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Rezensionen zu
Ein Garten im Norden

Michael Kleeberg

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Ein echter Backstein von einem Roman, dick, sperrig und deutschen Traditionen folgend. Selten war ich so froh, ein Buch zuklappen zu dürfen. Meine Bildung reichte definitiv nicht aus, um sämtlichen Verästelungen, Andeutungen und Querverweisen zu folgen. Das war wohl so auch nicht ganz ungewollt. Daher bitteschön, einmal laut für alle: Herr Kleeberg ist ein ungeheuer weitläufig gebildeter Mensch (oder gut im Recherchieren). Dieses Protzen mit Wissen ist ja auch etwas sehr Deutsches, nach dem Motto, ein Buch ist dann erst hohe Literatur, wenn das Gros der Leser daran verzweifelt. Nun bin ich nicht das Gros der Leser, aber immerhin verzweifelt. Worum geht es? Um Deutschland, deutsche Geschichte, deutsche Befindlichkeiten. Da wäre Albert Klein, Wäregern-Schriftsteller, lange im Ausland gelebt, im Heineschen Exil quasi, der nach dem Selbstmord seiner französischen Frau bei den Eltern in Hamburg unterkriecht. Nicht ohne selbstmitleidiges Genörgel darüber, wie schön es doch anderswo wäre. Selbiger Albert hat im hassgeliebten Deutschland noch eine unerledigte Liebe herumlaufen, die er neu zu aktivieren gedenkt. Warum, das bleibt mir schleierhaft, ich fand diese Bea schlicht unnötig anstrengend. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich unterschiedlich. Und weil das für einen Bildungsroman natürlich noch nicht ausreicht, verknüpft Kleeberg einen zweiten Strang mit einem gleichnamigen Protagonisten, Albert Klein im Doppelpack also, der rund um den Ersten und Zweiten Weltkrieg spielt. Zusammengehalten werden die Stränge durch einen geheimnisvollen tschechischen Antiquar, der Klein dem Jüngeren ein Buch zur Verfügung stellt, mit dem er an der Vergangenheit herumspielen kann. Nun, was genau war eigentlich mein Problem? Der ein wenig blutleer geratene Part um Klein, den Bankier mit den Völkerverständigungsvisionen? Die Langeweile, wenn ausufernd Zusammenhänge erläutert wurden und belehrende Dialoge kein Ende nahmen? Der Part in der Neuzeit, der mich bisweilen an Schweighöfer-Komödien erinnert hat, aber weniger charmant? Die durchweg unsympathischen Personen der Jetztzeit? Der Antiquar, mit Hang zu besserwisserischen Kommentaren? Das alles zusammen natürlich, aber auch das Ende mit den vielen losen Fäden und der kleindeutschen statt der großdeutschen Lösung. Ein Stück Garten im Norden gerettet, den Rest mit Pauken und Trompeten vergeigt. Und wenn mich die Geschichte nicht doch stellenweise gepackt hätte,wäre dieser Roman wohl eines der wenigen von mir abgebrochenen Bücher gewesen. Aber es gibt sie, diese Stellen, die mich aufatmen und seitenweise Gartenbeschreibungen vergessen liessen. Nein, dieser Roman war leider nichts für mich. Aber jeder, der in der Kultur- und Geistesszene des beginnenden 20. Jahrhunderts fest im Sattel sitzt und somit die Anspielungen, verdeckt oder nicht, entdecken, einordnen und geniessen kann, der dürfte glücklicher werden mit dieser Lektüre als ich. Es sei ihm gegönnt.

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