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Rezensionen zu
Das Haus aus Stein

Aslı Erdoğan

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Aufmerksam wurde ich auf „Das Haus aus Stein“ von der 1967 in Istanbul geborenen Schriftstellerin Aslı Erdoğan durch die Literatursendung „Bücherjournal“. Der Bericht über die Autorin, die eine der bekanntesten Schriftstellerinnen der Türkei ist und weltweit zu einer Symbolfigur für den Widerstand gegen die Willkürherrschaft in ihrer Heimat wurde, beeindruckte mich. Als junge Physikerin forschte Aslı Erdoğan am Genfer Spitzeninstitut CERN. Doch ihre Beobachtungsgabe und ihr Sinn für Sprache brachte sie zur Schriftstellerei, wodurch sie mit einer Vielzahl von Auszeichnungen geehrt wurde, unter anderem erhielt sie 2010 mit dem Sait-Faik-Preis den bedeutendsten Literaturpreis der Türkei. Aslı Erdoğan wird als Schriftstellerin und als Kolumnistin zu einer wichtigen Stimme der Türkei. 2016 hört sie von massiven Menschenrechtsverletzungen, die türkische Sicherheitskräfte in der überwiegend von Kurden bewohnten Stadt Cizre begangen haben. Sie schreibt darüber und ist bei der ersten großen Verhaftungswelle dabei, als die türkische Regierung nach dem gescheiterten Militärputsch 2016 den Ausnahmezustand verhängt. In dem bis heute andauernden Gerichtsprozess wird ihr „Propaganda für eine terroristische Organisation“, „Zugehörigkeit zu einer Terrororganisation“ und „Aufruf zur Volksverhetzung“ vorgeworfen. Aus der gefeierten Autorin wird eine Staatsfeindin, die 132 Tage lang im Instanbuler Frauengefängnis Bakirköy inhaftiert bleibt. Neun Monate nach der Haft erhält sie ihren Pass zurück und verlässt ihre Heimat. Die Romane Asli Erdoğans wurden aus allen Bibliotheken der Türkei entfernt. Sie lebt im Exil in Deutschland. „Das Haus aus Stein“, ihren poetischen Roman über Gefangenschaft und den Verlust aller Sicherheiten, hatte Aslı Erdoğan bereits 2009 veröffentlicht und nun für die am 18. März 2019 erschienene deutsche Erstausgabe um einen eigens dafür verfassten Beitrag über die Monate, die sie 2016 selbst im Gefängnis verbrachte, ergänzt. Im Nachwort dieses insgesamt knapp 128 Seiten umfassenden Buches steht abschließend noch Wissenswertes über den Roman und die Autorin. Wie ein besonderes Kleinod hielt ich dieses Buch in meinen Händen und habe bis zur letzten Seite gehofft, dass ich es vielleicht doch noch mögen würde. Aber dem war leider nicht so. Die Sprache ist poetisch und springt von einer bildhaften Beschreibung zur nächsten, ohne dabei einen roten Faden zu haben, der einen durchs Buch führen oder dabei helfen könnte zu erfassen, was dieses Buch einem eigentlich vermitteln möchte. „Die Melodie war bekannt, doch den Text verstand ich nicht, vielleicht war es ja ein Lied, das in der Welt der Wörter keine Entsprechung hatte.“ (S. 46/47) Wenn das Beschriebene beschreibend umschrieben und bildhaft verbildlicht wird, verliere ich den Sinnzusammenhang und übrig bleibt mir nur die unschön gerunzelte Stirn. Aber ich wollte verstehen und fühlte mich, als sei dieses Buch verschlüsselt und ich hätte nicht den richtigen Code dazu. Dabei mochte ich aufgrund der eindrucksvollen Wortwahl manche Textstellen recht gern, weil die Autorin ein schönes Gespür für Sprache hat und kraftvolle Bilder damit zeichnet. „Er war überzeugt, dass Mörder durch die Pupillen ihrer Opfer auf ewig überführt werden können. Wie Millionen von Jahren in Bernstein erhaltene Fliegen. Im eigenen Verbrechen gefangen, wie ein zweidimensionales erstarrtes Bild in einem Universum rasch verlöschenden Lichts.“ (S. 102) Umso mehr fand ich es schade, zu diesem Buch keinen Zugang zu finden, das sich in einer Zerrissenheit zwischen schönen Formulierungen und Nichtverstehenkönnens für mich las. Ob das an der Übersetzung oder einer blumigeren Originalsprache mit ganz eigenen und dem deutschen vielleicht fremden Bildsprache liegt, kann ich nicht beurteilen. Möglicherweise fehlt es mir auch einfach an erweiterter Erfahrung mit lyrischen Texten, was ich nicht ausschließen will und daher empfehle, sich unbedingt selbst einen Eindruck durch das Lesen der Leseprobe zu verschaffen. Mir selbst gefiel die Geschichte um das Buch und die Autorin jedenfalls besser, als das Buch selbst.

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