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Rezensionen zu
Das Haus aus Stein

Aslı Erdoğan

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Viel zu selten lese ich Bücher von Türkischen Autoren. Die Geschichte hat mich sehr berührt und ich werde das Buch definitiv nochmal lesen.

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Die Sprache fließt wie ein Fluss, manchmal tobend laut, manchmal sanft und leise durch die Seiten des Buches. 'Wunden sprechen nur selten, und ihre Stimme klingt fürchterlich. In der endlosen Wüste der Worte wird die Stimme jedoch vom Wind davongetragen und verweht. Vielleicht werden manchmal ein paar Knochen sichtbar, jedoch von der Wüste schnell wieder bedeckt. Aber nur Worte können eine leere Wüste oder einen Schrei zum Leben erwecken. Mit winzigen und wundersamen Berührungen verwandeln sie einen Stein in eine Melodie und eine Melodie in einen Stein, und aus einer Handvoll Kiesel können sie eine endlose Welt entstehen lassen, in der wir alles und jeden wiedertreffen können, den wir je verloren haben oder noch verlieren werden.' Asli Erdogan hat mit “Ein Haus aus Stein“ einen einzigartigen Text verfasst. Es sind Sätze, Erzählstrukturen die ich noch nie gelesen habe und mich oft sowohl verzweifeln und staunen ließen. Auf den wenigen Seiten breitet sie eine Geschichte der Erdrückung, Schmerz und Ohnmacht aus. Die Geschichte ist gefangen zwischen Mauern. Einem der grauenvollsten Gefängnisse der Türkei. Es ist ein irres Spiel mit der Wirklichkeit, dass Asli Erdogan wenige Zeit nach dem sie dieses Buch über Gefangenschaft geschrieben hat, selber mit totaler Willkür ins Gefängnis gesperrt wurde. Ein sprachgewaltiger, hochliterarischer Roman, der mir alles abverlangt hat und den ich nicht immer verstanden habe aber der mich umso mehr beeindruckt hat. Möge die Vernunft zu den Menschen der Macht zurückkehren! Vielen Dank für das Rezensionsexemplar @randomhouse [Werbung - Markierung]

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In Istanbul steht das „Sansaryan Han“, ein Haus aus Stein, das das Vorbild für Aslı Erdoğans Roman bildet. In jenes Haus wurden die politischen Häftlinge, die Schwerkriminellen, die Staatsgegner gebracht und gefoltert. Hiervon schreibt die Autorin, die nach dem Militärputsch 2016 selbst zum Opfer des türkischen Staates wurde und 132 Tage im Gefängnis verbringen musste. Was sie 2009 literarisch verarbeitete, musste sie selbst am eigenen Leib nur wenige Jahre später erfahren. Der Roman, der mit dem bedeutendsten türkischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde, hat keine Handlung im klassischen Sinn. So wie sich die Persönlichkeit in der Gefangenschaft zunehmend auflöst, ist auch der Text schwer greifbar, er kreist spiralförmig auf ein Ziel hin, von dem man nicht weiß, was es sein wird: Tod oder Leben, Erlösung oder Verdammnis. Einer, der einstmals offenbar hinter den Mauern lebte, lebt nun außen, in den Schatten der Gemäuer, aus denen die unzähligen Stimmen dröhnen. Aber für ihn ist es gleich, auf welcher Seite der Mauer er steht, er trägt die Erfahrungen tief in sich und kann sie wie böse Dämonen nicht mehr los werden. Man kann den Roman nur als kafkaesk im klassischen Sinn bezeichnen. Es gibt kein Verbrechen, keine Anklage und kein Urteil für eine Tat. Es herrschen eine diffuse Angst und Verunsicherung und die Verzweiflung wird zunehmend stärker. Das Individuum kann die Lage nicht überschauen, schon gar nicht kontrollieren, sondern ist ausgeliefert. So fühlt es sich an im Gefängnis, wo Willkür herrscht, vor der nur der Tod schützt. So schwer der Text auf der Handlungsebene zugänglich ist, so sehr strahlt er doch sprachlich. Aslı Erdoğan spricht in Metaphern, verbildlicht so das Innen- und Außenleben ihrer Figuren und lässt zugleich Deutungsspielraum. Sie erspart dem Leser so auch deutliche Beschreibungen der Folter und Qualen, deren Folgen jedoch auch so spürbar werden. Die Realität der politischen Lage hat hier die Literatur eingeholt und einmal mehr bewiesen, dass der Mensch zu mehr fähig ist, als man sich in den schlimmsten Alpträumen ausmalen mag.

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Aslı Erdoğan erzählt eine Geschichte über das menschliche Dasein in einem Gefängnis und die Zeit danach im vergeblichen Kampf um Normalität. Die namenlosen Figuren zeigen mit ungebrochener Vehemenz die Verzweiflung und die pure Hoffnungslosigkeit in all ihren Facetten und lassen autobiographische Einblicke vermuten, wobei die Autorin tatsächlich jedoch erst Jahre später nach Erscheinen dieses Romans selbst Erfahrungen in monatelanger Haft machen musste. Für diese deutsche Erstausgabe hat die Autorin zusätzlich ein Vorwort verfasst, das bereits den düsteren Klang der nachfolgenden Geschichten erahnen lässt. Ich habe mich bei diesem Buch ausnahmsweise mal nicht auf die Originalsprache gestürzt, bevor ich die deutsche Ausgabe in Händen hielt. Und ich kann nur sagen, wenn diese Geschichte auf Deutsch schon so auf poetischer Ebene beeindruckt - wenn da auch an einigen Stellen auf Grund vereinzelter Ungereimtheiten womöglich die Übersetzung nicht wirklich gelungen sein mag -, dann muss die türkische Version Einen auf Grund der bildhaften Sprache völlig umhauen. Daher werde ich dieses Buch auch unbedingt in der Originalfassung lesen. So viel Leid, Qualen und Hoffnungslosigkeit kann man als Leser wirklich nur bei völliger eigener seelischer Gesundheit ertragen. Die Sprache ist zwar nicht immer flüssig oder einwandfrei verständlich, aber ich habe einige schöne Stellen aus diesem Buch mitgenommen, die mir vor Augen führen, wie wundervoll man mit Worten zaubern kann. Sätze wie "Die Finger des wandernden Mondscheins fahren mir fiebrig über die Lippen." oder "...der Knochen hält das aus, dieser bleiche Mitwisser der Zeit." Trotz der schönen Sprache ist die geschaffene Atmosphäre durchgehend beklemmend und lässt den Leser tief betrübt zurück mit dem Gedanken, wie grausam und unbarmherzig doch das Leben für manch Anderen sein kann. Ein beeindruckendes poetisches Werk von Aslı Erdoğan, das einen durchweg verstörenden Einblick in den menschlichen Geist gewährt, was man nur mit gesundem Verstand zu ertragen und begreifen im Stande ist.

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Von Aslı Erdoğan habe ich bisher Die Stadt mit der Roten Pelerine als einen der ästhetisch vollendetsten Romane unserer Zeit besprochen, sowie die bisher nur auf Englisch vorliegende Sammlung dreier Erzählungen und eine Novelle The Stone Building and other Places. Sonst ist es immernoch schwer, an Werke der Autorin zu kommen. Den neuesten Roman Kabuk Adam (Schneckenmensch) bekommt man auf Französisch, für alle weiteren Werke heißt es Türkisch lernen. Immerhin, Penguin hat nun Das Haus aus Stein (Taş Bina) in deutscher Fassung vorgelegt. Vorweg ein Wermutstropfen. Die Übersetzung von Gerhard Maier enthält nicht die im englischen Buch eingeschlossenen Erzählungen, die jenes als and other Places zusammenfaste. Es fehlt die Auftakterzählung „The Morning Visitor“, die sich von klaustrophobischem Bild zu klaustrophobischem Bild bewegt ebenso, wie das herrliche „Die Holzvögel“, das auf so hintergründige Weise den Schwarzwald exotisiert. Allein die längere Erzählung Das Haus aus Stein macht den schmalen Band aus. Das Haus aus Stein spielt in und um ein Gefängnis. Die knapp hundertseitige Novelle setzt die Erfahrungswelt eines namenlosen Protagonisten aus Beobachtungen von hoher Symbolkraft zusammen, wobei das Gefängnis mal eher physisch, mal eher geistiger Natur zu sein scheint. Dabei stößt die Erzählweise Erdoğans manchmal an Grenzen: Die nach allen Seiten offene, nirgends genau verortete Szenerie, droht zeitweise ins Eintönige zu kippen. Doch auch dieser Text wartet wieder mit Szenen und Bildern auf, die sich lang in Erinnerung halten werden. Ein längeres Vorwort der Autorin ordnet den Text in die lange türkische Geschichte der Gefängnisse und Folterzentren ein, und hilft, das Werk von der jüngeren Verfolgungsgeschichte, die Erdoğan traf, zu entkoppeln, mit der es dann doch im Klappentext gleichermaßen assoziiert wird. Es ist schön, dass diese Schriftstellerin, die in reiner stilistischer und kompositorischer Brillianz den heute wohl berühmtesten türkischsprachigen Autoren, Orhan Pamuk, bei weitem überragt (und ganz besonders in ihrer Fähigkeit, Themen stringent durchzuführen) jetzt langsam auch außerhalb der Türkei als Schriftstellerin wahrgenommen wird. Dass es dazu allerdings erst das traurige Schicksal der politischen Haft brauchte, ist weniger schön. So oder so: Erdoğans Essay ist ein lesenswerter Zusatz zu einem lesenswerten Buch, das nicht der Autorin bestens ist, bis auf weiteres aber wohl vom Lauf der Geschichte als ihr bedeutendstes auserkoren ward.

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