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Rezensionen zu
Es war einmal im Fernen Osten

Xiaolu Guo

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Xiaolu Guo „Es war einmal im Fernen Osten“ Es ist die Autobiographie einer chinesischen Autorin und Filmemacherin, die heute in Berlin lebt und in den 1970er Jahren in Südchina aufgewachsen ist. „Ich kam als Waise zur Welt. Nicht, weil meine Eltern gestorben waren, nein, sie waren beide quicklebendig. Doch meine Eltern haben mich weggegeben. (…) Gleich nach meiner Geburt wurde ich zu einem Bauernpaar gebracht, das in einem entlegenen Bergdorf unserer Provinz am Ostchinesischen Meer lebte“ p.19 Aber auch diesen „Adoptiveltern“ wird das Baby zur Belastung und so bringen sie sie zu ihren Großeltern in ein Fischerdorf auf der Halbinsel Shitang. Dort wächst Xiaolu auf bis ihre Eltern sie zu sich in eine größere Stadt holen. Besonders eindringlich fand ich die Schilderung der Großmutter und deren sklavenähnlichen Lebens im Haus ihres Mannes : „Meine Großmutter war eine gute, manchmal ein wenig ängstliche Frau. Obwohl sie fast nie einen Pfennig in der Tasche hatte, schaffte sie es immer, ein paar kleine Geschenke für die Kinder, die draußen auf der Straße spielten, zusammenzukratzen: Bonbons, Reisreste oder eine Handvoll bunter Muscheln. Sie war gutmütig, still und der bescheidenste Mensch, der mir jemals begegnet ist. Ich bildete mir ein, dass ihr Buckel eine Folge dieser Demut war. Er machte sie langsam, sie konnte noch nicht einmal in einem normalen Tempo gehen. Natürlich spielten dabei auch ihre winzigen, gebundenen Füße eine Rolle, über die sie sich aber nie beklagte“ p. 29 Als 7jährige lernt sie ihre Eltern kennen und lebt von da an mit Eltern und Bruder in Wenling, wo sie 1980 eingeschult wird. Ihre Erinnerungen an ihre Kindheit sind nicht allzu gut, für westliche Leser*innen aber höchst interessant. Ihre Mutter war eine begeisterte Rotgardistin, ihr Vater dagegen ein „Klassenfeind“. Dieses – zumindest für meine Begriffe – ungewöhnliche Paar hat einen Sohn und eine Tochter, die sehr verschieden behandelt werden und einander auch nicht mögen. Die Familie wohnt in einem kommunistischen Wohnhof, dessen Beschreibung allein es schon wert gewesen wäre das Buch zu lesen. Aus diesen Verhältnissen heraus gelingt es Xiaolu einen Studienplatz an der Filmhochschule in Peking zu ergattern. Während sie noch in china lebt, beginnt sie zu schreiben. Fasziniert hat mich auch ihre Beschreibung der chinesischen Zensur ihrer Romane, was warum geschrieben werden soll oder nicht geschrieben werden darf. Der Roman beginnt damit, dass Xiaolu 2013 mit 40 Jahren in einem Londoner Krankenhaus eine Tochter zur Welt bringt und dann beschließt sich ihrer Vergangenheit zu stellen und ihre Mutter in China zu besuchen.

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Xiaolu Guo hat in "Es war einmal im Fernen Osten" ihre Autobiografie niedergeschrieben. Als Baby wird sie von ihren Eltern zu einem kinderlosen Paar in den Bergen gegeben, bevor sie dann mit 2 Jahren zu ihren Großeltern, welche weder lesen noch schreiben können, in ein Fischerdorf zieht. Kurze Zeit später stirbt Mao, welchen ihre Eltern verehrt haben, und China erlebt einen rasanten gesellschaftlichen Wandel. Mit 7 Jahren holen ihre Eltern Xiaolu zurück und schicken sie auf eine Schule, in der sie jedoch keinen gesellschaftlichen Anschluss findet und auch der Unterricht fällt ihr schwer, da sie stark kurzsichtig ist. Ihr Leben ändert sich grundlegend, als sie mit 20 an der Filmhochschule Peking angenommen wird und etwas später nach England, in den Wester, der komplett anders tickt, zieht. Schockierend werden die Zustände, die Kultur, die Gewalt gegenüber Frauen und auch bedrückende persönliche Erlebnisse geschildert, wodurch man viel über das damalige politische und gesellschaftliche System in China erfährt. Dabei hat die Autorin eine sehr persönliche Geschichte spannend und ergreifend geschrieben, die einen nicht nur ein mal betroffen macht. Wer sich für das Leben von Xiaolu und die Geschichte der chinesischen Gesellschaft interessiert, sollte "Es war einmal im Fernen Osten" unbedingt lesen!

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„Es war einmal im fernen Osten“ von Xiaolu Guo schlummerte jetzt schon eine Weile auf meinem SUB, bis ich kürzlich endlich in der passenden Lesestimmung war und dieses autobiographische Buch gelesen habe. Und ich muss sagen, dieses Buch hat mich eine ganze Weile beschäftigt. Nicht, weil es besonders dick wäre, nein, sondern weil es ziemlich „dicht“ war, reich an Informationen, und es vieles zu verdauen gab. Xiaolu Guo schreibt über ihre Kindheit in der hintersten Provinz Chinas, wo sie, von ihren Eltern abgeschoben, bei ihren Großeltern lebt. Es ist ein sehr ärmliches Leben, Xiaolu ist stets hungrig und Bildung ist ein Fremdwort. Ihre Großmutter wird regelmäßig von ihrem Mann verprügelt und so lernt Xiaolu schon früh, wie es um das Frauenbild im China der 70er Jahre steht. Als sie sieben ist, wird sie von ihren Eltern heim geholt und soll fortan zur Schule gehen. Für ihre Mutter und ihren Bruder ist sie nur ein zusätzliches hungriges Maul, nur ihr Vater behandelt Xiaolu wie einen Menschen oder gar eine Gleichgesinnte — denn beide lieben die Kunst. Auf die Schule hat Xiaolu sich gefreut, doch ihr dämmert langsam, dass sie stark kurzsichtig ist, und so kann sie nur in den Fächern, in denen sie mit den Lehrbüchern arbeiten, bestehen. Freunde findet sie keine, denn man hänselt sie wegen ihrer bäuerlichen und ärmlichen Herkunft. Erst, als Xiaolu es mit knapp zwanzig auf die Filmhochschule Pekings schafft, gewinnt ihr Leben endlich an Qualität. Schließlich entwurzelt sich Xiaolu selbst, als sie beschließt, in den Westen — genauer gesagt nach England — zieht, um ihre Filmausbildung fortzuführen. Kunst als Ausflucht Xiaolu lernt als kleines Mädchen nie Lesen und Schreiben. Ihre Großmutter ist Analphabetin, wie sehr viele Frauen zu der Zeit in der Provinz, und hätte es ihr auch nicht beibringen können. Erst, als Xiaolu in die Schule kommt, lernt sie das geschriebene Wort kennen. Sie verliebt sich in die Bildhaftigkeit der chinesischen Schriftzeichen und saugt alles Wissen darüber auf. Schon bald beginnt sie, Gedichte zu schreiben, und befasst sich mit Literatur. Ihr Vater, selbst ein Dichter und Künstler, nimmt sie bei der Hand, reicht ihr Bücher großer Autoren und bespricht zusammen mit ihr ihre Gedichte. Xiaolu findet in der Kunst des Schreibens eine Ausflucht aus ihrem Leben, das bisher alles andere als gut zu ihr war. Stets fällt sie in Ohnmacht, da sie sich als unterstes Glied in der Familienhierarchie auch nur zuletzt zu Essen nehmen darf und dann dementsprechend wenig übrig ist. Hänseleien in der Schule machen ihr den Alltag schwer und die Kälte ihrer Mutter löst in ihr Hass aus. Xiaolu möchte nur noch raus aus der Provinz und den starren Strukturen und wählt für sich die Filmbranche als Ziel aus. Drehbücher schreiben, das will sie, ihre Geschichten auf der großen Leinwand sehen. Doch selbst, als sie während ihres Filmstudiums ihre ersten Drehbücher einschickt, hat sie nicht mit der umfassenden chinesischen Zensur gerechnet, die ihr seitenweise Verbesserungsvorschläge zusendet und selbst nach Ausbesserung ihre Drehbücher stets ablehnt. So beginnt Xiaolu, selbst zu filmen. Gebundene Füße Mit Xiaolu Guos Werk habe ich viel über die chinesische Kultur und auch die dortigen Traditionen gelernt. Die der gebundenen Füße fand ich besonders grausig. Der Gang von Xiaolus Großmutter wird als „trippelnd“ beschrieben, und auch wenn Xiaolu hier nicht ins Detail geht und lediglich den Begriff „gebundene Füße“ erwähnt, so musste ich doch einmal nachschauen. Das Füßebinden war in China noch bis ins 20. Jahrhundert ein weit verbreiterter Brauch, bei dem bereits den jüngsten Mädchen die Füße so zusammengebunden wurden, dass sich ihre Zehen krümmen und der Fuß wie ein Lotusblatt aussieht. (Jeder mit schwachen Nerven sollte jetzt lieber nicht googlen.) Die Zehen wurden durch diesen langjährigen Prozess gebrochen und verstümmelt. Ich mag mir gar nicht die Schmerzen vorstellen! Die Männer Chinas haben die kleinen Füße, die in winzige Puppenschühchen gesteckt wurden, angebetet, und waren der Meinung, es verleihe der Frau einen anmutigeren Gang. High Heels inklusive Fußverstümmelung quasi. Da die Frau ja sowieso nur zuhause tätig war, war es auch nicht vonnöten, dass sie mit den gebundenen Füßen weitere Strecken zurück legt. Zum Weglaufen vor der häuslichen Gewalt waren die gebundenen Füße auch nicht mehr geeignet. Kinderbräute "Zwölf Jahre. Was bedeutete das für mich? Ich war gerade fünf geworden, nach der alten Tradition würde man mich schon in sieben Jahren verheiraten. Vielleicht würde es für mich ja zwei Esel geben […]." Genau wie Xiaolus Großmutter ist es vielen Frauen in China ergangen: Sie wurden in jungen Jahren an Männer zur Heirat verschachert. Da die Provinz sehr ärmlich war, wechselte als Bezahlung für die Tochter meist nur ein Sack Reis den Besitzer. Der freie Wille der Frau wird auch mit diesem Brauchtum ausgemerzt. Dadurch, dass die Mädchen so jung schon an den zukünftigen Mann übergeben werden, geraten sie schnell in eine Abhängigkeitssituation, da sie nichts anderes kennen als ihren Mann. Die mangelnde Bildung führt dann dazu, dass die Mädchen auch als Frau bei ihre Männern bleiben und sich um den Haushalt kümmern. Gewalt gegen Frauen "Meine Großeltern führten eine schreckliche Ehe. Großvater verprügelte seine Frau fast täglich […]." Xiaolu beschreibt extensiv die Gewalt gegen Frauen in China. Nicht nur werden Kinder (sprich: Mädchen) im Elternhaus verprügelt, sondern die Gewalt zieht sich wie ein Faden durch das Leben der Chinesinnen: Frauen werden regelmäßig von ihren Männern verprügelt, die Gründe dafür sind nichtig. Eine Frau ist stets ihrem Mann untergeordnet und sollte sie einen Jungen gebären, steht dieser in der Rangliste auch über ihr. Im China zu Xiaolus Zeit wird Frauen kein Respekt entgegengebracht, Xiaolus Großmutter lebt ihr Leben lang sogar ohne einen Namen. Zudem werden sehr viele der Mädchen, die langsam ihren Kinderschuhen entwachsen, missbraucht. Niemand spricht ein Wort, keines der Mädchen traut sich, sich an irgendjemanden zu wenden. Wie auch, wenn man als Frau ganz unten in der Familienhierarchie steht und sowieso niemanden interessiert, was man zu sagen hat? Xiaolu selbst wurde Opfer des regelmäßigen Missbrauchs über zwei ganze Jahre hinweg. Erst an der Filmhochschule in Peking vertraut sie sich ihren Zimmergenossinnen an, die alle ähnliches durchlebt zu haben scheinen. Für sie ist der Sex in einer heterosexuelle Beziehung stets von Gewalt und sexuellen Übergriffen geprägt, deshalb empfindet sie Liebe als das genaue Gegenteil von Sex. Trotzdem versucht sich Xiaolu in Beziehungen; bereits während ihrer Schulzeit in der Provinz schläft sie regelmäßig mit einem 15 Jahre älteren Lehrer.Zu einem späteren Zeitpunkt erfährt Xiaolu dann die Gewalt, die ihrer Großmutter durch ihren Großvater widerfahren ist, am eigenen Leib, nämlich als sie in Peking eine Beziehung mit einem Mann eingeht, der sie regelmäßig verprügelt. Xiaolu flüchtet und trifft die Entscheidung, nie wieder etwas mit einem Chinesen anzufangen. Immer weiter entwurzelt sie sich von ihrer Kultur, immer weniger sieht sie sich selbst als Chinesin, immer weniger identifiziert sie sich mit dem Brauchtum Chinas. Fazit "Schweigen hatte in China Tradition, denn es diente einem Zweck: nie über Tragödien reden, nie die Frage nach dem Sinn stellen, sondern einfach nach vorne schauen und weiterleben." Xiaolu Guo erzählt bedrückend und nüchtern von ihrer Kindheit und Jugend in der Provinz Chinas, ihrem Filmstudium in Peking und schließlich dem Leben in Großbritannien, wo sie ihr Studium fortsetzt und mit ihren Büchern erste Erfolge feiert. Stellenweise musste ich beim Lesen eine Pause machen, weil mir das alles doch zu deprimierend erschien, die Vorstellungskraft eines Lebens im China der 70er Jahre geht mir schlicht und ergreifend ab. Die Kapitel, in denen Guo ausführlich über ihr Studium berichtet, bezüglich der Filmtheorien ins Detail geht und seitenweise mit Namen um sich wirft, fand ich persönlich etwas langweilig, dafür haben die sprachwissenschaftlichen Passagen wieder einiges wett gemacht, wenn Guo sich über die mangelnde Bildhaftigkeit des Englischen auslässt. Die chinesische Kultur steht jedoch immer im Vordergrund und das ist für mich der spannende Teil. Ich habe durch „Es war einmal im fernen Osten“ wahnsinnig viel gelernt durch dieses Buch und werde die nächsten Bücher von chinesischen Autoren vielleicht in einem anderen Licht sehen können. Für jeden, der sich für die chinesische Kultur und ihre Traditionen interessiert, ist dieses Buch eine Empfehlung, da es persönlicher und angenehmer zu lesen als ein Sachbuch und anspruchsvoller als ein Roman ist.

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Am Anfang war ich schockiert über die Zustände die sie beschrieb. Man lernt immer viel über die Kultur zu welcher Zeit auch immer, es wird immer sehr viel beschrieben und die Frau scheint eine echte Kämpferin zu sein, sie musste wirklich einige Schicksalsschläge einkassieren. Es wirkte zu Beginn sehr interessant, man wollte sich mitteilen und man erfuhr wirklich viel über Politik, Kunst, Kultur und die normalen Zeiten die China erlebte. In der Mitte des Buches wuchs auch die Spannung und ein paar Seiten konnte ich es nicht mehr aus der Hand nehmen, das war aber schnell weg. Danach kam es mir vor als sei ich im Film, als sei einiges hinzugedichtet worden um es spannender zu machen. Mit dem kleinen Mädchen konnte ich mich gut identifizieren aber um so älter sie wurde um so seltsamer wurde Person und Entscheidungen. Es wurde gut unterteilt, jedes mal eine gute Überschrift und ab und zu ein orginal Bild. Allerdings hatte ich immer mehr das Gefühl in einem Film gelandet zu sein als in einer echten Biografie. Schade. Aber immerhin hatte sie ihr Glück gefunden.

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Meine Meinung Die Autorin ist lediglich fünf Jahre älter als ich, doch unsere beider Leben könnten sich nicht mehr unterscheiden als sie es tatsächlich tun. Ich bin ein Kind des Westens, sie des Fernen Ostens – Deutschland gegenüber China – krasser geht es kaum noch, wie mir nach dieser Autobiografie bewusst wurde. Xiaolu Guo wird 2013 Mutter einer Tochter und mit diesem Ereignis holt sie die Vergangenheit wieder ein, die sie versucht hat von sich abzuschütteln. Sie selbst war Tochter einer Mutter, mit der sie jegliche Gefühle verbunden hatten, nur nicht Liebe. Mit ihrer Tochter wird es anders sein. “Ich hielt sie ängstlich und ehrfurchtsvoll. So ist es gut, dachte ich. Dieses Kind wird hier Wurzeln schlagen. Meine Tochter wird mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Ganz anders als ihre Mutter, das kulturell verwaiste, vagabundierende Bauernmädchen.” (S. 11) Und so reisen wir mit der Autorin in ihre Vergangenheit zurück, an all die Plätze und in Situationen, mit denen sie Traurigkeit, Angst, Gewalt, Missbrauch aber auch Hoffnung ein neues Leben verbindet. Durch diese Autobiografie habe ich viel über das damalige China in Verbindung mit dem politischen System, der Bevölkerung und des Umbruchs erfahren. Xiaolu ist das zweite und unerwünschte Kind zur Zeit der Ein-Kind-Politik. Gleich nach der Geburt wurde sie an ein fremdes, kinderloses Ehepaar abgegeben und dieses hatte sie nach zwei Jahren an ihre Großeltern weitergereicht. Wegen der Kulturrevolution war ihr Vater im Arbeitslager und ihre Mutter konnte sich scheinbar nicht um ihren älteren Bruder und Xiaolu alleine kümmern. Dass sie einen Bruder hat erfuhr die Autorin erst mit sieben Jahren, als sie endlich ihre Eltern kennenlernen und dauerhaft zu ihnen ziehen sollte. Durch Erzählungen über ihre Großmutter, Mutter und die Beobachtung von anderen Frauen in ihrer Umgebung wird deutlich, dass Frauen nichts zu sagen haben. Sie gehören den Männern und haben zu tun was von ihnen verlangt und ihnen befohlen wird. “Ich war noch nicht lange aus Shitang weg und erst acht oder neun Jahre alt, doch nach der Schule musste ich das Essen für die Familie kochen, die Wäsche waschen, den Boden wischen und die Hühner füttern.” (S. 98) Doch Xiaolu lässt sich nicht unterkriegen. Sie erträgt die Vernachlässigung, den Hass und die Prügel ihrer Mutter, bildet sich weiter und schafft es als eine von 11 Studierenden an der Filmhochschule Peking zu werden, die aus einer Masse von 7000 Bewerbern ausgewählt wurden. Nun, fernab von Zuhause, blüht sie auf und bahnt sich ihren Weg, macht den Abschluss, doch die Zensur führt dazu, dass alle ihre Film-Drehbücher abgelehnt und nicht produziert werden. Ein Ausweg daraus war Bücher zu schreiben, von denen sie aber nicht sehr gut leben konnte. Erst als Autorin von Seifenopern schafft sie es etwas mehr Geld zu verdienen. Am meisten imponiert mir an der Autorin, dass sie trotz allem immer weiter nach vorne geschaut, sich neue Ziele gesetzt und an der Verwirklichung dieser stringent gearbeitet hat. Sie wollte in den Westen und dort ist sie hingekommen. Mit nichts in der Tasche, sehr schlechten Englischsprachkenntnissen und doch ist sie heute eine angesehene Regisseurin und Autorin von Büchern, von denen einige in über 20 Sprachen übersetzt worden sind. Ebenso hat sie Preise für manche ihrer (Dokumentar)Filme gewonnen. In ihrem Buch öffnet sie ihr Leben für die Welt und verarbeitet darin einige der schlimmsten Erlebnisse, die Kindern, Mädchen und Frauen widerfahren können. Sie versucht sich zu heilen. Großer Mut ist dazu nötig, wenn man so wie Xiaolu in der Öffentlichkeit steht. Xiaolus Geschichte liest sich flüssig und leicht. Hin und wieder regte sie mich zur weiteren Recherche an, denn ich wollte mir einen noch intensiveren Überblick über das Gesagte verschaffen. Das letzte Drittel zog sich etwas. Ihr Leben in England, zuerst in Baconsfield und dann in London, übte auf mich nicht mehr den Reiz aus, den ich empfand, als sie über China, ihre Familie und ihr Leben dort erzählte. Dieser Teil hätte für mich auch kürzer ausfallen dürfen. Nach dem Tod ihres Vaters, der neben der Großmutter (Mutter des Vaters) als einziger Gefühle und Verbundenheit zur Autorin zeigte, starb auch ihre Mutter. Und damit waren die Fesseln der Vergangenheit gesprengt. Der Abschlusssatz von Xiaolu Guo berührte mich sehr und gleichzeitig freute ich mich mit ihr auf ihren neuen Lebensabschnitt. “Anfang und Ende hatten sich getroffen. Meine Kindheit war vorbei, und ich fühlte mich endlich von der Bürde meiner Familie befreit.” (S. 366) Fazit Ein intensives, sehr persönliches Buch einer Frau, die sich nie aufgegeben hat. Sie trotzte der Geburtsordnung, dem Kommunismus, den Widrigkeiten und schuf sich ihre eigene Zukunft. Xiaolu Guo ist ein ganz besonderes Beispiel dafür, dass man sich aus manchen Zwängen befreien und sein Leben in die eigene Hand nehmen kann. Sie war als Kind elternlos, bis sieben Analphabetin, konnte nur den Dialekt der Region sprechen, in der sie aufgewachsen war und doch schreibt sie heute in Englisch, in einer Fremdsprache, die sie erst mit dreißig richtig zu sprechen und schreiben angefangen hatte. Ein sehr lesenswertes Buch, das ich jedem ans Herz lege, der mehr über China erfahren möchte.

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Xiaolus Leben beginnt holprig: Ihre Eltern, fanatische Anhänger Maos, geben ihre Tochter direkt nach der Geburt weg zu einem ärmlichen, kinderlosen Bauernpaar mitten in der Einöde der Berge. Halbverhungert und verwahrlost wird Xialou zwei Jahre später zu ihren Großeltern in ein Fischerdorf übergeben. Kurz darauf stirbt Mao, der „Große Vorsitzende“ und ein rasanter gesellschaftlicher Wandel vollzieht sich in der Republik China. Für Xialou ergibt sich die Möglichkeit, als Filmemacherin und Autorin aufzusteigen und ein Leben zwischen den Welten zu führen. - Für mich eine zugegebenermaßen ziemlich unbekannte Person, Xiaolu Gu. Gehört hatte ich den Namen, in der Buchszene ist sie ja keine Unbekannte. Aber gelesen hatte ich noch nichts von ihr. Biografien liebe ich - Leben sind so spannend. Egal ob Rockstars, Politiker, der „Unbekannte von nebenan“ oder eben eine Schriftstellerin und Regisseurin … man kann so viel mitnehmen aus den Geschichten anderer Menschen, erfährt so Vieles, was einem vorher unbekannt war. Aus diesem Grund habe ich begeistert zugegriffen, als ich die Möglichkeit bekam, „Es war einmal im fernen Osten“ zu lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Eine wahnsinnig spannende, oft herzzerreissende und sehr emotionale Reise, auf die man mitgenommen wird, wenn Xiaolu ihr Leben Revue passieren lässt. Sprachlich sehr elegant, sehr persönlich wird man schnell reingezogen in die Erinnerungen der Schriftstellerinnen, lebt mit wenn sie berichtet. Man erfährt viel über China, seine Politik und die Gesellschaft - und bekommt Einblicke in das oft so brutale kommunistische System Maos. Unfreiheiten, Zwänge und grade die Rechtlosigkeit der Frauen werden einem sehr bewusst, wenn man liest und dann versteht, was Frauen wie Xiaolu mitgemacht haben. Sie berichtet von Missbrauch, Armut und Gewalt, aus der sie sich nach und nach befreien kann, die sie aber für ihr Leben geprägt haben. Grausam und faszinierend zugleich, die ersten Jahre in ihrem Leben, sehr gut geschildert und nachzufühlen. Der Politik- und Machtwechsel in China eine Befreiung, nicht nur für Xiaolu. Man reist mit ihr über Peking und nach England, erlebt, wie sie zerrissen ist zwischen den Kulturen, fühlt ihr Heimweh und ihre Rastlosigkeit. Ein bisschen flacht das Buch ab im letzten Drittel, es ist langatmiger und inhaltich weniger facettenreich. Nichtsdestotrotz ist es eine wahnsinnig faszinierende Biografie einer spannenden Persönlichkeit und gleichzeitig ein sehr persönlicher und informativer Einblick in eine Kultur, die für uns oft fremd ist.

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Xiaolu Guos kraftvolle Erzählstimme habe ich bereits kennen- und lieben gelernt in ihrem Roman „Ich bin China„. Mit „Es war einmal im Fernen Osten“ hat sie ein ganz persönliches Buch verfasst, das den Leser tief im Mark erschüttert: Xiaolu Guo berichtet von ihrer Kindheit und dem Heranwachsen in einem China, das von der Kulturrevolution sowie der Ein-Kind-Politik gebeutelt ist. Sie erzählt ihre schwierige Familiengeschichte und von den traditionellen Rollen zwischen Mann und Frau, die besonders ihre Großmutter hart getroffen hat. Die tragische Geschichte von Xiaolu beginnt schon als sie ein Baby ist, denn ihre Eltern geben sie an eine arme Bauernfamilie ab. An diese ersten beiden Jahre kann sie sich nicht erinnern, doch aufgrund der Armut dieser Familie landet Xiaolu mit zwei Jahren wieder bei ihren Großeltern, die in einem kleinen Dorf am Meer, in Shitang, leben. Dort erlebt sie in den nächsten Jahren eine harte Zeit. Ihr Großvater ist gefühlskalt und gewalttätig gegenüber ihrer Großmutter. Aber das ist keine Besonderheit, denn in Shitang hört man ständig die Schläge von Männern und das Weinen von Frauen. „Shitang war zu einem Stein in meiner Brust geworden. Die scharfen Ekcen und Kanten der Steinhäuser hatten auch mich versteinert, mich unbarmherzig und aggressiv gemacht.“ (Es war einmal im Fernen Osten | Xiaolu Guo | S. 26) Es war einmal im Fernen Osten – der Stand der Frauen Aber nicht nur die ersten Lebensjahre von Xiaolu Guo sind traurige Jahre, sondern auch die ihrer geliebten Großmutter. Denn ihre Großmutter hat durchweg ein unterdrücktes und von Gewalt durchzogenes Leben führen müssen. Nicht einmal einen echten Namen hat man ihr als Frau zugestanden. Sie war immer nur die Ehefrau ihres Mannes oder die Mutter ihres Sohnes Xiuling. Sie wurde unterdrückt und ihre Füße schon als Kind gebunden. Sie kann sich deshalb nur schlecht bewegen, den Haushalt und die schwere Arbeit muss sie dennoch verrichten und auch im Dorf am Meer, wurde sie nie richtig aufgenommen als eine, die sich nicht richtig mit den Gebräuchen dieser Gegend auskannte. Als Xiaolu mit 7 Jahren ihre Eltern kennenlernt, beginnt für sie in neues Leben. Ihre Großmutter wird zurück gelassen und sie zieht für die Schule mit ihren Eltern nach Wenling. Dort erfährt sie, dass sie auch einen älteren Bruder hat, doch statt geschwisterlicher Liebe herrscht zwischen den beiden ein Konkurrenzkampf. Ihre Mutter ist eine kaltherzige Frau, die von Xiaolu nicht viel hält. Für sie ist sie nur ein Maul mehr, das gestopft werden muss. Zu ihrem Vater fühlt sie sich hingegen hingezogen, denn dieser ist ein ruhiger Mann und Künstler. Er ist der einzige – neben ihrer Großmutter – der Xiaolu in ihrem Bestreben etwas aus ihrem Leben zu machen, unterstützt. Doch gegen ihre Mutter erhebt er kein Wort und so bleibt die Beziehung zwischen Xiaolu und ihrer Mutter weiterhin erkaltet. Es war einmal im Fernen Osten – ein Stück (chinesische) Frauen-Geschichte Xiaolu Guos Buch ist nicht nur eine Geschichte über ihre eigene Vergangenheit und ihre Familie. Sie ist ein Stück chinesische Geschichte verbunden mit dem Fokus auf das Leben als Frau in den 1970er Jahren und danach in einem kommunistischen System. Sie erzählt von Missbrauch, Gewalt und Unterdrückung sowie Zensur, aber auch von den Chancen, die ihr durch ihre eigene Zielstrebigkeit gegeben wurden. Sie berichtet von ihrer Naivität und dem Glück, das sie in den Westen geführt hat. „Es war einmal im Fernen Osten“ ist eine Geschichte aus einer anderen Welt. Ihre kraftvolle Stimme entführt den Leser regelrecht auf jeder einzelnen Seite. Manchmal hat sie etwas Magisches und dann wiederum trifft sie die brutale Realität wie ein scharfes Messer: Unterdrückung, Missbrauch und Rechtelosigkeit von Frauen als Normalität. „Es war einmal im Fernen Osten“ ist ein Buch, das die Geschichte einer Frau erzählt, die die meiste Zeit ihres Lebens einsam war. Ein Zuhause hat sie weder in ihrer Heimat aufgrund ihrer schwierigen Familiengeschichte gefunden, noch im Westen, dessen Sprache sie kaum sprach. Sie ist dennoch ihren Weg weitergegangen. Einsamkeit war immer ein Teil von Xiaolu Guo. Umso beeindruckender ist es, dass sie mit diesem überaus persönlichen Buch ihre Einsamkeit und ihre erschreckende Vergangenheit nicht verheimlicht, sondern mit uns teilt. Denn Einsamkeit und Unfreiheit treffen in China wahrscheinlich immer noch viele Frauen. „Es war einmal im Fernen Osten“ hat mich tief beeindruckt und mir wieder vorgehalten, wie privilegiert ich in der westlichen Welt als Frau bin.

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Ein Leben zwischen zwei Welten 💓💓💓 💓 Es war einmal im Fernen Osten Der faszinierende Weg einer Frau aus einer chinesischen Fischerhütte in die Metropolen des Westens. Es ist kein einfacher Start ins Leben: Gleich nach der Geburt geben die Eltern, glühende Anhänger Maos, ihre Tochter Xiaolu in die Obhut eines armen Bauernpaares. Zwei Jahre später landet die halbverhungerte Kleine bei den Großeltern in einem Fischernest am Ostchinesischen Meer. Ein Jahr später stirb der "Große Vorsitzende", und in China beginnt ein dramatischer gesellschaftlicher Wandel, der Xiaolu Guo die Möglichkeit eröffnet, als Autorin und Filmemacherin zwischen den Welten zu leben. Zum Buch :) Verlag: Knaus Preis: 24€ Seitenzahl: 366 Erster Eindruck: Normalerweise gefallen mir Bücher, die das Gesicht einer echten Person auf dem Cover haben, nicht so sehr, weil sich meine Fantasie bei der Vorstellung der Hauptpersonen eingeschränkt fühlt. Da dieses Buch jedoch eine Art "Autobiografie" ist, konnte ich beim ersten Draufgucken noch mal darüber hinwegsehen :) Das Cover wurde eigentlich relativ schlicht gehalten, was mir sehr gut gefällt, da es auch zu der Autorin und dem Charakterteil von ihr, den ich im Buch kennengelernt habe, passt. Außerdem ist nur die Hälfte von Xiaolus Gesicht zu sehen, sodass man immernoch etwas Freiraum hat, sie sich vorzustellen. Das Buch an sich ist in mehrere Teile gegliedert, die meist mit einem Ortswechsel oder einem neuen Lebensabschnitt von Xiaolu folgen. Dabei gefällt mir sehr gut, dass bei jedem neuen Abschnitt ein Foto von Xiaolu eingefügt wurde. Meinung: Allgemein hat mich die Geschichte von Anfang an sehr interessiert, da sie mich ein bisschen an "Schwarze Magnolie" (hier zur Rezension) erinnert hat. Inhaltlich und auch vom Schreibstil her, war Xiaolus Buch jedoch komplett anders. Zum einen hat es mir sehr gut gefallen, wie objektiv sie von ihrer Kindheit erzählt hat. Sie hat nichts beschönigt und keinen Teil ausgelassen, auch wenn es einige Male nicht schön zu lesen war, was sie erzählte. Aber das gefällt mir am Besten, so kann man am besten mitfiebern. Zum anderen hat sie aber auch Gefühle reingebracht, die sie gegenüber Personen hatte, zu der Zeit, wo sie zum Beispiel bei ihren Eltern gewohnt hat, aber auch heute. Nicht so gut hat mir gefallen, dass zum Beispiel die Geschichte vonXiaolu in der Obhut des Bauernpaares ganz ausgelassen wurde. Natürlich war das, als sie noch ganz klein war und sie hat keine Erinnerung mehr daran, aber dafür, dass es im Klappentext so lang und breit erwähnt wurde, hätte ich etwas mehr über diesen Lebensabschnitt erwartet. Trotzdem ließ sich das Buch sehr schnell und leicht lesen. Manchmal, wenn ich aufhörte zu lesen, blieben meine Gedanken an der Geschichte hängen und ich musste irgendwann weiterlesen. Das sind die besten Bücher, die das mit mir machen.

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