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Rezensionen zu
Kill 'em all

John Niven

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€ 10,99 [D] inkl. MwSt. | € 11,30 [A] | CHF 15,50* (* empf. VK-Preis)

Nachdem ich „Die F*ck it Liste“ begeistert verschlungen habe, wollte ich mehr von dem Autor lesen und bin auf dieses Buch gestoßen, das mich magisch angezogen hat. Der Klappentext hat mich so neugierig gemacht, dass ich am liebsten sofort mit dem Lesen begonnen hätte. Ich habe das Buch auch wieder in relativ kurzer Zeit verschlungen! Steven Stelfox scheint schon einmal einen Auftritt in Nivens Büchern gehabt zu haben. Ich habe bisher schon öfter was von ihm gehört, ich hatte aber keine Probleme Dieser Sarkastische Schreibstil ist einfach unvergleichlich, unterhaltsam und macht das Buch zu einem ganz besonderen Erlebnis. Besonders in den aktuellen Zeiten einfach genial inszeniert. Fazit: Wieder ein geniales Buch, das ich nur weiterempfehle kann. Mir hat allerdings sein anderes Buch noch besser gefallen.

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Wer sagt, dass das Gute am Ende immer sieht, hat die Rechnung ohne Steven Stelfox gemacht. Der ehemalige Musikproduzent mit dem Riesenego, gleichermaßen geld- und schwanzfixierter Chauvi der Extraklasse war schon der Protagonist von John Nivens „Kill your friends“. Nun hat Niven seinen Bad Boy wieder ins Zentrum eines Romans mit bitterbösem Witz und einem sehr britischen Humor gestellt. In „Kill ´em all“ ist Stelfox älter und reicher, kokst und säuft nicht mehr und hat sich mit seinen 47 Jahren eigentlich bereits in den Ruhestand zurückgezogen und könnte sich eigentlich auf seinen Millionen ausruhen. Aber wann ist genug denn schon genügend? Der Mann, der keine Freunde oder Beziehungen braucht und dessen politisches Idol Donald Trump ist, kehrt für eine heikle Mission zurück ins Musikgeschäft. Der befreundete Boss einer Plattenfirma – jedenfalls so weit Egomane Stelfox überhaupt in der Lage ist, so etwas wie freundschaftliche Gefühle zu entwickeln – hat ein Problem: Sein wichtigster Künstler, der Kaiser des Pop, hat bedauerlicherweise eine Schwäche für kleine Jungen. Bisher wurde höchstens in der Branche gemunkelt, jetzt aber wollen die Eltern eines der Jungen 50 Millionen Dollar sehen- oder sie gehen zur Polizei. Stelfox wäre nicht Stelfox, wenn seine Lösung als Problemlöser nicht äußerst lukrativ wäre. Mit einer Doppelstrategie arbeitet er zudem an einem Plan B, um auf jeden Fall seine Schäfchen aufs trockene zu bringen. Die Erpresser – ein windiger Anwalt, ein mittelmäßiger Koksdealer und seine Ehefrau – müssen ruhiggestellt werden, der pädophile Sänger zwecks Schadensbregrenzung erst mal in der Versenkung verschwinden. Der posthume Erfolg von Rock ´n´Roll King Elvis bringt Stelfox auf eine Idee, die auch ihn bei Erfolg in ganz neue finanzielle Höhe heben könnte. Doch der Sänger, der abgesehen von seinen bedauerlichen sexuellen Vorlieben ein ziemlich durchgeknallter Typ auf dem Reifeniveau eines Neunjährigen ist, erweist sich als noch unberechenbarer als gedacht. Und auch die anderen Player und Mitwisser lassen bei Stelfox die Erkenntnis reifen, dass eventuell drastische Schritte nötig sind, um es doch noch zum Milliardär zu schaffen. Ein bitterböser Protagonist, mit einem ähnlich penetranten Ego ausgestattet wie sein großes Vorbild Trump, ist Stelfox ein Typ, den man zu hassen liebt. Nur die junge Texanerin Chrissy bringt so etwas wie seine weiche Seite hervor. Mit einem völligen Mangel an Moral, selbstbewusst zelebrierter Geldgier und absoluter Skrupellosigkeit lässte Niven seinen fiesen Macher zu neuer Hochform auflaufen. Ob Fake News, Brexit oder Musik-Business – diese bitterböse Satire lässt wenig Zeit zum Durchatmen bis zum explosiven Höhepunkt.

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Seit Steven Stelfox 1994 seine Karriere als A&R-Scout bei Unigram begonnen hat und als ausführender Produzent der Talent-Show „American Pop Star“ seinen Reichtum vervielfachen konnte, genießt der 47-Jährige den beruhigenden Wohlstand, der mit einem 300-Millionen-Dollar-Vermögen einhergeht und stellt sich nur noch sporadisch für fürstliche Honorare als Berater zur Verfügung. Gerade als Unigrams Aktien weiter zu fallen drohen, muss Stelfox seinem alten Freund James Trellick, mittlerweile CEO bei Unigram, aus der Patsche helfen. Sein erfolgreichster Künstler Lucius Du Pre, der gerade einen Marathon von zwanzig Konzerten im New Yorker Madison Square Garden und ebenso vielen in der Londoner O2-Arena vorbereitet, um seine immensen Schulden wieder einzuspielen, hat eine Vorliebe für kleine Jungs. Mit denen tobt er nicht nur in seinem Vergnügungspark herum und guckt mit ihnen seine Lieblings-DVD „Fantasia“, sondern stellt mit ihnen Sachen an, die besser nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Das denken sich auch die Eltern von Connor, als sie eine blutbefleckte Unterhose unter dem Bett ihres Sohnes finden, denn statt mit ihrem Verdacht zur Polizei zu gehen verstecken sie eine Kamera in Connors Mütze und filmen so den nächsten sexuellen Übergriff des drogenverseuchten und abgehalfterten Pop-Stars. Natürlich denken Stelfox und die Leute bei Unigram nicht daran, auf die absurd hohen Forderungen von Connors Eltern und ihrem Anwalt einzugehen. Stattdessen entwickelt Stelfox einen teuflischen Plan, bei dem zumindest er selbst am Ende als der große Gewinner dastehen wird. Aber da droht ihm ausgerechnet Du Prez einen Strich durch die Rechnung zu machen … „Bis jetzt hatte ich nie wirklich verstanden, was es heißt, ,die Medikamente abgesetzt‘ zu haben. Fraglos erfüllten die atemberaubenden Mengen pharmazeutischer Aufputsch- und Beruhigungsmittel, die Lucius über Jahre genommen hat, die Funktion einer Art Sicherungsschraube … oder von einem Sperrkreis zur Unterdrückung störender Frequenzen. Von ihnen befreit, ist der Wichser durchgeknallter geworden als ein Plattenbau voller Scheißhausratten.“ (S. 311f.) Nach „Kill Your Friends“ und „Gott bewahre“ hält uns der schottische Schriftsteller John Niven einmal mehr in Gestalt des großkotzigen Selfmade-Arschlochs Steven Stelfox der Welt das ungetrübte Spiegelbild vor Augen, in dem Donald Trump wie eine Karikatur die Geschicke des mächtigsten Landes der Welt lenkt und junge Frauen, die sich für ihren Traum von einer Karriere in Hollywood als menschliche Toilette missbrauchen lassen, wie ein Hohn auf die #MeToo-Debatte wirken. Wer in diesem Roman eine sympathische Identifikationsfigur sucht, wird bitterlich enttäuscht, denn der Großteil von „Kill ´em all“ ist aus der Perspektive von Steven Stelfox geschrieben, der von Beginn keinen Hehl daraus macht, was er von den „Losern“ hält, die es in ihrem Leben zu nichts bringen. Aus der gesicherten Position seines Reichtums heraus hält es Stelfox wie Präsident Trump: Er versucht gar nicht erst, bei den Minderheiten zu punkten, sondern nur seine ureigenen Interessen durchzusetzen – weil er es kann, ohne für seine Rücksichtslosigkeit belangt werden zu können. Wer sich auf den sehr zynischen Blick auf eine Welt, in der Musikfans selbst den billigst produzierten Scheiß zu Hits machen, einlassen kann, wird auf höchst unterhaltsame Weise auch mit den Schattenseiten des Reichtums vertraut, wenn es immer nur noch darum geht, mehr Geld zu scheffeln, größere Yachten zu besitzen als David Geffen und seinen Fuhrpark um imposantere Luxus-Karossen zu erweitern. Das wirkt auf der einen Seite extrem oberflächlich und klischeebeladen, aber hinter den großkotzigen Sprüchen und Gedanken, die Stelfox hier reihenweise vom Stapel lässt, liegt immer mehr als nur ein Körnchen Wahrheit.

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Steven Stelfox ist ein verdammtes Arschloch! Ich darf das so rüde schreiben, denn ich kenne John Nivens Protagonist aus „KILL EM ALL„, schon seit etlichen Jahren. Und er blieb in Erinnerung. In „KILL YOUR FRIENDS“ erschien er gedruckt zum ersten Mal und war derart unerfreulich, dass ich das Buch, obwohl hochgelobt, nur bis zur Hälfte gelesen habe. Nivens Satire auf die Musikindustrie war mir zu hart, zu brutal. Zu Hardcore. Dabei hat der aus Schottland stammende Autor englische Literatur studiert, bevor er als A&R Manager bei einer Plattenfirma arbeitete, um dann seine Erfahrungen in „KILL YOUR FRIENDS“ zu verarbeiten. Stelfox die zweite zeigt einen gealterten, reicheren, und dadurch noch widerwärtigen Protagonisten. Mit siebenundvierzig Jahren Erfahrung in asozialem Handeln und Benehmen und der Gewissheit, alles damit erreichen zu können, nimmt das gealterte Ego noch überdimensionalere Ausmaße an als vor zwanzig Jahren unter Drogen stehend. Davon zu lesen wäre nicht interessant, wenn unsympathische Misanthropen und Zyniker von seiner Sorte nicht zuhauf unseren Planeten bevölkern und zerstören würden. Typen, die so viel Kohle haben, dass sie nicht wissen, wie sie sie verprassen sollen. Macker. die Frauen in Kategorien einteilen, wobei „fickbar“ das Einzige ist, was für sie zählt. Für Geld würde Stelfox Hundewelpen foltern. Für viel Geld macht er alles. Moral, Ethik, Skrupel, Gewissen, sind Begriffe, die er kennt und sich darüber amüsiert, wenn er sie bei den schwachen „Gutmenschen“ ausmacht. Wie ticken diese Abarten der Gattung Homo Sapiens? Niven lässt sie erzählen. Liefert eine Zustandsbeschreibung der Gesellschaft, skizziert sie, lässt sie all den Dreck und die Machenschaften der Drahtzieher herauskotzen. Sorry, für meine Wortwahl, wenn euch das schon zuviel ist, Finger weg! Es ist Hardcore, denn es geht um Profit! Immer wieder und nur, um maximalen Profit. Das entmenschlicht. Humanismus, Altruismus, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, all das ist überholt. Spalten, Gräben ziehen, Macchiavelli im technischen Zeitalter anwenden, Populismus, Egomanen, Narzissten – das ist ihre Welt, denn sie haben das Geld und wollen mehr davon. Stelfox ist nur einer von vielen. Exemplarisch für alle anderen. Die Demokratie und alle mit ihr einhergehenden Errungenschaften sind am Arsch. Wer das Geld hat, bezahlt die Meinung der Masse und erhält ihr Voting. Wahrheit wird, was oft genug lauthals in den Medien herausgestellt wird. Stelfox ist 300 Millionen Dollar schwer, sein Leben ein einziges Fest der Langeweile, sinnstiftend ist es. zu versuchen die magische Marke zu knacken, die ihn von den Superreichen trennt, die Yacht von David Geffen zu toppen. Der Weg dahin scheint klar, nur die kleineren Probleme, die zu lösen er angetreten ist, weiten sich zu größeren aus und Stelfox agiert zunehmend reaktiv und unter Zugzwang, umso wahnwitziger seine Strategien, doch in Zeiten, die einen regredierten Narren an die Spitze der „freien Welt“ gesetzt haben, scheint nichts unlösbar. Am stärksten ist der Roman, wenn Steven Stelfox sich über die Entwicklung der US-amerikanischen Gesellschaft auslässt. John Niven ist einer der unbequemsten Spiegelvorhalter der schreibenden Zunft. Seine Themen sind böse und faszinierend zugleich. Er wertet nicht, er macht Kriegsberichterstattung. In „Gott Bewahre“ zerlegt er die Auswüchse der Religion, in „Straight white male“ zeichnet er ein grandioses Bild toxischer Männlichkeit. Niven schreibt mit Testosteron. Unverfälscht und ungeschönt zeichnet er Bilder der unangenehmsten Seiten unserer Welt. Das müssen Leser*innen aushalten, wenn sie die eine Seite der nackten Wahrheit sehen möchten. Ich denke, man sollte sich damit befassen und sich bemühen, ein komplettes Bild der menschlichen Welt mit ihren vielen Facetten zu erstellen. Einer muss den Job machen und John Niven macht das mit Verve, rüder Eloquenz und einer großen Portion Freude an der dunklen Seite der Macht. So „come to the dark side, we’ve got cookies“.

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