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Rezensionen zu
Carls Buch

Naja Marie Aidt

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€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

„Man kann toben, so viel man will, es führt doch zu nichts. Die Erwachsenen bestimmen, der Tod bestimmt. Der Erfahrung, der Liebe beraubt zu werden - von den Erwachsenen, von den Toten -, entkommt man nicht. Unerbittlich und wütend und verzweifelt müssen sich das Kind wie auch die Hinterbliebenen weiter durchs Leben kämpfen. Und hoffen, dass jene Liebe, die dem Gefühl des Verlustes zu Grunde liegt, größer ist als der Verlust selbst." (S. 153) „Hat der Tod dir etwas genommen, dann gib es zurück“, der Tod hat Naja Marie Aidts Sohn genommen und sie gibt uns etwas zurück, ihre intimsten und persönlichsten Gedanken während eines sehr schmerzhaften Trauerprozesses. Im März 2015 verliert Aidt ihren 25-jährigen Sohn, in einer durch halluzinogene Pilze ausgelösten Psychose springt Carl aus dem 4. Stock und stirbt an seinen Verletzungen. Das wohl Schlimmste, was einem Elternteil passieren kann, nimmt Aidt die Sprache, die preisgekrönte dänische Schriftstellerin kann nicht mehr schreiben. Nach einiger Zeit, fängt sie an aus eigenen Tagebucheinträgen, Notizen ihres Sohnes, Zitaten anderer Schriftsteller und Dichter aus der Antike bis zur Moderne eine Collage der Trauer zusammenzutragen, und das in Buchform auf knapp 170 Seiten. Carls Buch ist ein zutiefst menschliches und zutiefst literarisches Werk, das den Leser echt mehrmals zum Schlucken bringt. Aidts mütterlicher Schmerz ist auf jeder Seite zu spüren. Die Fragmente im Buch sind in verschiedenen Schriftarten geschrieben, mal sind es die Notizen ihres Sohnes, ihre eigenen Aufzeichnungen aus der Kindheit von Carl oder ihre schmerzerfüllte Wut in Großbuchstaben. Aidt ist umgeben von einem ganzen Chor von Trauernden, die alle versucht haben, Trauer in Texte zu verwandeln. Die Autorin zitiert immer wieder den französischen Schriftsteller und Dichter Mallarmé, der selbst einen Sohn verloren hat und somit für sie eine große Hilfe in ihrem eigenen Trauerprozess war. Aidt schreibt aber auch von dem Moment, der alles veränderte, der Anruf, der ihr mitteilte, dass ihr Sohn tot ist. Es sind die Momente im Krankenhaus, die mich besonders trafen, sie spenden seine Organe, aber nicht das Herz. Ihr Sohn kann nicht ohne Herz beerdigt werden. Carls Buch ist wirklich ein außergewöhnliches Werk zum Thema Trauer und Verlust, ich bin mir sicher, dass Literaturbegeisterte es großartig finden werden. Sowohl Aidts Gedanken als auch die Zitate der anderen Schriftsteller und Dichter sind mit Sicherheit ein großer Trost für Betroffene. Ich persönlich hab’s einfach nicht mit der Lyrik, deswegen hab ich mich durch manche Fragmente ein bisschen durchgequält, das ist aber ein absolut subjektiver Eindruck. Erwähnenswert ist auf jeden Fall noch die herausragende Übersetzung aus dem Dänischen von Ursel Allenstein.

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