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Rezensionen zu
Das Haus aus Stein

Aslı Erdoğan

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Von Aslı Erdoğan habe ich bisher Die Stadt mit der Roten Pelerine als einen der ästhetisch vollendetsten Romane unserer Zeit besprochen, sowie die bisher nur auf Englisch vorliegende Sammlung dreier Erzählungen und eine Novelle The Stone Building and other Places. Sonst ist es immernoch schwer, an Werke der Autorin zu kommen. Den neuesten Roman Kabuk Adam (Schneckenmensch) bekommt man auf Französisch, für alle weiteren Werke heißt es Türkisch lernen. Immerhin, Penguin hat nun Das Haus aus Stein (Taş Bina) in deutscher Fassung vorgelegt. Vorweg ein Wermutstropfen. Die Übersetzung von Gerhard Maier enthält nicht die im englischen Buch eingeschlossenen Erzählungen, die jenes als and other Places zusammenfaste. Es fehlt die Auftakterzählung „The Morning Visitor“, die sich von klaustrophobischem Bild zu klaustrophobischem Bild bewegt ebenso, wie das herrliche „Die Holzvögel“, das auf so hintergründige Weise den Schwarzwald exotisiert. Allein die längere Erzählung Das Haus aus Stein macht den schmalen Band aus. Das Haus aus Stein spielt in und um ein Gefängnis. Die knapp hundertseitige Novelle setzt die Erfahrungswelt eines namenlosen Protagonisten aus Beobachtungen von hoher Symbolkraft zusammen, wobei das Gefängnis mal eher physisch, mal eher geistiger Natur zu sein scheint. Dabei stößt die Erzählweise Erdoğans manchmal an Grenzen: Die nach allen Seiten offene, nirgends genau verortete Szenerie, droht zeitweise ins Eintönige zu kippen. Doch auch dieser Text wartet wieder mit Szenen und Bildern auf, die sich lang in Erinnerung halten werden. Ein längeres Vorwort der Autorin ordnet den Text in die lange türkische Geschichte der Gefängnisse und Folterzentren ein, und hilft, das Werk von der jüngeren Verfolgungsgeschichte, die Erdoğan traf, zu entkoppeln, mit der es dann doch im Klappentext gleichermaßen assoziiert wird. Es ist schön, dass diese Schriftstellerin, die in reiner stilistischer und kompositorischer Brillianz den heute wohl berühmtesten türkischsprachigen Autoren, Orhan Pamuk, bei weitem überragt (und ganz besonders in ihrer Fähigkeit, Themen stringent durchzuführen) jetzt langsam auch außerhalb der Türkei als Schriftstellerin wahrgenommen wird. Dass es dazu allerdings erst das traurige Schicksal der politischen Haft brauchte, ist weniger schön. So oder so: Erdoğans Essay ist ein lesenswerter Zusatz zu einem lesenswerten Buch, das nicht der Autorin bestens ist, bis auf weiteres aber wohl vom Lauf der Geschichte als ihr bedeutendstes auserkoren ward.

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