Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Amundsens letzte Reise

Monica Kristensen

(3)
(9)
(0)
(0)
(0)
€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Im Eis

Von: Myriade

20.06.2022

Ich interessiere mich sehr für den „großen Norden“ wie die Franzosen sagen, habe vieles darüber gelesen und gesehen. An „Amundsens letzte Reise“ von Monica Kristensen konnte ich daher nicht vorbeigehen. Einmal ganz abgesehen davon, dass bei den derzeitigen Temperaturen das Lesen über Schnee und Eis gerade richtig kommt. Die Autorin dieses Buchs aus dem btb-Verlag, Monica Kristensen, ist eine norwegische Glaziologin, Meteorologin und Schriftstellerin. Sie war die erste Frau, die eine Antarktisexpedition geleitet hat. Als Polarforscherin wurde sie 1989 mit der Founder’s Medal der Royal Geographical Society ausgezeichnet. Offenbar eine sehr vielseitige Frau, denn sie hat auch eine Krimireihe geschrieben, die in Svalbard spielt, einem Archipel zwischen dem Atlantischen und dem Arktischen Ozean. Das Buch bewegt sich rund um das Jahr 1928. Die Vorgeschichte dazu: „Die Zeiten der heroischen Expeditionen mit Fellkleidung, Hundegespannen und langen Jahren der Entbehrungen, Erfrierungen und Leiden waren vorüber. Roald Amundsen ergriff die Möglichkeiten, die sich ihm boten. 1925 führte er zusammen mit einer Mannschaft von fünf Teilnehmern, darunter auch Leif Dietrichson, einen Flug mit zwei Dornier Wal-Flugzeugen von Ny-Alesund auf Spitzbergen in den Norden durch. Das Ziel war der Nordpol: Sie landeten jedoch auf 88 Grad nördlicher Breite. Ein neuer Rekord, aber eben nicht der Pol selbst. 1926 erreichte Amundsen endlich sein persönliches Ziel. Auch dieses Mal war er der Erste. Das italienische Luftschiff „Norge“, gelenkt von dem Konstrukteur selbst, Umberto Nobile, erreichte am 12.Mai 1926 um 02.20 Uhr den Nordpol“ S.15 Nach dieser erfolgreichen Expedition trennten sich Amundsen und Nobile aber nicht im Frieden. Aus meiner Sicht war es ein Problem des Zusammenstosses von zwei überzeugten Alphamännern. Das schreibt allerdings nicht die Autorin, die eine große Bewunderin von Amundsen ist. Am 23.Mai 1928 startete Nobile mit dem Luftschiff „Italia“ eine eigene Expedition zum Nordpol bei der auch die Inselgruppe östlich von Franz-Josef-Land kartografiert werden sollte. Damals hieß sie „Nikolaus-II-Land“, heute nennt man sie „Sewernaja Semlja“. Die „Italia“ kam am Nordpol an, umkreiste ihn zwei Stunden lang und setzte dort ein riesiges Kreuz und eine italienische Fahne ab. Beim Weiterflug wurden die Wetterbedingungen aber immer schwieriger, die letzte Funknachricht kam am Freitag, dem 25. Mai und schließlich stürzte das Luftschiff ab. Dabei sprangen einige der Expeditionsteilnehmer über dem Eis ab, einige wurden bei dem Absturz getötet und einige wurden mit dem Ballon des Flugzeugs mitgerissen. Es wird nun die Suche nach den eventuellen Überlebenden dieses Absturzes insbesondere General Umberto Nobile selbst geschildert. Die Autorin hat bis in kleine Details recherchiert. Die zahlreichen Schiffe und Flugzeuge aus verschiedenen Ländern, Italien, Norwegen, Frankreich, Schweden, Finnland, Russland werden sowohl in ihren technischen Details als auch was die Besatzung betrifft, genau beschrieben. Für meine Begriffe etwas zu genau, denn die technische Beschreibung verschiedener Flugzeugtypen und die Aufzählung der Karriereschritte der Teilnehmer an diversen Expeditionen hat mich nicht so interessiert. Das kann man aber natürlich dem Buch nicht vorwerfen. Sehr spannend dagegen fand ich, wie die vielen beteiligten Nationen mehr oder weniger diplomatisch miteinander umgingen und wie wichtig die Nationalität der Polarforscher genommen wurde. Es war alles nicht ganz einfach, weil die Besatzung nicht unbedingt aus demselben Land kam in dem die Flugzeuge und Schiffe gebaut worden waren und auch die Rechte der Verwaltung mancher Gebiete nicht restlos geklärt war. Amundsen wollte sich aus Motivationen, die wir wohl nicht mehr erfahren werden unbedingt an der Suche nach Nobile beteiligen und nachdem ihn weder die norwegische noch die italienische Regierung mit der Organisation einer Expedition betraute, rüstete er auf eigene Faust eine private Rettungsexpedition aus und weihte auch niemanden in seine genauen Pläne ein. Dies wurde ihm zum Verhängnis, denn auch sein Luftschiff stürzte ab und er selbst und die Teilnehmer seiner Expedition konnten im Gegensatz zu Nobiles Expedition nicht mehr gefunden werden. „Amundsens letzte Reise“ ist auch nicht als reines Sachbuch konzipiert. Die Autorin hat auch Passagen mit Beschreibungen des Überlebens der Nobile-Expedition, wobei sie darauf verweist, dass auch diese Schilderungen alle auf Fakten beruhen. Ziemlich schaurig ist die Beschreibung des Auffindens von zwei von drei Männern, die sich von Nobiles Zeltlager entfernt hatten und versuchten zu Fuß Land zu erreichen (Nobiles Zeltlager befand sich auf einer driftenden und immer weiter schmelzenden Eisscholle) Einer der ursprünglich drei Männer war unterwegs verstorben, von den beiden übrig gebliebenen war einer fast verhungert und fast nackt, während der andere gut genährt und mit beinahe allen vorhandenen Kleidungsstücken aufgefunden wurde. Mich hat die Schilderung eines russischen Eisbrechers besonders beeindruckt, die gewaltigen Mengen an Kohle, die so ein Schiff verbrauchte und die enorme Umweltverschmutzung, die dadurch entstand aber auch die Kraft dieser Schiffe, die beim Einsatz der vollen Kraft der Maschinen das Eis buchstäblich brechen konnten. Letztlich – nach vielen Flügen und Schifffahrten war es so ein Eisbrecher, der die Überlebenden von Nobiles Zeltlager an Bord nahm, ebenso wie die beiden verbliebenen italienischen Offiziere, die sich zu Fuß aufgemacht hatten. Jene Männer der Nobile-Expedition, die mit dem Ballon weggerissen worden waren, konnten nicht gefunden werden, ebenso wenig wie Amundsen und die französische Besatzung seines ebenfalls französischen Luftschiffs. Ein letztes Detail oder Indiz in dieser gewaltigen Suchaktion hebt die Autorin für das Ende des Buchs auf. Es lässt aufhorchen, Theorien wurden erstellt, aber trotz etlicher Indizien konnten keine Gewissheiten gefunden werden. Nach Überblättern von für mich nicht so interessanten technischen Details und biografischen Anmerkungen zu sehr vielen Teilnehmern verschiedener (Such)Expeditionen fand ich das Buch spannend, informativ und sehr geeignet während einer Hitzewelle gelesen zu werden

Lesen Sie weiter

Sehr detailliert

Von: Laura

10.04.2022

Hierbei handelt es sich um ein sehr detailliertest Sachbuch über die Ereignisse der Expedition zur Rettung von der Besatzung des Luftschiffes „Italia“ und dem Mythos um das Verschwinden von Amundsen und seiner Crew. Das Buch ist sehr fundiert und gut recherchiert was die Ereignisse von damals angeht. Der Schreibstil ist sehr sachlich, weshalb mir das Lesen sehr schwer gefallen ist. Ich bin nur langsam vorangekommen und hatte das Gefühl, dass sich das Buch zieht. Für mich persönlich hätte man einige Details weglassen können für den Lesefluss, aber für die Darstellung waren alle Details notwendig. Wenn man auf der Suche nach einem gut fundierten Sachbuch zu dem Polarforscher Amundsens ist, kann ich das Buch nur empfehlen. Wer lieber eine Geschichte auf wahren Begebenheiten liest, welche den Leser:in mitreißen soll, gibt es andere Bücher. Ich gebe dem Buch wegen seiner Genauigkeit 4 von 5 Sterne.

Lesen Sie weiter

Redaktioneller Hinweis: Das Buch wurde mir kostenlos zur Verfügung gestellt. Buchbeschreibung: 1928 macht sich Roald Amundsen in Tromsø mit einem französischen Flugboot auf, um den Polarforscher Umberto Nobile zu retten. Das Buch beschreibt die Vorahnung und den Aufbruch von Amundsen und stellt sich der Frage: Was ist damals tatsächlich passiert? Meine Meinung: Cover: Das Cover zeigt den Polarforscher, allein schon das ist interessant. Story: Nach einer wahren Geschichte, ausformuliert anhand des fachlichen Hintergrundes der Autorin. Charakterausarbeitung: Es wird fast zu viel erwähnt, die Story leidet. Hintergrund: Sehr fundiert! Gesamtbewertung: Die Story klingt interessant, aber der Fokus liegt auf Namensangaben, Bezeichnungen und gut recherchierten Feinheiten. Da dauerte es zumindest bei mir lange, bis ich mich mit dem Schreibstil anfreunden und die eigentliche Geschichte genießen konnte. Da ich eher schnell lese und mich zwingen musste, langsam zu lesen, um die Fakten zu verarbeiten, sodass sie vor meinem inneren Auge Gestalt annehmen konnten, bin ich hin und hergerissen: Wer es als Sachbuch liest, vergibt 5 Sterne, liest man es als Unterhaltungslektüre, kommen entsprechend weniger Sterne bei der Bewertung heraus. Zur Autorin: Monica Kristensen Die Polarforscherin Monica Kristensen wurde 1989 mit der Founder*s Medal der Royal Geographical Society ausgezeichnet. Fazit: Der Lesende merkt es: Die Autorin ist vom Fach. Es ist fundiert geschrieben, mit vielen Hintergrundinformationen aber nicht mitreißend geschrieben. Bewertung ggf. Begründung: Hintergrund meiner Einschätzung: 4 Sterne - zumindest erfährt der Lesende viel Interessantes, ist aber trotzdem nicht meines. Stefan Wichmann: Buchrezension über »Amundsens letzte Reise« von Monica Kristensen Verlag: btb Veröffentlichung: 13.09.2021 Sprache: Deutsch ISBN-13: 9783442770588

Lesen Sie weiter

Im Jahr 1928 fuhr das Luftschiff Italia zum Nordpol, eine gewaltige Erstleistung. Doch beim Rückflug havarierte das Luftschiff unter der Leitung von Umberto Nobile. Eine gewaltige Suche begann, die größte, die das Nordpolargebiet je gesehen hat. Auch Amundsen, der berühmte Polarforscher, war Teil der Suche, doch er sollte davon nie mehr wiederkehren. "Amundsens letzte Reise" ist ein Sachbuch, das chronologisch die Geschehnisse um die Fahrt der Italia, der Suchmannschaften und Amundsen schildert. Es ist weniger ein Bericht über die Verhältnisse im Nordpolargebiet, auch wenn das natürlich eine gewaltige Rolle spielt. Aber mehr noch ist es ein Bericht über die damaligen Verhältnisse. Es ist ein Bericht darüber, mit welcher mentalen Grundhaltung und mit welcher Technik Menschen sich Richtung Nordpol wagten. Die politischen Verhältnisse spielten dabei auch eine Rolle, so mancher Nation ging es mehr darum, sich bei der Rettungsaktion gut und kompetent darzustellen als das pure Menschenliebe den Ausschlag gegeben hätte. Italien, Norwegen, Schweden, Finnland, Russland, Dänemark und Frankreich beteiligten sich schließlich an der Suche und bekräftigten so ihren Anspruch auf die Polarregionen. Es war eine große Suche in einem großen Gebiet. Die Mannschaft der Italia hatte sich aufgeteilt. Eine Gruppe war bei der ersten Havarie des Luftschiffs aus der Gondel geschleudert worden, darunter der Expeditionsleiter Nobile, sein Foxterrier, und glücklicherweise auch das Funkgerät sowie Proviant und Zelte. Dann bekam das Luftschiff wieder Auftrieb und trieb steuerlos davon mit sechs Unglücklichen, die noch an Bord waren. Die Zeltgruppe um Nobile teilte sich später auf, die drei kräftigsten Männer versuchten, sich zu Fuß auf dem Weg in die Zivilisation zu machen und Hilfe zu holen. Auch Amundsen wollte zu Hilfe eilen, aber er wurde - aus diversen politiktaktischen Gründen - nicht angefragt und schloß sich schließlich privat der Suche an, mit einem Flugzeug, das ihm von einem privaten französischen Gönner überlassen wurde, die Latham. Die Zeit der rauen Helden, wie Amundsen es war, war aber eigentlich vorbei, die Zukunft gehörte der Aufklärung mit Luftschiffen und Flugzeugen. Es sollte der letzte große Einsatz Amundsens werden. Das Buch ist ein Sachbuch und wechselt zwischen spannenden Szenen (z.B. die Verzweiflung innerhalb der Zeltgruppe bei ihrem Überlebenskampf) und Details wie die Tankkapazitäten der einzelnen Suchboote oder Flugschiffe und wer wann welchen Funkspruch absetzte oder welches Gebiet überflog. Der Spagat, sowohl Leute anzusprechen, die noch gar nichts über die Suche nach der Italia und der Latham wissen als auch die, die tief in der Materie drin sind, ist sicherlich schwierig und alles in allem gut gelungen. Die Autorin Monica Kristensen ist selbst Polarforscherin und für ihre wissenschaftlichen Forschungsarbeiten ausgezeichnet. Wenn ich den Stil zusammenfassen müsste, würde ich es "akribisch" nennen. Kleinste Details fügt sie zusammen und entwirft so eine neue Theorie, was mit Amundsen geschehen ist, die ich logisch bestechend fand.

Lesen Sie weiter

Als Roman und Bettlektüre ist „Amundsens letzte Reise“ nicht zu empfehlen – dafür ist die Kost zu schwer. Wer aber mehr über die dramatischen Expeditionen des Jahres 1928 ins arktische Eismeer erfahren möchte, der sollte unbedingt zugreifen. Für ein Sachbuch ist das Werk sehr zugänglich, dafür sorgen die gelegentlichen erzählerisch eingebrachten, atmosphärischen Szenerien - und am Ende steht das noch immer ungelöste Rätsel, was mit den verschollenen Expeditionsteilnehmern geschehenen ist, die niemals gefunden wurden.

Lesen Sie weiter

Der Ruhm dieses legendären Entdeckungsreisenden ist noch lange nicht verhallt, seine Taten und Erfolge bleiben unvergessen. In Norwegen ist er ein wahrer Volksheld, der schon längst zu einem Teil der nationalen Identität wurde: Jedes Kind kennt seinen Namen, Statuen und Plaketten in verschiedenen Städten beweisen, dass Norwegen seinen berühmten Sohn noch immer in Ehren hält. Roald Engelbregt Gravning Amundsen war ein Polarforscher, der auf seinen Expeditionen ein ruhmreiches Ziel nach dem anderen erreichte. So durchfuhr er als Erster die Nordwestpassage, erreichte als Erster den geographischen Südpol und war mit hoher Wahrscheinlichkeit der erste Mensch, der den Nordpol mit dem Flugzeug erreichte. Kurz gesagt war Amundsen ein Mensch wie einem Roman von Jules Verne entsprungen: wagemutig, entschlossen, ein Held alter Schule. Und so liest sich auch dieser Bericht seiner letzten Reise wie eine Abenteuergeschichte – fast zu abenteuerlich, um wahr zu sein. Erzählt werden die Umstände der Rettungsexpedition, die tragischer Weise zu Amundsens Schwanengesang wurde, von Monica Kristensen. Manchen Lesern ist sie vielleicht als Autorin von Kriminalromanen bekannt, die auf Spitzbergen spielen – wo viele der Ereignisse dieses Buches angesiedelt sind. Was Kristensen jedoch als geradezu perfekte Autorin für dieses Sachbuch empfiehlt, sind zwei Polarexpeditionen, die sie 1986/87 und 1993 leitete, um Amundsens Reise zum Südpol nachzuverfolgen. Wandelte sie auf diesen Experditionen noch im wahrsten Sinne des Worte auf Amundsens Spuren, zeichnet sie in “Amundsens letzte Reise” ein sehr vielschichtiges literarisches Porträt des Polarforschers und gibt einen ungemein detaillierten Einblick in die Umstände seines Verschwindens. Und es geht nicht nur um Amundsen, sondern allgemein um die verschiedenen Expeditionen und Aktionen, die 1928 zur Rettung von Umberto Nobile organisiert wurden. Die Unterzeichnung des Spitzbergenvertrags, der Norwegen die Souveränität über Spitzbergen einräumte, war erst wenige Jahre her, und diverse Länder, wie Italien, Schweden, Finnland und Russland, hatten ein Interesse daran, sich als nicht zu unterschätzende Macht im Polargebiet zu etablieren. Die Rettung Umberto Nobiles wurde daher quasi zu einem Wettlauf, in dem es nicht mehr ausschließlich um die Rettung von Menschenleben ging – zu einer Zurschaustellung der besten Pilote und Kapitäne, der arktistauglichsten Schiffe und Flugzeuge. Es wirkt in manchen Passagen etwas ermüdend, dass alles bis ins kleinste Detail aufgelistet wird: technische Spezifikationen der Schiffe und Flugzeuge, Funkfrequenzen, mitgeführter Proviant, die Namen zahlreicher Menschen, die in irgendeiner Form beteiligt waren… Da ist nicht immer einfach, das Gesamtbild im Blick zu behalten. Andererseits möchte ich die Gründlichkeit der Darstellung grundsätzlich nicht missen – diese ermöglicht es jedem Leser, so tief in die Materie einzutauchen, wie er das wünscht. Die Person Amundsens gerät dahinter jedoch nie verloren. Man gewinnt als Leser den Eindruck, dass Amundsens Stern damals bereits im Sinken begriffen war, dass sein Tod möglicherweise sogar den Abstieg in das Vergessenwerden verhinderte. Bewog ihn das dazu, sein Leben für Nobile zu riskieren, mit dem er sich unbestritten verfeindet hatte? Seine Persönlichkeit ist schwer zu erfassen, aber was einen starken Nachhall in mir hervorrief, war seine unbestreitbare große Liebe zur Arktis. »Oh! Wenn Sie nur wüssten, wie großartig es dort oben ist! Dort wünsche ich zu sterben, aber ich möchte, dass der Tod auf eine ritterliche Art und Weise zu mir kommt, dass er mich bei der Erfüllung einer großen Aufgabe holt, schnell und ohne viel zu leiden.« [ Ausschnitt aus dem letzten Interview, das Amundsen gab.]

Lesen Sie weiter

Der Ruhm dieses legendären Entdeckungsreisenden ist noch lange nicht verhallt, seine Taten und Erfolge bleiben unvergessen. In Norwegen ist er ein wahrer Volksheld, der schon längst zu einem Teil der nationalen Identität wurde: Jedes Kind kennt seinen Namen, Statuen und Plaketten in verschiedenen Städten beweisen, dass Norwegen seinen berühmten Sohn noch immer in Ehren hält. Roald Engelbregt Gravning Amundsen war ein Polarforscher, der auf seinen Expeditionen ein ruhmreiches Ziel nach dem anderen erreichte. So durchfuhr er als Erster die Nordwestpassage, erreichte als Erster den geographischen Südpol und war mit hoher Wahrscheinlichkeit der erste Mensch, der den Nordpol mit dem Flugzeug erreichte. Kurz gesagt war Amundsen ein Mensch wie einem Roman von Jules Verne entsprungen: wagemutig, entschlossen, ein Held alter Schule. Und so liest sich auch dieser Bericht seiner letzten Reise wie eine Abenteuergeschichte – fast zu abenteuerlich, um wahr zu sein. Erzählt werden die Umstände der Rettungsexpedition, die tragischer Weise zu Amundsens Schwanengesang wurde, von Monica Kristensen. Manchen Lesern ist sie vielleicht als Autorin von Kriminalromanen bekannt, die auf Spitzbergen spielen – wo viele der Ereignisse dieses Buches angesiedelt sind. Was Kristensen jedoch als geradezu perfekte Autorin für dieses Sachbuch empfiehlt, sind zwei Polarexpeditionen, die sie 1986/87 und 1993 leitete, um Amundsens Reise zum Südpol nachzuverfolgen. Wandelte sie auf diesen Experditionen noch im wahrsten Sinne des Worte auf Amundsens Spuren, zeichnet sie in “Amundsens letzte Reise” ein sehr vielschichtiges literarisches Porträt des Polarforschers und gibt einen ungemein detaillierten Einblick in die Umstände seines Verschwindens. Und es geht nicht nur um Amundsen, sondern allgemein um die verschiedenen Expeditionen und Aktionen, die 1928 zur Rettung von Umberto Nobile organisiert wurden. Die Unterzeichnung des Spitzbergenvertrags, der Norwegen die Souveränität über Spitzbergen einräumte, war erst wenige Jahre her, und diverse Länder, wie Italien, Schweden, Finnland und Russland, hatten ein Interesse daran, sich als nicht zu unterschätzende Macht im Polargebiet zu etablieren. Die Rettung Umberto Nobiles wurde daher quasi zu einem Wettlauf, in dem es nicht mehr ausschließlich um die Rettung von Menschenleben ging – zu einer Zurschaustellung der besten Pilote und Kapitäne, der arktistauglichsten Schiffe und Flugzeuge. Monica Kristensen stützt sich auf zahlreiche Quellen in diversen Sprachen, um ein möglichst umfassendes Bild zu zeichnen und das gelingt ihr zweifellos. Manchmal wäre für die Lesbarkeit weniger vielleicht mehr gewesen. Es wirkt in manchen Passagen etwas ermüdend, dass alles bis ins kleinste Detail aufgelistet wird: technische Spezifikationen der Schiffe und Flugzeuge, Funkfrequenzen, mitgeführter Proviant, die Namen zahlreicher Menschen, die in irgendeiner Form beteiligt waren… Da ist nicht immer einfach, das Gesamtbild im Blick zu behalten. Andererseits möchte ich die Gründlichkeit der Darstellung grundsätzlich nicht missen – diese ermöglicht es jedem Leser, so tief in die Materie einzutauchen, wie er das wünscht, denn im Zweifelsfall kann man über Einiges, was einen persönlich nicht interessiert, auch hinweglesen. Besonders interessant fand ich Monica Kristensens Einschätzung und Bewertung der bekannten Tatsachen. Die Person Amundsens gerät dahinter jedoch nie verloren. Man gewinnt als Leser den Eindruck, dass Amundsens Stern damals bereits im Sinken begriffen war, dass sein Tod möglicherweise sogar den Abstieg in das Vergessenwerden verhinderte. Bewog ihn das dazu, sein Leben für Nobile zu riskieren, mit dem er sich unbestritten verfeindet hatte? Seine Persönlichkeit ist schwer zu erfassen, aber was einen starken Nachhall in mir hervorrief, war seine unbestreitbare große Liebe zur Arktis. »Oh! Wenn Sie nur wüssten, wie großartig es dort oben ist! Dort wünsche ich zu sterben, aber ich möchte, dass der Tod auf eine ritterliche Art und Weise zu mir kommt, dass er mich bei der Erfüllung einer großen Aufgabe holt, schnell und ohne viel zu leiden.« [ Ausschnitt aus dem letzten Interview, das Amundsen gab. Diese Aussage wird ihm oft als Todessehnsucht ausgelegt, da sich dieser Wunsch nur wenig später erfüllte, als er auf der Suche nach Nobile im ewigen Eis sein Leben ließ. ] Auch ansonsten behält Monica Kristensen die menschlichen Tragödien und Triumphe im Blick. Es ist unglaublich, was Menschen alles ertragen und überleben können, und die verschiedenen Schicksale haben mich geradezu ans Buch gefesselt. FAZIT Monica Kristensen erzählt eine wahre Geschichte, wie sie auch in einem Abenteuerroman von Jules Verne nicht fehl am Platz wäre: Edle Forscher, wagemutige Piloten, und als der italienische Polarforscher Umberto Nobile im Eis verschollen geht, wird dies zum Auftakt für eine Reihe von spektakulären Rettungsaktionen, in deren Verlauf der norwegische Volksheld Roald Amundsen, eigentlich ein Rivale von Nobile, sein Leben riskiert – und verliert. Monica Kristensen beschreibt die Ereignisse sehr ausführlich und detailliert, und dennoch bleibt dieses Sachbuch sehr spannend.

Lesen Sie weiter

Minutiös geht Kristensen einem Geschehen nach, das bereits Stoff für Filme, vor allem aber ein einschneidendes Erlebnis für die Welt der Erforschung rauer Gegenden gewesen ist. Jene Suchaktion nach dem, in Nordpolnähe gestrandeten, italienischem Luftschiff „Italia“ im Jahr 1928, welches eine große Rettungs- und, zu nächst, natürlich Suchaktion ausgelöst hat. Während derer auch Roald Amundsen sich, müde, aber mit all seiner Erfahrung, von Norwegen aus mit alten Vertrauten und Forschungskameraden an Bord des Flugboots Latham 47-II aufmachte. Eine Reise ohne Wiederkehr und ein bis heute nicht gelöstes Rätsel, was genau wo mit der Gruppe geschehen ist und warum Wrackteile der Latham 47-II an recht unwahrscheinlich wirkenden Stellen im Meer und angespült an Land wiederauftauchten. Unter Einbeziehung der verfügbaren Quellen, durchaus aber auch mit Intuition und sachlichen Überlegungen wendet sich Kristensen im Buch dieser Suchaktion zu, führt die zwei wahrscheinlichsten (aber nicht nur diese) Theorien in ein mögliches Gesamtbild ein und macht zum Ende der Lektüre hin durchaus deutlich, welcher der vorhandenen Erklärungen des Vorfalls sie selbst am deutlichsten zuneigt. Das ganze schreibt Kristensen flüssig und in einer dokumentarischen Erzählform, die flüssig voranschreitet, auch wenn man sich hier und da in Kleinigkeiten (wie die Frage, mit welchem Fluggerät der notorisch verschuldete Amundsen die Suche antreten wollte und welche Schwierigkeiten es auf dem Weg der Beschaffung eines passenden Fluggerätes gab. Ebenso muss der Leser sich, natürlich, immer wieder angesichts der zwingend wirkenden Darstellung Kristensens daran erinnern, dass auch diese Autorin vermutet und nicht genau weiß, wie alle, die sich mit dem Thema dieses Verschwindens der Rettungsmannschaft beschäftigen. Was ebenso, hier aber auf Tatsachen und Augenzeugenberichten beruhend, in bester Form mit der Geschichte der Gestrandeten Besatzung der „Italia“ korrespondiert, deren Not Kristensen überaus lebendig und plakativ schildert. Was in andern Überlegungen und Nebensträngen der Autorin im gesamten dann auch dazu führt, ganz andere Sichtweisen noch in den Blick zu nehmen, die Frage nach Amundsens innerer Verfassung mit aufwirft, Kleinigkeiten ins rechte Licht rückt wie das Geschenk, das Amundsen einem Freund vor der Abreise überreicht hat und von dem er sich bis dato nie getrennt hätte. War da eine Todesahnung? War da eine Todessehnsucht gar? Vermutungen und Gerüchte, die Kristensen aufnimmt, ihnen nachgeht und klare Stellung bezieht bis hin zu einem möglichen Ablauf, der in seiner inneren Logik bestechend einsichtig am Ende im Raum verbleibt. Egal nun, wie man als Leser am Ende zu den Ereignissen stehen mag und was man selbst für die wahrscheinlichste Ursache des Verschwindens Amundsens betrachtet, was die Fakten und die zeitlichen Abläufe angeht legt Kristensen einen umfassenden und fundierten Bericht vor, der den Leser mitten hineinnimmt in eine Mentalität des forschenden Abenteuertums und eine Zeit, in der eine solche Mentalität noch vielfache „unbekannte Orte“ zum Bereisen vorgefunden hat. Gefährliche und unwirtliche Orte, die Kristensen für den Leser erlebbar schildert.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.