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Rezensionen zu
Hatten wir nicht mal Sex in den 80ern?

Timo Blunck

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Musik. Sex. Drogen. Liebe.

Von: M.

10.04.2018

Ein Buch, welches man nicht nur auf eine Weise lesen kann. So kann sich der Leser selbst aussuchen, ob er lieber wie die Therapeutin im Buch alles durcheinander hört, oder ob er lieber alle Einzelheiten des Lebens eines jungen Mannes, welcher die Musik sehr liebt, in chonologischer Reihenfolge lesen möchte. Ein Buch, welches sich intensiv mit dem Leben eines jungen Mannes beschäftigt, der nicht alleine in seinem Kopf ist und die Musik liebt. Seinen Erzählungen kann man nicht immer genau folgen, aber genau das ist es, was einen neugierig macht auf den Rest seiner Erzählung.

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Oder, könnte man den Titel auch anders formulieren: Gab´s was anderes als Sex und Party in den 80ern? Denn in solches gerät das erzählende Ich des wohl hoch autobiographischen Romans von Timo Blunck, Ex „Palais Schaumburg“ Musiker, ständig hinein. Oder besser, die beiden erzählenden Ich´s des Romans, denn Schröder (die Hauptfigur) ist zwei. Einmal jener, bestens gewillt und eigentlich harmlos, der erst mit Ende 20 das erste Bier getrunken hat, brav war, immer Recht hatte. „Mein einziges Laster war Sex. Blümchensex!“. Was sich ändern wird. Durch „Knirpsi“, den andern Teil seiner Persönlichkeit, der sich mehr und mehr und ungefragt in seinem Kopf ausbreitet „Knirpsi fährt bestimmt zur Hölle, wenn er Glück hat. Und Ich?“. So schießt es Schröder durch den Kopf, als er seinen Körper in einer Art Todeserfahrung wie unter der Decke schwebend unter sich liegen sieht. Was dann der Auslöser ist, sich einer Psychologin „anvertrauen zu müssen“, die bereits als Persönlichkeit kaum dem entspricht, was man sich landläufig unter einer Psychologin vorstellt. Mit der Schröder nun und für den Rest des Buches seine Lebensgeschichte aufrollt, angefangen bei der drängenden Lust seiner Eltern, unbedingt Hippies sein zu wollen (was fulminant lustig erzählt wird, denn das hat schon zwanghafte Züge bei Schröder zu Hause). Für „Knirpsi“ hingegen sind das Initialzündungen. „Wie so vieles in unserer Kindheit verstand er auch die Niendorfer Version des „Summer of Love“ falsch“. Gut (zumindest prägend für all dieses Leben“, dass sich Schröder und Knirpsi in einem einig sind. „Ach Sophie…..die erste und einzige Frau, auf die Knirpsi und ich uns einigen konnten“. „Sie öffnet die Robe, lässt sie fallen. Mir bleibt die Spucke weg. 50? Wenn die Zeit spuren hinterlassen hat, kann ich sie nicht sehen“. Und Schröder kann es nun wirklich beurteilen, bei dem vielen nackten Fleisch, was ihm im Lauf der Jahre unterkommt und all den wilden Treffen, von denen eins an das andere gereiht zu sein scheint. Ein verdrehter, manchmal auch langwieriger, oft aber sprachlich und inhaltlich frisch daher erzählter Roman aus der „Musik-Szene“ der 80er Jahre, in dem man ebenfalls munter mit raten kann, welcher damals (vielleicht auch bis heute) Prominente sich hinter welchen Pseudonym im Buch verbirgt. Allerdings, auch das muss man sagen, diese Zeit ist doch lange her und so bietet das Buch einiges auch an Längen, die eher für Insider noch interessant sein können. Insgesamt aber eine legere Lektüre, in der Blunck die Atmosphäre jener Zeit und darüber hinaus gut vermittelt auferstehen lässt.

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Über 100 Frauengeschichten, Schlägereien, wilde Partys, Drogen-Nächte und eine Reise um den gesamten Globus. Schröder hat epische Kapitel für seinen Lebenslauf kreiert. Wenn man sich am Ende des Lebens an die Highlights erinnern soll, die das Leben ausgemacht haben, kann Schröder ein bibeldickes Buch manifestieren. Aber er ist nicht stolz auf sein Leben. Vielmehr bereut er die Odyssee seiner Lebenstortur. Nachdem er betrunken und high zusammenbricht, zwingt ihn seine Schwester Esther dazu, sich in Therapie zu begeben. Dr. Schulz bekommt seine gesamte Lebensgeschichte zu hören und wird von der Geschichte so stark angezogen, dass sie jegliches Zeitgefühl verliert. Wer ist dieser Schröder? Nach der Lektüre kann man diese Frage sehr leicht beantworten. Es ist eine Figur, die über 50 ist und erfolgreich durch viele Länder mit seiner Band tourte. Zusammen mit seinem imaginären Begleiter Knirpsi, der ihm immer wieder suggeriert, was er tun und denken soll. Er fungiert als dunkle Seite in seinem Hirn. Bereits früh wollte Schröder nicht so sein wie seine hochgebildeten Eltern. Seine Distanz zu seinem Vater, der Uni-Professor ist, führt ihn zu einem Draufgängerleben. Erste Sexerfahrungen erlebt er daher erst mit seiner Flucht. Die daraus evozierte erste Liebe ist zum Scheitern verurteilt. Über Jahre hinweg lernt er das Leben der Randgesellschaft kennen. Aus diesen Erfahrungen entwickelt er ein eigenes Bild von der perfekten Frau. Statt süß, intelligent, hübsch und sozial, entscheidet er sich für verrucht, geil, extrovertiert und abenteuerlustig. Timo Blunck war selbst erfolgreicher Bassist einer Band und projiziert seine Erfahrungen auf den Inhalt dieses Buches. Es wirkt selten verstellt und solidarisiert sich mit einer Authentizität der Texte. Besonderes Augenmerk legt er dabei auf die 80er Jahre, die für ihn besinnungslose Sexorgien implizieren. Die Geschichte dreht sich neben zahlreichen Abenteuern, Sexorgien und Sexlüsten auch um die Erfahrungen der Liebe. Schröder erschafft sich das Bild seiner perfekten Frau in Sophia, die es meisterhaft versteht sein Leben in ein Dramastück zu verwandeln. Sie bringt ihn in die kuriosesten Situationen und drängt ihn ständig zu Entscheidungen, die verlustgeprägt sind. Während er in Sehnsucht verfällt und die Liebe zu einer Reise macht, die ständig auf ihren Lebenswegen flaniert, beschäftigt sie sich ständig auch mit anderen Männern. Der Schreibstil des Autors ist sehr prägnant. Sein Ich-Erzähler wirkt ständig authentisch und man kann sich äußerst schnell mit ihm identifizieren. Leider verliert sich das Buch mit ansteigender Seitenzahl in Banalität. Schröder verliert viel Sympathie, weil er Entscheidungen wie ein kleiner Schuljunge trifft. Das Buch beleuchtet ständig neue Zeitepochen und selbst diese verlieren mit zunehmenden Fortschreiten des Buches an Bildhaftigkeit und Emotion. Mühsam quält man sich letztendlich bis zum Schluss. Marcel Reich-Ranicki forderte daraufhin oftmals 200 Seiten weniger. Diese hätten diesem Buch tatsächlich deutlich mehr Strahlkraft verliehen.

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