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Rezensionen zu
Hunger

Roxane Gay

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€ 11,00 [D] inkl. MwSt. | € 11,40 [A] | CHF 15,90* (* empf. VK-Preis)

Roxane Gay ist eine amerikanische Schriftstellerin, die durch ihre Größe und vor allem durch ihr Gewicht auffällt. In ihrem Buch „Hunger“ erzählt sie tabulos wie es dazu kam, dass sie wurde wer sie heute ist: - Eine adipöse Frau, die durch ihr Dicksein aneckt und sich sehr viel gefallen lassen muss, von einer Gesellschaft, die Dicksein immer noch nicht akzeptiert. Dabei gibt sie tiefe Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Vieles was sie schreibt, spricht mir direkt aus der Seele. Aber einiges war für mich auch neu und hat mir eine andere Sicht auf das Thema Körpergefühl, Dicksein und Bodyshaming gegeben. Mir ist durch dieses Buch viel bewusst geworden, vor allem auch wie verschroben meine eigene Sicht auf Körper ist, die nicht dem gesellschaftlichen Idealbild entsprechen. So habe ich selbst auch jahrelang versucht meinen Körper in dieses gesellschaftliche Idealbild zu pressen, obwohl es überhaupt nicht zu meiner Persönlichkeit passt. Roxane Gays Buch hat mich wieder ein Stück weiter gebracht um meine persönliche Ansicht über meinen eigenen Körper zu verändern. Für mich ist dieses Buch eine erschütternde Biografie mit sehr vielen klugen Ansichten was die Themen Selbstakzeptanz, gesellschaftliche Normen, Bodyshaming, Verletzlichkeit, Mut usw. angeht. Der Schreibstil ist in einfacher Sprache gehalten und macht es leicht durch die Seiten und Roxanes Leben zu fliegen. Für mich war dieses Buch viel zu schnell zu Ende.

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Eigentlich können Worte gar nicht beschreiben, wie ich dieses Buch finde. Selbst die Begriffe "herzzerreißend" und "bewegend" kommen nicht an das ran, was ich ausdrücken will. Zum Förmlichen: Die Kapitellänge ist kurz (meist 2-3 Seiten lang), der Schreibstil trotz der schweren Themen leicht, fließend und reich an Metaphern. Man liest ihre Bücher nicht nur, man fühlt sie. Zum Buch: Roxane Gay erzählt von dem tragischen Schicksalsschlag, der ihr Leben für immer verändert hat. Eine Vergewaltigung mit zwölf – von dem Jungen, in den sie verliebt war, und von deren Freunden. Jahrzehnte lang traut sie sich kaum, über das Thema zu sprechen – aus Trauer, aber auch aus Scham. Gay gibt sich für die Tat selbst die Schuld, wie so viele Betroffene es an ihrer Stelle leider auch tun. Gebrochen von dieser Tat bekommt sie ein unstillbarer Hunger. Gay isst aus Kummer, Trost, und, um eine Mauer um sich zu errichten. Das Essen wird zu ihrem Freund, ihr immer dicker werdender Körper zu einem Schutzort, und vor allem, um Männern keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken. Es ist zwar nie konkret die Rede von einer Essstörung, und doch ist die Handlung, gezeichnet von ihrer Bulimie und Binge Eating, auch ohne eine Definition aussagekräftig genug. Des Weiteren zeigt Gay den Alltag von dicken Menschen auf, welche immer und überall - ob beim Ärzt*innenbesuch oder unter Freund*innen - auf ihr Gewicht reduziert werden. Außerdem ist Gay nicht nur dick, sondern schwarz - ein weiterer Grund für ihre Diskriminierungserfahrung. Gay schreibt schonungslos ehrlich und teilt Scham, Selbsthass und viele weitere Abgründe ihres Lebens. Fazit: „Hunger“ ist kein Sachbuch. Es ist auch keine herkömmliche Biographie, obwohl es zahlreiche Abschnitte aus ihrem Leben enthält. "Hunger" ist die Geschichte von Roxane über das "Vorher" und "Nachher". Das Buch ist hart. Manchmal tat es fast schon weh es zu lesen, was allerdings trotzdem kein Grund für mich war, mit dem Lesen aufzuhören. Roxane Gays Geschichte muss gehört und erzählt werden! Das Buch ist eine absolute Leseempfehlung! Für Betroffene mit Missbrauchserfahrung gilt allerdings äußerste Triggergefahr!,Eigentlich können Worte gar nicht beschreiben, wie ich dieses Buch finde. Selbst die Begriffe "herzzerreißend" und "bewegend" kommen nicht an das ran, was ich ausdrücken will. Zum Förmlichen: Die Kapitellänge ist kurz (meist 2-3 Seiten lang), der Schreibstil trotz der schweren Themen leicht, fließend und reich an Metaphern. Man liest ihre Bücher nicht nur, man fühlt sie. Zum Buch (Vorsicht Spoiler!) Roxane Gay erzählt von dem tragischen Schicksalsschlag, der ihr Leben für immer verändert hat. Eine Vergewaltigung mit zwölf – von dem Jungen, in den sie verliebt war, und von deren Freunden. Jahrzehnte lang traut sie sich kaum, über das Thema zu sprechen – aus Trauer, aber auch aus Scham. Gay gibt sich für die Tat selbst die Schuld, wie so viele Betroffene es an ihrer Stelle leider auch tun. Gebrochen von dieser Tat bekommt sie ein unstillbarer Hunger. Gay isst aus Kummer, Trost, und, um eine Mauer um sich zu errichten. Das Essen wird zu ihrem Freund, ihr immer dicker werdender Körper zu einem Schutzort, und vor allem, um Männern keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken. Es ist zwar nie konkret die Rede von einer Essstörung, und doch ist die Handlung, gezeichnet von ihrer Bulimie und Binge Eating, auch ohne eine Definition aussagekräftig genug. Des Weiteren zeigt Gay den Alltag von dicken Menschen auf, welche immer und überall - ob beim Ärzt*innenbesuch oder unter Freund*innen - auf ihr Gewicht reduziert werden. Außerdem ist Gay nicht nur dick, sondern schwarz - ein weiterer Grund für ihre Diskriminierungserfahrung. Gay schreibt schonungslos ehrlich und teilt Scham, Selbsthass und viele weitere Abgründe ihres Lebens. Fazit: „Hunger“ ist kein Sachbuch. Es ist auch keine herkömmliche Biographie, obwohl es zahlreiche Abschnitte aus ihrem Leben enthält. "Hunger" ist die Geschichte von Roxane über das "Vorher" und "Nachher". Das Buch ist hart. Manchmal tat es fast schon weh es zu lesen, was allerdings trotzdem kein Grund für mich war, mit dem Lesen aufzuhören. Roxane Gays Geschichte muss gehört und erzählt werden! Das Buch ist eine absolute Leseempfehlung! Für Betroffene mit Missbrauchserfahrung gilt allerdings äußerste Triggergefahr!

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Ein ehrliches und dadurch um so erschütterndes Buch über ein Mädchen, das versucht sich durch die Zerstörung seines Körpers selbst zu schützen. Es ist ein Vorher/ Nachher Buch. Jede Situation hat ein Davor und ein Danach. Ein offenes Buch, nicht leicht zu lesen, aber dennoch kann man es nicht aus der Hand legen. Beeindruckend!

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Sie ist über 1,90 Meter groß, und es gab Zeiten da wog sie an die 260 Kilo. Seit über 30 Jahren schleppt sie das Übergewicht ihres Körpers als Schutz und Panzer mit sich. „Hunger“ ist kein Ratgeber, kein Motivationstrainer, keine Erfolgsstory. Es ist das Memoir der amerikanischen Schriftstellerin und Feministin Roxane Gay, die geschichte ihre Körpers. Roxane ist die Tochter haitianischer Migranten. Sie war ein fröhliches unauffälliges Mädchen aufgewachsen in einer fürsorglichen Familie. Sie beschreibt eingangs wie sie in einem alten Fotoalbum blättert, beschreibt Bilder eines glücklichen Kindes und Bilder einer verschlossenen mürrischen Jugendlichen. Es gab ein Vorher und ein Nachher in Roxanes Leben. Und dazwischen eine Vergewaltigung. Sie erfährt auf brutale Weise, dass ihr „Nein“ nichts wert ist. „Mein Körper wurde zerbrochen. Ich wurde zerbrochen. Ich wusste nicht, wie ich mich wieder zusammensetzen sollte. Ich war zersplittert. Ein Teil von mir war tot.“ Sie beginnt zu essen, wahllos. Kilo für Kilo legt sie sich eine Schutzschicht an. Essen war und blieb Trost und Sicherheit. „Fett zu sein“ war keine bewusste Entscheidung. Sie weiß wie ungesund ihr Körper ist, aber nicht ihr Körper ist das Problem. Es ist eine immerwährende Spirale von Selbstzerstörung und falscher Schuld. Roxane Gay hasst ihren Körper und geht gleichzeitig sehr hart ins Gericht mit den aufgezwungenen Schönheitsidealen, der Sexualisierung von Frauenkörpern, dem von Werbung und Glamourseiten suggerierten Irrglauben vom Glücklichsein, wenn man nur in einem dünnen Körper steckt. Roxane Gay kennt die Scham im alltäglichen Leben, kennt sie alle, die hässlichen Ausdrücke der Diffamierung und hält den Lesern oft den Spiegel vor und verschiebt die Perspektive. Jeder Körper kann eine Geschichte erzählen, doch wer will schon solche Geschichten hören. Roxane Gay hat ihre Geschichte erzählt. Es ist keine Anleitung zum Glück. Roxane hat ihren Weg gefunden, mit Therapie und Bewältigung ihres Traumas und dem Schreiben als Ausweg. „Ich bin so sehr geheilt, wie es möglich ist.“ Und das ist wichtiger als jedes verlorene Pfund.“

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Schreibstil Der Schreibstil der Autorin ist sehr einfach gewählt, aber dennoch ist er passend. Er ist zwar ziemlich direkt, jedoch nicht unangenehm. Meinung Ich war anfangs eher skeptisch, ob das Buch das richtige für mich ist, doch nach ein paar Seiten war ich durchaus positiv überrascht. Ich finde es gut, dass jemand so offen über seinen Körper spricht. Roxane erzählt ihren Kampf und ihr Leiden. Roxane erzählt nicht davon, wie sie ‚endlich gelernt hat abzunehmen‘, sondern wie es ist, mit etwas mehr Gewicht auf den Hüften durchs Leben zu laufen. Sie spricht über ihren Körper, und nicht davon, wie die Gesellschaft einen Menschen formen will. Fazit Eine unglaublich emotionale und bewegende Geschichte. Ich kann dieses Buch jedem nur wirklich wärmstens empfehlen.

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In „Hunger“ erzählt Roxane Gay ihre Geschichte. Sie nimmt dabei kein Blatt vor den Mund und schont uns Leser in ihren Ausführungen nicht. Sollte man ihrer Geschichte Gehör schenken? Definitiv! Roxane Gay erzählt ihr Leben zweigeteilt: vor der Vergewaltigung, die sie mit 12 Jahren durch mehrere Jungen erfuhr und danach, als sie traumarisiert und verängstigt Trost im Essen sucht. Sie isst sich Stärke an, um sich gegen (sexuelle) Gewalt wehren zu können und um mit einem stärkeren Körper „unsichtbar“ für junge Männer zu werden. Roxane Gay schildert schonungslos ihre Gewichtszunahme und erzählt über das Leben, als Übergewichtige. Dabei ist blickt sie sehr reflektiert auf ihr Leben und verdeutlicht die Herausforderungen, denen sie sich tagtäglich stellen musste. Als Leser fühlt man an manch einer Stelle ertappt, weil man diesen Herausforderungen selbstverständlich gegenübertritt und vielleicht völlig zu Unrecht mit Vorurteilen begegnet. Roxane Gay redet in ihrem Buch offen über Selbstverachtung und fehlendem Selbstwertgefühl. Ihre Schilderungen rütteln wach und hinterlassen einen bitteren Beigeschmack. Ihr Schreibstil ist klar und ausschweifend. Dies hat zur Folge, dass sich Gay an vielen Stellen wiederholt und der Lesefluss langatmig werden kann. Wer diesen Schreibstil mag, wird damit keine Probleme haben. Mich hat „Hunger“ insofern beeindruckt, dass es Einblick in eine Thematik gibt, über die noch viel zu wenig geschrieben und gesprochen wird. Roxane Gay schreibt viele Jahre später, genau genommen 30 Jahre, über ihre Erfahrungen und hält nicht nur sich selbst, sondern auch der Gesellschaft im Umgang mit Übergewichtigen den Spiegel vor Augen. Ein Buch, das einiges abverlangt und umso wichtiger ist, zu lesen.

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Das 2017 in den USA erschienene Buch „Hunger. A Memoire of (my) Body“ von Roxane Gay ist dieses Jahr in deutscher Übersetzung auf den Markt gekommen. Zeitgleich mit „Bad Feminist“, einem Buch, das Gay 2014 veröffentlichte, und das – so zumindest verstehe ich das Rosa auf dem Cover – mit einem Augenzwinkern hier noch einmal zitiert wird (da Gay sich als „schlechte“, weil unangepasste Feministin outet, die Rosa liebt, Hollywood-Kino und vieles Kitschige mehr). Wer googelt, kann sehen, dass in allen Medien schon weitgehend alles zu diesem Buch geschrieben wurde. Und ich kann mich nur anschließen: Gays Buch ist wichtig, es ist mutig, weil es sehr persönlich ist und sich einem Gefühl widmet, das wir alle kennen und am liebsten meiden. Nicht dem Hunger, sondern der Scham. Hunger hat zwei Gesichter. Das eine ist existentiell. Das andere auch. Während Menschen essen, um ihren Körper am Leben zu halten, essen einige auch, um ihre Seele zu retten. Zu viel Hunger katapultiert sie aus der Normalität. Sie werden zu Außenseitern. Unsichtbar und unberührbar auf der einen Seite und skandalös auf der anderen. Wer isst, um sich vor Begehren zu schützen, oder überhaupt vor Erwartungen, wird zum Elefanten in jedem Raum: Riesig und dennoch ein Thema, das von allen gemieden wird. Denn ein dicker Mensch ist die personifizierte (Fremd-)Scham. Roxanne Gay schreibt über diesen Hunger, sie schreibt über ihren Körper, ihre Scham, ihre Familie, ihr Schwarzsein, die Vergewaltigung und die Odyssee, die danach begann, weil sie eine Getriebene war mit einem Geheimnis, für das niemand Ohren gehabt hätte. Allerdings schreibt sie nicht linear. Und wenn auch vieles dafür spricht, dass sie anfing zu viel zu essen, um alles andere auszublenden und sich gleichzeitig ein Körpergefängnis aus Fett zuzulegen, nimmt sie nicht die Abkürzung einer bloßen Kausalität. Ihr Buch ist eine einzige Kreisbewegung, und es wird schnell klar, dass es nicht nur richtig und falsch, gut und böse, Opfer und Täter gibt. Denn so sehr sie sich ins Abseits bewegt, so aggressiv ist sie auch, so irrational ihre Entscheidungen scheinen, so traumwandlerisch folgt sie ihrer Begabung als Schriftstellerin. Sie stürzt kolossal ab, und macht gleichzeitig Karriere. Zumindest ist sie am Ende des Buches Professorin und Buchautorin – etwas, was Frauen mit deutlich weniger dramatischen Lebensläufen – und weniger Kilos auf den Knochen – nicht unbedingt hinbekommen. Es geht immer um diesen verflixten Hunger, dem sie nicht beikommt. Sei es, weil sie seine Ablenkung braucht, weil sie ihren dicken Körper als Schutz behalten will oder einfach keine angepasste hübsche „everybodys Darling“-Person sein möchte. Übrigens ein Dilemma, vor dem man auch mit nur zwei oder drei Kilos zu viel steht, und das oft nicht zu lösen ist, weil der Trost eines leckeren Essens uns seit Urzeiten im Körper steckt und jede selbstbewusste Person auch immer mal wieder gerne gemocht wird. Nein, ich will hier nicht behaupten, dass Roxane Gays Hunger etwas mit meinen kleinen harmlosen Knabberattacken zu tun hat. Ein Körper von über 200 Kilo Gewicht ist etwa, was ich mir bei aller Fantasie nicht vorstellen kann. Und insofern sind die Beschreibungen aus ihrem Alltag für mich wie Berichte aus einem anderen Universum (was um so erschreckender ist, als es sich ja bei ihrer und meiner Realität weitgehend um dieselbe handelt, auch wenn sie eben in Amerika und ich in Europa zu Hause bin). Es geht um ihre Erfahrungen, um meine und die der anderen Leser/innen. Es geht um die Widersprüchlichkeit des Essens, des Hungerns, des Sich-Anpassens und der Revolte, es geht um Sprachlosigkeit sich selbst und anderen gegenüber, um (fehlende) Liebe, um Erwartungen, um Hass und Gewalt. Und obwohl in den meist nur ein bis zwei Seiten kurzen Kapiteln neben Erfolgen auch viele Rückschritte erzählt werden, hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass es langsam doch „bergauf“ gehe. Roxanne hat Erfolg, sie verdient Geld, sie schreibt, sie unterrichtet an der Uni, sie versöhnt sich mit ihren Eltern, hat sympathische Partner/innen, allerdings ohne im Wesentlichen abzunehmen. Sie sagt: Das hier wird keine Erfolgsstory, denn am Ende des Buches werde ich immer noch dick sein. Für mich allerdings ist der entscheidende Moment des Buches weder das Dicksein, noch die Frage, ob oder wie sie es überwindet (und wenn eben nur im Kopf). Der entscheidende Moment ist das finsterste Kapitel des ganzen Buches, Kapitel 84. Hier beschreibt sie, wie sie den Typen, der sie als Kind vergewaltigte, via Internet verfolgt. Im ersten Moment versuche ich es noch mit Verständnis: Warum nicht? Warum nicht nachsehen, was aus dem einstigen Peiniger geworden ist, mit Schadenfreude sehen, dass er als langweiliger Spiesser lebt und ihm dabei die Pest an den Hals wünschen? Aber dann kommt der Satz, der mir beim Lesen den Boden unter den Füßen wegzieht: „Ich frage mich, was er denken würde, wenn er wüsste, dass ich beim Sex nicht das Geringste empfand, wenn ich nicht an ihn dachte, und wenn ich dann an ihn dachte, war die Lust so intensiv, dass mir der Atem stockte.“ (S. 303) Hier liegt für mich das Zentrum: Gewalt ist derart irrational, dass wir sie nicht bändigen können. Sie zerreißt und deformiert uns. Roxane Gay wird mir hier unheimlich. Aber keineswegs unsympathisch. Ein solches Geständnis abzulegen ist ungeheuer mutig. Doch obwohl es so intim ist, beschreibt es eine zutiefst menschliche Erfahrung. Die von einer endlosen Verstrickung in Schuld (Roxanne Gay spricht ausdrücklich vom „gordischen Knoten“), die nicht mal die eigene sein muss. Ein schwieriges und verstörendes Buch. Mit keinem Happy End, dafür mit einer versöhnlichen Lektion. Denn auch, wenn es nach Gewalterfahrungen keinen Frieden gibt, es gibt ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit. Zumindest für die, die unangepasst genug sind, auf Konventionen zu pfeifen. Ich danke Random-House für das Rezensionsexemplar.

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Nachdem ich bereits Bad Feminist gelesen habe, bei dem es sich um eine Essay-Sammlung zu feministischen Themen handelt, war ich schon sehr gespannt auf Roxane Gays autobiografisches Buch Hunger, in dem sie die Geschichte ihres Körpers erzählt. Zum Inhalt In Hunger beschreibt Roxane Gay die Geschichte ihres Körpers. In einer Welt, in der es für Frauen offenbar das größte Ziel ist, dünn zu sein, macht sie die Erfahrung, dass sie immer wieder über ihr Gewicht definiert wird. Denn das entspricht nicht den heutigen Schönheitsidealen. Über 250 Kilo hat sie schon auf die Waage gebracht. Die Leute urteilen schnell, aber kaum jemand kennt den Grund für ihr Übergewicht. Diese Geschichte erzählt sie hier. Sie erzählt von ihrer Vergewaltigung. Etwas, das sie lange niemandem erzählt hat und sich stattdessen in den Trost des Essens geflüchtet hat. Ein Trost, der ihr einen Schutzpanzer verschaffte, einen Körper, der nicht mehr so leicht verletzt werden könnte. Stattdessen kamen andere Verletzungen hinzu. Sie erzählt, mit welchen unmenschlichen Reaktionen, mit welchen Schwierigkeiten und Gefühlen man umgehen muss, wenn man eben nicht das Bild erfüllt, das die Welt von einem erwartet. Meine Meinung Roxane Gays Geschichte hat mich tief berührt. Body Positivity ist heute in aller Munde und dennoch haben wir immer noch das Idealbild einer schlanken Frau mit Kurven an den richtigen Stellen im Kopf. Man weiß, dass krankhaftes Übergewicht eigentlich immer einen Grund hat, sei es nun eine Stoffwechselstörung, hormonelles Ungleichgewicht, Medikamenteneinnahme oder aber auch eine psychische Erkrankung, aber der einfachste Grund, der einem sofort einfällt, ist der, dass die Person sich einfach nicht unter Kontrolle hat, zu faul ist, etwas für ihren Körper zu tun. Diese weitverbreitete Einstellung kennt auch Roxane Gay, hat sie immer wieder am eigenen Leib erfahren. Doch statt einfach nur das heutige Schönheitsideal zu kritisieren, erzählt die Autorin ihre ganz persönliche Geschichte. Und diese geht wirklich unter die Haut. Sie erzählt, wie es dazu kam, dass sie immer mehr Gewicht zunahm und wie ihre Körpermaße bis heute ihren gesamten Alltag beeinflussen. Sie berichtet von schwierigen Situationen, über die man als normalgewichtiger Mensch niemals nachdenken würde und schafft somit eine ganz andere Sicht, ein ganz besonderes Verständnis. Es fing alles damit an, dass sie mit zwölf Jahren von einer Gruppe Jugendlicher vergewaltigt wurde. Daraufhin fing sie an zu essen. Essen bedeutete Trost und ihr immer weiter steigendes Körpergewicht wurde für sie zu einer Art Schutz. Sie fühlte sich dadurch größer und weniger verletzlich. Trotz des Wissens, dass ihr Körpergewicht ungesunde Ausmaße annahm und mehrfachen Diätversuchen, blieb das Übergewicht und das Gefühl von Trost und die Sicherheit, die ihr das Essen verschafften. Sie erzählt von der Scham, davon, sich wertlos zu fühlen, immer wieder ungesunde Beziehungen einzugehen, sich nach Liebe und Anerkennung zu sehnen und wie stattdessen immer wieder neue Verletzungen hinzukamen. Emotionale Verletzungen durch Personen, die ihr nahestehen, aber besonders durch eine Gesellschaft, in der es einfach kein Verständnis, keinen Platz für Menschen mit starkem Übergewicht gibt. Trotz allem verliert sie nicht den Mut und die Entschlossenheit, sich selbst zu lieben. Schon früh findet sie eine Zuflucht im Schreiben, eine Möglichkeit ihre innersten Gefühle in Worte zu fassen und auszudrücken. Sie macht Karriere, ist mittlerweile eine bekannte feministischen Autorin und nutzt ihre Stimme. Dennoch bleiben die Verletzungen. Roxane Gay hat einen sehr eindringlichen, fast schon pathetischen Schreibstil, der mir nicht immer gut gefällt, da es auch immer wieder Wiederholungen gibt, die eine Aussage verdeutlichen sollen. Manchmal ist mir das einfach etwas zu viel. Dann wiederum berichtet sie plötzlich ganz nüchtern und ruhig von Erlebnissen und zeigt damit die Alltäglichkeit dieser oftmals verachtenden, abwertenden und herablassenden Reaktionen ihrer Mitmenschen auf ihr Übergewicht. Sie erzählt von Lehrerinnen, die sie watschelnderweise nachmachten, von Stühlen, in die sie bei Lesungen nicht passte und Bühnen ohne Treppe, auf die sie nicht klettern konnte, von Blicken im Fitnessstudio und ungefragten Ernährungstipps im Supermarkt, aber auch von der Darstellung von Frauen in den Medien. Diese Erfahrungsberichte sind es, die mich sehr bewegt und zum Nachdenken angeregt haben. Es geht in diesem Buch nicht darum, starkes Übergewicht zu verherrlichen oder auf Teufel komm raus Body Positivity zu verbreiten. Es ist nicht so leicht, den eigenen Körper zu lieben, wie es in dieser Bewegung gerne dargestellt wird. Man spürt den Kampf der Autorin. Sie ist sich sehr wohl bewusst, dass ihre Lebensweise nicht gesund ist und sie wünscht sich auch, dünner zu sein, aus verschiedensten Gründen. Sie probiert verschiedenste Diäten aus. Und dennoch scheitern ihre Abnehmversuche immer wieder, weil es eben einfach nicht so leicht ist mit ihren Erfahrungen und ab einem gewissen Gewicht. Und auch das schildert sie sehr authentisch. Sie gibt ehrlich zu, dass sie darunter leidet und versucht sich trotz ihrer äußeren Erscheinung zu lieben. Sie erklärt, dass es nicht so leicht ist, etwas daran zu ändern, schafft durch das Teilen ihrer Erfahrungen beim Leser ein tieferes Verständnis dafür und zeigt damit, wie ungerecht und wertend mit Übergewicht umgegangen wird und wie sehr wir uns trotz aller Behauptungen von nicht hinterfragten Äußerlichkeiten beeinflussen lassen. Auch wenn ihr Körper, ihr Hunger, das zentrale Thema dieses Buches sind, schreibt sie darüberhinaus sehr eindrücklich darüber, wie es ist, mit traumatischen Erfahrungen zu leben, damit umzugehen, wie diese einen in allen Lebensbereichen beeinflussen. Sie macht deutlich, dass ihr Körper nicht das eigentliche Problem ist, sondern ihre Erlebnisse, ihre Erfahrungen. Sie möchte es schaffen, damit Leben zu können und sich selbst zu lieben. Insgesamt ist dieses Buch für mich eins: sehr ehrlich. Fazit Hunger ist ein Erfahrungsbericht einer Frau, die Schreckliches erlebt hat und tief verletzt wurde, die ihren Trost im Essen findet und damit auf weitere Schwierigkeiten und emotionale Verletzungen stößt in einer Gesellschaft, deren Werte immer noch auf Äußerlichkeiten beruhen. Es ist aber auch die Geschichte einer starken Frau, die trotz aller Widrigkeiten ihren Mut nicht verliert, immer weiter versucht, eine positive Beziehung zu ihrem Körper aufzubauen, Karriere macht und ihre Stimme nutzt. In diesem autobiografischen Buch erzählt Roxane Gay auf schonungslos ehrliche Art und Weise ihre ganz persönliche Geschichte und hält einer Gesellschaft, die von sich behauptet, vorurteilsfrei auf Äußerlichkeiten zu reagieren und die inneren Werte hervorzuheben einen Spiegel vor. Es ist ein Appell: Verurteile niemanden, dessen ganze Geschichte du nicht kennst. Jeder Mensch hat eine Geschichte, genauso, wie jeder Körper eine Geschichte hat.

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