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Rezensionen zu
Unterwegs in Nordkorea

Rüdiger Frank

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Nachdem ich vor einigen Monaten ein Buch über die Flucht einer außergewöhnlichen Frau aus Nordkorea las, war mein Interesse für dieses Land geweckt. Dieser autobiografische Bericht war zwar glaubwürdig, aber dennoch konnte, beziehungsweise mochte mir kaum vorstellen, dass die geschilderten Zustände Wirklichkeit sein sollten. Ich wollte mehr über Nordkorea erfahren, wurde hellhörig, wenn in den Medien darüber berichtet wurde, schaute interessante Dokumentationen bei YouTube und stieß bei meiner Suche nach Büchern, die etwas mehr Aufschluss über dieses Land bieten sollten, auf Rüdiger Frank. Er ist einer der weltweit besten Kenner Nordkoreas und bereist seit über einem Vierteljahrhundert das Land regelmäßig. In seinem neuen Buch „Unterwegs in Nordkorea“ fasst er seine Erfahrungen zusammen, gibt praktische Tipps und tiefe, oft überraschende Einblicke in Alltag und Kultur Nordkoreas. So steht es in der Buchbeschreibung und das Buch hält auch tatsächlich, was es verspricht. „Unterwegs in Nordkorea“ versteht sich selbst als Reiseführer, der den Leser von der Einreise bis zur Ausreise, von Kaesong und Pjöngjang im Süden bis zum Berg Paektu an der chinesischen und der Sonderwirtschaftszone Rason an der russischen Grenze begleitet. Rüdiger Frank führt kundig durch Nordkorea und erklärt, was einen dort erwartet, vom Essen und Einkaufen bis zur Unterkunft, von den Besonderheiten des Landes und den Sehenswürdigkeiten bis zu Begegnungen mit Nordkoreanern. „Man kann in Nordkorea Spaß haben und sich wohl und sicher fühlen; das ändert nichts daran, dass es sich um eine ideologisch fundierte, intolerante Diktatur handelt, in der staatlicher Willkür nicht die bei uns üblichen Grenzen gesetzt sind.“ (S. 29) Und so ist eine Reise nach Nordkorea immer auch eine Gratwanderung. Der Lebensstandard im Land ist bescheiden, die Kriegsgefahr immer präsent. Als Tourist darf man sich nicht frei bewegen und kann, wenn man die Verhaltensregeln nicht befolgt, sogar verhaftet werden. Außerdem stellen sich immer auch viele Fragen: Stärkt unser Geld das System oder trägt es zu dessen Veränderung bei? Wirkt unsere Anwesenheit bestätigend oder irritierend? Kann man etwas über das Land lernen, oder wird man geblendet? Spannende Fragen, die der Autor gleich zu Beginn dieses Buches stellt und die nachdenklich machen. Im folgenden zeigt sich, dass sich dem Reisenden ein verwirrend vielfältiges und oft widersprüchliches Bild von Nordkorea bietet, das der Außenwahrnehmung nicht immer entspricht. Und so warnt der Autor auch davor, dass man vor Ort eine Flut ungewohnter unverständlicher Dinge erlebt, kaum zufriedenstellende Erklärungen erhält und unter Umständen ein erhebliches Maß an innerer Frustration aufbaut. Es gibt wenige Orte, an denen man als Ausländer das Gefühl bekommen kann, unter normalen Menschen zu sein und nicht einer Inszenierung gegenüberzustehen. Es geht vor allem darum, zu begreifen, was man dort sieht und hierzu liefert das der Autor viele gut verständliche Informationen, die teilweise auch sehr unterhaltsam und mit einem Augenzwinkern versehen werden. Es geht um Einreiseformalitäten, aber auch um wichtige Benimmregeln und Verhaltensvorschriften, die man besser einhält, wenn man nicht in Schwierigkeiten geraten möchte. Man erfährt Wissenswertes über das landesübliche Essen und die Gepflogenheiten vor Ort, bekommt interessante Hintergrundinformationen zu den zahlreichen Museen und den Denkmälern und deren Symbolik und kann sogar ein wenig von der Ostküste Nordkoreas träumen, die landschaftlich den Vergleich mit der Mittelmeerküste in Südfrankreich nicht scheuen muss. Nach einem gewissen Lesefortschritt wird es jedoch ermüdend, dass man auch in kleinen Orten Nordkoreas zwangsläufig revolutionäre Stätten vorfindet – also Orte, an denen das eine oder andere Mitglied der Familie Kim etwas getan oder gesagt hat. Auch muss ich gestehen, dass mir die Beschreibungen der zahlreichen Denkmäler und Museen irgendwann doch zu viel wurden. Letztendlich ist diese kulturelle Überflutung jedoch vermutlich nicht auf den Autor zurückzuführen, sondern vielmehr auf die Art und Weise, auf die sich eine staatlich durchgeplante und mitsamt Guides in strengen Bahnen verlaufende Nordkorea-Reise gestalten kann. Unter dem Aspekt ist es auch selbstverständlich, dass kaum Kontakt zu Einheimischen zustande kommt und die Bevölkerung in diesem Buch ebenso wie bei der Reise meist außen vor bleibt und, wenn überhaupt, aus der Ferne betrachtet wird. Durchaus legitim finde ich es, dass Rüdiger Frank zwischenzeitlich immer auch auf sein Buch „Nordkorea – Innenansichten eines totalen Staates“ verweist, das sich mit einzelnen Themen tiefer gehend befasst. Und obwohl dieses Buch bereits in meinem Bücherregal steht und darauf wartet gelesen zu werden, fühlen sich diese Verweise für mich immer nach ungeliebter Schleichwerbung an, was meine Lesefreude stets ein wenig trübt. Und doch griff ich gern zu „Unterwegs in Nordkorea“ und ließ mich in dieses Land ‚entführen‘, dessen Besuch tatsächlich eine Gratwanderung zu sein scheint, wie der Untertitel des Buches verrät. Zwar las ich diesen Reiseführer nicht mit der Absicht, jemals nach Nordkorea zu reisen, aber dennoch stellt sich mir nach Beendigung des Buches tatsächlich die Frage, ob ich dorthin reisen würde, wenn ich es könnte. Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Aber das Buch würde ich auch nochmal lesen und kann es daher empfehlen.

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Inhalt: Es handelt sich hier ganz klar um einen Reiseführer. Natürlich nicht im Üblichen Sinne, denn man darf in Nordkorea nicht frei reisen, sich nicht mal frei bewegen. Immer wird man von zwei Aufpassern begleitet. Doch er schreibt es gleich im Vorwort: "An sie -die Reiseplaner und die Reiseveteranen - wendet sich dieses Buch vor allem. Aber ich habe es auch für die vielen geschrieben, die sich zwar für das Land interessieren, aber eine Reise aus guten Gründen ausschließen." Den letzten Satz würde ich nur sehr bedingt unterschreiben. Aber von vorne: Er fängt mit der Frage nach dem Gewissen an, ob man überhaupt nach Nordkorea reisen soll. Wer darf und wer darf nicht nach Nordkorea reisen? Wie sicher ist es, nach Nordkorea zu fahren? Erstaunlich sicher, wenn man nicht gerade Journalist oder Amerikaner ist und sich an die Anweisungen der Guides hält. Er erklärt, wie die Einreise funktioniert, was man darf und was nicht. Landestypische Eigenheiten. Intranet statt Internet. Darf man fotografieren und wenn ja, was? Kann man telefonieren? Wie spricht man Silben aus und wie verhält man sich am besten gegenüber Behörden? Wie sieht die Unterbringung aus? Wie sind die Sanitäranlagen? Strom hat man mal und mal nicht. Bei den Hotels wird er dann schon ausführlicher und es wird für Leute wie mich, die nicht nach Nordkorea reisen, uninteressanter. Weiter geht es mit dem Kapitel Essen und Trinken. Kimchí, das Lieblingsessen der Koreaner oder lieber Hundefleisch? Keine Sorge, letzteres wird einem Europäer nicht ungefragt vorgesetzt. Wie bewegt man sich fort und wie bewegen sich die Nordkoreaner fort? Danach folgt ein sehr detailliertes Kapitel darüber, wie und was man in Nordkorea einkaufen kann. Ausländer haben eine andere Währung als Inländer. Nordkoreas Geld kann man auch nicht überall in der Welt frei in andere Währungen umtauschen, weswegen es keinen normalen Wechselkurs gibt. Es folgen einige Seiten, was Nahrungsmittel... in Nordkorea kosten. Auf den letzten ca 150 Seiten geht es um Denkmäler, Monumente und andere Orte der Besichtigungen. Auf die Bürger Nordkoreas und dessen Leid geht er nur in vagen Andeutungen ein. Fotos vervollständigen die Beschreibungen. Der Autor: Rüdiger Frank studierte Koreanistik, Wirtschaftswissenschaften und Internationale Beziehungen. In den 90ziger Jahren studierte er ein halbes Jahr in Nordkorea. Heute ist er Professor für Wirtschaft und Gesellschaft Ostasiens an der Universität in Wien. Er ist gefragter Nordkorea-Experte in den Medien und berät internationale Organisationen und Regierungen. Meine Meinung: Für Leute, die sich schon mit Nordkorea auseinander gesetzt haben und einige Bücher gelesen haben, ist dies hier sicher eine interessante Erweiterung. Für Leute wie mich, die vorher noch nie was über Nordkorea gelesen haben, ist das Buch, durch die fehlende Kritik am System, sehr einseitig. Man merkt deutlich, er will es sich nicht mit der Regierung verscherzen, damit er wieder ins Land einreisen darf. Er schreibt zwar gleich am Anfang, dass man unbedingt Bücher von Menschen lesen soll, die aus Nordkorea geflohen sind und zählt dabei auch einige auf, wie z.B. "Flucht aus Lager 14", "Mut zur Freiheit" und "Im Land des Flüsterns", doch beim weiteren Lesen kann man das leicht vergessen und zu dem Schluss kommen: "Ist ja alles gar nicht so schlimm." Mir selbst ist das passiert und ich war froh, als meine Freundin mich entsetzt anstarrte, als ich ihr das sagte und meinen Kopf wieder gerade rückte. Gut fand ich, dass er schon auch auf die Propaganda der USA eingeht, z.B. erklärt, aus welchen nachvollziehbaren Gründen Touristen verhaftet wurden und fast immer nach einer Zeit wieder unbeschadet entlassen wurden. Er geht auch auf Otto Warmbier ein, der 2016 in Nordkorea verhaftet wurde und in der Haft starb. Seine Darstellung fand ich glaubwürdig. Ansonsten ist es manchmal ein Unterton, an dem man seine Kritik rauslesen kann, eine Formulierung, die einem wohl nur auffällt, wenn Deutsch die Muttersprache ist. Trotzdem bleibt bei mir ein merkwürdiges Gefühl, dass er mehr über die Grausamkeit schreibt, wie die Hunde umgebracht werden (sie werden langsam zu Tode geprügelt, damit das Fleisch durch die Adrenalienausschüttung weicher wird), als über die Einwohner selbst. Sicher, bei der Beschreibung der Denkmäler hält man schon öfter mal irritiert inne. Die früheren Führer liegen mumifiziert in Glassärgen. 20 Meter hohe Bronzefiguren von Kim Il-sung und Kim Jong-il. Da kann man den Personenkult, die Diktatur erahnen. Fazit: Für Menschen, die schon viel über Nordkorea gelesen haben oder dorthin reisen möchten, ist das Buch sicher perfekt. Für Anfänger ist es nicht geeignet, da es den Eindruck hinterlässt: Nordkorea ist eigentlich auch nicht schlimmer als andere Länder. 4 ♥ ♥ ♥ ♥ "Man darf nie vergessen, welches Land man gerade bereist." Rüdiger Frank

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Ursprünglich veröffentlicht auf Books on Fire https://www.booksonfire.de/2018/04/rezi-rudiger-frank-unterwegs-in-nordkorea.html Zitat "All jene, die es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren können, das Mausoleum zu besuchen, können sich einfach weigern oder den diplomatischen Weg wählen und über ein plötzlich auftretendes Unwohlsein klagen [...] Die Guides werden das akzeptieren. Doch auch hier empfehle ich, sich besser vor der Buchung einer Nordkorea-Reise entsprechende Gedanken zu machen. Man muss die Gastgeber ja nicht lieben; es ist aber auch unnötig, sie gezielt zu beleidigen." - Kapitel 8, Seite 238. Meine Meinung Bereits vor zwei Jahren habe ich Yeonmi Parks "Mut zur Freiheit - Meine Flucht aus Nordkorea" gelesen und war sofort gefesselt von der Thematik und dem Blick hinter die Kulissen dieses totalitären Regimes. Als ich auf der Leipziger Buchmesse dann "Unterwegs in Nordkorea - Eine Gradwanderung" sah, war ich sofort interessiert. Im Gegensatz zu den meisten anderen Büchern über Nordkorea handelt es sich hier nicht um eine (innen)politische Abhandlung oder einen Fluchtbericht, sondern um eine Art Reiseführer. Wobei das Wort Reiseführer mit Vorsicht zu genießen ist, denn allein darf man sowieso nichts erkunden. Rüdiger Frank vermittelt in der ersten Hälfte des Buches einen äußerst anschaulichen Eindruck dessen, was einen vor und während einer Reise nach Nordkorea als Tourist so erwartet. Man sollte alles was man vorher gelesen oder gehört hat, erstmal beiseite schieben, denn es wird einen so einiges überraschen. Neben praktischen Tipps und Tipps, die der eigenen Sicherheit dienen, beschreibt nämlich Frank zugleich auch seine Eindrücke und Erfahrungen der letzten 30 Jahre. Wer nicht vorhat selbst nach Nordkorea zu reisen, aber dennoch neugierig ist, dem wird der erste Teil sehr gut gefallen. Die zweite Hälfte des Buches handelt von den Sehenswürdigkeiten in Ost- und West-Pjönjang sowie den einzelnen Gebieten des Landes. Diese Berichte werden, wenn man nicht selbst dort hinreist, allerdings schnell etwas langweilig, da sie teilweise in der Struktur repetativ sind. Lediglich kleinere Annekdoten lockeren dies auf. Anzumerken an dieser Stelle ist übrigens, dass sowohl vorne als auch hinten im Buch jeweils eine Karte von Pjöngjang beziehungsweise ganz Nordkorea abgedruckt ist, was die Orientierung leichter macht, wenn man nicht mit der Geographie Nordkoreas vertraut ist. Für den wirklichen Nordkorea-Reisenden ist dieser zweite Teil des Buches allerdings wahrscheinlich umso interessanter, gibt Frank hier doch Hintergrundwissen preis, die einen die Sehenswürdigkeiten in ihrem vollen Licht sehen lassen können. Auch erwähnt er wie wahrscheinlich es ist, dass man diese sehen wird und inwiefern man mit den Guides über Programmpunkte verhandeln kann (oder wie man geschickt aus diesen herauskommt, wenn man nicht daran teilnehmen möchte). Abgerundet wird das Buch mit einem Kapitel über die Ausreise und was einen dort erwartet, sowie einer minimalen abschließende Reflektion über die mögliche Kritik an einer Nordkoreareise, was bereits im Vorwort angesprochen wurde. Ich fand dieses Kapitel etwas kurz, aber vermutlich passiert hier wirklich nicht mehr viel, was noch erwähnenswert wäre. Abschließend möchte ich noch den wunderbaren Schreibstil von Rüdiger Frank würdigen. Ich hatte oftmals das Gefühl als würde er direkt vor mir sitzen und seine Erfahrungen mir berichten. In dieser Art klebte ich förmlich an seinen Lippen beziehungsweise an den Seiten. Insgesamt ist der Ton zwar professionell, aber locker und hier und da kann man auch ein kleines Augenzwinkern herauslesen. Fazit Mit "Unterwegs in Nordkorea - Eine Gradwanderung" gibt Rüdiger Frank allen Nordkoreareisenden werrvolle Tipps und nimmt zugleich alle Daheimgebliebenen mit auf eine Rundreise durch Kultur und Reisewirklichkeit Nordkoreas.

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Ein klassischer Reiseführer ist *Unterwegs in Nordkorea* nicht, und der wäre auch ziemlich sinnlos, da man weder die Hotels, noch die Reiserouten, Sehenswürdigkeiten oder ähnliches frei wählen darf. Gereist werden darf nur in einer Gruppe, und von dieser darf man sich keine paar Meter entfernen. Dennoch ist das Buch sowohl für Nordkoreareisende genauso wertvoll wie für diejenigen, die nicht vor haben, das Land zu betreten. Nicht nur, dass der Autor erklärt, wie die Buchung einer Reise abläuft, auch die Ein- und Ausreiseprozeduren werden erklärt. So sollte man es nicht persönlich nehmen, wenn die Grenzabfertigung an die fünf Stunden dauert, das ist normal, und es wird auch ganz genau erklärt, was man bei der Mitnahme von Kameras und Handys beachten sollte – und was besser zu Hause bleibt. Und, was man fotographieren darf und was nicht, und wie z.B. Statuen abzubilden sind. In Korea selbst werden die Gepflogenheiten erklärt, immer wieder kommt der Autor auf das Verhältnis Reisegruppe – Guides zu sprechen und erzählt von seinen auf verschiedenen Reisen gesammelten Erkenntnissen. So erfährt man viel über das Verhältnis Stadt und Land, besucht u.a. das Museum über amerikanische Kriegsgräuel, ein gekapertes amerikanisches Schlachtfisch und bekommt neben Shoppingtipps auch Informationen über die Wechselkurse, und warum die z.B. CNN verbreitete Neuigkeit, in Nordkorea würden Schokokekse 10 Dollar kosten, einfach eine Fehlinterpretation sind. Spannend war das Kapitel über das Essen, mit welchem die Gäste aus falsch verstandener Rücksicht nicht in Kontakt kommen. Staunend vernimmt man, dass es zumindest in der Stadt Sushi genauso gibt, wie Pizza oder gar ein Wiener Caféhaus. Aber auch über Restaurants für Süßfleisch (Hundefleisch) oder Fische, welche gehäutet auf den Tellern zappelten. Fazit Wer sich für Nordkorea interessiert, der wird das Land nach der Lektüre besser kennen als durch langatmige Analysen.

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Auch wenn Rüdiger Frank nicht einfach spontan mal eine „Rundreise“ durch Nordkorea unternommen hat und damit spontane und freie Einblicke aus allen interessanten Ecken geliefert hätte, sondern eine klar geregelte, offizielle Reise in das Land angetreten hat, dennoch ist sein Reisebericht allein deshalb schon interessant und wichtig zu lesen, weil es eben so wenig andere Beschreibungen von „Eindrücken eines Außenstehenden“ gibt. Wo sonst wird der Reisebus (vermeintlich) zu solch außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten gefahren, wie einer Raketenrampe? „Sehen Sie das Gebäude dort hinten? Wissen sie, was das ist? Das ist unsere Raketenabschussrampe!“. Solche Momente sind das, was die Reiseleitung in Nordkorea als „gelungenen Scherz“ betrachtet. „Nordkorea hat ein miserables internationales Ansehen. Unverdient ist dieser Ruf nicht, doch er trübt auch unsere Wahrnehmung“. Und so bietet Frank mit seinem Reisebericht einen Baustein, zu einer realistischeren Wahrnehmung der Zustände im Land zu gelangen. Auch wenn er diese nur gefiltert zu sehen bekam. Denn auch Humor und Selbstironie sind dort anzutreffen und beileibe nicht die gesamte Bevölkerung ist von morgens bis abends in Gedanken stramm auf den „wunderbaren Führer“ ausschließlich ausrichtet. „Vieles ist so fremd und unbekannt, dass man kaum auf vorhandenes Wissen zurückgreifen kann“. So eng nun der Rahmen auch gewesen sein mag, so geleitet die Reise, so dicht das Programm, Frank versteht es, einen Blick auf das „reale, normale“ Leben im Land zu richten und damit immer wieder der vorgegebenen, inszenierten Blickrichtung durch die Reiseleitung zu entziehen. Wie das ist, ohne Handys mit weitreichendem Internetzugang zu leben, GPD und Navigationsgeräte nicht zur Verfügung gestellt zu bekommen, nicht kaufen zu können. Ein Land, in dem es bis 2013 Regel war, Handys und andere Geräte bei der Einreise abzugeben und erst bei der Ausreise wieder an sich nehmen zu können. Bitte keine „verstörenden Inhalte“ für die Bewohner des Landes von außen. Keine religiösen Schriften, keine Pornografie, keine südkoreanischen Medienprodukte. Was alles darauf schließen lässt, dass der „normale“ Nordkoreaner informationstechnisch „hinter dem Mond“ lebend gehalten wird. Ein Eindruck, der sich einerseits durch das Buch bestätigt, in dem aber auch andererseits kleinere Risse, Spalten nicht zu übersehen sind, die das Bewusstsein der dort lebenden Menschen durchaus mit verändert. Dennoch erlebt auch Frank, trotz nicht weniger Freiheiten, konsequente Restriktionen. Es bedurfte schon viel Überredungskunst und Beharrungsvermögen, überhaupt einen öffentlichen Markt besuchen zu dürfen, dabei war aber endgültig Schluss mit allem, was auch nur entfernt an einen Fotoapparat erinnern könnte. Und dennoch. Ein Leben leben. Auskommen finden. Eine Familie gründen, es sich und den Seinen gut gehen lassen, soweit es die Umstände hergeben, im Kern erlebt Frank das „ganz normale Leben“ mit den gleichen Bedürfnissen, wie an anderen Orten auch. Mit lokalen Sitten, die befremdend wirken, aber das gäbe es auch zwischen Norddeutschen und Bewohnern Bayerns. Nur eben die Vergleiche sind andere, weil globale Vergleichsmöglichkeiten letztlich nicht im Bewusstsein verankert, nicht breit bekannt sind. Damit sind die Bewohner, die Frank immer wieder in seiner Darstellung mit heranzieht, subjektiv nicht mehr oder weniger glücklich als an anderen Orten der Welt. Auch wenn klar erkennbar wird, dass dieses Land in ganz anderer Weise geführt, geregelt und vom individuellen technischen Fortschritt des 21. Jahrhunderts weit entfernt lebt. Eine anregende, interessante und sehr informative Lektüre.

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