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Rezensionen zu
Wo auch immer ihr seid

Khuê Pham

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Spurensuche

Von: angel

19.09.2021

Als die Großmutter von Kiều, sie selbst nennt sich lieber Kim, stirbt, steht eine Reise in die USA zur Beerdigung an. Es wird aber auch eine Reise in die Vergangenheit von Kiềus Eltern und der Familie ihres Vaters werden. Warum sie so anders aussieht als die anderen Kinder in Deutschland, warum die Eltern so anders leben, hat Kiều schon lange interesseiert, aber ihr Vater Minh ist verschlossen, wenn es um die Vergangenheit geht und so sucht sie Antworten, die ihr Halt und Freiheit zugleich geben können. Kiềus Eltern stammen aus Vietnam, dem Südteil des Landes. Der Vater wurde von der Familie zum Studium nach Deutschland geschickt. Hier soll er sich zum Arzt ausbilden lassen und dann zurückkommen, um zuhause eine Klinik zu eröffnen. Seine Mutter spart eisern für diesen Traum. Doch während Minh die Sprache lernt, das Studium beginnt, seiner großen Liebe begegnet, die die Mutter mit dem schlichten Satz "Sie ist nicht gut genug für Dich" abtut, tobt in Vietnam der Krieg. In Saigon, der Heimat der Familie, hatte man sich noch sicher gewähnt, aber dann fallen auch dort Bomben und es kommen amerikanische Soldaten und werden einquartiert. Bald ist auch das Ersparte weg, als die französische Bank, bei der es liegt, Hals über Kopf schließt und sich aus dem Land zurückzieht. Nach und nach ziehen Angst und Schrecken, Hunger, Not und Verfolgung ein. Die Träume platzen, doch in Deutschland merkt Minh nur wenig davon, hört er aus der Heimat doch immer ein uns geht es gut... Sehr einfühlsam hat Khuê Pham Ihre Familiengeschichte als Basis und Inspiration für diesen Roman verarbeitet. Als Leser blickt man hinter die Kulissen und lernt so noch anderes über den Vietnamkrieg, als es Geschichtsbücher vermitteln können. Die Zeit hat Wunden hinterlassen, die nicht einfach verheilen, Familien zerrissen, die das Schweigen nicht überwinden können und lässt doch die Hoffnung aufkommen, dass zumindest in der nächsten Generationen wieder ein Verständnis füreinander und ein Stück Zusammenhalt entstehen kann. Es ist ein Buch voller trauriger Momente, aber auch voll Hoffnung, sehr authentisch und damit unbedingt lesenswert.

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„Nur wenige Zentimeter trennen uns. Wenige Zentimeter und ein Lichtjahr an ungesagten Sätzen.“ (S. 108) Kiều – das ist der Name, den ihre Eltern ihr gegeben haben, aber sie kann ihn nicht aussprechen. Darum hat die dreißigjährige Journalistin beschlossen, sich in „Kim“ umzubenennen, das ist für sie und ihre Freunde in Berlin einfacher. Ihre Eltern kamen 1968 aus Vietnam nach Deutschland, um zu studieren, aber was sie in ihrer Heimat zurückgelassen haben, was ihre Verwandten er-, viel eher überleben mussten, interessierte sie sich nie. Viel eher hatte sie sich immer gewünscht, in einer deutschen Familie aufzuwachsen, Deutsch zu sein – und es nicht erst mühsam erlernen zu müssen. Bis sie eines Tages eine Nachricht ihres Onkels Sọn aus Kalifornien bekommt: Kiềus Großmutter liegt im Sterben, und die Familie solle zur Testamentseröffnung in die Staaten reisen. Für Kiều beginnt eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie und zu ihrer selbst, zu dem, was sie im Leben wirklich will. In ihrem Debütroman „Wo auch immer ihr seid“ entspinnt Khuê Phạm eine dramatische, emotionale Familiengeschichte aus verschiedenen Erzählperspektiven und Zeitepochen, die mich auf vielerlei Ebenen gleichermaßen gefordert wie berührt hat. Als alles verbindende Basis beschreibt sie zunächst die gegenwärtigen Probleme der jungen Kiều, die unter der Erwartungshaltung ihrer Familie, speziell ihrer Mutter, leidet, endlich eine Familie zu gründen – aber bitte mit einem Vietnamesen, keinem Deutschen! Sie ist ihrer vietnamesischen Herkunft überdrüssig, tut alles dafür, Deutsch zu sein und akzeptiert zu werden, ist jedoch zwangläufig immer wieder Fragen nach ihrer „wahren“ Herkunft ausgesetzt, stößt auf Unverständnis, wenn sie offenbart, nicht Vietnamesisch sprechen zu können. Dinge, über die ihr Vater Minh bei seiner Übersiedelung nach Deutschland niemals nachdachte: Fernab der Heimat, in der sein Bruder Sọn inmitten des Vietnamkriegs traumatische Erinnerungen machen musste, in der Flucht die Rettung suchte, ihre Familie alles verlor und nun mittellos vor den Trümmern ihrer Heimat steht, verliebt er sich, wird Arzt und lebt sicher in Ost-Berlin. Doch auch hier herrschen Aufstände kommunistischer Gruppierungen, die gegen den Einmarsch der Amerikaner demonstrieren, und ohne sein Wissen findet er sich in ihren Reihen wieder. Bei einem Heimatbesuch, Jahre später, begegnet er seiner Familie unbewusst naiv, ist unvorbereitet auf die Armut, die er sehen würde. Klug und unfassbar berührend fasst Khuê Phạm das unsagbare Leiden der Zivilisten, den Schmerz und die dunkle Vergangenheit in Worte, macht all das Grauen spür- und erfahrbar, das damals entstand und bis heute im Innern verwurzelt ist, ja, sich auf spätere Generationen in Erziehung und Umgang auswirkte. Mit Voraussicht arrangiert sie die unterschiedlichen Zeitebenen, die unterschiedlichen Blickwinkel der Generationen miteinander, und erschafft so ein imposantes, herzzerreißendes Epos. Die detaillierten historischen wie politischen Beschreibungen zeugen von grandioser Recherchearbeit, brachten mich teilweise an meine Grenzen, zeigten sie mir doch, wie viel Nachholbedarf ich in diesem Hinblick habe. Und so begleitete mich das Buch nach lange nach der letzten Seite weiter, las ich mich quer durch Geschichtsbücher und historische Chroniken zum Vietnamkrieg, der amerikanischen sowie vietnamesischen Historie, volkspopulistischen Bewegungen im geteilten Deutschland. Lange hat mich kein Buch mehr so begeistert, berührt, gefordert – ganz große Liebe!

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Die 30-jährige Kiều hat nie viel über ihre Familiengeschichte nachgedacht und sich eher schwergetan mit ihren vietnamesischen Wurzeln. Sie wollte in Deutschland dazugehören, hat ihren Namen früh in Kim geändert und spricht ihre Muttersprache nur gebrochen. Auf die Frage nach ihrer Heimat antwortet sie ohne Zögern "Berlin". Ausgerechnet Weihnachten während des Familienessens endet dieses Desinteresse. Ihre Großmutter stirbt, ihr Vater muss nach Kalifornien, wo sein Bruder und dessen große Familie lebt. Der Roman erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven die Geschichte einer vietnamesischen Familie, deren Mitglieder den Krieg auf ganz unterschiedliche Weise und an verschiedenen Orten erlebt haben. Die Entfremdung der Geschwister wird sehr eindrücklich und nachvollziehbar beschrieben. Sprachlich hat mich dieses Romandebüt leider nicht ganz überzeugt. Entschädigt wurde ich aber durch die komplexe Familiengeschichte, die sehr reizvoll aus dem Blickwinkel der beiden Brüder und Kim erzählt wird. Daraus entsteht ein Gesamtbild, das vielleicht auch vermeintlich gut informierte LeserInnen noch einmal über ihren Blick auf den Vietnamkrieg nachdenken lässt. Zumindest aber regt der Roman dazu an, auch andere Blickwinkel zu berücksichtigen. Ein gelungener, leicht lesbarer Roman mit Anspruch!

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eine vietnamesische Familie

Von: Aurelia

18.09.2021

Khuê Pham zählt bereits zu den wichtigsten Stimmen junger deutscher Autoren die mit "Wo auch immer ihr seid" ihren ersten Roman veröffentlicht hat. Kiều ist 30 und wächst als Kind vietnamesischer Einwanderer in Deutschland auf. Ihre Oma stirbt in den USA und dies ist der Anlass, dass ihre ganze Familie nach vielen Jahren wieder zusammenkommt und anfängt sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. Der Aufbau des Romans bestehend aus verschiedenen Zeitsträngen und Erzählern hat mir gut gefallen und gibt der Geschichte genug Facetten um ein umfassenderes Bild zu erzeugen. Da ich mich zum Thema Vietnam und auch Vietnamkrieg praktisch nicht auskenne, war es ein sehr interessanter und lehrreicher Einblick in die vietnamesische Mentalität, Kultur und ihre Traumata. Man erfährt vom großen Ganzen aber auch kleine, privatere Details und dadurch ergibt sich ein runder Roman den ich gerne gelesen habe.

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Auch scheinbar gekappte Wurzeln ändern nichts an unserer Herkunft und Vergangenheit. Nach Beendung des Buches verspüre ich den ausgeprägten Drang tief durchzuatmen. Was ruhig und unscheinbar anfängt, sich in der Mitte in scheinbarer Distanz und Emotionslosigkeit verliert, steigert sich in eine Symphonie des Schmerzes, Leid und Verständnis. Ausdrucksstark, mitfühlend und schwer verdaulich, präsentiert mir Pham die Geschichte ihrer Angehörigen. Fehler, die begangen wurden und auf immer unkorrigiert bleiben werden, aber auch das Erkennen für gewisse Handlungen innerhalb der Familie – alles hat seinen Preis. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass es in unserer heutigen Gesellschaft noch viele solcher Menschen gibt, die bereit wären, diesen Preis zu bezahlen. Bemerkenswert ausgearbeitet: Geschickt verwebt Pham hierbei die Erinnerungen aus Sicht von drei Generationen und reißt mich immer tiefer in einen Krieg hinein, den nie einer gewollt hat. Ich erlebe die vietnamesische Kultur, die mir mit ihren Traditionen völlig fremd ist, bestaune dadurch andersartige Familienregeln und lausche Geheimnissen, die ich mir im Jetzt kaum vorstellen mag. Was Menschen erleiden mussten und mit ihnen ihre Angehörigen, lässt mich innehalten und demütig werden. Es ist so wichtig, dass Pham diese Geschichte aufgeschrieben hat. Nichts sollte je umsonst gewesen sein, was einige von ihnen ertragen mussten. Mein Fazit: „Wo auch immer ihr seid“ nimmt mich mit auf einen schmerzhaften Weg, der von Politik, Krieg, Trennung, Hoffnung und dem Weiterleben geprägt ist. In der Protagonistin prallen die westliche und vietnamesische Welt aufeinander und lösen ein Beben aus, das ihr am Ende hilft, sich selbst darin zu entdecken. Habt bitte keine Scheu vor dem Buch, auch wenn es keine leichte Literatur für zwischendurch ist. Was ihr dafür für euer Leben aus den Seiten ziehen könnt, ist jede intensive Lesestunde wert. Eine Geschichte, die lange nachklingt! Von mir erhält „Wo auch immer ihr seid“ 5 dankbare Sterne von 5 und eine absolute und unbedingte Leseempfehlung.

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Die Geschichte einer Familie

Von: Birgit

16.09.2021

Die Ich-Erzählerin ist 30 Jahre alt, Journalistin und heißt Kieu, wie das Mädchen im berühmtesten Werk der vietnamesischen Literatur. Aber sie nennt sich Kim, weil das für ihre deutschen Freunde in Berlin leichter ist. Kim hat sich für die Geschichte ihrer Eltern, die 1968 nach Deutschland gekommen waren, nie interessiert. Bis zu jener Facebook-Nachricht von ihrem Onkel Son, der seit seiner Flucht in Kalifornien lebt. Kims Großmutter ist verstorben und jetzt macht sich Kim mit ihren Eltern auf den Weg nach Kalifornien, zur Testamentseröffnung. Es handelt sich um eine interessante Familiengeschichte in drei verschiedenen Handlungssträngen. Die Sprache ist sehr einfach gehalten. Meiner Meinung nach hätte der Roman noch einige Seiten mehr vertragen, man hätte über diese Familiengeschichte noch deutlich mehr schreiben können. Mir sind die Personen der Handlung nicht sehr nahe gekommen. Ich hätte gerne mehr über Kim/Kieu erfahren. Die Wendung am Ende kommt etwas plötzlich.

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In ihrem Erstlingswerk "Wo auch immer Ihr seid" erzählt die Zeit-Redakteurin Khuê Pham die Geschichte ihrer Familie in einem Roman verpackt. Kièu lebt als junge Deutsch-Vietnamesin im heutigen Berlin und ist gar nicht begeistert, dass sie mit ihrer Familie zur Beerdigung ihrer Großmutter, die in den USA lebt, und die sie kaum kennt, fliegen soll. Vor Jahren hatte ihr Vater den Kontakt zu seiner Mutter abgebrochen, so dass Kièu kaum etwas über ihre vietnamesische Familie weiß. Ihre Eltern haben immer versucht, so deutsch wie möglich zu werden, weil sie sich dem Land, in das sie ausgwandert sind, anpassen wollten. So kann Kièu auch ihren Namen gar nicht korrekt aussprechen und nennt sich selbst daher einfach Kim. Im Laufe der Geschichte erfährt man in Rückblenden die verschiedenen Lebenswege ihrer Familienmitglieder. Ihre Eltern konnten noch einigermaßen problemlos als Studenten nach Deutschland ausreisen, doch der Rest der Familie blieb zurück und wurde vom Vietnamkrieg überrannt. Der Großvater kam ins Arbeitslager, der Onkel versuchte erfolglos, über die amerikanische Botschaft zu flüchten und musste dann auf dem Landweg fliehen. Das alles erfährt sie zusammen mit dem Lesr nach und nach. Das Buch ist sehr eindrücklich geschrieben, in einer schönen, teilweise poetischen Sprache, und man kann die Zerrissenheit, die der Kontrast zwischen ihrer Familienherkunft und ihrem heutigem Leben in ihr auslösen, sehr gut nachvollziehen. Und in gewissem Sinne ist das Buch extrem aktuell. Ich habe das Buch genau in den Tagen gelesen, als die Streitkräfte der USA und anderer Staaten Hals über Kopf aus Kabul abgezogen sind. Dieser Abzug wurde in den Medien oft mit dem Abzug aus Saigon verglichen. Als ich die Szenen gelesen habe, wie der Onkel verzweifelt vor der US-Botschaft steht und dann die Hubschrauber von Dach abheben sieht, und dann am selben Abend in den Nachrichten die Szenen vom Kabuler Flughafen gesehen habe, wie Menschen sich an startende Flugzeuge klammerten, habe ich richtige Gänsehaut bekommen. Alles in allem kann ich das Buch komplett empfehlen, es bringt einem das Land und die Geschichte nahe (und auch die Sprache - mir war bisher überhaupt nicht bewusst, wie viele Akzentzeichen es auf diversen Buchstaben geben kann), und man kann sehr gut in die Erzählung eintauchen und hat das Gefühl, man erlebt alles hautnah mit. Ein wirklich beeindruckendes Bu

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Beim Lesen von Romanen und den Geschichten anderer begeben wir uns auf eine Reise, die von den Autorinnen und Autoren vorgezeichnet ist. So auch bei dieser Lektüre, die als spannende Geschichte zuerst aus der Perspektive der Erzählerin und dann wechselnd aus verschiedenen anderen fortgeführt wird. Die Reise führt zu den Wurzeln der Familie und fragt nach der Bedeutung von "Heimat" und "Identität", sie handelt in Deutschland, den USA und Vietnam. Zusammenfassend eine wunderschöne Familiengeschichte aus der Sicht einer jungen Frau.

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