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Rezensionen zu
Das Hotel von Aleppo

Flavia Amabile, Marco Tosatti

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€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

Die Feindseligkeiten gegenüber den Armeniern veranlassen Krikor Mazloumian Ende des 19. Jahrhunderts die Türkei zu verlassen und sich in Aleppo niederzulassen. Er will ein Hotel eröffnen, das erst direkt im Suk, noch bescheiden, doch die Geschäfte laufen gut und so wird 1911 zum großen Staunen der Bevölkerung das Hotel Baron ganz im Stile der europäischen Gästehäuser eröffnet. Es wird Zeuge der Entwicklung der Stadt und des Landes sein, wird Engländer und Franzosen sehen, zwei Weltkriege überleben und bis in die Gegenwart erhalten bleiben. Filmstars, Abenteurer und Autoren werden ebenso absteigen wie Politiker willkommen geheißen werden. Und immer ist es mit dem Namen der Familie verbunden, die über Generationen die Geschicke je nach Lage des Landes versucht zu lenken. Man ahnt es schon, wenn man zu dem Roman greift, die Geschichte kann kein wirklich gutes Ende nehmen. Die deutsche Ausgabe enthält Photographien, die den Zerfall und Niedergang dokumentieren, es ist fast tröstlich zu wissen, dass das letzte Familienoberhaupt inzwischen auch verstorben ist und das totale Chaos im Land und in Aleppo selbst nicht mehr erleben muss. Doch es gab auch glanzvolle Zeiten und geschickt verbinden die beiden Autoren diese mit der Geschichte der Familie. Ähnlich wie bei anderen großen Dynastien sind es mutige Entscheidungen und tatkräftige Entschlossenheit, die den Grundstein bilden und so das Fundament für ein das eigene Leben überdauernde Imperium legen. Trotz der Verschiedenheiten der Väter und Söhne bleibt das Hotel und sein Erhalt immer oberste Priorität und auf ihre unterschiedlichen Weise gelingt es ihnen, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Besonders interessant fand ich die geschichtlichen Entwicklungen. Die gegenwärtige Lage ist hinreichend durch die Nachrichtenmeldungen dokumentiert, Aleppos historische Rolle an der entscheidenden Bahnstrecke zwischen Istanbul und Bagdad gelegen, eine Verbindung zwischen Orient und Okzident schaffend, wird allzu leicht vergessen. Es sind Randnotizen wie jene um Agatha Christie, die ebendort weite Teile des „Mord im Orient-Express“ verfasste, die die Bedeutung Stadt und des Hotels bezeugen. Auch die Orientierung an den europäischen Hauptstädten und ihrem gesellschaftlichen Leben, sind vor dem Hintergrund der letzten Jahre kaum vorstellbar. Das Hotel Baron kannte nie wirklich leichte Zeiten, ebenso wie die Stadt immer wieder von neuen Mächten unterworfen wurde, mussten auch die christlichen Armenier sich mit den neuen Herrschern arrangieren. Flavia Amabile und Marco Tosatti gelingt es mit leichtem Ton, die Geschichte der Familie und ihres Hotels nachzuzeichnen und einen Blick auf das Aleppo vor den Gräueltaten des aktuellen Bürgerkriegs zu werfen. Gerade weil das Leben dort pulsierend und betörend erscheint, trifft einem die heutige Situation umso mehr. Das Aleppo von einst gibt es nicht mehr und man wird keine Gelegenheit mehr haben, dieses zu besuchen. Wenigstens literarisch wurde ein Denkmal gesetzt.

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