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Rezensionen zu
kaddish.com

Nathan Englander

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Kaddish.com

Von: Myriade

26.01.2022

Als „witzig“ und „übermütig“ wird dieses Buch am Cover beschrieben. Das kann ich gar nicht nachvollziehen, denn der Roman ist zwar humorvoll, man kann immer wieder schmunzeln, aber er ist weder „witzig“ noch „übermütig“. Es geht in diesem Text um religiöse Identität und um Prägungen und Gewohnheiten, um einen Mann aus einer orthodoxen jüdischen Familie in Tennessee, Larry, der meint, die strengen Regeln und Gebräuche des Judentums, wie sie in seiner Familie gelebt werden hinter sich gelassen zu haben, an vieles nicht mehr zu glauben. Aber dann stirbt sein Vater und als einziger Sohn wäre es seine Aufgabe, elf Monate lang mehrmals täglich das Kaddish, das Totengebet zu sprechen. Wenn er auch nur ein Gebet ausließe, wäre das für seinen Vater im Jenseits ein Problem, so weiß die orthodoxe Familie und die gesamte Gemeinde. „Glaubt wirklich jemand, dass Gott mit einer Punktekarte dahockt und jedes von Larrys Gebeten mit einem Häkchen versieht.“ p.32 Larry, der zu diesem Zeitpunkt, kurz nach dem Tod des Vaters, der Religion völlig distanziert gegenübersteht, findet eine Lösung für sein Dilemma. Als Leser*in wundert man sich, mit welcher Naivität er an die Lösung des Problems herangeht. Tja, und dann kommt der zweite Teil des Buchs und wir finden keinen Larry mehr sondern einen Shuli, der sich in einem absolut orthodoxen Milieu bewegt. Ich habe es nicht kommen sehen und fand es sehr erstaunlich. Was ich an dem Buch äußerst gelungen finde, ist, dass sich der Autor jeglicher Beurteilungen enthält. Er wertet nicht, er beschreibt einfach, was ist. Das behält er auch bei, als sich die Handlung im dritten und vierten Teil nach Jerusalem verlagert; und nicht irgendwohin sondern in eine Schul, eine orthodoxe Thora-Schule. Ich finde, dass der Autor es wunderbar schafft, die Leser*innen einfach mitzunehmen in diese Welt, die den meisten doch skurril erscheinen wird. Aber es gelingt Nathan Englander, die Welt der orthodoxen Juden in Jerusalem einfach zu beschreiben ohne zu berücksichtigen, wie seltsam es doch eigentlich ist wenn zB die Zustimmung Gottes zu einer bestimmten Kopfbedeckung davon abhängt, ob diese Kopfbedeckung auch genau die richtigen Maße hat oder dass in einer orthodoxen Küche abgesehen von zwei Kühlschränken wegen der Trennung von Fleisch und Milch auch zwei getrennte Abwaschbecken vorhanden sein müssen und auch das gesamte Geschirr in eine Fleisch- und eine Milchausstattung geteilt ist. Ein sehr gelungenes Buch, das in Welten entführt, die jemand, der/die nicht zum orthodoxen Judentum gehört, kaum kennenlernen wird und dies auch in einer Weise tut, die nicht Seltsamkeiten vorführt. Und dann das Ende! Nein, ich verrate es nicht. Es ist sehr überraschend und wenn ich darüber nachdenke eigentlich sehr lebensbejahend. Ein Plädoyer dafür, dass vieles nebeneinander Platz finden kann und viele auf ganz verschiedene Art glücklich sein können innerhalb ihrer eigenen Welt.

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Once again – der Klappentext hat mich im Stich gelassen! Ich hab etwas ganz anderes erwartet, war am Ende aber nicht enttäuscht. Nachdem Schuli (vormals der Larry aus dem Klappentext) zurück zur Religion gefunden hat macht es ihn ganz wahnsinnig, dass er seine Sohnespflicht, das Kaddisch für seinen toten Vater zu sprechen, an eine Internetseite abgetreten hat und versucht ganz verzweifelt sie zurückzubekommen. Allerdings ist das schwieriger als zuerst vermutet und er macht sich letztlich sogar auf nach Jerusalem… Ich kenne ein paar der Basics was das Judentum angeht, bin aber bei weitem nicht so bewandert, wie das Buch es voraussetzt. Was ist ein Kaddisch? Keine Idee. Im Buch gibt es zwar ein Glossar, aber das hat mich auch nur unzureichend informiert. Wer sich also für das Buch interessiert, sollte im besten Fall kein Judentum-Noob sein, oder sich wenigstens darauf vorbereiten, den ein oder anderen Begriff nachzuschlagen. ich hab bis jetzt ein paar Romane gelesen, die einen jüdischen Twist hatten und ich hab sie alle gerne gelesen. „kaddish.com“ war jetzt allerdings die erste Geschichte zum jüdischen Glauben hin und das fand ich spannend. Am Anfang des Buches haben wir Larry, der sich vom Glauben losgesagt hat und am Ende haben wir Schuli, der so fest an etwas glauben kann, dass er diesem Glauben alles andere unterordnet. Wenngleich ich so einen tiefen Glauben nur bedingt nachvollziehen kann und ich es zweitweise schon ein bisschen gruselig fand wie weit Schuli für diesen Glauben zu gehen bereit war und wie gefangen er in seiner selbst auferlegten Aufgabe war, war es auf der anderen Seite sehr anschaulich und nachvollziehbar von Nathan Englander geschrieben. Ich mochte den Jist der Geschichte – es ist in Ordnung sich selbst zu vergeben, der Glaube sollte nicht dazu da sein dich einzuengen und ein paar Glasdildos hier und da können auch der ernstesten Geschichte nicht schaden. ich hab ein bisschen was anderes erwartet und ich gebe hier dem Klappentext die Schuld, aber es war ein gutes Buch, das ich gerne gelesen habe 🙂

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Auf diesen Roman war ich sehr neugierig. Beim Lesen musste ich allerdings feststellen, dass nicht die im Klappentext angegebene Geschichte erzählt wird - jedenfalls nicht was der Zeitpunkt betrifft. Nach dem Tod seines Vaters sitzt der etwa 30jährige Larry eher gezwungenermassen Schiwa und streitet sich mit seiner Schwester. Larry würde lieber anders trauern als so streng vorgegeben wie es in der talmudischen Tradition üblich ist. Am Ende der siebentägigen Trauerzeit erwartet ihn die Ansage, dass er als Sohn des Verstorbenen die Pflicht hat, für die nächsten elf Monate täglich das "Kaddisch" (eins der wichtigsten Gebete im Judentum, ähnlich dem christlichen "Vater unser") zu beten. Larry jedoch findet schnell einen Weg, dies zu umgehen und ist ganz happy mit seiner Idee: jemanden dafür zu bezahlen, wie es auf der entsprechenden Website kaddish.com angeboten wird. Jahre später bereut er seinen damaligen Entschluss und wird wieder fromm. Er ändert seinen Lebensstil, studiert die Thora, wird Lehrer, heiratet, hat eine Familie. Nochmals einige Jahre später - aus dem mittlerweile etwa 50 Jahre alten Larry ist Rabbi Shuli geworden - wird er an einem Anlass stark getriggert. Die zwanzig Jahre zwischen dem Tod seines Vaters und diesem Anlass ist nur kurz zusammengefasst und erst jetzt geht es eigentlich richtig los mit der Geschichte. Seine Schuldgefühle lassen Shuli keine Ruhe mehr und er nimmt sich vor, den damaligen Jeschiwa-Schüler Chemi aufzuspüren, damit er ihm die Verantwortung für seinen verstorbenen Vater, quasi sein Geburtsrecht, was traditionell durch dem Anderen etwas in die Hand legen bestätigt wird, wieder zurück gibt. Nun beginnt eine abenteuerliche und für die Leser, weniger für Shuli, amüsante Reise, die gleichzeitig aber auch etwas Trauriges und Tragisches an sich hat. Nathan Engländer erzählt wie Shuli sich in sein Vorhaben rein steigert, wie nicht nur seine Familie unter seinem Aktionismus leidet, sondern er sich vor lauter Besessenheit auch nicht mehr an einige seiner selbst aufgestellten Regeln wie zum Beispiel dem Thema Computernutzung hält und Schüler für ihn "arbeiten" lässt. Ich selbst erwartete laut Klappentext eine andere Geschichte, bzw. dass es eben um "Larry, direkt im Trauerjahr" geht und nicht um "Larry, dreissig Jahre später". Mich hätte das Trauerjahr mit einem ungläubigem Larry, der Rituale und den Glauben hinterfragt und vielleicht zu einem eigenen Glaubensverständnis findet, viel eher interessiert, als einen geläuterten Rabbi mit schlechtem Gewissen. Die Theologin in mir würde am liebsten eine Abhandlung über Shuli schreiben, denn der Roman birgt vieles. Shuli ist so fixiert darauf Abbitte zu leisten und den starren Regeln zu entsprechen, so dass er überhaupt nicht mehr frei ist in seinem Glauben. Das Zureden seiner Frau "Du darfst dir selbst vergeben" kann er mit seinen Schuldgefühlen als der vermeintlich verlorene Sohn nicht für sich annehmen. Er kann ihr nicht mal richtig zuhören und überhört das Friedensangebot vor lauter Gefangensein in seinem Sühnedenken. Obwohl die Story zwar ganz anders als erwartet war, fand ich sie schlussendlich gut durchdacht und auf eine spezielle Art witzig. Ab einem bestimmten Zeitpunkt kam ich dem Kern der Geschichte auf die Schliche und war mächtig gespannt, wie Shuli damit umgehen wird. Diesen letzten Teil mochte ich am liebsten. Zukünftige Leser von "kaddish.com" sollten aber unbedingt ein bisschen Ahnung vom Judentum und seinen speziellen Ausdrücken haben, sonst kann ich mir vorstellen, dass es mit dem Verständnis der diversen Rituale und Bezeichnungen enorm schwierig wird, den Zugang zu der Geschichte zu finden. Es gibt am Ende zwar ein Register, doch da müssten Leser ohne Vorwissen viel zu viel nachschlagen, um alles zu verstehen. Fazit: Lesenswert und unterhaltend, wenn man sich mit dem Judentum auskennt, ansonsten wohl eher schwer verständlich. 4 Punkte.

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