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Rezensionen zu
Für immer die Alpen

Benjamin Quaderer

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Fiktiv-Einfühlsam

Von: Ümit Dogdu

03.04.2020

Benjamin Quaderer versucht in seinem Buch „Für immer die Alpen“ im Stil einer Dokumentation das Leben des fiktiven Johann Kaiser darzustellen. Sein Mittel, aus den Augen eines Jungen zu schauen, der viel ertragen muss, gelingt ihm gut. Der Junge, Johann Kaiser, wächst eingebettet in schwierige Verhältnisse auf, der groteske Erzählstil dabei tut gut. Als der Junge jedoch heranwächst und versucht sein Leben zu meistern, verlässt Herr Quaderer die Erzählform und geht in eine Art fiktive Dokumentation über. Das Leben nimmt seinen Lauf und hat wenig übrig für die eingeschränkten Ansichten eines Johann Kaiser. Der sicherlich mehr erleiden muss, als er verschuldet hat. Bei der einfühlsamen Erzählform hätte Herr Quaderer bleiben können. Der Versuch des dokumentarischen Stils lenkt von der eigentlichen Geschichte ab und hat dadurch unausstehliche Längen. Herr Quaderer möchte die Geschichte zwar als eine frei erfundene darstellen, die nur hier und da auf Wirklichkeit fußt, die Geschichte enthält jedoch sehr viel Empathie für den realen „Heinrich Kieber“, um den es hier geht. Leider ist die Geschichte ohne eine fühlbare Perspektive geschrieben. Sie gefällt vielleicht Leuten die experimentell unterwegs sind.

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„Um verstehen zu können, wieso ich gehandelt habe, wie ich gehandelt habe, muss ich nicht nur ein umfassendes Bild meiner Person und meiner Lebensgeschichte, sondern gleichzeitig der Rahmenbedingungen zeichnen, in denen ich mich hin und her geworfen fand wie eine Kugel in einem Flipperautomaten.“ (Zitat Seite 13) Inhalt Am 31. März 1965 wird Johann Kaiser als Sohn von Soledad und Alfred Kaiser im Krankenhaus in Vaduz, Liechtenstein, geboren. Schon in jungen Jahren zeigt sich, dass er fremdes Eigentum als etwas ansieht, dass er sich bei Bedarf oder auch im Notfall jederzeit ausborgen kann, auch wenn er den Vorsatz, es dann zurückzugeben, meistens nicht einhalten kann. So erging es ihm auch mit den Kundendaten des Treuhandsektors der bekannten liechtensteinischen Bank des Fürstenhauses, die er für den Eigengebrauch kopiert hat und beinahe auch zurückgegeben. Doch aus diesmal blieb es beim „beinahe“ und so schreibt er, nun vierundfünfzig Jahre alt, mit neuer Identität irgendwo auf der Welt im Zeugenschutzprogramm lebend, seine Geschichte, seine Erlebnisse und seine Sicht der Dinge auf. „Ein Satz ist je schöner, desto mehr Wahrheit er enthält.“ (Originalzitat Seite 13) Thema und Genre In diesem Roman wird die Lebensgeschichte von H. K., im Buch Johann Kaiser, geschildert, der mit dem Verkauf der zuvor im Treuhandbereich der bekanntesten Bank Liechtensteins kopierten Kundendaten an den deutschen BND und weitere Länder einen internationalen Steuerskandal mit entsprechenden Ermittlungsverfahren ausgelöst hat. Es geht um den Finanzplatz Liechtenstein, internationale Finanzmärkte und den Wunsch eines Einzelnen, Teil davon zu sein. Charaktere Johann Kaiser, der an seiner Biografie schreibt und uns so die Geschichte seines bisherigen Lebens aus seiner Sicht, anhand seiner Aufzeichnungen und Erinnerungen schildert, sieht sich selbst nicht als kriminellen Betrüger, denn seine abenteuerlichen Aktionen waren nur teilweise geplant, oft sind seine Handlungen erst aus ausweglos scheinenden Situationen entstanden. „Im Nachhinein wünschte ich, ich hätte anders gehandelt, aber weil es jedes Nachhinein erst im Nachhinein gibt, ist jedes Nachhinein sinnlos. (Zitat Seite 259) Handlung und Schreibstil Der Ich-Erzähler schildert die Ereignisse chronologisch in vierzehn und einem letzten Buch, wobei jedes Buch einen durch Jahreszahlen definierten Zeitabschnitt umfasst und in Kapitel eingeteilt ist. In der Zeit zwischen dem 6. Januar 2003 und dem 2. Juni 2003 stellt der Autor Johann Kaisers Schilderung der Ereignisse auktorial Seite für Seite den Tagesablauf des Dr. Jan Mayer gegenüber, ein Kriminalpsychologe, der das Fürstentum als Experte berät. Dies ist nur einer der vielen Sprachspielereien und Literaturformen, die der Autor in diesem Roman mit offensichtlicher Freude und Neugier an der Sprache vor den Lesern ausbreitet. Da gibt es leere Seiten, dort, wo Johann Kaiser Erinnerungslücken hat, Abschnitte, die kaum eine halbe Seite füllen, während der Rest der Seite jeweils mit einer Reihe von Fußnoten gefüllt ist, wo Johann Kaiser selbst seine Erinnerungen mit Erklärungen, Ereignissen und Gedanken ergänzt, oder mit ebenfalls fiktiven Quellenangaben. Zwischendurch lässt der Autor seinen Protagonisten Haikus schreiben, erklärt die Geschichte Liechtensteins seit der Entstehung und plötzlich befinden wir uns mit Captain James Cook im Jahr 1768. Fazit Wer neue Interna über diesen Steuerskandal erwartet, wird enttäuscht sein, denn der Autor verwendet nur Fakten, die aus Sachbüchern und Artikeln eines namhaften deutschen Nachrichtenmagazins längst bekannt sind. Wer jedoch einen spannenden, sprachlich mit großem Vergnügen zu lesenden Roman sucht, dessen Autor den Leser immer wieder überrascht und der die Balance zwischen Sozial- und Gesellschaftskritik und dem humorvollen Augenzwinkern eines begeisterten Fabulierers zwischen Fiktion und Realität gefunden hat, wird begeistert sein.

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Immer oder Nimmer

Von: Nikki Cash

29.03.2020

Es ist ein außergewöhnliches Buch und ich habe sehr lange dafür gebraucht. Es ist sicher nicht für jedermann geeignet, doch wer sich darauf einlässt, kommt auf seine Kosten! Der Autor hat einen Wortgewaltigen Schreibstil mit vielen Quellenangaben, die einen ab und zu stocken lässt und doch ist es eine fesselnde Zusammenfassung eines ganzes Lebens! Ich habe es sehr gerne Test gelesen.

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Das Leben des Johann Kaiser

Von: JB

23.03.2020

Wir nähern uns in diesem Roman dem Leben von Johann Kaiser durch verschiedene Tagebücher an. Von Anfang an hat es Johann nicht leicht im Leben, teilweise auch durch eigene Schuld - Empathielosigkeit und seltsames Sozialverhalten machen den Protagonisten zum Antihelden. Dies gipfelt in einem riesigen Diebstahl von Steuerdaten auf Liechtenstein und macht Johann Kaiser zum Staatsfeind Nr. 1. Durch die einzelnen Tagebücher ändert sich öfter mal der Schreibstil. Das und die außergewöhnlichen Ideen des Autors machen das Buch wirklich lesenswert. Man kann eigentlich nie erahnen, was Johann Kaiser als nächstes passiert. Man möchte deswegen auch gar nicht zuviel der Handlung verraten, darauf muss man sich einfach einlassen. Zwei Dinge haben mich gestört: Die vielen Fußnoten, die oft nur eins seiner Tagebücher als Quelle angeben, waren einfach unnötig. Ich hätte stattdessen lieber noch einige Seiten aus dem Leben des Johann Kaiser gelesen. Die zweite Idee, die mir auf die Nerven ging, waren die Schwärzungen, die in Kapitel 5 begannen. In den ersten Sätzen vielleicht noch eine lustige Idee, aber da soviel geschwärzt wurde (auch in späteren Kapiteln kam das wieder vor) hat das den Lesefluss komplett gestört und ich habe gemerkt, wie ich diese Seiten einfach nur überblättert habe. Ehrlich gesagt hätte ich das Buch deswegen fast weggelegt, bin aber froh dass ich dran geblieben bin. Trotzdem eine unbedingte Leseempfehlung :)

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Ein facettenreiches Buch sehr zu empfehlen

Von: Krümelmonster

21.03.2020

Ein Buch, in das man zu Beginn schwer den Einstieg findet, aber wenn man ihn gefunden hat lässt einem das Buch nicht wieder los. Es ist allerdings kein Buch, dass man so nebenher mal lesen kann, man muss sich gedanklich schon damit beschäftigen. Zu Beginn hat man das Gefühl, dass einiges zu ausführlich beschrieben wird, aber genau das macht mit der Zeit die Faszination des Buches aus. Manche Kapitel sind im Stil eines Tagebuches geführt.Andere Kapitel beruhen scheinbar auf Verhandlungsakten. Johann Kaiser, das Kind zusammen mit seinen Schwestern, abgegeben im Waisenhaus,wer und was ist er? Immer auf der Suche nach der Mutter in ganz Europa, treibt es ihn aber immer wieder zurück nach Lichtenstein, den Ort seiner Kindertage. Er bereist mit der Zeit die ganze Welt, auf der Flucht oder auf der Suche? Früh beginnt er sich fremde Dinge anzueignen, aber seine Strafen die er bekommt bringen ihn weiter, bringen ihm neue Kontakte, die er auszunutzen weiß. Er nimmt einen anderen Namen, den einer berühmten Fabrikantenfamilie an um sich in den Kreisen der Reichen und Mächtigen zu etablieren. Was ihm auch sehr gut zu gelingen scheint, bis genau dieser bekannte Name ihn in Gefahr bringt. Ist er ein Betrüger weil er sein Wissen über andere ausnutzt , oder machen die anderen ihn zum Betrüger, weil sie ihn ausnutzen? Ist er ein Geldwäscher, ein Spekulant oder gar ein Landesverräter oder machen ihn andere zu dem was er ist?

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Anders

Von: Ludwig

17.03.2020

Der Roman "Für immer die Alpen" von Benjamin Quaderer beginnt aus der gewohnten Perspektive eines Ich-Erzählers, doch wertet der Schreibstil diese enorm auf. Es wird spannend, jedes einzelne Wort zu lesen, die Wortkonstrukte zu verschlingen und dabei die spannende Geschichte des Johann Kaiser zu konsumieren. Diese beginnt sanft mit der Geburt, wobei der familiäre Hintergrund des Protagonisten und erste Motivationen anschaulich dem Leser nahe gebracht wird. In den anschließenden "Büchern" wird die verschlungene Geschichte des Hochstapler und Datendiebes erzählt. Der Schreibstil ist anfangs ungewohnt und es dauert ein Weilchen, bis man in den Lesefluss des Zeitvergessens gelangt: trotzdem definitiv eine Empfehlung!

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Ich habe das Buch vor ca. 1 Woche beendet und seitdem versucht meine Eindrücke zu verarbeiten, um zu einer Bewertung zu kommen - was gar nicht mal so einfach war. Es sind einfach so viele Eindrücke, Details und Besonderheiten in der Gestaltung um dem Satz, die dieses Buch so besonders machen. Von Vorne. Das Buch ist die Zusammenstellung der fiktiven Tagebücher Johann Kaisers, Denunziant, Nestbeschmutzer. Oder wie man ihn heute nennen würde: Whistleblower. Die ersten Tagebücher waren für mich eher schwierig und wirkten nach bereits häufig Wiederholtem. Natürlich war Johann ein ganz besonders Kind, besonders intelligent, begabt und fing natürlich an bereits vor seiner Geburt an sein Leben und Lebensumstände zu kommentieren. Bis hierhin nichts Neues. Vermutlich hätte ich das Buch schon an dieser Stelle weggelegt, wenn der Erzählstil Johann Kaisers (oder Benjamin Quaderers) nicht so toll wäre. Sprachlich hat mir dieses Buch an vielen Stellen sehr gut gefallen. Vielen Passagen entströmt ein besonderer Witz und trifft dabei auf tolle Beschreibungen, bzw. Kommentierungen des Geschehens. Dabei gelingt es immer wieder parallele Handlungsstränge und Sprünge durch Raum und Zeit geschickt zu verweben. Beim ersten Durchblättern fallen die zahlreichen und ich teilweise über mehrere Seiten ersteckenden Fußnoten auf. Die meisten dieser verweisen auf Textstellen in den Tagebüchern Johann Kaisers oder auf Tagebücher Anderer. Ob diese Textpassagen real sind oder eben nur im Rahmen der Geschichte existieren, habe ich nicht geklärt. Aber ist das eigentlich so wichtig? Da aber an vielen Stellen reale Personen und Ereignisse eingeflochten wurden, gehe ich davon auch, dass die Verweise auf Werke Anderer real sind. Während des Lesens fragte ich mich häufig wie viel Realität und wie viel Fiktion ist. Diese Grenzen verschwimmen im Laufe der Geschichte zusehends und was bleibt ist eine gut geschriebene und lebendige Geschichte über einen Whistleblower. Klare Empfehlung für alle, die gerne in eine Geschichte abtauchen wollen, die die Realität an vielen Stellen schneidet und mit der Fiktion vermischt, ohne dabei zu fantastisch zu werden.

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Überraschend gutes Buch

Von: Stefanie Sprung

17.03.2020

Zum Inhalt.: Das Buch ist aus der Ich-Perspektive eines Whistle Blower aus Lichtenstein geschrieben. Sein ganzes ziemlich spannendes und verworrendes Leben. Seine Geburt und seine Kindheit, immer verwoben mit der Geschichte Liechtensteins, alles fein säuberlich mit Quellen und Beweisen gespickt. Dadurch erhärtet sich der Verdacht, dass die Geschichte komplett wahr ist. Der Wistle Blower arbeitet Anfang der Nuller Jahre in einer Bank und ist für die Digitalisierung der Kundendaten verantwortlich, dabei entwendet er einige Kundendaten und 'erpresst' erst die Bank und den Fürsten von Liechtenstein und später kooperiert er mit dem BND. Zum Stil: Die Art und Weise, wie der Autor schreibt, ist so gestaltet, dass man immer denkt, er hat viel recherchiert und Daten zusammen getragen, allerdings stimmt dies nicht (zumindest ist es kein Tatsachenbericht). Außerdem hat mich der Schreibstil auch an das Buch "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster sprang und verschwand" erinnert. Es war mit lakonischen Witzen gefüllt, ironisch, manchmal sehr versteckt und einige Male habe ich wirklich aufgelacht. Aber dadurch war es manchmal auch etwas schwer zu lesen, man konnte es nicht so richtig weglesen und musste, auch aufgrund der Zeitsprünge im Buch schon immer etwas konzentriert bleiben. Dadurch gewinnt das Buch natürlich auch an Anspruch. Mein Fazit: Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, ich habe Lust bekommen Liechtenstein zu besuchen und auch etwas zum Thema und zu den angegeben Quellen zu recherchieren. Außerdem finde ich, in Anbetracht, dass der Autor ziemlich jung ist (30 Jahre) das Buch sehr gut recherchiert, ich bin über keine Zeitangaben gestolpert und dachte, was 1981 und da hat er das und das gemacht, das geht doch gar nicht. Ich kann das Buch empfehlen an alle Leute, die Lust haben zumindest etwas zu denken beim Lesen.

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