Sie spricht uns aus der Seele: Wenn Heike Kleen in ihrem Buch "Jung war ich früher, jetzt will ich nur noch so aussehen" mit einem guten Schuss Humor und Selbstironie, aber vor allem Lebensfreude über graue Haare, Fältchen oder Schlupflider philosophiert, garniert mit eigenem Erleben, dann finden sich die meisten Frauen darin wieder. Denn das meiste, das die Autorin anspricht, hat der Großteil ihrer Leserinnen buchstäblich am eigenen Leib erfahren – von den steifen Gelenken am Morgen über die nachlassende Lust am Sex bis zum vermehrten Haarwuchs an unliebsamen Stellen durch die Wechseljahre.
"Genauso geht's mir auch": Dieser Seufzer entfleucht der Leserin an sehr vielen Stellen. Heike Kleen nimmt frau ab, dass die Erfahrungen ihre eigenen sind, egal, auf wie viel Prozent ihrer Schilderungen das zutreffen mag. Viel Neues hat sie nicht zu bieten, aber das ist auch nicht der Punkt. Sie benennt sehr klar die Probleme, mit denen sich älter werdende Frauen herumschlagen, befragt Expertinnen zu Ernährung, Sex, Kleidung, Make-Up und mehr, streut Erfahrungsberichte anderer ein. Damit bietet sie unterschiedliche Möglichkeiten an, den unliebsamen Dingen, die das Alter mit sich bringt, zu begegnen. Keine stellt sie als die absolut beste und heilsbringende in den Vordergrund, jede hat ihre Berechtigung. Die einzige Wertung, die Heike Kleen einbringt, ist ihre persönliche: Sie erklärt stets, welche Lösung sie für ein Problem gewählt hat und warum, ohne die anderen abzuwerten. Das ist das große Plus gegenüber anderen Ratgeberbüchern, zusammen mit der immer freundlichen, annehmenden und humorvollen Betrachtungsweise des Alters und seiner unangenehmen Seiten.
In einer Hinsicht allerdings bezieht Heike Kleen kompromisslos Stellung: Frauen lassen sich ihrer Ansicht nach noch immer viel zu oft davon leiten, was Männer von ihnen halten, und übernehmen viel zu bereitwillig die Bilder, die Männer von ihnen haben, und die Rollen, die sie nach Meinung der Männer ausfüllen sollen. Das steht einem frohen, erfüllten Leben im Alter entgegen, findet sie, und ermutigt ihre Leserinnen, ihren eigenen Weg zu finden und ein Selbstbewusstsein aufzubauen, das nicht von dem Wohlwollen anderer abhängig ist. Auch das tut sie einmal mehr liebevoll und nie abwertend, so dass jede ihre Ratschläge gut annehmen und ihre Betrachtungsweise teilen kann – auch wenn das bedeutet, sich selbst einmal schonungslos unter die Lupe zu nehmen. Heike Kleen schreibt auf eine Weise, wie frau sich ein Gespräch mit einer guten Freundin wünschen kann. Das Buch kann frau immer wieder zur Hand nehmen, kann die Kapitel lesen, die sie interessieren, ohne die Reihenfolge einhalten zu müssen, die das Inhaltsverzeichnis vorgibt. Der witzige Titel und die moderne Spruchkartenoptik bewirken überdies, dass frau das Buch schon mit einem Lächeln öffnet.