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Rezensionen zu
Die Geschichte der getrennt Wege

Elena Ferrante

Die Neapolitanische Saga (3)

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Gestaltung Auch der dritte Band der neapolitanischen Saga wird wieder von Eva Mattes gelesen. Während sie in den ersten beiden Bänden durch ihre schlichte, aber feine Art positiv aufgefallen ist, glaubte ich, dass sie im dritten Band noch einen Zahn zulegte. Sie transportierte die schwierige teils brenzlige Atmosphäre der Geschichte. Sie interpretiert beispielsweise Elenas zeternde Mutter oder eine weinende Lila. Ich hatte das Gefühl, dass Eva Mattes die Charaktere im dritten Band nochmal um einiges greifbarer gemacht hat, als in den ersten beiden Romanen, obwohl diese bereits schon sehr gut gelesen waren. Ich blicke mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf den letzten, noch ausstehenden Teil. Zum einen bin ich gespannt, welche Überraschungen Eva Mattes für uns bereit hält und zum anderen finde ich es natürlich schade, mich dann von der neapolitanischen Welt verabschieden zu müssen. Inhalt Der Einstieg in Die Geschichte der getrennten Wege fiel mir etwas schwer. Ich konnte mich noch gut an den Cliffhanger von Band zwei erinnern, der zum Glück nicht ganz so schlimm war, wie der des ersten Bandes. Als wir uns zuerst in einer anderen Szenerie wiederfanden, stolperte ich zuerst orientierungslos durch die Geschichte. Da Sprecherin Eva Mattes mit der Steigerung ihrer Interpretation für eine Überraschung sorgte, war ich aber schnell konzentriert dabei. Elena Ferrante spricht in ihrem dritten Band viele Themen, wie beispielsweise die Schere zwischen Arm und Reich, oder besser gesagt gebildet und ungebildet. Lila und andere Bewohner des Rione, die glauben, dass erworbene Bildung für ein intelligenteres Wesen sorgt. Sie hoffen, Bildung bewahrt einen vor den Fehlentscheidungen des Lebens. Sie halten geradezu an dieser Vorstellung fest, was sehr schade ist, da sie sich selbst somit kleiner machen, als sie sind. Elena steht auf der anderen Seite. Sie heiratet in den Sohn einer wohlhabenden Familie und bekommt somit ganz neue Möglichkeiten und hat endlich das Gefühl, etwas bewirken zu können. Dennoch sieht sie ihre Bildung nicht als etwas Besonderes an. So finde ich das folgende Zitat sehr passend: "Wie kann ich dieser Frau nur erklären, überlegte ich, dass ich seit meinem siebten Lebensjahr eine Sklavin von Buchstaben und Zahlen bin." (Die Geschichte der getrennten Wege) Hier bringt Elena zum Ausdruck, dass sie Bildung als nichts Besonderes erachtet und das sie ganz bestimmt kein besserer Mensch ist. Doch je mehr Elena sich in ihre neue Rolle einfindet, desto schwieriger wird die Beziehung zu Lila. Schließlich führen die beiden völlig unterschiedliche Leben. Schön finde ich hier auch, dass Elena Ferrante das Thema Bildung aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Protagonistin Elena kennt nun sowohl die Seite der bitteren Armut als auch die Seite des besseren Lebens. Wir lernen in Die Geschichte der getrennten Wege aber auch Charaktere kennen, die aus einer wohlhabenden Familie stammen und dies als schwierige Herausforderung sehen, ihre Familie sogar hassen. Zudem treffen beide Schichten - ich will das Wort Klassen vermeiden, weil es mir irgendwie fehl am Platz vorkommt - aufeinander. Die Akademiker, denen die schlechten Arbeitsbedingungen der Arbeiterschicht auffallen. Sie wollen etwas dagegen unternehmen. Aber können sie die Probleme wirklich beurteilen? Sind sie für die Arbeiter aufgrund ihrer sicheren Stellung überhaupt greifbar? Ihr seht, in den 70er Jahren ging es in Italien richtig zur Sache. Viele Dinge werden hier thematisiert und ich habe immer noch den Eindruck nicht allen Inhalten des Romanes genügend Raum geben zu können. Wer zuvor an der neapolitanischen Saga zweifelte, wird im dritten Teil hoffentlich auf seine Kosten kommen. Spannung Nachdem mir der Einstieg in die Geschichte etwas schwer fiel, gestaltete sich der Spannungsbogen nach einer Zeit aber fließend. Elena Ferrante spricht Themen gut an, gibt ihnen genügend Raum und leitet dann beinahe ohne das man es merkt, in ein neues Thema über. Und jedes angesprochene Problem passte irgendwie zum anderen und ich war beeindruckt, wie gut Elena Ferrante die Handlung miteinander verbindet. Schreibstil Elena Ferrantes Schreibstil habe ich ja schon in meinen vorherigen Rezensionen ordentlich gelobt. In Die Geschichte der getrennten Wege glaubte ich, dass sich auch etwas an ihrem Stil verändert hat. Ich meinte, dass wir mehr Dialoge zu lesen bekamen. Und diese waren sehr kraftvoll und brachten so einiges an Temperament mit. Während die Geschichte in den beiden vorherigen Bänden manchmal so dahin plätscherte, zeigte sich im dritten Band die Dynamik bis ins kleinste Detail. Gesamteindruck Nach dem zweiten Band war ich mir unsicher, ob ich weitere Bände der neapolitanischen Saga beim Hörverlag als Rezensionsexemplar anfordern sollte. Ich hatte die Idee, nicht wirklich mehr über die Geschichte erzählen zu können. So als ob mein Wortschatz nicht ausrecht, die Reihe so zu beschreiben, dass meine Rezension einen Mehrwert enthält. Und deswegen war ich umso überraschter als ich in Die Geschichte der getrennten Wege eintauchte. Nie hätte ich damit gerechnet, dass hier so viele Themen Raum bekamen. Es gab viele Aspekte, die ich nachvollziehen konnte und über die ich gerne mit jemandem diskutiert hätte. Kurzum: Diese Reihe ist und bleibt eine absolute Leseempfehlung.

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"Na gut", sagte sie. "Schreib, wenn du unbedingt willst, schreibt über Gigliola oder sonst wen. Aber nicht über mich, wag es ja nicht, versprich es mir." "Ich werde über niemanden schreiben, auch über dich nicht." "Vorsicht, ich behalte dich im Auge. [...] Ich komme und durchforste deinen Computer, ich lese deine Dateien und lösche sie." [...] "Du glaubst, ich kann das nicht?" "Ich weiß, dass du das kannst. Aber ich weiß mich zu schützen." Sie lachte auf ihre alte, boshafte Art. "Nicht vor mir." Der dritte Band der Neapolitanischen Saga von Elena Ferrante beginnt mit einer kurzen Rückkehr in die Rahmenhandlung: Elena hat ihre Freundin Lila zuletzt im Jahre 2005 gesehen, also fünf Jahre vor dem Verschwinden Lilas, das Elena dazu bringt, die Geschichte ihrer jahrzehntelangen Freundschaft aufzuschreiben. Der Leser erfährt durch diese Rückblende, dass im Laufe der Jahre "zu viel Schlimmes, teils auch Entsetzliches" passiert ist, so dass sich die beiden Freundinnen immer weiter voneinander entfremdet und ihr Vertrauen zueinander verloren haben. Durch die Rückblende wird viel Spannung aufgebaut, denn der Leser wird dadurch darauf vorbereitet, dass sich die Geschichte im nächsten Band noch dramatischer gestalten wird und weitere packende Wendungen und Ereignisse auf den Leser warten. Der weitere Verlauf des Romans schließt nahtlos an die Ereignisse am Ende des zweiten Bandes an, als Nino Sarratore bei Elenas Buchvorstellung auftaucht. Elena hat viel erreicht: Sie hat in Pisa an einer Eliteuniversität studiert, einen Roman veröffentlicht und ist mit dem gebildeten und wohlhabenden Pietro Airota liiert. Doch immer wieder wird ihr (und dem Leser) bewusst, dass sie zwar dem Rione, in dem sie mit Lila aufgewachsen ist, räumlich entflohen ist, dass ihre Vergangenheit sie aber immer wieder einholt: Sie fühlt sich unzulänglich, unterlegen, wird von Selbstzweifeln geplagt. Sie ist in sich zerrissen, gehört aufgrund ihrer Bildung nicht mehr in den Rione, passt aufgrund ihrer Herkunft jedoch auch nicht in die Welt der Airota-Familie, nicht zu den Privilegierten und Intellektuellen. Lila konnte durch ihre Ehe mit Stefano Carracci zwar kurzzeitig der Armut des Rione entfliehen, hat durch ihn aber die selbe Gewalt erfahren wie die anderen Frauen im Rione. Nach ihrer gescheiterten Ehe mit Stefano lebt sie nun zusammen mit ihrem Sohn Gennaro und ihrem Kindheitsfreund Enzo Scanno in einer ärmlichen Wohnung und arbeitet in einer Wurstfabrik. Im Verlauf zeigt sich sehr eindrucksvoll, wie Elena und Lila sich zwar weiterentwickelt haben und dass sich ihr Leben in unterschiedliche Richtungen bewegt hat, dass die beiden aber nach wie vor durch ihre Herkunft vereint sind, der sie beide nicht entkommen können, was einer der Gründe dafür sein mag, warum die beiden so unähnlichen Frauen trotz der räumlichen Entfernung und trotz des Konkurrenzkampfes zwischen ihnen nach wie vor befreundet sind. Trotz der zwischen ihnen bestehenden Distanz nimmt Lila Elena eines Tages ein Versprechen ab: "Falls mir was zustößt, falls ich ins Krankenhaus muss, falls sie mich ins Irrenhaus stecken, falls ich verschwinde, musst du Gennaro nehmen, du musst ihn zu dir nehmen, er muss bei dir aufwachsen." Die beiden Frauen verbringen in der Folge wieder mehr Zeit miteinander, und langsam wächst das Vertrauen zwischen den beiden Freundinnen. Doch dann kommt es erneut zu einem Bruch. Der dritte Band der Neapolitanischen Saga liest sich genauso flüssig wie die ersten zwei Bände und ist ebenso anspruchsvoll wie unterhaltsam. Neben der Geschichte um Elenas Karriere, ihren Ehrgeiz und ihre Versagensängste, um Lilas Leben, die trotz ihrer Talente und ihrer Intelligenz die Schule abgebrochen hat und nun in einer Wurstfabrik schuftet, sowie um die Freundschaft zwischen Elena und Lila, die von Konkurrenz und Entzweiung, aber auch von Vertrauen und großer Nähe gekennzeichnet ist, bietet Ferrante in ‚Die Geschichte der getrennten Wege‘ außerdem detaillierte Einblicke in die politische Situation im Italien der 1960er und 1970er Jahre. Der Leser erfährt von den Konflikten zwischen den Kommunisten und den Faschisten sowie von der nach wie vor dominierenden Macht der Camorra, die auch den Rione fest in ihrer Gewalt hat. All diese Aspekte verwebt Ferrante zu einer komplexen Geschichte, die auf jeder Erzähl- und Inhaltsebene überzeugt und fesselt. Ferrante versteht es dabei hervorragend, Spannung zu erzeugen, Emotionen zu schildern und den Leser so an ihre Saga zu binden. Nach dem Lesen des Romans habe ich zudem das ungekürzte Hörbuch zu ‚Die Geschichte der getrennten Wege‘ gehört, das wie ‚Meine geniale Freundin‘ und ‚Die Geschichte eines neuen Namens‘ von Eva Mattes gelesen wird. Mattes liest auch den dritten Band der Saga mit passender Intonation und in perfektem Tempo. Ich persönlich halte Mattes für die perfekte Sprecherwahl, denn ihre Stimme ist so angenehm, dass man ihr gerne lauscht, und sie haucht der ohnehin fesselnden und faszinierenden Geschichte um Lila und Elena zusätzlich Leben ein. Der dritte Band endet - wie die vorherigen Bände - mit einem Paukenschlag, so dass man bereits beim Zuschlagen von ‚Die Geschichte der getrennten Wege‘ sehnsüchtig auf ‚Die Geschichte des verlorenen Kindes‘, den vierten und letzten Band der Saga, wartet, der im Februar 2018 erscheinen soll. Elena Ferrante: Die Geschichte der getrennten Wege. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Suhrkamp, 2017, 540 Seiten; 24 Euro. Elena Ferrante: Die Geschichte der getrennten Wege. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Gelesen von Eva Mattes. der Hörverlag, 2017; 24,99 Euro. www.elenaferrante.de

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