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Rezensionen zu
Das unaufhaltsame Fließen

Christian Haller

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Es gibt Einschnitte im Leben, die einen zwingen, auf sein bisheriges Leben zurückzublicken und sich neu zu orientieren. Bei Christian Haller war es ein Hochwasser, das sein Haus am Rhein wegriss. In diesem zweiten Band seines autobiografischen Romanprojekts besichtigt er die Renovierungsarbeiten und erinnert sich, dass ihm seine Existenz als Zwanzigjähriger ähnlich brüchig vorkam wie das Fundament seines Hauses. Mit seinen Gedanken und Erfahrungen konnte ich mich stellenweise gut identifizieren. Ich kenne sie auch – diese Phasen, in denen man an mehreren Schreibprojekten arbeitet, aber nirgends so richtig vorankommt. Auch der Ich-Erzähler wartet auf einen Befreiungsschlag. Nachdem er für seine Märchen und Gedichte keinen Verleger findet, stürzt er sich euphorisch auf ein neues Projekt: den Nachlass des Dichters Adrien Turel zu sichten und zu sichern. Gut nachvollziehen konnte ich auch das Gefühl, in einer Parallelwelt zu leben, in der man von literarischen Texten und Romanfiguren umgeben ist. Man spürt die Notwendigkeit, sich der Wirklichkeit zu stellen und mit realen Menschen in Kontakt zu treten, findet jedoch keine passende Gelegenheit. Erstaunt hat mich dann doch, dass der Ich-Erzähler nach einer Tätigkeit als Aushilfslehrer ein Zoologie-Studium aufnimmt, was so gar nicht zu dem Bild passte, das ich mir bis dahin von ihm gemacht hatte. Das Gebiet stellt sich zwar auch nicht als seine Berufung heraus, liefert ihm jedoch immerhin interessante Einsichten, zum Beispiel wie gegensätzlich die Vorgehensweisen in der wissenschaftlichen und in der literarischen Arbeit sind. Während Haller noch auf der Suche nach dem für ihn stimmigen Lebenskonzept ist, geht seine Freundin Pippa als Theaterschauspielerin zielstrebig ihren Weg. Dass er durch Zufall einen Posten in der Gottfried Duftweiler Stiftung bekommt, ist Ironie des Schicksals. Zunächst glaubt er, nun endlich die große Welt kennenzulernen und in der Gegenwart und Wirklichkeit anzukommen. Er erkennt jedoch schnell, dass er auch an seinem neuen Arbeitsplatz nichts weiter ist, als eine Figur in einem makabren Drehbuch, das er nicht einmal selbst geschrieben hat. Er wird zur Marionette, die für politische und wirtschaftliche Machenschaften ausgenutzt wird. Einen Vorteil kann er daraus nur ziehen, indem er einfach mitspielt und Stoff für künftige literarische Arbeiten sammelt. Ich bewundere die Offenheit, mit der der Autor seine verschiedenen Lebensstationen und ernüchternden Erfahrungen beschreibt und kritisch mit sich ins Gericht geht. Bei der Zeichnung der Nebenfiguren und -schauplätze hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. So ließ in manchen Passagen meine Aufmerksamkeit etwas nach. Vielleicht wartete ich auch vergeblich darauf, dass Haller durch seine vielseitigen Erfahrungen zu einer Erkenntnis kommt, die ihm endlich den richtigen Weg weist. Aber das geschieht ja vielleicht im dritten Band. Man darf gespannt sein.

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