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Rezensionen zu
Für immer die Alpen

Benjamin Quaderer

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Genervt abgebrochen und quer gelesen

Von: manu63

03.05.2020

Für immer die Alpen ist ein Roman des Autors Benjamin Quaderer, in dem er die Lebensgeschichte von Johann Kaiser erzählt. Dieser wurde zu Staatsfeind Nr. 1 nachdem er gestohlene Kundendaten einer großen Bank verkauft hat. Er lebt im Zeugenschutzprogramm und hätte dank des Verkaufes der Daten ein gutes Auskommen, wenn ihn nicht die Verleumdungen aus seiner Heimat stören würden. Deshalb beschließt Kaiser seine Lebensgeschichte aus seiner Sicht nieder zu schreiben. Erwartet hatte ich ein interessantes Buch mit einer spannenden Geschichte, bekommen habe ich eine ineinandergeschachtelte langatmige Aufreihung des Lebens von Johann Kaiser in dem er mir mit jeder Seite unsympathischer wird. Als Charakter besteht sein Leben aus Trug, Diebstahl und Lügen. Er ist immer auf der Sinnsuche und dabei recht sprunghaft und reflektiert nicht das es an ihm liegt, das vieles nicht klappt was er sich vorstellt. Vielfach wird die Schuld bei anderen gesucht, nie bei sich selber. Aufgeteilt ist der Roman in vierzehn Bücher, einer Einleitung und einem Letzten Buch. Die Handlung reicht von 1962-2020 und sie wird aus der Sicht von Johann Kaiser in Ich-Form erzählt. Passagen die sich recht gut und flott lesen lassen wechseln sich ab mit ermüdenden Aufzählungen, geschwärzten protokollarischen Passagen und einer Vielzahl von Fußnoten zu realen und fiktiven Quellen. Insgesamt gibt es 222 Fußnoten die sich zum Teil über mehrere Seiten erstrecken. Wenn man den Roman als Print liest mag das ja noch angehen, aber als ebook mit Fußnoten am Ende des Buches würde das den Lesefluss sehr arg behindern. Durch den wechselhaften Schreibstil wurde mir das Lesen verleidet und da die Handlung an Spannung fehlen lässt, habe ich das Buch zur Hälfte Seite für Seite gelesen und danach nur noch quer gelesen. Das Letzte Buch am Schluss habe ich wieder ganz gelesen, fand den Schluss aber nicht sonderlich gut. Insgesamt ein Buch das mich enttäuscht hat und meine Erwartungen in keinster Weise erfüllt hat. Wer sich für das Buch interessiert sollte sich erst einmal, wenn möglich, mit einer Leseprobe an das Buch herantasten. Der Autor mag vielleicht versucht haben einen neuen Weg einzuschlagen, konnte mich dabei aber nicht mitnehmen.

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Der Begriff „Systemrelevanz“ wird gerade neu definiert. Nachdem der Kulturbetrieb darauf gedrängt hat, genauso wie Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und Arztpraxen zur Daseinsvorsorge zu gehören, sind auch die Buchhandlungen wieder offen. Das Buch ja, die Buchhandlung ja, die Literatur ohnehin – doch wie verhält es sich mit dem einzelnen Schriftsteller? Diese Frage stellte Benjamin Quaderer auf Twitter, indem er von seinen Followern wissen wollte, ob sie ihn für systemrelevant hielten. Immerhin 100 „gefällt mir“ meinende Herzen erhielt der Tweet bis heute. Wenn es nicht eine dreiste Anmaßung wäre, könnten wir nun sein Buch zur Hand nehmen und nach sorgfältiger Prüfung über die Systemrelevanz seines Autors entscheiden. „Too big to fail“ hieß es 2008, als die Banken gerettet wurden. Wenn es danach ginge, hätte Benjamin Quaderers gewichtiges Romandebüt „Für immer die Alpen“ mit beinahe 600 Seiten auch eine gute Chance, unter einen Rettungsschirm zu schlüpfen. Dergleichen hat dieses so gewagte wie vergnügliche Buch aber überhaupt nicht nötig. Die Faszination, die von seiner Hauptfigur ausgeht, und der nicht zu unterschätzende Mut, ein ganzes Leben – und ein wenig auch die ganze Welt – zu seinem Thema zu machen, heben den Roman aus der Masse der Neuerscheinungen heraus. Außerdem bietet es die hochwillkommene Möglichkeit, ein kleines L-förmiges, aus nur elf Dörfern bestehendes Land kennenzulernen: Das Fürstentum Liechtenstein. Die Plattform ‚Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein‘ bekennt freimütig: „Als einziger Liechtensteiner Schriftsteller im deutschen Sprachraum bekannt geworden ist Michael Donhauser (*1956), besonders als Lyriker.“ Die eigene Ignoranz als Hauptgrund mitbedenkend tritt man Donhauser wohl nicht zu nahe, wenn man feststellt, dass die ganz große Wirkung auch seines Schaffens bisher ausblieb. Quaderer, der sich in seinem Debüt eindringlich mit seiner offenbar ambivalenten Beziehung zu seiner Heimat auseinandergesetzt hat, kommt das Verdienst zu, die literarische Landkarte der deutschsprachigen Literatur um ein charaktervolles Fleckchen Erde erweitert zu haben. Die Bauweise von Quaderers Debüt ist anspruchs- und kunstvoll zugleich. Der Hochstapler Johann Kaiser versucht aus der Retrospektive sein Leben zu ordnen. Dazu stützt er sich auf eigene und fremde Aufzeichnungen, seine mitunter brüchigen Erinnerungen, Videoaufnahmen und – wie es sich für einen Hochstapler gehört – unter Vorspiegelung falscher Tatsache ergaunerter Zeugenaussagen. Form und Inhalt korrespondieren eng miteinander. Der exzentrische Charakter Johann Kaisers, den man aus psychologischer Sicht vermutlich irgendwo auf dem Autismus-Spektrum einordnen müsste, beansprucht im gesamten Roman sein Recht. Zu allem Überfluss scheint Kaiser auch noch literarische Ambitionen zu hegen. Dies beweist schon der Anfang des Romans, indem sich der Held u.a. über die Begleitumstände seiner eigenen Geburt vernehmen lässt. So kann er sich etwa noch gut an seine Reaktion erinnern, als er zum ersten Mal den Vater erblickte: „Vor lauter Entsetzen, dass ich mit diesem Menschen den Rest meines Lebens verbringen würde, stieß ich einen Schrei aus der die Scheiben in den Fensterrahmen zum Schwingen brachte.“ Johann Kaiser ist oft komisch, ohne komisch sein zu wollen. Dass man sich auch an dieser Stelle nicht sicher sein kann, ob der Hochstapler die Passage als eine der Vollständigkeit halber hinzuerfundene Anekdote oder doch als Tatsachenbericht verstanden wissen will, macht ein Gutteil der Faszination für die Figur aus. Am etwas überbordenden Einsatz von formalen und sprachlichen Kabinettstückchen, die eine solche Erzählerfigur notwendig mit sich bringt, könnte der weniger geneigte Leser Anstoß nehmen. Hat Quaderer diese vielleicht gar nicht nötig? Ein wenig fühlt man sich an Reich-Ranickis berühmte „Zigeunermusik-Kritik“ der Blechtrommel erinnert, in der Reich-Ranicki Grass vorwarf, „durch effektvolles Spiel das Publikum zu hypnotisieren.“ Die Grass-Verweise, auf die man in „Für immer die Alpen“ stößt, lassen ohnehin die Deutung zu, dass Quaderer durchaus einiges vom Blechtrommel-Grass gelernt hat. Reich-Ranicki sah sich schon bald genötigt, seinen Vorwurf zurückzunehmen. In David Hugendicks Kritik in der ZEIT kehrt er jetzt auf Quaderer bezogen zurück, wenn in seiner Kritik von „strapaziösen Metamätzchen“ die Rede ist. So weit wie Hugendick muss man nicht gehen. Sein Widerwille gegen Quaderers Ausschweifungen scheint vielmehr vom guten alten Klischee der Literaturseminarprosa herzukommen, das in seiner Kritik wieder einmal aufgewärmt wird. Es wird festgestellt, Quaderer „hat am Literaturinstitut in Hildesheim studiert, was man seinem Debüt in seinen stärksten ebenso wie in seinen schwächsten Passagen anmerkt“. Immerhin gilt Hugendick dieser Hinweis auf die „Herkunft“ des Autors auch zur Erklärung derjenigen Passagen, die er für gut gelungen hält. Dennoch ist ein solcher Zugriff ein bisschen billig. Man liest, ah, der Autor war in Leipzig oder Hildesheim, hm, er spielt ein wenig übermütig mit literarischen Formen, da haben wir also einen Literaturseminaristen vor uns, vulgo: einen künstlich gemachten, keinen authentischen, von der Not zum Schreiben gedrängten Schriftsteller. Dabei sind Quaderers Ausschweifungen mitunter wirklich hinreißend. Etwa, wenn er seinen Erzählfluss mitten im Bericht von Johann Kaisers Australien-Abenteuern durch die auf gut neun Seiten in einer Winzschrift-Fußnote ausgedehnte Geschichte von Thomas Cook unterbricht. Selten hat einem ein Roman derart das Nervenkostüm zerzaust. Noch nie hat solche Nerverei dabei so blendend unterhalten. Die Thomas-Cook-Episode ist nicht nur hervorragend erzählt, die Ausschweifung und das sich Verlieren im Detail bringt den Charakter Johann Kaisers perfekt auf den Punkt, indem sie ihn nicht erklärt (was vermutlich langweilig wäre), sondern mit einem literarischen Taschenspielertrick vorführt. Allerspätestens das berührende Ende beweist: Benjamin Quaderer ist es ernst mit der Literatur. Neben vielen anderen denkbaren Interpretationen ist der Hochstapler Johann Kaiser wohl auch ein Bild für den Schriftsteller als solchen. Indem er seine ganze Existenz auf das Schreiben begründet, fürchtet er sein Absinken in das Nichts in dem Moment, in dem er den Laptop zuklappt. Sein Schreiben ist die stets prekäre Selbstverteidigung und Selbsterhaltung eines Menschen, der nicht anders kann. An Johann Kaiser lässt sich studieren, was es in der Moderne, die Geniekult und übersteigerte Verehrung des Schriftstellers abgeschafft hat, bedeutet, ein ebensolcher zu sein. „Die liechtensteinische Literaturszene lebt am Anfang des 21. Jahrhunderts von der arrivierten Garde des 20. Jahrhunderts, der es noch nicht vergönnt ist, den Aufbruch und die Nachfolge einer jungen Schriftstellergeneration auszumachen.“ So bilanzierte das ‚Historische Lexikon des Fürstentums Liechtenstein‘ Ende 2011. Aber jetzt ist ja zum Glück Benjamin Quaderer da. Wichtig für Liechtenstein. Relevant für uns alle.

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Ein listiger Schelmenroman

Von: buchvernascher

24.04.2020

Ein Schelmenroman, der trotz aller Fiktivität einen äußerst realen Bezug hat. Die Verknüpfung der Politik mit den Banken und beider fragwürdiger Verhalten ist symptomatisch für die heutige Zeit. Es ist auch völlig egal, daß dieser Roman in Liechtenstein seinen Ursprung hat, die Handlung könnte überall stattfinden. Es ist ein Genuß das Buch zu lesen, zumal sein Schreibstil herausfordernd ist. Auch die vielen Quellenangaben sind eine Bereicherung, die man selten findet.

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Großartige Geschichte

Von: Jens

24.04.2020

Auch wenn mich der Umfang des Buches erst abschreckte, fesselte mich dann der Erzählstil des Buches. Die Geschichte ist brilliant. Die enthaltenen Auszüge eines vermeintlichen Sachbuches mit geschwärzten Stellen und der Wechsel zwischen verschiedenen Schriftgrößen bremsten für mich teilweise den Lesefluss und somit auch die Leselust. Dieser Umstand ist sehr schade, da es das Buch wirklich verdient hat bis zur letzten Seite gelesen zu werden.

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Gutes Buch

Von: vantob

19.04.2020

Ich fand das Buch Für immer die Alpen sehr lesenswert. Denn es zeigt, dass es nicht leicht ist, wenn man seine eigene Meinung und Willen hat und andere dies einem neiden und man dadurch zum Staatsfeind Nr. 1 wird. Das Buch ist insgesamt spannend in der Handlung. Der Schreibstil ist flüssig und nachvollziehbar geschrieben. Die Handlungen sind gut nachvollziehbar und logisch. Es geht um sehr viel Macht in dem Buch von ganz Oben. Und die Geschichte ist die Realität wo einem eventuell Angst machen kann, wenn man sich in der gleichen Situation befindet.

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nicht meine Welt

Von: vascop_1

07.04.2020

Die Geschichte zu Johann Kaiser lässt sich zu Beginn sehr gut lesen. Die Erzählweise ist flüssig und man kommt sehr gut in das Buch hinein. Man kann den Geschehnissen gut folgen und erhält Einblicke in das Leben von Johann Kaiser. Das Buch ist in 14 Bücher und einem letzten Buch unterteilt. Hier fällt der wechselnde Schreibstil auf. Neben einer flüssigen, eher lockeren Schreibweise verwendet der Autor Stilmittel wie Schwärzungen, lange und ausführlich Randnotizen ... Für mich war es so, dass gerade diese Stilmittel die eigentliche Geschichte in den Hintergrund gedrängt haben. Durch die wechselnden Stile ist mir öfter passiert, den roten Faden zu verlieren und ich hatte den Eindruck, dass es den Lesefluss doch sehr hemmt, wobei ich die Idee an sich gut finde. Für andere Leser mag das sehr wohl vollkommen anders sein.

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Für immer die Alpen

Von: Vero

06.04.2020

An sich eine interessante Story, leider bleiben bei mir viele Fragen offen. Der Roman, der aus der Ich-Persektive des Johann K. Geschrieben ist, schafft es bei mir leider nicht ein Gefühl für diese Person entstehen zu lassen. Der Autor schafft es leider nicht, in der Geschichte, die sich zunächst sehr interessant angehört hat, irgendeine Art von Spannung aufzubauen. Ich hatte mehr erwartet...

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Über das Land Liechtenstein wusste ich bisher nur sehr wenig. Seit der Lektüre dieses Schelmenromans hat sich das schlagartig geändert. Benjamin Quaderer bringt uns darin nicht nur die Berg- und Dorflandschaften seiner Heimat näher, sondern weiht uns auch in die Gesellschaft des Kleinstaats, das Fürstentum und in finanzielle Machenschaften von Steuersündern ein. Schon der Einstieg zieht den Leser in den Bann: Weshalb lebt der Erzähler, der früher Johann Kaiser hieß, im Zeugenschutzprogramm mit neuer Identität und gilt als Datendieb und Landesverräter? Um uns ins Bild zu setzen, holt der 54-Jährige weit aus, erzählt von seiner Geburt in Vaduz, seinen Eltern und grausamen Zwillingsschwestern, seinem Leben in einem Kinderheim und in einer Eliteschule und seiner steilen Karriere als Lügner, Hochstapler und Betrüger. Dass ihm von klein auf ständig Ungerechtigkeiten widerfahren, die mit fortschreitendem Alter exponentiell zunehmen und ihn zu einem Getriebenen machen, zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman. Gerechtigkeit bedeutet Johann ebenso viel wie wahre Freundschaft und echte Zuneigung, die er für seine Mutter, seinen Kumpel Gian-Andrin sowie zur Fürstin Gina von Liechtenstein empfindet, die ihn protegiert. Ich habe die knapp 600 Seiten Seiten verschlungen und das trotz der erzählerischen und grafischen Spielereien, die das Lesen teilweise erschweren. So gibt der Weltenbummler seine Erlebnisse in Australien, die er mangels Notizen anhand seiner Erinnerungen rekonstruiert, in seitenfüllenden Fußzeilen wieder und zitiert sich auch gern selbst. Der Wechsel der Erzählperspektive erfordert ebenfalls häufiges Vor- und Zurückblättern. Viel Fantasie und Ideenreichtum beweist Quaderer auch in seinen Beschreibungen und Formulierungen. Selten habe ich in einem Buch so viele Sätze markiert, die mir gefielen, wie zum Beispiel "... ich konnte das Wort in ihren Stirnfalten liegen sehen...". Ein literarischer und satirischer Leckerbissen, der obendrein auf realen Begebenheiten beruht.

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