr anschaulich die Arbeit und Lebenswirklichkeit eines Astronauten mit all seinen physischen und psychischen Strapazen auf eindringliche Weise. "Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt" ist eine phantastische Mischung aus Abenteuerroman, Coming-of-Age-Geschichte und Familiendrama. Das Buch mutet lange melancholisch an und zeigt die negativen Auswirkungen des Menschen auf die Natur und wie er seine eigene Lebensgrundlage zerstört, vermittelt jedoch am Ende eine positive Botschaft über Zusammenhalt, Freundschaft und Tapferkeit, wie Menschen über sich hinauswachsen können und was sie für höhere Ziele bereit sind zu leisten.

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Wunderschöner Roman

Von: Alexdamond

02.03.2021

Die ersten ca 20 Seiten haben mir am Anfang einiges abverlangt, da ich nicht richtig in die Geschichte reingekommen bin, doch danach, wenn der Anfang nach und nach einen Sinn macht, ist es ein wunderbares Buch. Die kleine Nedda ist die Tochter zweier Wissenschaftler, der Vater hat sich der Physik verschrieben und die Mutter der Chemie. Eigentlich ein Dreamteam, wenn da nicht der unverarbeitete Tod Neddas kleinen Bruders die Beziehung dauerhaft wie ein schwarzer Schatten belasten würde. Sie wollen, aber können sich nicht näher kommen und so flieht jeder in den Bereich, der ihn am meisten fasziniert. Bei der Mutter sind das molekulare Hochzeitstorten die flüssig sind und bei dem Vater, den dieses Erlebnis viel mehr mitzunehmen scheint, der Bau an seinen mechanischen Werken. Da er gerne die Kindheit seiner Tochter konservieren möchte, baut er eine Zeitmaschine, die er Crucible nennt. Nedda, von klein auf fasziniert von Technik und vor allem dem Weltall, wünscht sich nichts sehnlicher als Astronautin zu werden und zu den Sternen zu fliegen. Deshalb ist sie auch einigermaßen sauer auf ihren Vater, der vergessen hat, sich 1986 den Start der Challenger gemeinsam mit ihr anzusehen, da die Raketenbasis in der Nähe ist. Sie muss also während des Ereignisses in der Schule sitzen und es per TV Übertragung ansehen. Die Geschichte ist bekannt. Keine 2 min nach dem Start explodiert die Fähre. Nedda flieht sich in ihre Gedankenwelt, wünscht sich umso mehr, selbst Raumfahrerin zu werden und auf magische Weise löst dieses Ereignis, eine Überspannung, zuviel Energie etwas in der Maschine Crucible aus, was dieser zu einem Eigenleben verhilft. Ob es nun gut, schlecht oder beides ist, was sich darauf entwickelt, überlasse ich dem Leser selbst herauszufinden. Der Schreibstil ist flüssig, angenehm zu lesen, es gibt einige liebenswürdige Redewendungen. Wirklich ein gelungenes Werk,

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Erster Eindruck In der amerikanischen Originalversion war der Roman „Light from other Stars“ dem Genre Science Fiction zugeordnet. Dazu kam ein Hauch Fantasy. Als Autor eines eigenen Fantasyromans und mancher SF-Kurzgeschichte interessierte mich, was Erika Swyler aus dieser Mischung gemacht hatten. Mein Eindruck war ein ganz anderer, als ich ihn von der Leseprobe her erwartet hatte. Aber wie erwartet war er gut. Inhalt ohne Spoiler Nedda Pappas ist als Mitglied einer vierköpfigen Raumschiff-Crew unterwegs zu einem fernen Planeten. Ihre Aufgabe ist die Aufzucht von Pflanzen und Saatgut, um nachfolgenden Siedlern brauchbare Lebensverhältnisse zu schaffen. In den wochenlangen Schlafphasen während der mehrjährigen Reise lässt Nedda uns an ihren Träumen teilhaben, in denen ihre Erinnerung sie zurückführt nach Florida. Nahe Cape Canaveral führte sie in den 1980er Jahren in ihrer Familie das klischeehafte Leben der Durchschnittsamerikaner auf dem Lande. Als Elfjährige sieht sie in einer Liveübertragung die Explosion der Apollo-Rakete, die ihre Gedanken uns die ihrer Familie prägt. Dennoch stehen nach wie vor für ihre Mutter Betheen der hausfrauliche Erfolg einer neuen Kuchenkreation und für ihren Vater Theo, einen Ingenieur, seine Erfindung im Vordergrund. Ein paradoxes Naturphänomen bringt dieses Leben gehörig durcheinander. Für die Romanfiguren erhellt sich der Zusammenhang zwischen der Anomalie und Theos Erfindung erst nach und nach. Stil „Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt“ ist trotz der raumfahrerischen Zukunftsvision und der buchstäblich umwälzenden Erfindung von Neddas Vater über das erste Drittel des Buches eine recht ruhige Milieustudie über die ländliche Mittelschicht Amerikas, als die Raumfahrt der NASA ihre beste Zeit hatte. Der Raumflug bildet die Rahmenhandlung und lockert durch eingestreute Szenen die seitenmäßig längere und handlungsmäßig wichtigere Rückblende auf. Auch in diesen kurzen Schilderungen vom Einsatz der erwachsenen Nedda als Crewmitglied spiegeln sich ihre kindliche Empfindsamkeit, Naivität und jugendlicher Forscherdrang in einer einfühlsamen Sprache wider. Dialoge sind eine Abwechslung zwischen Gefühlsausdrücken und Fachgesprächen. Hier gerät sogar die Auseinandersetzung mit einem lebensbedrohenden Defekt anfangs zur sprachlichen Trivialität. Der Schwerpunkt von Inhalt wie vom Stil liegt eindeutig auf Neddas Kindheitserinnerung. In einer lebhaften, authentischen Sprache, die ihrer kindlichen Entdeckerfreude entspricht. Mit sprachlichen Bildern und Vergleichen, unerwartet und äußerst treffend zugleich, begleitet Swyler die Elfjährige durch ein Jahr, in dem die Natur verrückt spielt. Mein Blick auf ihre schriftstellerische Liebe zum Detail lässt mich neidisch werden. Mit der Dramatik hält sich die Autorin bis zum Ende des ersten Drittels zurück. Sie baut das Unheil langsam auf und hält die Neugierde des Lesers am Leben. Dann gewinnt die Geschichte rasant an Fahrt. Fazit Der Originaltitel „Light from other Stars“ lenkt die Erwartungen des Lesers mehr als die Übersetzung auf den Kindheitstraum vom Raumflug, die Hindernisse und seine Erfüllung. Demgegenüber zielt „Der Tag, an dem mein Vater die Zeit anhielt“ mehr auf die Vater-Tochter-Beziehung ab. Wer aus dem Anhalten der Zeit Typisches für die Genres Science Fiction oder Fantasy ableitet, wird lange lesen müssen. Wer aber sich an nostalgischen Erinnerungen, an liebevollen Formulierungen, und an Beobachtungen auch winziger Details erfreuen kann, dem beschert der Roman von der ersten Seite an das Eintauchen in die farbenfrohe Welt eines Kindes, die diesmal nicht durch das Erwachsenwerden, sondern durch den Eingriff in die Naturgesetze zerbricht. Im ersten Drittel präsentiert sich Swylers Werk wie Johanna Spyris „Heidi“ für Erwachsene. Danach mausert sich der Roman zum Thriller über eine energetische Anomalie, deren Überwindungsversuch packend geschrieben ist. Swylers Detailverliebtheit macht das Buch sympathisch und einzigartig.

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Von einer, die auszog, den Weltraum zu erobern

Von: Renata Campell

23.02.2021

Als Kind zweier Wissenschaftler beschäftigt sich die 10jährige Nedda lieber mit dem Weltraum als mit Puppen: eine Aussenseiterin schlägt sich durch. Das gilt auch für den Leser, denn die ersten 100 Seiten sind sehr wissenschaftslastig. Es lohnt sich aber, durchzuhalten, denn danach nimmt die Geschichte Fahrt auf und lässt einen nicht mehr los. Die Handlung schlägt immer wieder Haken, nimmt überraschende Wendungen und lässt die Protagonisten durch alle Höhen und Tiefen eines menschlichen Lebens gehen. Das Mädchen Nedda hat es nicht leicht, weder mit sich noch seinen Eltern oder gar ihren Altersgenossen. Und doch geht sie unbeirrbar ihren Weg bis zum versöhnlichen Ende. Ein nicht so typischer Coming-of-Age-Roman, der auch die die Stellung der Frau in der Gesellschaft und in der Wissenschaft thematisiert. Durchaus lesenswert!

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Ein eher ungewöhnliches, aber interessantes Buch

Von: Phoebe Caulfield

18.02.2021

"Der Tag an dem mein Vater die Zeit anhielt" von Erika Swyler handelt von der elfjährigen Nedda und ihrem Vater. Neddas größter Traum ist es Astronautin zu werden, denn sie ist neugierig, schlau und liebt Naturwissenschaften. Diese Liebe hat sie vermutlich von ihrem Vater, einem Physikprofessor, der gerade an einer besonderen Maschine arbeitet. Denn Neddas Vater liebt die Wissenschaft, aber er möchte außerdem mehr Zeit mit seiner Tochter verbringen und ihr die Zeit geben, all die Dinge zu lernen, die sie gerne wissen möchte. Mit seiner neues Erfindung schafft es Neddas Vater tatsächlich die Zeit anzuhalten, doch dabei gerät alles aus dem Ruder. So sehr, dass Neddas Vater es nicht selbst wieder in Ordnung bringen kann. Also liegt es nun an Nedda und ihrer Mutter, zu der sie bislang recht distanziert war, die Erfindung ihres Vaters rückgängig zu machen. Ein wichtiger Punkt in dem Buch sind Naturwissenschaften, bzw. besonders Physik und Astronomie. Dazu soll gleich gesagt sein, dass viele Phänomene, die das Buch beschreibt, bis hin zu der Idee des Zeitanhaltens physikalisch sehr gut recherchiert sind (später, wenn es wirklich klappt die Zeit anzuhalten, geht das natürlich ein bisschen verloren). Diese Affinität zu den Naturwissenschaften spiegelt sich auch in dem Schreibstil der Autorin wider. Ich würde ihn als eher kühl und sachlich beschreiben. Die Autorin erzählt teilweise recht sprunghaft, aber beschriebt die Handlung doch sehr detailliert und lebendig, wie z.B. "Die Schatten der Fahrzeuge ragten auf wie Dinosaurierskelette in einem Museum, bedrohlich durch das, was sie hätten sein können, als sie noch liefen.". Was außerdem zu dem wissenschaftlichen Thema des Buches passt ist, dass recht viele Informationen am Anfang ausgelassen werden und man im Laufe des Buches immer mehr die Handlungsmotive der einzelnen Personen versteht. Dies wird dadurch unterstützt, dass die Kapitel teilweise aus verschiedenen Zeiten und Perspektiven geschrieben sind. Der Perspektivenwechsel ist dabei auf gar keinen Fall langweilig oder überflüssig! In dem Buch treten teilweise sehr interessante Charaktere auf, ein bisschen anders als man es aus den meisten anderen Büchern gewohnt ist und es ist sehr unterhaltsam in ihre Sichtweisen einzutauchen. Interessant, spannend und irgendwie anders als man es gewohnt ist. Das beschreibt das Buch eigentlich ziemlich genau. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Zum einen wahrscheinlich, weil ich selber naturwissenschaftlich sehr interessiert bin und mich gut mit der Protagonistin Nedda identifizieren konnte. Zum anderen ist es wirklich mal eine andere Geschichte mit interessanten Wendungen, die ich in vielen anderen Büchern manchmal vermisse. Was ich an dem Buch etwas schwierig finde, ist tatsächlich, dass es durch den Schreibstil manchmal sehr kühl wirkt und manche Stellen nicht so leicht zu lesen sind oder sogar etwas langweilig werden. Ich würde trotzdem nicht sagen, dass der Schreibstil mir nicht gefällt, denn es gibt viele sehr schöne Passagen und er passt wirklich gut zu dem Buch! Wenn du gerne mal etwas lesen möchtest, was viele neue Elemente enthält oder ein Freund der Naturwissenschaften bist, dann ist dieses Buch sicher wert von dir gelesen zu werden.

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