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Rezensionen zu
Vielleicht wird morgen alles besser

Fabio Geda

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Sehr gefühlvoll! Große Leseempfehlung!

Von: miss_lia48

22.02.2019

INHALT: Ercole ist 15, als er vor der Polizei in eine Lagerhalle flüchtet. Daraufhin erzählt er dem Leser seine Lebensgeschichte: Gemeinsam mit seiner älteren Schwester Asia, wächst er beim Vater in Turin auf. Die Mutter hat die Familie bereits vor Jahren verlassen. Der Vater taucht manchmal tagelang nicht auf, weshalb die Geschwister auf sich allein gestellt sind. Sie geben alles, um nach außen hin die Fassade zu wahren. Schließlich könnte sonst eines Tages das Jugendamt oder irgendein "Gutmensch" vor der Tür stehen und alles könnte auffliegen! Als für Ercole schließlich alles auseinanderzubrechen scheint, verliebt er sich in Viola. Doch auch seine erste Liebe kann Ercole nicht davon abhalten, immer tiefer in Schwierigkeiten zu geraten... MEINUNG: Bereits auf den ersten Seiten hat das Buch bei mir großes Mitgefühl für Ercole ausgelöst. Als er von seinem Leben erzählt, schildert er manche Situationen stellenweise mit einem Spritzer Humor, um dem Leser im nächsten Augenblick die ungeschönten Tatsachen mit Schwung an den Kopf zu knallen. Schon allein der Anfang war für mich dadurch eine regelrechte Berg- und Talfahrt an Gefühlen und mein Interesse war geweckt. Fabio Geda hat hier viel Herzblut in die Geschichte gesteckt. Ganz besonders gut hat mir der Schreibstil gefallen. Der Autor hat dabei immer wieder so wunderschöne und tiefgreifende Beschreibungen gewählt, z.B.: “(...) eine Traurigkeit, die sich anfühlte, als würde ich ein Loch in mir ausheben und müsste tonnenweise Schutt entsorgen (...).“ Italienische Orte, Namen und Bezeichnungen sorgten zwischendurch für eine Prise italienisches Flair, die Beschreibungen empfand ich als anschaulich geschildert und vor meinen Augen spielte sich ein regelrechter Film ab. Der 15-jährige Ercole erzählt aus seiner Sichtweise, wie sein Leben bisher verlaufen ist. Er thematisiert seine familiären Probleme sowie seine erste große Liebe. Besonders durch letztere Thematik, nimmt das Buch zwischendurch Züge eines Jugendbuches an, was jedoch bei mir einen authentischen Eindruck hinterließ. Gegen Ende könnte der Verlauf der Geschichte für den ein oder anderen Leser ein ganz kleines bisschen zu konstruiert wirken. Trotzdem fand ich das Buch großartig und muss mir nun unbedingt auch die anderen Bücher von Fabio Geda anschauen! FAZIT: Eine sehr gefühlvolle Geschichte, die mich gepackt und nicht mehr losgelassen hat. Große Leseempfehlung! 4,5/5 Sterne!

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Anime Scalze — aus dem Italienischen von Christiane Burkhardt “Ich weiß noch genau, wie ich an dem Morgen, als ich auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums aus dem Lieferwagen stieg und das Gewehr vom Rücksitz nahm, flüchtig zum Wald hinüberschaute und die Sonne wie einen blauen Fleck über der Landschaft aufgehen sah. Es war Oktober, und ich war fünfzehn. Luca schaute in dieselbe Richtung und sagte: »ich bin müde.«” (S.7) “Vielleicht wird morgen alles besser” ist ein ganz besonderes “Coming-of-Age”-Buch; ich bin mir nicht sicher, ob ich es nicht eher im Jugendbuchbereich einordnen würde. Haben wir in Ammanitis “Anna” (Meine Besprechung dazu) eine düstere Zukunftsvision ganz ohne Erwachsene, finden wir hier bei Fabio Geda Kinder, die in einer Welt voller Erwachsener ohne Halt und Führung ganz allein den Sinn des Lebens finden wollen und müssen.  Der italienische Titel “Anime scalze” – “Barfüßige Seelen” hilft mir bei der Beurteilung des Buchs weiter. Geda beschreibt minutiös wie Kinder und Jugendliche, die sich die Welt selbst erklären müssen, denken und handeln.  Nach dem einleitenden sehr kurzen Kapitel aus dem der obige erste Satz zitiert ist, glaubt man in eine brutale Geschichte hineingeraten zu sein, in der skrupelose Jugendliche mit Waffen Amok laufen.  Aber gleich im zweiten Kapitel wird die Perspektive verschoben und wir schauen mit Ercole, dem Ich-Erzähler, zurück. Es sind mittlerweile vier Jahre vergangen und wir gehen mit den Erinnerungen Ercoles bis ganz an den Anfang der Geschichte zurück. “Zunächst einmal bin ich geboren worden.” (S.9)  Zum Inhalt Der schmächtige Ercole, dessen Name ihm einige Nummern zu groß zu sein scheint, verliert innerhalb einer Woche beide Großeltern und seine Mutter. da war er gerade sechs Jahre alt. Ihm bleiben sein Vater und seine fünf Jahre ältere Schwester Asia. Seine größte Angst sind die Monster, von denen er glaubt, sie steckten in den Wänden. “Wandmonster lutschen einen aus wie ein Bonbon. Sie lutschen einen so lange aus, bis man tot ist.” (S. 16)  Die kleine Familie lebt in äußerst prekären Verhältnissen, vor allem weil der Vater ein ziemlicher Nichtsnutz ist, zwielichtige Geschäfte betreibt und am liebsten “das Leben genießt”. Ercole und Asia halten zusammen und vor allem nach außen das Bild eines intakten Familienlebens aufrecht, damit das Jugendamt nicht misstrauisch wird.  Das geht eine erstaunlich lange Zeit gut, bis der Tag kommt, an dem Asia beschließt, sich von der kleinen Familie zu lösen. Sie hat mittlerweile Arbeit und einen Freund, mit dem sie zusammenleben möchte. Ercole ist vierzehn und in allem noch sehr unerfahren – vor allem in Liebesdingen. Eines Tages trifft er auf Viola, ein Mädchen aus besserem Hause. Es entwickelt sich eine rührende Romanze, die fast in die Brüche geht als Ercole nicht glauben kann, dass Viola ausgerechnet ihn liebt, wo er doch aus einem ganz anderen Milieu kommt. Zuhause läuft es immer schlechter. Ercoles Vater muss fliegt bei einem seiner krummen Geschäfte aus, Ercole schlägt vor Eifersucht Violas Bruder zusammen, den er für einen Freund hielt. Asia erzählt Ercole, dass seine Mutter immer mal wieder Postkarten geschickt hatte. Das bringt ihn auf die Idee nach ihr zu suchen. Und hier endet nun die Vorgeschichte und das eigentliche Road-Movie beginnt, bei dem Ercole auf seine Mutter und seinen Halbbruder Luca trifft. “Die Rolle des großen Bruders brachte eine ganz neue Verantwortung mit sich, und das war aufregend. Luca stellte mir jede menge Fragen, auf die ich keine Antwort hatte, und da fiel mir ein, dass wir alle in Bezug auf irgendjemanden erwachsen sind, …” (S.172) Und so klingt es im Original: “Nell’essere un fratello maggiore c’era una responsabilità nuova; era elettrizzante. Luca faceva un sacco di domande cui non sapevo rispondere, e mi è venuto da pensare che siamo tutti adulti rispetto a qualcun altro…” Ein Dank geht damit an die gute Übersetzung von Christiane Burkhardt. Mein ganz persönlicher Eindruck Abenteuerlich und wunderschön erzählt ist die Suche Ercoles nach seiner Mutter, logisch die Gedankengänge eines noch nicht mit allen Wassern gewaschenen Jugendlichen. Wie Naivität langsam in Erkennen und Erwachsenwerden übergehen, kann man in Gedas Roman wunderbar nachvollziehen.  Am Ende ist Ercole doch noch in seinen großen Namen hineingewachsen und kommt zu der Erkenntnis, … “… dass die Erwachsenen manchmal verwirrt sind. Wir bilden uns ein, dass sie immer wissen, was das Beste ist, aber das stimmt nicht. Manchmal muss man ihnen einen gehörigen Stoß versetzen…” (S.256) ———————————–

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Ercole wohnt in Turin. Er ist 6, seine Schwester Asia 11 Jahre alt, als ihre Mutter die Familie verlässt. In der gleichen Woche erleidet die Großmutter einen tödlichen Unfall und der Großvater kehrt von einem Gesprächstermin nicht zurück - beide hatten sich immer um ihre Enkel gekümmert. Während der Vater mit zum Teil zwielichtigen Machenschaften halbwegs für den Lebensunterhalt sorgt, ansonsten aber allzu sehr dem Alkohol zuspricht und auch mal tagelang nicht nach Hause kommt, kümmert sich Asia fortan um Ercole und den gesamten Haushalt. Alle sind bemüht, nach außen die Fassade einer funktionierenden Familie aufrechtzuerhalten, damit nur das Jugendamt nicht auf den Plan gerufen wird. Kurz vor seinem 15. Geburtstag lernt Ercole die gleichaltrige Viola kennen, die aus guten Verhältnissen stammt. Sie kann nur darüber staunen, was er ihr über seine Familie erzählt, und ihm wird klar, dass man sich als Kind so schnell an Lebensumstände gewöhnt, dass man sie schließlich als normal empfindet. Doch wie labil diese vermeintliche Normalität, wie brüchig die Fassade auch nach vielen Jahren noch ist, muss er erfahren, als die mittlerweile 20-jährige Asia zu ihrem Freund zieht, ihr Vater verhaftet wird und Ercole nach kurzer Suche seine Mutter und den kleinen Stiefbruder findet. Es wird eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die sein Leben total durcheinanderbringt. Resümee: Der mittlerweile 19-jährige Ercole erzählt die Ereignisse rückblickend aus seiner Sicht. Seine Geschichte bewegt den Leser, was natürlich zum einen an der familiären Situation liegt: Im Alter von 6 Jahren verlässt die Mutter die Familie und meldet sich danach nicht wieder, obwohl sie gar nicht so weit entfernt wohnt, wie der Junge später herausfindet. Die Großeltern, die immer für die Enkel gesorgt haben, sind auch nicht mehr präsent, der Vater kümmert sich kaum um seine Kinder, und die erst 11-jährige Asia übernimmt die Rolle der Hausfrau und Mutter. Zum anderen berührt der Schreibstil: Es gelingt dem Autor meisterhaft, sich in die Lebens- und Gefühlswelt Ercoles hineinzuversetzen und ihn in dessen altersgemäßer Sprache erzählen zu lassen. So werden z.B. Freude und Verliebtsein, aber auch Unsicherheit, Ängste und Verzweiflung authentisch vermittelt. Wir sehen die Dinge aus seiner Sicht ... und die entspricht nicht immer dem Blickwinkel, der Denkweise oder Bewertung Erwachsener. Ercole stellt außerdem fest: "Denn eines hab ich in all den Jahren gelernt ... (...) Nämlich dass die Erwachsenen manchmal verwirrt sind. Wir bilden uns ein, dass sie immer wissen, was das Beste ist, aber das stimmt nicht. Manchmal muss man ihnen einen gehörigen Stoß versetzen (...)". (E-Reader Pos. 3503) Für den erwachsenen Leser ist es höchst interessant, Ercoles Geschichte aus dessen ganz eigener Perspektive zu erfahren. Und wenn man sich darauf einlässt, sind seine Überlegungen und Schlussfolgerungen durchaus logisch und vernünftig. Die Kinder und Jugendlichen stehen zwar im Mittelpunkt dieses Romans, aber natürlich kommt er nicht ohne die Erwachsenen aus. Es gelingt dem Autor jedoch, sie nur pointiert auftreten und die Beweggründe für ihr Handeln minimalistisch skizzieren zu lassen. Fazit: ein bewegendes Buch, in dem ein Teenager seine aus Erwachsenensicht desolate, für ihn aber normal gewordene familiäre Situation schildert.

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