Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Stella

Takis Würger

(2)
(5)
(3)
(0)
(0)
€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Als das Buch im Januar 2019 einen großen Hype auslöste, wollte ich es nicht lesen. Zu kontrovers erschienen mir die Meinungen hierzu. Deshalb ließ ich einige Zeit verstreichen, um mit Abstand darüber berichten zu können: Der junge naive Schweizer Adelssohn Friedrich reist 1942 nach Berlin, um Kunst zu studieren. Eine fremde Welt für ihn, der behütet aufwuchs, allerdings mit einer alkoholkranken Mutter und einem, dauernd auf Geschäftsreise, abwesenden Vater. Beim Aktmalkurs ist er fasziniert vom blonden Modell. Kristin führt ihn ein in geheime Jazz-Clubs und in die Liebe. Doch irgendwann gesteht sie ihm, dass sie in Wirklichkeit Stella heißt und Jüdin ist. Eine in Teilen wahre Geschichte, die mir gut gefallen hat. Stella Goldschlag war eine Jüdin mit arischem Aussehen, die im Dienst der Gestapo andere untergetauchte Juden verriet. Sie überlebte den Krieg, nahm sich aber 1994 das Leben.

Lesen Sie weiter

Polarisierend

Von: Christiane

10.03.2019

Als Friedrich nach Berlin kommt, hat er keine Ahnung was ihn erwartet, geschweige denn wonach genau er sucht. Mit Sicherheit aber rechnet er nicht damit auf eine Frau wie Kristin zu treffen, unerschrocken, offenherzig und bereit für Abenteuer. Allerdings hütet sie ein Geheimnis, dass sie Friedrich erst eröffnet, als er ihr schon hoffnungslos verfallen ist. Wird es trotz allem eine Zukunft für die zwei Liebenden geben? „Stella“ ist zweifelsohne ein Titel, der mehr als kontrovers diskutiert wurde und wird. Die Frage, die sich immer wieder stellt: Was darf Kunst und welche Thematik darf der Unterhaltung dienen? Doch muss man ebenso bedenken, dass Takis Würger mitnichten für sich beansprucht einen Tatsachenbericht verfasst zu haben. Natürlich lebt die Geschichte von der Mischung aus belegbaren historischen Fakten und einer rein fiktiven Geschichte, doch sollte ebenfalls deutlich werden, worauf tatsächlich der Fokus des Geschehens liegt. Man stelle sich vor, der Autor hätte sämtliche Hinweise auf den Holocaust verschwiegen, den Krieg wegrationalisiert, dann wären ebenso Stimmen laut geworden, die Kritik geübt hätten. Entsprechend bezieht diese Besprechung sich rein auf den künstlerischen Aspekt, der auf den ersten Blick zeigt, dass der Autor sein Handwerk versteht. Er schafft es, den Hörer sogleich für sich einzunehmen, indem er zunächst Friedrichs Werdegang skizziert, bevor es überhaupt zu der verhängnisvollen Begegnung in Berlin kommt. Auch wenn die ein oder andere Passage etwas zu langatmig daher kommt, so wird man doch hineingezogen in ein Geschehen, das im weiteren Verlauf mit einigen Höhen und Tiefen aufwartet, gleichzeitig aber auch durchaus Überraschungsmomente bereit hält. Trotz der bedrückenden Atmosphäre auf Grund der vorherrschenden Ereignisse möchte man einfach wissen wie und ob es mit dem doch eher ungleichen Paar weitergeht. Vieles ist denkbar, und doch ergibt nur der erzählte Verlauf schlussendlich Sinn. Gelesen wird die Geschichte von Robert Stadlober und Valery Tscheplanowa, wobei Stadlobers Part deutlich überwiegt. Dennoch ist das Zusammenspiel beider Stimmen sehr gut gelungen und in sich eine runde Sache. Der Hörer kann sich auf die Charaktere einlassen und erschafft sich ein lebendiges Bild vor dem inneren Auge, auch von Begebenheiten außerhalb des eigentlichen Blickfeldes. Bleibt zu hoffen, dass Würger, der bereits mit seinem Debüt „Der Club“ ordentlich punkten konnte, sich nicht von den Kritikern verunsichern lässt, sondern Lesern und Hörern noch weitere, möglicherweise gleichsam polarisierende, Werke beschert.

Lesen Sie weiter

Wahr

Von: Nicole Globke aus Herten

27.02.2019

Ich habe dieses Buch begonnen und war erst nicht sehr angetan. Wie Daniel Kiehlmann auf der Rückseite schreibt: "(...) Man beginnt dieses Buch mit Skepsis, man liest es mit (...) Erschrecken, (...)" So habe ich mich auch gefühlt. Auch im Nachwort beschreibt eine Aussage es sehr treffen: "Du schreibst, dass als ob du keine Gefühle hast." Es ist wie Bericht geschrieben und mir etwas langweilig. Aber es ist so gewollt und so gut.

Lesen Sie weiter

"Andere sehen die Dunkelheit. Ich sehe die Schönheit."

Von: Travel Without Moving

27.01.2019

"Andere sehen die Dunkelheit. Ich sehe die Schönheit." (CD 2, Track 5) Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als ich während meines Studiums erstmals im Detail vom Milgram-Experiment gehört habe. Nach der Präsentation des Versuchsaufbaus und der Ergebnisse wurde im Hörsaal aufgeregt diskutiert, und viele der anwesenden Psychologie-Studenten waren der Meinung, sie würden ganz anders reagieren, sie würden den anderen Versuchsteilnehmern keine gefährlichen Stromstöße verpassen, sie würden sich wehren und dem Versuchsleiter sagen, dass sie ein solches Vorgehen ethisch nicht vertreten könnten. Ich war schon damals der Meinung, dass solche Situationen aus der Entfernung schlecht eingeschätzt werden können, und dass auch gute Menschen unter bestimmten Bedingungen schlimme Dinge tun, die sie sich im Vorfeld vielleicht selbst nicht zutrauen würden. Mit einer solchen Meinung möchte ich Gräueltaten nicht herunterspielen oder verharmlosen, sondern lediglich ein Bewusstsein dafür schaffen, dass man nicht wissen kann, wie man unter Druck, aus Angst oder aus x anderen Gründen tatsächlich reagiert, wenn man mit einer Ausnahmesituation konfrontiert wird. Wer sich mehr für dieses Thema und damit verbundene Forschungsergebnisse interessiert, dem lege ich das wunderbare Buch ‚Der Luzifer-Effekt. Die Macht der Umstände und die Psychologie des Bösen‘ von Philip Zimbardo ans Herz. Unter diesen Gesichtspunkten habe ich ‚Stella‘ angehört. Eigentlich hatte ich das Buch gar nicht auf dem Schirm, obwohl ich mich für das Dritte Reich und die Shoa interessiere. Vielleicht war das so, weil ich Takis Würgers Erstling ‚Der Club‘ noch nicht kenne, oder weil ich mich noch nie mit dem Leben von Stella Goldschlag beschäftigt hatte. Letztendlich haben mich jedoch die kontroversen Besprechungen des Buches neugierig gemacht, so dass ich schließlich das Hörbuch gehört habe. Um es kurz zu machen: Mir hat ‚Stella‘ gut gefallen, und ich verstehe die Aufregung um das Buch sowie die massive Kritik am Roman, am Autor und am Verlag nicht recht. Ich empfand das Buch nicht als kitschig, nicht als verharmlosend und nicht als eine unerlaubte Art und Weise, wie man über die Shoa sprechen darf. Vielmehr zeigt Würger in seinem zweiten Buch, dass das Leben komplexer ist als die simple Einteilung in gut und böse, schwarz und weiß, Opfer und Täter, richtig und falsch. Und weil Dinge komplex sind, darf es meiner Meinung nach auch ein solches Buch geben. "Ich weiß nicht, ob es falsch ist, einen Menschen zu verraten, um einen anderen zu retten. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, einen Menschen zu verraten, um einen anderen zu retten." (CD 4, Track 16) Vollends begeistern konnte mich ‚Stella‘ dennoch nicht, was sicherlich an der langen Einführung in die Geschichte lag, wo der Hörer viele Informationen über Friedrich und seine Familie erhält, die zwar nicht uninteressant sind, die ich in dieser Ausführlichkeit aber nicht als sonderlich relevant für die Geschichte empfand. Sobald Friedrich im kriegsgebeutelten Berlin eintrifft und Stella, die sich zu der Zeit noch Kristin nennt, kennenlernt, hat mich das Hörbuch mitreißen können. Die Einschübe von historischen Dokumenten haben mir gut gefallen, und diese tragen meiner Meinung nach sehr zur Spannung bei. Auch die Stimmung im Berlin der 1940er Jahre wurde vom Autor hervorragend eingefangen, und die Sprecher Robert Stadlober und Valery Tscheplanowa geben der Geschichte die passende Intonation. ‚Der Club‘ von Würger liegt schon recht lange auf meinem Hörbuch-Stapel, und nachdem ich ‚Stella‘ fertiggehört habe, bin ich noch gespannter auf Würgers Erstling als ohnehin schon. Takis Würger: Stella. Ungekürzte Lesung mit Robert Stadlober und Valery Tscheplanowa. Random House Audio, 2019; 20 Euro.

Lesen Sie weiter

Dieses Buch scheint in aller Munde zu sein. Würgers Stella hat in den Augen des deutschen Feuilletons die altbekannte Debatte "Was darf Literatur?" wieder aufkeimen lassen. Meiner Ansicht nach völlig unverständlich, handelt es sich doch um ein Buch, das weder verunglimpft, noch verschweigt. Wir folgen darin dem jungen Schweizer Fritz Anfang der 40er Jahre, der sich auf die Suche nach der Wahrheit begibt. In Gerüchten ist ihm zu Ohren gekommen, dass in Deutschland Juden in LKWs gepfercht und danach abtransportiert werden. Wohin, das weiß keiner so genau. Deswegen reist er selbst nach Berlin, wo er die junge Christin kennenlernt und sich kurz darauf in sie verliebt. Doch Christin ist nicht die, für die sie sich ausgibt. Ich muss gestehen, dass ich anfangs gar keine Ahnung hatte, dass die Geschichte teilweise auf wahren Begebenheiten beruht. Hinter Christin alias Stella verbirgt sich die Jüdin Stella Goldschlag, die in Zeiten des dritten Reichs andere Juden köderte und an die Gestapo verriet. Harter Tobak, bis dahin aber noch nicht verwerflich. Das, was den meisten Kritiker*innen wahrscheinlich ein Dorn im Auge ist, ist die Liebesgeschichte, die Würger drumherum spinnt, denn dabei handelt es sich um reine Fiktion. Fritz, von Stella so eingenommen, findet sich bald in der unausweichlichen Situation wieder, dass er seine Ahnungen nicht mehr ignorieren kann und der Wahrheit ins Auge sehen muss. Die Frau, die er liebt, ist eine Verräterin, die fast täglich Menschen in den Tod schickt. Das Hören von Stella hat mich fasziniert und auch ein wenig zerrüttet zurückgelassen. Einen sanftmütigen Protagonisten zu erschaffen, der die Wahrheit hinter den Schrecken des deutschen Antisemitismus mit eigenen Augen sieht, war einerseits ein cleverer Schachzug. Andererseits merkt man als Leser*in/Hörer*in schnell, dass Fritz nur ein Mittel zum Zweck ist und an eigener Geschichte kaum beizutragen hat. Trotzdem fand ich diese Perspektive gut gewählt, da sie uns einen, wenn auch fiktiven, Einblick ermöglicht, den ich so in Büchern zum Thema noch nie gelesen habe. Da mir vor allem die Lesung von Robert Stadlober und Valery Tscheplanowa gefallen hat und ich nicht sagen kann, ob mir das Selbstlesen auch so zugesagt hätte, spreche ich hier in erster Linie eine Empfehlung für das Hörbuch aus.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.