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Rezensionen zu
Teich

Claire-Louise Bennett

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Ein verzückend entrückendes Werk.

Hugendubel Buchvertrieb GmbH

Von: Rita Stubben und Peter Wohlrab aus Pinneberg

03.06.2022

Der "Teich" ist ein (be-)sonder(-es)bares Leseerlebnis für mich gewesen. Ein kleiner literarischer Kieselstein der mich seicht den Zauber der umstehenden Welt näher gebracht und der gesellschaftlichen Umständlichkeiten entrückt hat. Es brachte mich mit seiner ruhigen, tröpfelnden Schreibweise oft zum Schmunzeln und Grübeln. Das überirdische Duell mit der Kuhherde oder die Vorstellung, dass Marmelade auch nur Vogelkot ist, haben es mir besonders angetan. Ein Buch, dass ich gerne weiterempfehlen werde. Ein verzückend entrückendes Werk.

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Eine junge Frau lebt alleine in einem alten Landhaus an der irischen Westküste. Ihr Blick und ihre Sinne sind geschärft von der Einsamkeit. Sie erzählt von ihrem Leben, von den kleinen Dingen, der Schönheit und Eleganz des Alltäglichen. Sie ist weit weg von all der Ablenkung durch Konsum, Medien und Menschengetümmel und kann sich einen fantasievollen Fokus und Konzentration auf das Wesentliche leisten: „Ich finde es viel besser ein Zimmer vollständig zu verlassen, bevor man ein anderes betritt.“ Angesagte Achtsamkeit? Soweit, so gut. Soweit passt das Buch ganz wunderbar in die angesagte Achtsamkeits-Minimalismus-Ecke. Soweit passt der Inhalt auch prima zum pastellfarben nichtssagenden Cover mit Klappstuhl-Romantik. Aber das Buch kann noch so viel mehr. Da passt dann vielleicht auch doch wieder das Klappstuhlbild. Denn das hier ist eine unbequeme Landidylle. Die ist, genauso wie ihre Erzählerin, sperrig, eigensinnig und widerspenstig. Hier klappt nichts zusammen, aber hier ist auch nichts pastell, sondern tiefgrün schlammig oder blau und gewittrig und das macht die Faszination des Buches aus. Eine überquellende Biotonne mit Würmern, dazu hübsch lackierte Fingernägel, die sich liebevoll erdrückend um ein Würmchen schmiegen, das hätte besser gepasst. Das Buch nennt sich Roman, ohne eine Handlung zu haben, vielmehr lebt es von der Stimmung und einem herrlich eigenen Tonfall. Hier fängt der Widerspruch schon an. Und so zieht er sich durch alle Kapitel: es geht ums alleine sein, ohne sich einsam zu fühlen, um unverfängliche Alltagssituationen, die zu morbiden Assoziationsketten werden. Birnen sind nicht gesellig Die Beobachtungen fangen herzzerreißend hübsch und liebevoll an, schlagen Haken und enden dann oftmals in düsteren Gedanken: „Birnen sind weniger gesellig“, Bananen bekommt das Vergessenwerden kein bisschen und Porridge am fortgeschrittenen Tag ist ein bedrückender Rückschritt. Zum richtigen Zeitpunkt ist Porridge mit einem Klecks schwarzer Johannisbeermarmelade jedoch eine gute Idee. Dazu Mandeln. „Doch Obacht, Obacht bei den gehobelten Mandeln: Für mürrische oder zimperliche Gemüter sind sie nichts, und sie dürfen keinesfalls wie Konfetti über das Porridge geworfen werden, denn Mandeln haben mit Konfetti nichts gemein… Wenn man hingegen Mandelhobel einfach wahllos verstreut, erinnern sie an Fingernägel, die sich gerade aus der Erde bohren.“ Verlust der Kontrollknöpfe Auch das Kapitel „Kontrollknöpfe“ drückt das bestens aus: die Drehknöpfe am Herd zerbröseln nach und nach und so überlegt die Ich-Erzählerin sehr sorgfältig, wo neue herzubekommen wären, ohne das ganze Gerät austauschen zu müssen. Wie wertschätzend und ökologisch, denkt man sich, bis sie darüber sinniert, ob das Gerät nun selbstmordgeeignet ist, oder nicht. Ihr Kopf, so hat sie es ausprobiert, passt jedenfalls nicht hinein und außerdem sei er gar kein Gas- sondern ein Elektrogerät und somit ohnehin ungeeignet. Und so schließt sich der Kreis schön zum Titel, womit klar ist, dass mit dem Verlust der Knöpfe auch ein Kontrollverlust gemeint ist. Es endet mit dem Satz „Alle Namen bedeuten dir nichts, und dein Name bedeutet niemandem etwas“ und begräbt damit endgültig alle Romantik des Landexils. Keine Schubladen „Teich“ ist eine Entdeckung und eine Offenbarung. Das Buch ist sprachlich herausragend, es verführt zu einem neuen Blick auf Alltägliches, es ist selbstironisch, witzig, tiefsinnig und sexy. Vor allem ist es, ebenso wie seine Protagonistin, absolut schubladenuntauglich und das ist wunderbar, denn so bleibt es immer unberechenbar und ist damit für mich ganz große Literatur.

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Inhalt: Sie lässt alles hinter sich – Freund, Job, Karriere - und zieht in ein kleines irisches Küstendorf. Sprachmächtig und fesselnd zeichnet Claire-Louise Bennett das Porträt einer jungen Frau, die allein in einem hundert Jahre alten Steincottage lebt - mitten in der Natur, abseits von den Zwängen der Gesellschaft. Ein Rückzug, der die Wahrnehmung schärft und den Blick auf die Welt verändert, dem Profanen eine besondere Schönheit entlockt. Mitreißend und kunstvoll beschreibt Claire-Louise Bennett ihren Alltag und zeigt, wie kleine Dinge mit einem Mal eine ungeahnte Tiefe gewinnen, wenn man auf alles Überflüssige verzichtet und die Welt auf sich wirken lässt. Mein Lieblingszitat: Meine Meinung: Ich wollte diesen Roman unbedingt lesen, weil die Idee hinter der Geschichte mich schlicht und ergreifend angesprochen hat, genauso wie das schöne Cover, das gut zum poetischen Inhalt passt. Das Buch ist insgesamt in ein gutes Dutzend Kapitel aufgeteilt, die mal sehr kurz, mal etwas länger sind und meist treffende Überschriften tragen, die neugierig auf den Inhalt machen. Sehr besonders an Claire-Louise Bennetts Buch ist, dass sie zwar die ganze Zeit über in der Ich-Perspektive schreibt, ihr Schreibstil, sowie die Zeitform, in der sie schreibt jedoch je nach Stimmung einem stetigen Wandel unterliegen. Aus diesem Grund fiel es mir an der ein oder anderen Stelle erst einmal schwer, in ihre Gedanken hineinzufinden und ihre oft ungewöhnliche Sicht der Dinge nachzuvollziehen. Auch war mir beim Lesen die meiste Zeit über nicht bewusst, ob das Erzählte gerade stattfindet, oder die junge Frau wieder einmal in die Vergangenheit gesprungen ist. Es kam mir so vor, als würde sie einfach alles, was ihr in den Sinn kommt aufschreiben und dies mit den verschachtelten Sätzen, die ihr gerade einfielen. Zum Inhalt kann ich auf alle Fälle sagen, dass die Hauptprotagonistin teilweise über ganz alltägliche Dinge berichtet. Hier einige exemplarische Berispiel: Kontrollknöpfe an einem Herd, alte Briefe, Postkarten, Tomatenmark, die Farbe von Tinte und einen Teich (wie der Titel schon sagt). Diese außergewöhnliche Wahrnehmung von den klitzekleinen Dingen im Leben regt wirklich zum Nachdenken über die eigene Anordnung von solchen Dingen im eigenen Leben an. Zu diesen meist recht ernsten Erzählungen stößt unvermeidlich auch etwas Humor, weil viele Situationen einfach so skurril oder genau beschrieben sind, dass automatisch Witz entsteht. Mein Fazit: Ein wunderbar nachdenkliches Buch, das den Gedankenfluss einer von der Gesellschaft isolierten Frau mit großer Offenheit wiedergibt. Ein großes Dankeschön an den Luchterhand Literaturverlag für das Rezensionsexemplar! Teich bekommt von mir volle 5/5 Sterne!

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