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Rezensionen zu
Erben des Holocaust

Andrea von Treuenfeld

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Was die Menschen im Zweiten Weltkrieg durchmachen mussten, welches Leid sie erlebt haben, ist wohl unermesslich. Dass die Überlebenden nach dem Krieg oft geschwiegen haben, hat dies noch befördert. Und doch trugen sie das Erlebte weiter, sie erzählten es den Kindern nicht, sie gaben es durch ihr Verhalten weiter, sie vererbten es sogar. «Dennoch haben die Überlebenden ihre aus dem Holocaust resultierenden Traumata an die nächste Generation weitergegeben, was sogar festzustellen ist anhand der bei den Eltern und Kindern identischen Veränderungen bestimmter Gene.» In diesem Buch berichten Kinder von Überlebenden darüber, wie es war, mit ihren Eltern und deren Vergangenheit aufzuwachsen und zu leben. Weitere Betrachtungen «Meine Eltern hatten eine grosse Last zu tragen, das spürte ich diffus. Doch ich hatte keine Ahnung, was das denn sein könnte. Sie sprachen ja nicht darüber. Deshalb feixte das Gespenst hinter dem Vorhang, und meine Jugend durchzog das Gefühl von Verlorenheit.» Die Überlebenden des Krieges waren oft traumatisiert und sie konnten über das Erlebte nicht sprechen. Einerseits fehlten ihnen selber die Worte oder der sprachliche Ausdruck hätte es nochmals zu präsent gemacht, andererseits wollten sie auch keinen belasten. Doch gerade das taten sie mit dem Schweigen. Die daraus resultierenden Verletzungen, Prägungen und Verunsicherungen haben das Leben der nachkommenden Generation nachhaltig geprägt. «Alles war Disziplin. Und Verdrängung. Für sie war das der absolute Weg, ich möchte das nicht verurteilen.» Es geht in dem Buch nie um eine Verurteilung, um eine Anklage. Es sind Zeugnisse von heute erwachsenen Kindern über ihre Kindheit und das, was sie daraus nachhaltig geprägt hat. «Natürlich bin ich geprägt durch dieses disziplinierte Durchhalte-Muster der Eltern. Ich strotze bis heute vor Selbstdisziplin […] Ich neige dazu, mich beruflich bis an alle Grenzen zu fordern.» Obwohl jede Familie anders war, zeigte sich in allen Familien etwas Gemeinsames. Das Vergangene ist nicht einfach vorbei. Marcel Reif, Nina Ruge, Sandra Kreisler, Ilja Richter und viele andere erzählen von ihren Erfahrungen als Kinder von Überlebenden, sie berichten von der Zeit damals und ihren Empfindungen und den prägenden Folgen für ihr Weiterleben. Entstanden sind eindrückliche und persönliche Zeugnisse davon, wie Leid weitergegeben wird, wie traumatische Erlebnisse nicht einfach verschwinden, sondern noch Jahre nachwirken, oft über Generationen. Ein Grund mehr, dass die Ursachen nicht vergessen werden dürfen, in der Hoffnung, dass eine Wiederholung dadurch und daraus resultierendes Leid verhindert werden können. Persönlicher Bezug Ich habe im Zug meiner Forschung um den Zweiten Weltkrieg, welche eine tiefe Auseinandersetzung mit Überlebenden und deren Zeitzeugnissen beinhaltete, viel über das Leid der direkt Betroffenen erfahren. Ich habe gelesen und gehört, was sie erlebt haben, wie sie die Nachkriegszeit erfahren haben, was für sie das Weiterleben bedeutet hat. Dieses Buch hat mir nun aufgezeigt, welche Auswirkungen all das auf die nachkommende Generation hatte. Da ich sehr gerne persönliche Geschichten, Memoirs und Biografien lese, kam mir die in dem Buch gewählte Form natürlich sehr gelegen. Fazit Ein wichtiges Buch, weil es hilft, nicht zu vergessen, was nie vergessen werden darf. Ein persönliches und berührendes Buch darüber, wie Traumata vererbt werden und was dies für die nachkommenden Generationen bedeutet. Sehr empfehlenswert.

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"Ich bin dir gut" [Zitat Seite 11 / Marcel Reif]

Von: Eulenschrank_Buecherwand

22.02.2018

Andrea von Treuenfeld sammelt in ihrem Buch "Erben des Holocaust - Leben zwischen Schweigen und Erinnerung" ergreifende Schicksale. Die Nachkommen von Überlebenden KZ-Häftlingen und Flüchtlingen erzählen, wie sie die Nachbeben des Holocaust erlebten. "Hätte ich mehr nachfragen sollen?", ist die Frage, die immer wieder aufkommt. Die Kinder machen sich Vorwürfe, ihre Eltern nicht zum Reden ermutigt zu haben. Wollten sie überhaupt darüber reden? Was hieß es "Jude" zu sein? Das Buch zeigt, wie unterschiedlich die Betroffenen mit dem Erlebten umgehen. Während die einen versuchen offen darüber zu sprechen, können andere kein Wort über diese Zeit formulieren. Ich möchte nicht genauer auf die einzelnen Schilderungen eingehen, ist es doch ratsam jedem Leser unvoreingenommenes Lesen zu ermöglichen. Dennoch lege ich dieses Buch all jenen ans Herz, die sich für die Kriegs- und Nachkriegszeit interessieren. Angaben zum Buch: - Autor: Andrea von Treuenfeld - Titel: Erben des Holocaust - Leben zwischen Schweigen und Erinnerung - Gebundenes Buch + Schutzumschlag - 224 Seiten - 38 Abbildungen / schwarz-weiß - 19,99€

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Konzentrationslager, Ghettos und Flucht haben Juden während des Holocausts tief geprägt. Auch wenn sie die Gräuel überlebt haben, blieben die Erinnerungen präsent und haben auch die nachfolgende Generation beeinflusst. In diesem Buch hat die Journalistin Andrea von Treuenfeld mit Prominenten wie Nina Ruge, Marcel Reif usw. gesprochen, deren Eltern den Holocaust miterlebt haben. Sie alle geben einen Einblick, wie und ob zu Hause über diese Zeit gesprochen wurde. Mich hat dieses Buch sehr angesprochen und auch berührt. Alle Personen, die hier erzählen, haben natürlich ganz unterschiedliche Erfahrungen in ihrem Elternhaus gemacht. Während bei manchen das Thema ein Tabu war, über das gar nicht geredet wurde, gab es auch Eltern, die manchmal doch etwas erzählt haben. Bei allen Familien sieht man allerdings, dass der erlebte Holocaust viele Narben hinterlassen hat und die auch dort wo Sprachlosigkeit herrschte, immer wieder aufbrachen und in bestimmten Situationen zum Vorschein kamen. Andrea von Treuenfeld lässt in jedem Kapitel dieses Buches einen anderen Prominenten zu Wort kommen und die Person wirklich ihre ganz persönliche Geschichte auf ihre Weise erzählen. So ist der Schreibstil immer unterschiedlich und beim lesen wird das Gefühl erzeugt, man würde dem jeweiligen Menschen wirklich gegenüber sitzen. Insgesamt hat ,,Erben des Holocausts" mich berührt und auch nachdenklich gemacht. Gerade weil die Prominenten hier so offen reden, bekommt einen Einblick darin, was es heißt, mit dem Erlebten der Eltern klar kommen zu müssen. Gerne empfehle ich das Buch hier weiter.

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Die Schilderungen von Nina Ruge, Ilja, Richter, Marcel Reif, Andrew Ranicki und einigen mehr, hatten so viel Wiedererkennungswert: Die Unfähigkeit, das Erlebte beim Namen zu nennen. Die ständige Verdrängung. Das Unvermögen, Nähe zuzulassen und zu vermitteln. Die Zerrissenheit in den Familien. Die Härte im Umgang mit sich selbst. Darunter haben nicht nur die Kinder derer gelitten, die direkte Holocaust-Opfer waren, darunter hat eine ganze Generation gelitten. Eine Erblast, die an die nächste Generation weitergegeben wurde und die meiner Meinung nach nur durch offene Kommunikation getilgt werden kann. DIESES BUCH IST WIRKLICH WICHTIG Für mich ist deshalb Erben des Holocaust von Andrea von Treuenfeld ein überaus wichtiges Buch. Und zwar nicht, weil über die Grauen des Krieges noch nie geschrieben worden wäre oder weil Andrea von Treuenfeld spektakuläre Neuigkeiten parat hätte, sondern weil es (mindestens) einer ganzen Generation helfen kann, die eigene Vergangenheit zu verstehen. Sich klar zu machen, dass die Distanziertheit der Eltern nichts mit einem selbst zu tun hatte, sondern Folgen “vererbter” Traumata waren. Danke an die Interviewpartner, die uns einen Blick in ihre “Altlasten” gestattet haben. Wie schwer das einigen gefallen ist, ist nicht zu überlesen. Aber das ist der einzige Weg, mit der Vergangenheit wirklich abzuschließen.

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Dass der Krieg unzählige von Menschen gezeichnet und sich für immer in ihre Gedächtnisse eingebrannt hat, wissen wir von unseren Großeltern. Doch wir wüssten gar nichts persönliches über den Krieg, wenn sie uns nichts darüber erzählt hätten. Wenn man keine jüdischen Vorfahren hat, kann man sich gar nicht genau vorstellen, welches Leid diese Menschen im Holocaust durchgemachten. In diesem Buch geht es um die Nachkommen der Menschen, die den Holocaust überleben. Die meisten dieser Opfer brechen erst viel später ihr Schweigen, manche auch nie. Vielen fiel es leichter erst ihren Enkeln davon zu erzählen. Andrea von Treuenfeld hat verschiedene Persönlichkeiten aus der Öffentlichkeit zu diesem Thema befragt und ihre Geschichten aufgeschrieben. Dabei spiegelt jede Geschichte die Persönlichkeit der einzelnen Schicksale deutlich wider. Es wird erzählt, wie ihre Eltern den Krieg erlebt, überlebt und einen Neuanfang wagen. Interessant ist vor allem die Zeit nach dem Krieg. Oftmals wurde in Opfer und Täter unterteilt, denn wenn man als Jude nach Deutschland zurückgekehrte, lebte man teilweise zwischen den Menschen, die einen vor ein paar Jahren noch umgebracht hätten. Einige Juden lebten ihren Glauben offen und gaben diesen auch aktiv an ihre Kinder weiter. Andere hielten sich in ihrem Glauben zurück. Ich fand es spannend in diese Geschichten einzutauchen. Dieses Buch befasst sich sehr persönlich mit diesem Thema. Man lernt die einzelnen Schicksale ohne nette Umschreibung kennen, fast so als hätte sie uns die Oma oder der Opa aus erster Hand erzählt. Die Menschen müssen unglaublich stark gewesen sein, um all das zu verarbeiten und ausgerechnet in Deutschland ihr Leben neu aufzubauen. Dabei ist die Sicht aus den Augen den Nachkommen sehr wichtig, denn sie haben teilweise ein ganz anderes Deutschland erlebt. Aber auch in der Zeit nach dem Krieg gab es Nazis, die diesen Menschen das Leben schwer machten. Die Aufarbeitung dieses Themas ist heute wichtiger denn je, die Zeitzeugen sterben und die nachfolgende Generation darf nicht vergessen. Damit so etwas wie im zweiten Weltkrieg nie wieder passiert.

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Für viele Deutsche ist der Holocaust Geschichte. Vergangenheit mit der man nicht mehr belästigt werden will. Diese Perspektive auf die Erinnerung des Holocaust, ist die Perspektive der Täter bzw. der Nachfolgegenerationen der Täter. Es ist eine Verweigerung der Erinnerung und eine Abwehr der Auseinandersetzung mit der eigenen (familiären) Schuld. Während den Tätern das Schweigen leicht fällt, ist es bei den Opfern ein tödliches Schweigen. Die Erinnerung an den Holocaust ist hier keine Tradition oder Pflichtübung, sondern täglich erfahrenes Leid. Die Generation, die den Holocaust überlebt und erlebt hat, gibt ihre Traumata an die zweite und dritte Generation weiter. Ob unausgesprochen oder offen kommuniziert, ist der Holocaust das prägendste Thema. Andrea von Treuenfeld hat mit Menschen der zweiten Generation gesprochen. Und zwar mit Menschen, die in das Land der Täter zurückgekehrt sind. Ausgerechnet. Wie, wenn überhaupt, wurde in den Familien über den Holocaust geredet? Wie wirken Flucht, Vertreibung und Massenmord auf das kollektive Gedächtnis? Wie erinnern Familien Auschwitz und Massenvernichtung? Was bedeutet es für die Kinder zu wissen, dass die eigene Familie potenziell von den Nachbarn vertrieben und ermordet wurde. Von Treuenfeld hat mit prominenten Persönlichkeiten über diese schwierige und intime familiäre Erinnerungskultur gesprochen. Marcel Reif, Jakob Hessing, Sharon Brauner, Andrew Ranicki, Robert Schindel, Nina Ruge, Doron Rabinovici, Andreas Nachama, Ruth Brauer-Kvam, Martin Moskowicz, Abraham Josef Lehrer, Sandra Kreisler, Norman Nathan Gelbart, Ilja Richter, Sarah Singer, Josef Schuster, Gert Rosenthal und Rachel Salamander erzählen vom Unerzählbarem und erinnern das Unerinnerbare. Das Buch bietet dadurch einen Zugang zu einer kaum kommunizierten Perspektive der deutschen Geschichte. Der Holocaust ist keine Frage einer abgeschlossenen Vergangenheit, er ist Teil der Familienerzählung der Täter wie der Opfer. Und von Treuenfeld gelingt es die Erzählungen so zu verdichten, dass dem Leser deutlich wird, wie sehr der NS-Terror nachwirkt, wie sehr er die zweite Generation geprägt hat, die wiederum die dritte Generation prägt. Das Buch ist damit nicht nur ein Baustein in der Verarbeitung der NS-Geschichte, sondern auch ein Baustein zum Verständnis jüdischen Lebens in Deutschland und nicht zuletzt ein Baustein zum Verständnis Israels, so man denn bereit ist, diese Transferleistung anzustrengen. In vielen Familien, oder was davon übriggeblieben ist, wurde über den Holocaust nie geredet. Schweigen war die Überlebensstrategie der Überlebenden. Eine kalte Mauer aus emotionsloser Abwehr sollte den Schrecken aus dem Bewusstsein verdrängen. Und gleichzeitig ist der Massenmord in den Familien immer präsent. Allein dadurch, dass die Familien so klein waren. Wo sind Oma und Opa? Wieso gibt es keine Tanten und Onkel? Und was bedeutet die eintätowierte Nummer im Unterarm? Besonders beeindruckend fand ich die Geschichten von Nina Ruge, Rachel Salamander und Sandra Kreisler. Vielleicht, weil hier die Nach- und Auswirkungen so besonders deutlich werden. Aber auch weil hier die Warnungen an die Gegenwart und Zukunft besonders deutlich mitschwingen. „Diese fünf Jahre zwischen 1933 und 1938, […] in denen konnte man alles voraussehen. Alles hat sich angekündigt. Doch wir wollten es nicht wahrhaben. Wir konnten uns einen so schnellen Wandel zum Horror nicht vorstellen, also blendeten wir das so vieles Offensichtliches aus. Wir waren nicht wachsam genug, was Unterwerfung und was Willkür gegenüber anderen Glaubensrichtungen, aber auch gegenüber anderen politischen Meinungen anging“, warnt Nina Ruge mit den Worten ihres Vaters Jürgen. Ein Buch mit Erinnerungen, Mahnungen und Warnungen, die gegenwärtig wichtiger denn je erscheinen.

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