Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen breitet die Autorin eine Kulturgeschichte des Datings aus. Umfassend, intelligent und kurzweilig werden die Balzrituale von Männlein und Weiblein in den verschiedenen Epochen beschrieben. Doch es bleibt nicht bei blossen Beschreibungen. Die Autorin geht einen Schritt weiter und bewertet die jeweils geltenden sozialen Do's und Dont's in Bezug auf die Bedeutung für die beiden Geschlechter. Sie zeigt auf, dass Dating für Frauen meist mit mehr Arbeit und für Männer meist mit mehr Vergnügen einherging.
Die Autorin zeigt ebenfalls die Entwicklungen und Strömungen auf, die in den nicht-heterosexuellen, nicht-weissen, nicht-Mittelklasse-Schichten entstanden und wie durch sie die Mainstream-Kultur des Datings beeinflusst wurden.
Erhellend waren ihre Ausführungen über die Auswirkungen von AIDS auf die Datingkultur, erschreckend die Schilderungen zu verschiedenen Dating-Apps, die heute gängig sind.
Die Autorin bewertet auch eine ganze Reihe von in ihrer Zeit häufig gelesenen Ratgebern in Liebesdingen für Männer und Frauen. Die meisten kommen dabei nicht gut weg.
Es ist der Autorin ein Anliegen, auf die unterschwellige Frauenfeindlichkeit der meisten Dating-Tools hinzuweisen. Sie setzt sich dafür ein, dass gesellschaftliche Veränderungen (in Richtung umfassender Krankenversicherungen, Verbesserungen zum Mutterschaftsschutz etc.) notwendig seien, um zu mehr echter Gleichberechtigung beider Geschlechter zu kommen.
Das Buch hält, was es verspricht und hat mir das eine oder andere Aha-Erlebnis beschert.