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Rezensionen zu
Nichts, um sein Haupt zu betten

Françoise Frenkel

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Francoise Frenkel war eine Bücherliebhaberin und Autorin. Sie stammt aus einer polnischen jüdischen Familie. Nachdem sie in Paris Literaturwissenschaft studierte, eröffnete sie 1921 mit ihrem Mann „La Maison du Livre francais“ die erste französische Buchhandlung in Berlin. Doch 1939 flieht sie vor dem Nationalsozialismus, über Paris quer durch Frankreich, bis nach Nizza. In dem Buch „Nichts, um sein Haupt zu betten“ erzählt die Autorin nach dem Krieg von ihren Jahren in Nazi-Deutschland und ihrer Flucht. Das Buch hat fast die Form eines Tagebuches, in dem die Erlebnisse chronologisch erzählt werden. Dabei werden die Kapiteln in Städtenamen aufgeteilt und es ist möglich der Autorin in ihrer Flucht zu folgen. Die dramatischen Ereignisse werden in einer neutralen Sprache wiedergegeben, was vielleicht auch an der Übersetzung liegen kann. Francoise Frenkel hat das Buch im September 1945 in der Schweiz veröffentlicht, das durch Zufall wiederentdeckt und nachgedruckt wurde. Francoise Frenkel erzählt über ihre Erlebnisse sowie Beobachtungen. Sie lernt sehr viele Leute kennen, zum einen die, die für Flüchtlinge ihr Leben riskieren, zum anderen auch die, die sich an den Flüchtlingen bereichern wollen. Es ist mir ehrlich gesagt etwas schwer gefallen, das Buch in ein Genre einzuordnen, man kann das eigentlich auch als einen autobiografischen Roman betrachten, das auf jeden Fall viel zu bieten hat.

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Dieser Zeugenbericht von Françoise Frenkel ist unglaublich und ergreifend zugleich. Die polnische Jüdin erfüllte sich nach ihrem Literaturstudium in Paris einen Traum und eröffnete 1921 eine französische Buchhandlung in Berlin. 19 Jahre später, kurz vor Ausbruch des Krieges, musste sie das Geschäft aufgeben und nach Paris flüchten. Ab da beginnt eine Odyssee quer durch das besetzte Frankreich über Avignon, Vichy und Nizza bis in die Schweiz, die man sich kaum vorstellen kann, würde die Autorin sie nicht so fesselnd und authentisch schildern. Sie berichtet von den Lebensverhältnissen während der Vichy-Regierung, als die Bevölkerung den Besatzern und ihren dekadentem Lebensstil möglichst aus dem Weg ging. Die Lage spitzt sich jedoch immer mehr zu, und bald stehen Diebstähle, Erpressungen, Flucht, Verhaftungen und Deportationen auf der Tagesordnung. Was die Menschen damals nicht alles versucht haben, um sich in Sicherheit zu bringen! Das Besondere an ihrem Bericht ist, dass Frenkel immer wieder die Menschlichkeit hervorhebt, die sie in ihrem durch Einsamkeit, Angst und Schrecken geprägtes Leben erfahren hat. So beschreibt sie viele bewegende Szenen der Solidarität, zum Beispiel auf der Post, wo sich Menschen voller Hoffnung und Erwartung zusammenfanden und sich Mut zusprachen, im Zug, wo Reisende sich gegenseitig Fotos von Familienangehörigen und Mitbringsel zeigten und Lebensmittel schenkten oder im Hotel Roseraie, das Flüchtlinge verschiedenster Nationalitäten aufnahm. Wie anders wäre ihr Leben verlaufen, wenn Frenkel nicht Menschen voller Güte und Fürsorge wie das Ehepaar Marius getroffen hätte, die ihr in Nizza Unterschlupf boten und ihr Leben riskierten. Sie versäumt ebensowenig, ihre Empfänglichkeit für die Schönheit der Natur und der Städte zu beschreiben und die Stimmung an der Promenade des Anglais oder auf einem Blumenmarkt atmosphärisch wiederzugeben. Ihr Zeugenbericht ist ein Juwel und hat sich stark in mein Gedächtnis eingeprägt.

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