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Rezensionen zu
Willkommen in Lake Success

Gary Shteyngart

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Fazit: Werden Männer mit einem großen Problem konfrontiert, so handeln sie meiner Erfahrung nach zur Lösung dieses Problems auf eine von drei unterschiedlichen Arten: Die einen gehen kurz weg, ziehen sich sozusagen in ihre sinnbildliche Höhle mit sich selbst zurück, denken intensiv über das Problem nach und kommen kurz darauf mit der aus ihrer Sicht besten Lösung zurück. Die nächsten gehen weg, kommen irgendwann wieder und hoffen, dass sich das Problem in der Zwischenzeit von selbst erledigt hat oder aber von anderen gelöst wurde. Und die letzten gehen einfach weg. Punkt. Gary Shteyngarts Protagonist Barry Cohen gehört eindeutig zur letzten Gruppe. Cohen ist Hedgefondsmanager, schwer reich, irgendwo so im oberen zwei- bis niedrigen dreistelligen Millionenbereich und verheiratet mit der umwerfend schönen und deutlich jüngeren Seema. Dass sich beide eigentlich nicht mehr lieben, das könnte Barry wohl noch verschmerzen. Aber da wäre ja noch Shiva, Seemas und Barrys Sohn. Shiva ist Autist. Und damit wiederum kann Barry so gar nichts anfangen. Und da ihm praktischerweise sowieso gerade das FBI bzw. die Steuerfahnung im Nacken sitzt, macht sich Barry aus dem Staub. Er besteigt einen Greyhound-Bus und fährt quer durch die Vereinigten Staaten auf der Suche nach seiner Jugendliebe, um mit ihr ein Leben zu leben, das ihm bislang verwehrt blieb. Hach, was könnte ich alles über diesen wunderbaren Roman schreiben. Ich versuche dennoch, mich mal auf das minimal Notwendige zu beschränken, das dürfte schon genug sein … Shteyngart lässt seinen Roman hauptsächlich im letzen Vor-Trump-Sommer spielen. Dabei werden die Ereignisse kapitelweise abwechselnd aus Barrys und Seemas Sicht erzählt. Vor dem Hintergrund dieses Handlungsrahmens ist „Willkommen in Lake Success“ nicht nur die Schilderung einer Reise, sondern immer auch der Versuch, sich dem Phänomen Trump und der Denkweise seiner Wählerschaft zu nähern, auch wenn dieser Aspekt des Romans sich wohltuend im Hintergrund abspielt. Und die Skurrilitäten, mit denen Barry sich auf seiner Reise konfrontiert sieht, beispielsweise, als er mit dem Gedanken spielt, das „Geschäft“ eines jungen Drogendealers auf Vordermann zu bringen und so etwas wie dessen Mentor zu werden – dieses Motiv des verhinderten Mentors findet sich im Laufe des Romans immer wieder -, diese Skurrilitäten zu lesen, macht großen Spaß. Mit oft witzig-ironischem Ton begleitet Shteyngart seinen Protagonisten von der traurigen Gestalt und stellt ihn genau als die Wurst dar, die er auch ist, aber dazu später. Eben dieser Ton ist es auch, der maßgeblich dazu beiträgt, „Willkommen in Lake Success“ zu einem locker-flockigen Leseerlebnis zu machen, auch wenn die Geschichte selbst phasenweise alles andere als locker-flockig ist. Ob man mit diesem Roman seine Freude haben kann oder nicht, hängt meiner Meinung nach primär davon ab, inwiefern man bei der Lektüre seinen Wunsch beherrschen kann, Barry Cohen den Hals umzudrehen, ob man in der Lage ist, sich von diesem, mit Verlaub, Arschloch nicht das Buch versauen zu lassen. Für seinen Protagonisten hat der Autor harmlose Anleihen bei sich selbst gemacht, in Form eines ähnlich klingenden Vornamens, der jüdischen Herkunft und der ausufernden Leidenschaft für teure Armbanduhren, angeblich besitzt Shteyngart selbst eine ganze Sammlung davon. Nun, wems gefällt … Ansonsten besteht Barry Cohen aus in etwa drei realen Vorlagen, Hedgefondsmanager, mit denen der Autor zum Zwecke der Recherche seine Zeit verbracht hat bzw. verbringen musste. In Summe kommt dabei ein veritabler Kotzbrocken heraus. Auffallend dabei ist die Diskrepanz zwischen Cohens Eigenwahrnehmung und der Fremdwahrnehmung durch andere. Tatsächlich hält er sich für einen guten Menschen, hat viele „gute“ Ideen, wie man unterprivilegierten Menschen weiterhelfen kann, so beispielsweise, indem man „Milliardärssammelkarten“ für arme Kinder herausbringt, um vorzugsweise schwarze Jugendliche in der Schule anzuspornen, es genau so weit zu bringen … Darüber hinaus ist Cohen, wen wundert es, begeisterter Anhänger des (nicht funktionierenden) trickle-down-Effektes, sieht eigentlich keine Notwendigkeit Steuern zu bezahlen – mutmaßlich, weil ihm nicht klar ist, was davon eigentlich so bezahlt werden muss – und hält alles unterhalb von utopischem Wirtschaftsliberalismus für Sozialismus. Das alles wäre ja noch gar kein Problem und man könnte diese Verhaltensweisen seinem Umfeld und seiner Herkunft zuschreiben. Da wäre aber ja noch das „Problem“ Shiva. Sein Sohn, den Shteyngart selbst an einer Stelle als „nicht funktionierendes“ Kind bezeichnet, so als rede er da von einer seiner Armbanduhren. Und den er, da er nicht im Geringsten weiß, wie er mit ihm umgehen soll, einfach verlässt. Und lange Zeit ist Seema, Shivas Mutter, Barry Frau, nicht besser. So behalten sie Shivas Autismus in einer Art „Was-sollen-die-Nachbarn-denken?“-Reaktion für sich, nennen das Kind – also, den Autismus, nicht Shiva selbst – nicht einmal beim Namen, sondern sagen immer nur dass der Junge „im Spektrum“ liegt. Diese Art des Umgangs mit Shivas Einschränkung war der Part des Buches, der mit am meisten zugesetzt hat. Dabei versteht es Shteyngart, sich mit dem Thema Autismus nicht oberflächlich „weil halt“ auseinanderzusetzten, sondern geht hier durchaus in die Tiefe. Es ist eine Sache, dass Barry nicht genau weiß, wie er mit Shiva umgehen soll. Es ist aber eine ganz andere, dass er es gar nicht erst versucht! Das alleine macht ihn neben all seinen sonstigen Unzulänglichkeiten schon zu einem Drecksack, wie man ihm nur selten begegnet. Und zu einer ganz großartigen Hauptfigur, denn Barry ist wirklich richtig gut gelungen! Nur mögen kann man ihn halt nicht. Aber den Roman insgesamt, den kann man mögen. Muss man wahrscheinlich sogar. Von mir gibt es daher eine ganz klare Leseempfehlung.

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Lake Success

Von: ludwig47

16.07.2019

wundervoll leicht und unterhaltsam geschrieben. Habe selten so lachen müssen und gleichzeitig war es sehr ernst. Ein düsteres Bild der Gesellschaft auf unterhaltsame Weise beschrieben. Die Figuren waren so gut beschrieben man konnte sie direkt vor einem sehen.

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Master of the Universe könnte man Barry Cohen, den armseligen Helden aus Lake Success nennen. Hedgefondsmanager der Milliarden verwaltet, mit der Finanzaufsicht im Genick und auf der Flucht vor dem Diagnoseergebnis seines dreijährigen Sohnes. Es waren noch andere Unanehmlichkeiten und Gedankenspielereien, die ihn dazu trieben den Greyhound nach Westen zu besteigen und seine gewohnte Einflußsphäre zu verlassen. Weshalb er sich auf diese Reise queer durch die USA unter völlig ungewohnten Bedingungen begibt entblättert Gary Shteyngart mit Überschneidungen, Zeitrückblenden in einem packenden, furiosen Erzählstil. Sympathisch, dass der Unsympath Cohen von seiner menschlichen Seite gezeigt wird, in all seiner unreflektierten Verwirrt- und Zerrissenheit, die er trotz seines Alters, gepaart mit einer immensen Naivität an den Tag legt. Er ist auf dem Weg zu seiner Jugendliebe Layla, dem Bild in seiner Vorstellung, das ihn lockt, verspricht es doch Seelenfrieden und ist so viel leichter, als mit den Verletzungen und Enttäuschungen fertigzuwerden, die ihn heutzutage heimsuchen. Shteyngart nimmt seine Leser*innen vom ersten Satz an mit in die Zeit kurz vor dem Amtsantritt des US-Präsidenten, dessen Name niemals mehr genannt werden sollte (wird er), aber er ist präsent im Amerika vor der Wahl. Mit Verve, Witz und quasi im Vorbeifahren erfährt man lichtblitzartige, kleine aber feine Details aus der Stimmungslage der amerikanischen Bevölkerung von den Ärmsten bis hin zu den monströs, obszön Reichen. Mittendrin Barry Cohen, seine junge Frau Seema, die auf ihre eigene Art versucht, ihre lauernden, gedanklich verzweifelten Dämonen in den Griff zu kriegen, etliche Uhren und seltsam, skurrile Erscheinungen und die wunderbare schön bis schäbige Kulisse der Vereinigten Staaten. Willkommen in Lake Success hat Sog, es ist reines Vergnügen, diesen Roman zu lesen, obwohl der Autor nicht zimperlich mit seinem Personal umgeht und die Seelentiefe der Protagonisten detailliert und ohne Beschönigung auslotet. Es sind auch nur Menschen wie wir alle. Auf der Suche nach Glück, Liebende, Verzweifelte, verirrte Suchende. Shteyngart schafft es in einem Moment den Leserzynismus auf 100 % zu pushen, um ihm dann vor Augen zu führen, dass es schlicht menschliches Verhalten ist, erklärbar, wenn auch nicht immer nachvollziehbar. Wenn Barry im Greyhound seine Zugehörigkeit zum Judentum negiert und sich auf eine Stufe mit dem rechtslastigen selbstgerechten Prediger stellt, indem er klagt, ebenfalls seinen Sohn nicht mehr sehen zu dürfen, weil seine Frau ihn nicht mehr liebt, dann ist das trotz völliger Verdrehung der Tatsachen in diesem Moment tatsächlich seine ganz eigene „Wahrheit“. Shteyngart wendet diesen Kunstkniff immer wieder an und so erhalten die Leser*innen einen differenzierten Blick, sowohl auf auf die potentiellen Trumpwähler wie auch in die Gefühls- und Denkwelten der Protagonisten. Das liest sich locker und lässig und nie seicht auch wenn die Hirneinhalte der Skizzierten durchaus flach daherkommen. In ihrer Weltsicht sind sie es nicht, da gibt es nur diese selbstgewählte Alternativlosigkeit, die ihnen unumstösstlich erscheint. Diesen Erzählerblick und Stil, so amüsant und furios und voller Liebe zu diesem Land und seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen, beglückt mit Wellnesslesen auf hohem Niveau.

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Eingebettet in eine komplexe Handlung beleuchtet das Buch die amerikanische Gesellschaft aus vielen Blickwinkeln. Die Story bleibt dauerhaft spannend. Das Personal ist abwechslungsreich und die Protagonisten haben mich beide bis zum Schluss gefesselt. Es wird deutlich, wie viele unterschiedliche Facetten ein Mensch haben kann und warum wir bislang Entscheidungen treffen, die wir später bereuen. Auf den ersten Blick ist es die Geschichte über eine gescheiterte Ehe. Doch der Autor schafft es, sozialkritisch zu sein, ohne dass die Handlung an Entertainment verliert. In meinen Augen ein Buch, das den Leser unterhält und gleichzeitig zum Nachdenken anregt. Empfehlenswert!

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"Willkommen in Lake Success" ist inzwischen der 4. erfolgreiche Roman von Gary Shteyngart. Barry Cohen, aus kleinen Verhältnissen stammend, hat es mit enormen Fleiß im Studium, großem Interesse am Job, dem wichtigen "richtigen Riecher" und einem guten Händchen für Geschäfte und nicht zu vergessen, auch nicht so legalen Tricks und Kniffen sehr weit gebracht. Frei nach dem Motto der typischen amerikanischen Klischee-Filme: vom Tellerwäscher zum schwerreichen New Yorker Hedgefonds-Manager. Eigentlich sollte er mit seinem Leben zufrieden sein, aber... wer viel hat, will mehr. Der familiäre Hintergrund ist auch nicht das, was er sich erträumt. Sehr weit oben ist man doch recht allein, wahre echte Freunde gibts nicht. Er möchte sein Leben ändern, alles hinter sich lassen und erhofft sich all das, was er meint versäumt zu haben. Der Roman liest sich flüssig, obwohl er doch recht lang ist. Man möchte wissen, ob ihm die Kehrtwende gelingt und er ein anderes sinnfüllendes Leben für sich finden kann. Ich kann den Roman Lesern empfehlen, die sich für die typisch amerikanische Geschichte interessieren. Und... der krasse Gegensatz, die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich ist wohl nirgends so weit auseinander wie in den USA. Mein Exemplar ist schon im Freundeskreis auf "Lesereise";-))

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Ein grandioses Buch!

Von: FrauPPunkt

19.05.2019

Ein bisschen erinnert's an "Tod eines Handlungsreisenden": wie Willy Loman verschließt Barry auf schmerzhafte Art die Augen vor dem eigenen menschlichen und finanziellen Verfall. Mit teils kindlicher Naivität, oft dreister Ignoranz sieht er nur sich, sich, sich und seine vermeintlichen Sorgen, die er leicht in den Griff bekommen könnte, wenn er nur endlich verstehen würde, dass er dafür erwachsen werden und Verantwortung übernehmen müsste. Ein grandioses Buch, zwischen Road Movie und (verspäteter) Coming of Age-Story angesiedelt - ein großer Spaß, das zu beobachten: dass man nicht alles Scheitern in seinem Leben immer wieder auf den frühen Tod der Mutter, die Erkrankung des Sohnes und eine einzige berufliche Fehlentscheidung schieben kann. Man kann oft nur den Kopf schütteln über die Egozentrik dieses Mannes, der dann ganz am Ende doch noch ETWAS versteht, worauf es ankommt. Lesen!

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Aufregend

Von: kristall1972

18.05.2019

Das Buch hat ich von Anfang an sehr gefesselt. Das fing schon bei der kurzen Inhaltsbeschreibung und beim Titel an. Durch den schönen Schreibstil kam man gleich mitten ins Geschehen hinein. Die Story an sich ist fesselnd und interessant und die Charaktere vielschichtig angelegt. Die Spannung war von Anfang an da und konnte durch einige geschickte Wendungen bis zum Ende hin erhalten bleiben. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und kann das Buch nur empfehlen.

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Schon der erste Absatz dieses Romans gibt einen guten Vorgeschmack auf das verrückte Abenteuer der Hauptfigur Barry Cohen, auf das wir uns auf über 400 Seiten einlassen werden. Der schwerreiche New Yorker Hedgefonds-Manager steckt ganz offensichtlich in großen familiären und beruflichen Schwierigkeiten und will so schnell wie möglich der Misere entfliehen. Er kauft sich kurzerhand ein Greyhound-Ticket und macht sich auf den Weg nach Richmond zu seiner Jugendliebe Layla. Es wird eine Selbstfindungs- und Läuterungsreise quer durch die Staaten bis nach San Diego, die in krassem Gegensatz zu seinem gewohnten Lebensstil steht. Auf der Suche nach dem echten Lebensgefühl macht er Bekanntschaft mit den Fahrgästen, darunter Studentinnen, Abgebrannte und Drogensüchtige, und setzt sich allmöglichen demütigenden Situationen aus. Parallel lässt uns der Autor am Leben der Manhattener Elite im Allgemeinen und der verlassenen Ehefrau und seinem autistischen Sohn im Speziellen teilhaben. Seine genauen Beobachtungen und treffsicheren Beschreibungen geben uns ein authentisches Bild der verschiedenen Schichten und politischen Ansichten kurz vor der Trump-Wahl. Obwohl Barry jenen Typen verkörpert, der glaubt, mit Geld alles im Leben steuern zu können, konnte ich nicht umhin, Mitgefühl für den tragischen Helden zu entwickeln. Er ist keineswegs ein allein von Profitgier angetriebener gefühlskalter Mensch. Im Gegenteil: Er wünscht sich nichts mehr als wahre Freunde, Zuwendung und Nähe – was sich leider darin äußert, dass er seinen Mitmenschen ständig seine Hilfe als Mentor anbietet. Das war mein erstes Buch von Gary Shteyngart und ich bin begeistert von seiner fulminanten Erzählkraft, seinem bissigen und zugleich warmherzigen Humor und der lebensprallen Geschichte. Noch immer sehe ich den verzweifelten Barry auf seiner Odyssee vor mir und die vielen schrägen Figuren, die ich nicht so schnell vergessen werde.

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