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Rezensionen zu
Aufruhr der Meerestiere

Marie Gamillscheg

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Selten passiert es mir, dass ich so mühelos gleich nach den ersten Sätzen in einen Text hineingleite und dort sofort völlig zuhause bin. „Zuerst überlegten wir, wie immer, was wir tun würden, wenn wir hier vergessen werden. Die Bergstation war im abendlichen Bebel verschwunden, unter uns der gleiche dicke weiße Himmel wie vor uns.Der Sessellift stand still und schaukelte wild auf und ab. Ganz schwindelig wurde uns davon, aber wir sagten nichts. In unseren Fäustlingen führten die klammen Finger heimliche Tänze auf. Da war diese Geschichte von dem Kind, das den kalten Bügel abschleckte und dem die festgeklebte Zunge dann abgeschnitten werden musste. Und da war die Geschichte von Hermann Maier, der bei den Winterspielen in Nagano 1998 drei Tage nach seinem schweren Sturz in der Abfahrt Gold im super-G gewann. Aber lieber noch ließen wir in Gedanken erst die Ski, dann die Skischuhe fallen. knoteten unsere Anoraks und Hosen aneinander und hofften auf einen weichen Himmel. „ S 7, der Beginn des Buchs Marie Gamillscheg erzählt von wenigen Tagen im Leben ihrer Protagonistin Luise, einer Zoologin, die internationale Bekanntheit in der Forschung rund um Rippenquallen erreicht hat. An diesen kurzen Zeitstrang hängt die Autorin Erinnerungen, die teilweise sehr weit zurück gehen und die die Person Luise herausarbeiten. Luise reflektiert und kämpft mit sich. Mit ihrer Neurodermitis und ihrer Version von Magersucht, mit ihren komplizierten und wenig befriedigenden Männerbeziehungen und den ebenso schwierigen Beziehungen zu Vater und Bruder. Der Text hat bei mir etliche Knöpfe gedrückt und ich habe daher langsam gelesen. Luises Forschungsobjekt, die Rippenqualle fasziniert mich, nicht nur weil sie ein sehr schöner Anblick ist und leuchtet, sondern auch weil sie im Tierreich eine sehr interessante Stellung einnimmt: mit höchster Wahrscheinlichkeit ist sie jenes rezent lebende Tier, das vom Menschen am weitesten entfernt ist, weil es sich als erstes vom Hauptstamm der Evolution getrennt hat. Die Evolution hat bei Meerestieren einen bislang unbekannten Typ von Nervensystem hervorgebracht. Die Neurone der Rippenquallen sind nicht über Synapsen verbunden, sondern zu einer netzartigen Riesenzelle verschmolzen. Das entdeckte ein Team um Pawel Burkhardt von der Universität Bergen (…) Die im Körper der Rippenquallen verteilten Zellen des Nervennetzes haben Fortsätze, deren Enden direkt mit denen anderer Nervenzellen verschmolzen sind (…) Dass das Nervensystem der Rippenquallen so anders aufgebaut ist als bei allen anderen Tieren, wirft bisherige Annahmen über ihre evolutionäre Stellung über den Haufen. So gruppierte man sie gemeinsam mit Nesseltieren stets zu den Hohltieren. (…) Die Erkenntnisse lassen jedoch vermuten, dass diese Ähnlichkeiten rein oberflächlich sind. (…) Die Unterschiede legen nahe, dass Rippenquallen eine Schwestergruppe aller anderen Tiere sind. Fachleute debattieren seit Jahren darüber, welche Gruppe den Status als unsere entferntesten tierischen Verwandten hat – das Nervensystem spielt dabei eine große Rolle. Alternativ könnten sich Schwämme als Erstes abgetrennt haben, sie besitzen nämlich gar kein Nervensystem. Möglich ist aber auch, dass sie frühe Ansätze wieder verloren haben. Das einzigartige Nervennetz der Rippenquallen stützt diese Hypothese. Demnach entstand das Nervensystem der Tiere zweimal in der Evolution. Quelle: Science 10.1126/science.ade564, 2023 Für die Autorin, die ja keine Biologin ist, dient die Rippenqualle mit ihren ganz besonderen Eigenschaften wohl eher als Pendant zu Luise, die sich selbst ja auch als sehr anders erlebt. Als ausgewiesene Expertin bekommt sie vom Tiergarten Graz ein Angebot in dem dort entstehenden Zentrum für Rippenquallenforschung zu arbeiten. Der Direktor dieses Zoos ist Rainer Schilling, Star einer Fernsehtiersendung, die Luise als Kind mit großer Begeisterung verfolgt hat. Graz ist obendrein ihre Heimatstadt, in der ihr Vater lebt. Während ihres kurzen Aufenthalts dort lebt sie in der Wohnung ihres abwesenden Vaters und sieht sich auch mit ihrer Vaterfigur Schilling konfrontiert. Die Erzählstimme kommt Luise sehr nahe, manchmal hat man den Eindruck, dass Luise selbst übernimmt, im letzten Zeil des Romans hatte ich wiederum den Eindruck, dass Luise eine Zeitlang völlig versinkt und dann schemenhaft wieder auftaucht. Dieser letzte Teil ist ein Ausbruch aus der bis dahin noch vorhandenen Erzählstruktur, wunderbar bildhaft, aber strukturell verschwommen. Als Text hat mir dieser Teil sehr gefallen, aber als Ende dieses Romans fand ich ihn doch unbefriedigend, denn er bietet nicht nur kein Ende der Geschichte sondern auch keinerlei Perspektive weder für Luise noch für die Leserin. Einer von vielen sehr gelungenen Textabschnitten ist die detailreiche, entmystifizierende Beschreibung ihrer Vaterfigur Schilling. Man kann vermuten, dass Luise nach diesem Gespräch mit ihm , bei dem es um den Tod einer Tierpflegerin geht, beschließt, sein Angebot nicht anzunehmen. Aber ganz sicher bin ich doch nicht. Gleich nach diesem Gespräch gleitet der Roman in surreale Gefilde, die mir sprachlich durchaus gefallen, mich inhaltlich aber etwas frustriert zurücklassen Was mir an diesem Roman auch sehr gut gefallen hat, ist die Leichtigkeit der Erzählung. Luises Leben scheint in vielen Bereichen eine durchgehende Tragödie zu sein, aber die Sprache bleibt immer leicht, sogar humorvoll. Marie Gamillscheg beherrscht die Kunst des eleganten Balancierens, das die Zuschauer aber nicht vergessen lässt, wie tief der Abgrund unter ihr ist. Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen mit der kleinen Ausnahme, dass es meinen Wunsch nach einer Abrundung der „Geschichte“ oder doch zumindest einigen Andeutungen, wie es mit der Protagonistin weitergehen könnte, nicht erfüllt. Kann ich das aber dem Buch vorwerfen?

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#bücherliebesbriefe Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich dich ausgelesen habe. Es fällt mir nicht leicht, dich in kurzen Sätzen auf den Punkt zu bringen, aber die Themen, die du verhandelst, schwirren mir dann doch die ganze Zeit im Kopf umher. Du bist komplex, bist verschachtelt. Und zutiefst feministisch. Die inhaltliche Fülle, die du anbietest, wird wohl so manches Mal kritisiert – ich sehe darin eine große Stärke. Diese deine Geschichte um Meeresbiologin Luise, eine Expertin auf dem Gebiet der lumineszierenden Rippenquallenart mit dem Namen Meerwalnuss, ist nicht nur eine simple Analogie zwischen Mensch und Tier, nein, sie stellt die für uns essenziellen Fragen in den Raum: Fragen nach Zugehörigkeit, nach Anpassung, nach Grenzen und den Mechanismen ihrer Etablierung. Die Rückkehr in ihre Heimatstadt Graz zwingt Luise dazu, sich mit ihrer Vergangenheit, wie auch ihrer Zukunft auseinanderzusetzen. Über ihr Ist, wie auch über ihr Soll nachzusinnen. Dass das nicht immer leicht ist und häufig in diffusen Assoziationen mündet, spiegelst du mit deiner sehr besonderen Sprache. Marie Gamillscheg ist eine scharfsinnige Beobachterin menschlichen Verhaltens und schafft es, bestehende Machtverhältnisse und das Ausfechten um Deutungshoheit gekonnt in Szene zu setzen. So bist du nicht zuletzt auch ein sehr politisches Buch, das mich anregt, mit den eigenen Positionen und Überzeugungen kritisch auseinanderzusetzen. Die Meerwalnuss wird als invasive Art bezeichnet – ihr wird damit vorgeworfen, in für sie nicht vorgesehene Lebensräume einzudringen und Schaden zu verursachen. Aber wer bestimmt eigentlich darüber, wer als invasiv zu gelten hat? „Stell dir vor, sagte das andere Mädchen, alle Menschen auf der Flucht. Wenn das Wasser kommt, wird es keine Grenzen mehr geben, und bald wird niemand mehr sagen können, zu welchem Land jemand gehört. Alles, was einen noch ausmacht, ist Wasser. Alles ist Wasser.“ (S. 189)

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Klappentext Soghaft und strömend erzählt Marie Gamillscheg von einer jungen Meeresbiologin, einer geisterhaften Qualle im Dunkel der Ozeane und einer unmöglichen Vater-Tochter Beziehung. Ein abgründig spielerischer Roman über die Unsicherheit des Erwachsensein, die Suche nach Nähe und Gemeinschaft, über das dünne Eis der Selbstbehauptung. Cover Das Cover ist wirklich toll, die bunten Farben sprechen mich total an. Schreibstil Der Schreibstil ist angenehm und hat mich sofort gefesselt und mitgezogen. Inhalt/Rezension Luise darf für ein Projekt in ihre Heimatstadt Graz reisen. Doch dort erwartet sie ihr Vater, zu dem sie keinen guten Draht hat. Sie erlebt eine Kindheit, die nicht sehr einfach ist. Das Verhältnis zu ihren Eltern ist gestört, ihre Mutter ist kaum für sie da und ihr Vater zeigt ihr ein fragwürdiges Bild von sich. Luise entwickelt eine Essstörung, die sie sehr lange begleitet und zieht sich immer mehr zurück. Die Autorin schafft es gekonnt, die Grenzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit verschwimmen zu lassen und man ist gefesselt und betroffen. Ich habe beim Lesen oft darüber nachgedacht, wie wichtig die Eltern als Vorbild sind und was der Umgang mit den Kindern ausmacht. Die Geschichte hat mich sehr berührt und emotional aufgewühlt. Fazit Ein Buch, das mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Zum Buch Autorin: Marie Gamillscheg Preis: 22 Euro Verlag: Luchterhand Buchlänge: 304 Seiten

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"Wie kann ich Nähe zu einem Wesen herstellen, das sich mir stetig entzieht? Wie kann ich Verantwortung für dieses Wesen übernehmen, wenn es mir doch immer fremd bleiben wird?" (S. 135) Scheinbar schwerelos gleitet sie durch das Wasser, blaugrün leuchtend begrenzen ihre Rippen den bauchigen Körper: die Meerwalnuss. Die Meeresbiologin Luise ist seit jeher von den Rippenquallen beeindruckt, und hat sich an ihrem Forschungsinstitut in Kiel einen Namen als Expertin für diese Wesen gemacht. Als sie das Angebot bekommt, für ein Projekt mit einem Tierpark nach Graz zu fahren, sagt sie sofort zu. Doch schnell wird ihr Vorfreude getrübt: Graz, das ist auch ihre Heimatstadt - und da ist die Wohnung ihres Vaters, in der sie während ihres Aufenthalts wohnen würde. Eines Vaters, der immer abwesend und fremd, sprachlos war, denn sie hatten sich ihrer gemeinsamen Sprache irgendwann bewusst verweigert. "Jede Geschichte lässt sich auf mehrere Arten erzählen. Als Entdeckung oder als Eroberung, als Siegeszug oder als Untergang. Es hat nicht einmal jede den gleichen Anfang, es gibt auf jeden Fall nie ein Ende." (S. 85) Schwebend, nicht greifbar, aber in dieser Verletzlichkeit so unglaublich kraftvoll erzählt Marie Gamillscheg in "Aufruhr der Meerestiere" einerseits von einer durch frühere Traumata geprägten Vater-Tochter-Beziehung und den Spuren, die diese hinterlassen haben, vielmehr jedoch ist es die Geschichte einer jungen Frau, die Halt und ihre (Körper-)Grenzen sucht und aus den ihr auferlegten Schablonen, vatergegebenen Grenzen auszubrechen versucht. Während ihre Mutter in ihrem Leben kaum präsent zeigt, ist es immer der Vater, zu dem sie als kleines Kind Kontakt suchte. Doch gerade dieses Streben soll ihrem Verhältnis, je älter Luise wird, zum Verhängnis werden: Er vermittelt dem noch jungen Mädchen ein toxisches Bild, wie Frauen zu sein, ihre Körper auszusehen haben. Es scheint fast, er hat Angst vor ihr, seine Blicke zeugen von Scham. Die Folge: Luise ekelt sich vor sich selbst, ihrem Körper und entwickelt eine Essstörung, die sie bis in ihr Erwachsensein begleitet. Immer wieder sagt sie, dass sie nur im Hunger ein Mensch werden könne, nur dann die Grenzen ihres Selbst erahnen würde. Sie versucht, unsichtbar zu sein, versteckt sich vor der Welt, wie eine Insel, fernab des Festlands vor den Blicken verborgen, und sie verbirgt auch ihre Haut, die unter äußeren Einflüssen - Stress, Konkurrenzdruck, hohe Erwartungen - reagiert, unter Schichten von Schminke. Luise ist eine Insel, zurückgezogen und sensibel - ähnlich der Meerwalnuss, ihrem großen Faszinosum; es scheint fast, als anthropomorphisiere sie das Quallentier. Einem wild im Wind strudelnden Mobile gleich erzählt Marie Gamillscheg in Bildern aus der Gegenwart und Vergangenheit, von Luises Kindheitserinnerungen und ihren gegenwärtigen Ängsten und Gefühlen. Alles vermischt sich kaleidoskopartig, klar und großformatig, unscharf und zerrissen - und doch immer geprägt von Rastlosigkeit, Einsamkeit und unendlicher Sehnsucht, wie in Trance. Doch ebenso wichtig wie die Textfragmente sind das Dazwischen, das Ungesagte und die Stille, die noch lauter schreien. Das Buch hat mich gleichermaßen begeistert, getroffen weil angesprochen und auch verwirrt, wenn ich im Strudel von Luises Gedanken und dem, was sie sagte, meine Schwimmflügel verlor. Die Art und Weise, wie der Roman konstruiert ist, spricht für das feine Gespür der Autorin, Emotionen aufzubauen, im Kopf wachsen zu lassen und hinterrücks zu übermannen, freudig ob der Abkühlung. Einige Gedanken ihre Essstörung betreffend haben mich schon irgendwo aufblicken lassen, vergleichend, aber nicht wiedererkennend, bis auf diesen einen Satz, der unglaublich viel in sich trägt: "Ich bin so unendlich satt von mir, und dabei erinnere ich mich an kaum etwas, das ich in den letzten zwanzig Jahren erlebt habe." (S. 221) - Doch an dieses Buch werde ich mich noch lange erinnern, die Sprachbilder, den Schmerz, die Folgen unbedachter Worte.

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Aufregend

Von: trancemitter

28.05.2022

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Im Mittelpunkt steht Luise, die ihre Vergangenheit und ihre Zukunft bewältigen muss. Als Meeresbiologin ist ihr Spezialgebiet die Meerwalnuss und ihre Laufbahn führt sie nach Graz. Ich fand das Buch sehr tiefgründig und spannend. Die Hautfigur ist authentisch und besonders. Man kann sich gut mit ihr identifizieren. Ihren Beruf fand ich besonders spannend, da man interessante Einblicke bekommt. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig und auch das Cover ist schön. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und kann das Buch empfehlen.

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Luise ist Meeresbiologin und  zur Zeit erforscht sie die Lebensweise der Meerwalnuss, eine Quallenart. Ihr Forschunsauftrag führt sie nach in ihre Geburtsstadt Graz, in der ihr Vater noch lebt. Aus reiner Verpflichtung wohnt sie bei ihm, aber sie verstehen sich nach wie vor nicht. Beide sind in ihren Alltag und Denkmustern gefangen. Die Szenen im Buch wechseln ungewöhnlich schnell und sind sehr abgehackt. Der Schreibstil der Autorin ist geprägt von unvollständigen Sätzen - gewollt oder ungewollt? Für mich hat das Buch in gar keinem Fall einen Fluss. Die Spannung und der Sinn fehlen mir total, da ihre Lebensgeschichte in einem absoluten Durcheinander erzählt wird. Grundsätzlich einen guten Ansatz für eine Geschichte, doch der Schreibstil und Aufbau des Buches ist nichts für mich, deshalb nur 2 Sterne.

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Luise ist Meeresbiologin. Ihr Spezialgebiet ist die Meerwalnuss, eine Quallenart, die das Helmholtzentrum für Ozeanforschung Kiel laut Wikipedia aufgrund der umfangreichen Auswirkungen auf aquatische Ökosysteme zu den berüchtigsten invasiven Lebewesen zählt. Da sie nicht nur mit einheimischen Fischarten um Nahrung konkurriert, sondern auch deren Eier und Larven frisst, kann sie einen verheerenden Einfluss auf Ökosysteme haben. Man versucht, dem gegenzusteuern, indem man andere Arten als Fressfeind der Meerwalnuss einsetzt, so dass der ökologische Kollaps verhindert werden kann. Es ist also ein spezielles Feld, auf dem Luise arbeitet, und sie tut das mit all ihrer Kraft und Zeit. Sie ist alleinstehend und generell eher eine Einzelgängerin. Als sie für ein Projekt nach Graz eingeladen wird, bedeutet das außerdem eine Reise in ihre Heimatstadt, denn Luise ist dort aufgewachsen. Sie bezieht die Wohnung ihres Vaters, der allerdings nicht vor Ort ist, denn er ist plötzlich erkrankt und bei Luises Bruder, der sich um ihn kümmert. Doch sowohl Luises Beziehung zum Vater als auch die zum Bruder ist abgekühlt und geprägt von einer Sprachlosigkeit, aus der Luise nicht herausfindet. „Aufruhr der Meerestiere“ ist ein nicht ganz leicht fassbarer Roman, der zwischen klaren und uneindeutigen Passagen pendelt. Oftmals sind es Erinnerungen und Gedanken Luises, die wir lesen, alles vermischt sich und nicht immer ist klar, was sich konkret zugetragen hat. Dabei geht es einerseits um das Verhältnis Mensch und Tier, um unser Eingreifen in die Natur, denn zur Ausbreitung der Meerwalnuss hat der Mensch entscheidend beigetragen und steht nun vor der Aufgabe, zu verhindern, dass sie großen Schaden anrichtet. Andererseits sind es die Beziehungen Luises, vor allem zu ihrem Vater, aber auch generell zu ihrer Familie, zu anderen Menschen. Und, mindestens genauso wichtig, ist Luises Verhältnis zu sich selbst, zu ihrem Körper. Lange litt sie unter einer Essstörung, und auch jetzt im Erwachsenenalter ist für sie alles, was mit Nahrungsaufnahme zu tun, nach wie vor problematisch. Ich mochte die Protagonistin aus Marie Gamillschegs Roman, und auch, wenn ich mich manchmal ein wenig verloren habe in Luises Geschichte, so habe ich sie doch sehr gern gelesen. „Aufruhr der Meerestiere“ ist vermutlich kein Buch für Leser:innen, die es gern konkret und eindeutig mögen, einiges bleibt in der Schwebe. Es gelingt der Autorin, ihre (großen) Themen miteinander zu verknüpfen, aufmerksam zu machen, und die Passagen zu Luises Beruf und Forschung sind außerdem sehr lehrreich (von der Meerwalnuss hatte ich noch nie gehört). Demgegenüber steht das Leben Luises als Karrierefrau, als Single, als diejenige, die in ihrer Familie aneckt und Unverständnis erweckt, und die sich doch wünscht, die in vielen Jahren hochgezogenen Mauern endlich niederzureißen. Ein vielschichtiger, empfehlenswerter Roman.

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Seltsam aber lesenswert

Von: JB

19.04.2022

Eine eher seltsames Buch, gewöhnungsbedürftiger Schreibstil. Bin leider aber noch am Anfang der Geschichte.

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