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Rezensionen zu
München

Robert Harris

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‚Der Führer hat das Reich in sieben Monaten um zehn Millionen Deutsche erweitert, ohne einen einzigen Schuss abfeuern zu müssen‘ Im September 1938 treffen in München der deutsche Reichskanzler Adolf Hitler, der britische Premierminister Neville Chamberlain, der französische Ministerpräsident Édouard Daladier und der italienische Regierungschef Benito Mussolini aufeinander und schließen das sogenannte Münchner Abkommen, in dem entschieden wurde, dass die Tschechoslowakei das Sudetenland ans Deutsche Reich abtreten und räumen muss. Der Krieg in Europa, den Hitler mit dem Einmarsch ins Sudetenland provozieren wollte, wurde so verhindert bzw. verschoben, denn mit dem Einmarsch der Deutschen in Polen ein Jahr später begann der Zweite Weltkrieg. Robert Harris nimmt die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Münchner Abkommen zum Dreh- und Angelpunkt seines Romans und hat mich dadurch in eine Epoche mitgenommen, die mich sehr interessiert, und mir eine Facette gezeigt, mit der ich mich bisher noch nicht beschäftigt hatte. Im Hinblick darauf hat mir der Roman gut gefallen, auch wenn er mich nicht so begeistern konnte, wie ich mir gewünscht und wie ich angesichts des Themas erwartet hatte. Sehr gut gefallen hat mir die Charakterisierung der Protagonisten, seien es fiktive Figuren wie Hugh Legat (im Roman der Privatsekretär Chamberlains) oder historische Figuren wie Hitler und Göring. Allesamt wurden sie sehr detailreich und überzeugend beschrieben und sehr lebendig gezeichnet. Auch die Stimmung im Europa der 1930er Jahre wurde perfekt eingefangen: der Zweite Weltkrieg als ernste Gefahr, die es abzuwenden gilt, ohne Hitler zu viel Freiraum zu lassen, das strategische Verhalten Großbritanniens und Frankreichs, die fast minutiös wiedergegebenen Einblicke in historische Details. Beim Hören habe ich mich aus diesen Gründen fast gefühlt, als säße ich mit Zeitzeugen am Tisch, und auch die Lesung von Frank Arnold fand ich sehr gelungen, da er der Geschichte die passende Intonation gibt und überzeugend die Epoche und den Kontext vermittelt. Nichtsdestotrotz hat mich das Hörbuch kaum gepackt, und oft bin ich mit meinen Gedanken abgeschweift und musste Passagen deshalb mehrmals hören. Das Hörbuch hat mich aber neugierig aufs Münchner Abkommen gemacht, so dass ich darüber gerne mehr lesen möchte.

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Robert Harris gilt als Spezialist für historische Stoffe, besonders deutsche Geschichte, die er als Engländer brillant weitergedacht hat, wie in seinen Romanen „Vaterland“ und „Enigma“, diesen Roman habe ich besonders gerne gelesen und fand ihn sehr spannend. „München“ spielt im September 1938 – in der bayerischen Hauptstadt oder wie es bald im Nazijargon heißen wird, in der „Hauptstadt der Bewegung“ treffen sich Hitler, Chamberlain, Mussolini und Daladier zu einer kurzfristig einberufenen Konferenz. Der Weltfrieden wird verhandelt und die Spannung zieht sich daraus, dass der Hörer weiß wie die Geschichte ausgeht. Harris schreibt wie immer sehr präzise, man hat das Gefühl mit am Verhandlungstisch zu sitzen. Detailreich und mit besonderen Charaktereigenschaften schildert er die Figuren, auch die des Widerstands. Geschickte Verhandlungstaktik, Winkelzüge kommen zum Einsatz. Trotzdem ermüdet man beim Hören ein wenig, allzu genau wird aus den wahren Dokumenten zitiert. Die Schauplätze sind letztendlich doch zu farblos geblieben, um bei mir Thrillerspannung zu erzeugen.

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Während Hitler, Chamberlain, Mussolini und Daladier im September 1938 das Münchner Abkommen schließen, treffen sich in ihrem Gefolge zwei alte Jugendfreunde. Hugh Legat, Privatsekretär des britischen Premierministern, und Paul von Hartmann vom Auswärtigen Amt in Berlin studierten gemeinsam in Oxford und sehen sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder. Während Legat davon überzeugt ist, dass sich noch eine friedliche Lösung finden lässt, weiß von Hartmann, der Teil einer Widerstandsgruppe ist, genau, dass Hitler den Krieg will. Die Beweise dafür will er den Briten zuspielen und begibt sich dabei in größte Gefahr. In “München” verbindet Robert Harris echte Historie mit der fiktiven Geschichte zweier Figuren, die er in einen brisanten Rahmen setzt. Das macht Harris ganz geschickt: Er konstruiert Hugh Legat und Paul von Hartmann so, dass sie in diesen geschichtlichen Kontext passen – ganz so, als hätte es sie tatsächlich gegeben. Nur dann, erzählte der Autor einmal in einem Interview, seien sie glaubhaft. Das “was wäre wenn” ist allerdings nur ein Teil von “München”. Sehr viel Wert legt Robert Harris auf die tatsächlichen Begebenheiten. Dafür recherchierte er akribisch, durfte sogar Adolf Hitlers Münchner Wohnung besichtigen, in der heute eine Polizeiwache ihren Sitz hat. Die Genauigkeit, die Harris seinem Werk angedeihen lässt, und die Darstellung der echten Charaktere, sind lobenswert. Besonders Chamberlain ist gut getroffen. Doch die fiktiven Protagonisten wirken dafür fast ein wenig zu bemüht in die Geschichte gesetzt. Trotz des enormen Recherche-Aufwands bleibt auch die Figur des Paul von Hartmann nur eine Folge von Fakten. Hintergrund der Figur ist der reale Widerstandskämpfer Adam von Trott zu Solz. Robert Harris beschreibt sein Aussehen, Stationen seines Lebens und selbst seinen Tod sehr genau. Doch das allein macht weder von Hartmann noch Legat zu Figuren mit sonderlich viel Tiefgang. Wer der Zuordnung “Thriller” glaubt, liegt mit “München” falsch. Einen Politthriller mag man das Buch nennen, wenn man den buchstäblichen Thrill tatsächlich aus der Politik, nicht aus spannungsgeladenen Elementen bezieht. Denn davon enthält dieser Roman erstaunlich wenig. Ausführlich beschreibt Robert Harris Kleidung, Sitzordnung, Mimik der Politiker, dazu detaillierte Beschreibungen etlicher Räume und Bauwerke – dieser Detailreichtum ist bisweilen arg ermüdend. Dabei ist Harris ein begnadeter Erzähler, dessen Talent für Spannung sich leider in diesem Roman nur äußerst selten zeigt. Allzu oft liest sich “München” fast wie ein Sachbuch. Zwar eines, das historische Ereignisse wirklich anschaulich darstellen kann, aber eben nicht wie der Roman, als den der Verlag dieses Buch bewirbt. Die Rahmenhandlung, das Münchner Abkommen, überlagert die Geschichte zweier Freunde, die im Grunde das gleiche Ziel haben und dabei sehr unterschiedliche Wege wählen, um es zu erreichen. Leider bleiben die Figuren aber allzu blass, obwohl hier großes Spannungspotenzial liegt. Denn auch wenn Robert Harris versucht, mit “München” einen anderen, tieferen Blick auf die Verhandlungen 1938 zu werfen, so sind seine Ausführungen wohl nur für jene Leser wirklich interessant und spannend, die sich tiefgreifend mit diesem Moment der Geschichte beschäftigen möchten. Worauf Harris dabei tatsächlich hinaus will, ist eine Art Ehrenrettung Chamberlains. Denn einen Krieg zu verhindern, so die Ansicht des Autors, ist jeden Versuch wert. Mein Fazit: Einen Versuch wert ist sicher auch der Roman “München” – immer vorausgesetzt, man lässt sich nicht, wie ich, von dem Thriller-Etikett blenden. Wem es gefällt, wie Robert Harris seine exzellenten, in mühsamer Recherchearbeit erworbenen Kenntnisse in detaillierten Beschreibungen umsetzt, wird an dem Buch seine Freude haben. Auch Lesern, die gern besonders tief in historische Ereignisse eintauchen, sei der Roman empfohlen. Alle anderen greifen besser zu einem anderen Buch des Autors – denn dass er spannend schreiben kann, hat er schon oft genug bewiesen.

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