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Rezensionen zu
Das Buch der vergessenen Artisten

Vera Buck

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Meine Meinung In sehr dunklen Zeiten würde der Mensch am liebsten alles Negative vergessen. In diesem Buch geht es aber gerade um Menschen, welche aufgrund des widerwärtigen Handelns der politischen Elite so oft von der Gesellschaft „vergessen“ wurden. Mich hat das Buch nachdenklich gemacht und gleichzeitig musste ich an der ein oder anderen Stelle ganz schön schmunzeln. Das Cover ist eher dunkel gestaltet. Der Leser erkennt im dunklen Hintergrund die Berliner Siegessäule, welche innerhalb eines goldenen Rahmens abgebildet wird. Der Klappentext informiert die Leser kurz und prägnant, ohne den Inhalt komplett preiszugeben. In der Geschichte, welche auf zwei Zeitebenen spielt, geht es um Mathis und seine Partnerin Meta, welche als Künstler ihren Lebensunterhalt bestreiten. Dabei werden sie im Jahr 1935 mit den schrecklichen politischen Ereignissen in Deutschland um den Nationalsozialismus konfrontiert. Beide Hauptprotagonisten weisen dabei unterschiedliche Charakterzüge auf, welche ich sehr sympathetisch fand. Mathis in früheren Jahren aufgrund seiner schmächtigen Statur in seiner alten Heimat oft gehänselt erfährt bei einem Jahrmarktbesuch seine wahre Berufung und geht mit dem Röntgenkünstler Mister Bo auf große Tournee. Dabei erfährt der Leser nach und nach mehr über die Wesenszüge von Mathis. Meta ist als Kraftfrau sehr selbstbewusst und leistet Widerstand, wo sie nur kann. Sie fühlt sich für Mathis als auch ihren „geistig eingeschränkten“ Bruder, genannt Ernsti verantwortlich. Neben den Hauptfiguren haben mir die Figur des Mister Bo als Nebenfigur am besten gefallen. Sehr mürrisch und mit dem Leben unzufrieden weist er unbewusst Mathis den Weg vor und eröffnet diesem ganz unbewusst den Eintritt in das „Künstlerleben“. Ein weiterer prägender Nebendarsteller ist Ernsti. Als Metas Bruder füllt er einen wesentlichen Teil von Metas Leben aus. Aufgrund seiner oft schwachsinnigen und aggressiven Verhaltensweise ist er jedoch die tragische Figur in der Handlung. Der Aufbau der Geschichte ist sehr stringent und für den Leser gut nachvollziehbar. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen um das Jahr 1900, sowie in den Jahren 1935 bis 1937 und sind aufgrund der abwechselnden Erzählweise der Autorin für den Leser sehr gut nachvollziehbar. Der Schreibstil der Autorin ist locker, dialogorientiert, sowie in einigen Passagen der Erzählung humorvoll und manchmal sarkastisch. Mir haben gerade die spitzen Kommentare um die „Menschenschauen“ im Panoptikum sehr gut gefallen. Die Autorin nimmt damit Bezug auf ein weiteres dunkles Kapitel dem „Ausstellen von Menschen anderer Rassen oder körperlicher Besonderheiten“. Auch dies passt sehr gut in den Kontext zum menschenverachten Handeln der Nazis in die Erzählung hinein. Als Besonderheit im Buch ist ein Verzeichnis historischer Persönlichkeiten am Ende des Buches zu nennen. Die Autorin hat dabei sowohl historische Persönlichkeiten als auch „fiktive“ Personen für die Erzählung gewählt. Mir hat gerade die Vermischung von historischen Fakten und fiktiven Ereignissen, sowie Handlungen von Personen sehr gut gefallen. Das Fazit des Romans ist sehr positiv. Es ist ein Buch gegen das Vergessen. Deswegen sind die Geschichten und Erzählungen, welche gegen das Vergessen erinnern wichtig. Schon allein damit sich „diese Geschichte in unserem Lande“ nie mehr wiederholt. Bitte beachten: Die Rezension geht erst am 08.09.2021 auf unserem Blog online und wird auch dann in den sozialen Medien gestreut.

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Ich habe es gern gelesen!

Von: TubiBrest

23.05.2020

Ein schönes Buch. Ich konnte es kaum weglegen. Vera Buck findet hier eine Nische, einen historischen Randbereich, den ich woanders noch nicht gefunden habe. Hier lese ich etwas über Personen, über die ich sonst noch nichts gelesen habe und deren Leben wirklich erzählenswert ist.

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Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist spannend und emotional geschrieben. Ein außergewöhnliches Thema sehr emotional erzählt. Ich habe regelrecht mitgefiebert und konnte mich sehr gut in die Personen und die Situationen reinversetzen. Der Stil der Erzählung war spannend und konnte mich packen. Ich werde dieses Buch gerne weiter verschenken und empfehlen.

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Tolles Buch

Von: Janina

22.12.2019

Zu Anfang, ich interessiere mich sehr, für die Kriegszeit, und für Menschen, die anders sind und etwas in der Welt bewirken Wahrscheinlich deswegen hat mir das Buch aus so gut gefallen Der Schreibstil war zwar sehr hoch, weswegen ich auch ein bisschen Zeit gebraucht habe dieses Buch durch zu lesen, aber dennoch war es sehr gut geschrieben und die Geschichte war so atemberaubend, ich hatte dieses Buch noch lange Zeit im Kopf Eine Leseempfehlung von mir

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"Das Buch der vergessenen Artisten" ist mir mehrfach auf diversen Internetplattformen aufgefallen, sodass meine Neugier auf das Buch geweckt wurde und ich mich sehr über die Zusage des Verlages freute, diesen Roman lesen zu können. Mit 752 Seiten ist das Buch ein echter Wälzer, aber da es sehr spannend geschrieben ist, fällt dieses kaum ins Gewicht. Natürlich benötigt es ein klein wenig mehr Zeit, aber diese lohnt sich sehr. Geschichtlich ist einiges Fiktion und der Fantasie der Autorin entsprungen, aber einige Begebenheiten sind wahr und sehr realistisch dargestellt. Das Cover zeigt sehr deutlich eine Frau mit diversen Rundungen, die eine Hantel über dem Kopf balanciert und dadurch aufweist, welche Stärke in ihr steckt. Meta ist eine Kraftfrau, die sich durch ihre Stärke ihr Geld verdient. Es wird ihr irgendwann verboten werden, sich als Kraftfrau zu zeigen und in diversen Shows aufzutreten. Vieles was vorher als Kunst galt und auch nicht immer ästhetisch wirkt, ist verboten und wird ausradiert. Dies gilt besonders für Menschen mit diversen Defiziten, die nicht der Norm, die in Deutschland vorherrschen soll, entspricht. Menschen, die mit ihrer eigentümlichen "Kunst" ihr Geld verdienen müssen sich verstecken und teilweise auch am Hungertuch nagen. Meta hat einen Bruder, Ernsti, der auch der Norm nicht entspricht und einen anderen Glauben hat, der in Deutschland nicht geduldet wird. Ernsti steht auf der Fahndungsliste und soll somit ausradiert werden. Meta hat schwer zu kämpfen damit, ihren Bruder zu befreien und letztendlich gelingt die Flucht aus der Irrenanstalt / Nervenklinik. Mathis selbst ist als Sohn eines Bohnenbauern Kummer und Schmerz gewohnt, da er von seinen Brüdern regelmäßig verprügelt wird. Durch sein lahmes Bein ist er nicht fähig auf dem Feld zu helfen, was den Frust der Brüder darüber in Gewalt und Wut umschlagen lässt und da ist Mathis das ideale Opfer. Fasziniert von einem Röntgenapperat verlässt Mathis sein Elternhaus und dient Meister Bo auf dem Jahrmarkt als Assistent, nichtsahnend, wie schädlich Röntgenstrahlen sind und mitunter auch tödlich werden können. Die Faszination des Röntgen und die Stärke der Kraftfrau Meta werden relativ schnell deutlich. Mathis der diesen beiden Phänomenen sehr zugetan ist, ist derjenige, der die Künste aufleben lässt und dabei sich selbst eher in Nebenrollen versetzt. Mir hat es sehr gefallen, wie Vera Buck diese Geschichte rund um Jahrmarkt und Krieg gewoben hat. Namen wie Marie Curie oder andere Physiker wie Wilhelm Conrad Röntgen werden eingeflochten und wirken absolut authentisch und passend zur Story. Von mir eine Leseempfehlung an einen Roman, der mich regelrecht gefesselt hat, da ich manches nur von Bildern oder Büchern kenne. Die ersten Kinofilme wurden auf Bettlaken ausgestrahlt, Menschen ergötzten sich an den Defiziten anderer und als man begann alles was nicht in die Norm passte auszuradieren, wurden Menschen von jetzt auf gleich arbeitslos und waren der Gefahr der Selektion ausgesetzt. Amerika ist hierbei das Land der vielen Möglichkeiten und immer mehr das Ziel der Protagonisten Meta und Mathis, die ein sehr interessantes Paar abgeben und sich sehr abenteuerlich durch diese gewobene Geschichte bewegen. Wo der eine Schwäche zeigt, zeigt die andere Stärke und umgekehrt. Eine sehr interessante Kombination, die einerseits eine Zeit darstellt, in dem definitiv alles möglich war, bis jemand kam, der Menschen in allem was sie haben und können beschnitten hat und oftmals nur eine Flucht nach vorne möglich ist. Manchmal auch Rebellion mit der Gefahr sein Leben zu lassen. Authentisch und wirklich gelungen dargestellt. Meine Rezension kann das Buch nicht in all seinen Facetten wiedergeben und nur einen kleinen Ausschnitt bieten. Für mich hat sich das Lesen definitiv gelohnt.

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Der Titel "Das Buch der vergessenen Artisten" ist Programm. Denn in diesem 750 Seiten starken Schmöker von Vera Buck geht es um vergessene Artisten und Künstler. Diese Menschen waren selbst zu Lebzeiten nur bei einigen wenigen bekannt, was jedoch ihre Besonderheiten und Talente nicht herabmindern darf. Vera Buck führt uns in ihrem Roman in das Schausteller-Milieu zur Zeit des Nationalsozialismus. In einem Interview betont sie, wieviel Recherche-Arbeit sie in dieses Buch investiert hat. Denn tatsächlich sind die Menschen, über die sie schreibt, in Vergessenheit geraten. Selbst in Zeiten von www und Wikipedia musste die Autorin ordentlich kramen, um an die wenigen überlieferten Informationen über diese Menschen zu gelangen. Aber der Aufwand hat sich gelohnt. "Das Buch der vergessenen Artisten" gehört für mich zu einem meiner Lesehighlights in 2018. Der Roman beginnt im Leben von Mathis Bohnensack, Schausteller, ehemals Virtuose an der Durchleuchtungsmaschine. Im Jahr 1935 ist er 48 Jahre alt. Er, seine Lebensgefährtin Meta, die als Kraftfrau auftritt sowie Metas geistig zurückgebliebener Bruder Ernsti, kampieren zusammen mit anderen Schaustellern vor den Toren Berlins. Das Leben eines Schaustellers zur Zeit der Nationalsozialisten ist gefährlich. Die Gefahren entstehen jedoch nicht durch die teilweise aberwitzigen Kunststücke, die die Schausteller beherrschen. Die Gefahren, die von den politischen Machthabern und deren Schergen ausgehen, sind weitaus größer. Noch sind viele von den Künstlern geduldet, tragen doch viele durch ihre Engagements in den Clubs von Berlin zu einer schillernden und dekadenten Künstlerszene bei, in der sich auch die Nazis gerne tummeln. Doch mit Zunahme der Macht der Nationalsozialisten werden die Gefahren für die Schausteller, die selten dem idealen Menschenbild der Machthaber entsprechen, größer. Nach und nach "verschwinden" die Weggefährten von Meta und Mathis. Es ist, als hätte es sie nie gegeben. Mathis sieht sich in der moralischen Pflicht, gegen das Vergessen dieser besonderen Menschen vorzugehen. Er möchte ein Buch der vergessenen Artisten schreiben, welches die Lebensgeschichten seiner Schaustellerkollegen dokumentiert. Mathis ist im Alter von 15 Jahren zum Rummel gekommen. Dies erfährt man in einem 2. Handlungsfaden, der Mathis' Werdegang bei den Schaustellern schildert. Er ist einer von unzähligen Söhnen eines Bohnenbauerns. Mit einem verkrüppelten Bein, als Ergebnis einer Kinderlähmung, ist Mathis leider der schwächste Sohn in der Familie und damit auch der Unnützeste. Daher wird er von keinem vermisst, als er sich still und heimlich den Schaustellern anschließt, die eines Tages in seinem Dorf, mit dem bezeichnenden Namen Langweiler, auftreten. Meister Bo und dessen Röntgenapparat haben es ihm angetan. Er wird Bos Assistent und entwickelt eine Kreativität bei den Auftritten mit der Röntgenmaschine, die ihresgleichen sucht. Leider ist sich Mathis - wie alle anderen auch - der gesundheitlichen Gefahren, die von dem ungeschützten Umgang mit Röntgenstrahlen ausgehen, nicht bewusst. Die Konsequenzen werden sich erst später zeigen. Während der Leser das Leben von Mathis, Meta und Ernsti in Berlin zur Zeit der Nazis verfolgt, kommt er gleichzeitig in den Genuss, durch Rückblenden auf Mathis Werdegang der letzten 30 Jahre, eine Abhandlung über die Geschichte des Schaustellertums zu bekommen. Natürlich hält sich Vera Buck dabei ganz dicht an Mathis und Metas Leben. Denn irgendwann treffen die beiden aufeinander und man wundert sich, dass solch unterschiedliche Menschen ein Paar werden. Er, der zurückhaltende und schüchterne junge Mann, von schwächlicher Statur; und sie, die muskelbepackte und impulsive Naturgewalt. Aber gleichzeitig entführt die Autorin den Leser an faszinierende Orte, die von der Geschichte des Schaustellertums nicht zu trennen sind. Sie bringt uns an Orte wie Zürich, mit seinem Panoptikum, Wien mit seinem Prater, Paris mit seinen Folies Bergère, München mit seinem Oktoberfest etc. etc. etc. Und es sind nicht nur die Orte, die faszinieren, sondern auch die Mischung der Charaktere, die dem Leser begegnen. Vera Buck bringt fiktive und reale Personen zusammen. Durch ihre Recherchearbeit zu diesem Roman ist sie auf viele real existierende Schausteller getroffen, die sich einen Namen in der Szene gemacht haben - auch wenn dieser bei den wenigsten Lesern bekannt ist bzw. in Vergessenheit geraten ist. Ein paar Beispiele gefällig? Siegmund Breitbart - der "Eisenkönig" und jüdischer Kraftathlet Cora Eckers - eine "dicke, bärtige Zwergin" Rosendo Fibolo - "das menschliche Nadelkissen" Charlotte Rickert - eine Kraftfrau, die so ganz nebenbei als einzige Frau bei den olympischen Spielen 1936 beim Gewichtheben angetreten ist und ihren männlichen Konkurrenten demonstriert hat, wozu frau in der Lage ist (Der Roman endet mit einer interessanten Übersicht der historischen Personen, die in die Handlung eingebunden sind. Allein diese Liste ist es schon wert, diesen Roman zu lesen) Es ist nicht nur die Faszination des Schaustellertums, die dieses Buch zu etwas Besonderem macht. Einmal mehr wird der Finger in die nie verheilende Geschichtswunde, die durch den deutschen Nationalsozialismus verursacht wurde, gelegt. Und das ist gut so. Somit wird "Das Buch der vergessenen Artisten" zu einem Buch "Gegen das Vergessen", was es moralisch wertvoll macht. Dabei wird der moralische Aspekt auf sehr ansprechende Weise vermittelt. Denn es macht Spaß, dieses Buch zu lesen, was auf die gelungene Kombination aus der Darstellung des exotischen Schaustellerlebens und dem Sprachstil der Autorin zurückzuführen ist. Vera Buck beweist Humor, wo er angebracht ist, Respektlosigkeit gegenüber den Machthabern, Feingefühl gegenüber Artisten, von denen manche körperliche Gebrechen zu einer Attraktion machen, um überleben zu können. Die starken Frauen sind bei Vera Buck nicht nur aufgrund ihrer Körperkräfte und Muckis stark. Das Buch liest sich weg wie nichts. Hier ist keine Seite zuviel. Ich war schon ein bisschen traurig, als ich das Buch beendet habe. Die Geschichte hätte ewig weitergehen können. Leseempfehlung! Leseempfehlung! Leseempfehlung! © Renie

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Es gibt Bücher, die locken mit einem wunderschönen, eindrücklichen, neugierig machenden Cover. Dasselbe gilt für Titel, die im Gedächtnis haften bleiben, indem sie Fragen aufwerfen. „Das Buch der vergessenen Artisten“ punktet mit beidem und einer interessanten, ungewöhnlichen Geschichte, die zwischen dem Berlin der Dreißiger Jahre und dem fünfzehnjährigen Mathis Bohnsack, dem schwächlichen dreizehnten Sohn eines Bohnenbauers aus dem Rheinland wechselt. Mathis, dessen Leben Vera Buck erzählt, ist es gelungen, sich aus Tradition, Heimat und vorgezeichnetem Schicksal zu lösen. Mut, der aus Verzweiflung rührte, und die große Liebe zu einer auf dem im Dorf gastierenden Jahrmarkt entdeckten Maschine, gaben den Anstoß. Diese rasch aufflammende Liebe, seine Fähigkeit zu einer grandiosen, fast selbstlos zu nennenden, toleranten loyalen Hingabe, verlassen ihn sein Leben lang nicht. Mathis ist der rote Faden, der sich durch die dichte, breit angelegte Handlung dieses sprachlich einfachen und dabei erzählerisch so fesselnden Romans zieht. Im Buch der vergessenen Artisten setzt die 1986 geborene Autorin diesen Jahrmarktskünstlern ein Denkmal. Sie erweckt sie wieder, fängt den Tenor, das Lebensgefühl der Menschen der jeweiligen Zeit zwischen 1902 und 1935 ein und flicht en passant verschiedene, noch heute bekannte Persönlichkeiten oder Institutionen dieser Jahrzehnte ein: Chaplin, Kafka, Marie Curie, die Folies Bèrgères, Coco Chanel, Agatha Christie, Hans Sarrasani junior bis Adolf Hitler und den Herausgeber des Stürmers. Bucks Intention für Toleranz, Vielfältigkeit und Weltoffenheit, Neugier und der Kunst sich das Staunen angesichts der von der Welt dargebotenen Wunderlichkeiten und Wunder zu bewahren, dringt aus jeder Seite dieses zauberhaften Romans. Sie widmete ihn ihrem Großvater mit den Worten: „Du hattest recht. Sie könnten den Leuten einen Stock mit Perücke hinstellen. Wird trotzdem gewählt. Als hätten wir seit der letzten Vergangenheit rein gar nichts dazugelernt. – Für Opa – Gegen das Vergessen“ Diese Vermengung historischer Persönlichkeiten und Fakten mit Fiktion und die Detailfülle wirken dank Bucks Können und ihrer leichten, mit sachtem Humor durchzogenen Art zu erzählen niemals überladen. Man möchte jederzeit erfahren, wie es weitergeht oder ist gespannt wie Mathis Bohnsack zu dem wurde, der er 1935 ist und nicht zuletzt, ob seine Liebe zu Kraftfrau Meta ein gutes Ende nimmt. Wer jetzt denkt, hier liest man Kitsch, der oder die sei beruhigt oder enttäuscht. Buck kann sehr vieles, aber seicht oder kitschig wird sie in ihrem zweiten Roman nie. Ihr geht es um die Hintergründe, sie nimmt die Leser*innen mit auf eine Erkundungsfahrt durch menschliche Beziehungen, Entwicklungen, Charaktere und Antriebskräfte und stösst sie mitten hinein in die gar nicht so ferne deutsche Geschichte. Dabei erzählt sie wohltuend distanziert, sie berichtet statt zu werten, lässt das Kopfkino beim Leser wirken. Klare Leseempfehlung für diesen rundum gelungenen, fetten, lebensprallen Schmöker von mir. Ab an den Lieblingsleseplatz, einmummeln und übers Wochenende ein- und abtauchen in diese fremde bunte Welt.

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Absolute Leseempfehlung

Von: diekleinraupe27

04.11.2018

Mathis lebt als 13. Sohn eines Bohnenbauern in einem kleinen verschlafenen Dorf names Langweiler. Und so wie der Name schon sagt, passiert in diesem kleinen Dorf nichts spektakuläres. Ausser ein Wochenende im Jahr wenn der Jahrmarkt in dem Dorf seine Pforten öffnet. Es ist das grösste Ereignis für die Bewohner der kleinen verschlafenen Gegend. Durch den Jahrmarkt lernt der damals fünfzehn jährige Mathis eine ganz andere und neue bunte Welt kennen, unter anderem auch Meister Bo und seinen Durchleuchtungspapparat. Er verbringt das ganze Wochenende dort und kann an nichts anderes mehr denken. Mathis beschliesst, sein langweiliges Dorf zu verlassen und sich mit Meister Bo und den anderen Schaustellern auf eine abendteuerliche Reise zu begeben. Während seiner Reise lernt er Meta, das Kraftwunder kennen, in die er sich bis über beide Ohren verliebt. Mit Meta lebt er auch dreissig Jahre ( 1935 ) später in einer Wohnwagensiedlung am Rande von Berlin mit vielen anderen Artisten und Schaustellern. Ihre Beziehung zu einander wird immer wieder auf harte Proben gestellt, denn das Leben ist für Artisten und Schaustellern zu dieser alles andere als einfach. Auftrittsverbote werden verhängt, Bühnen werden geschlossen und immer wieder verschwinden Artisten und werden abgeholt. Mathis beschliesst, die Geschichten der Artisten aufzuschreiben, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Doch dieses Buch darf nicht in falsche Hände geraten, denn es birgt Geheimnisse, die schwere Folgen haben können. Auch für ihn und seine Lebensgefährtin Meta. Auf 755 Seiten beschreibt Vera Buck, eine von aussen wahrhaftig glitzerde und aufregende Welt, die aber für Artisten und Schausteller alles andere als glitzernd in der damaligen Zeit war. Trotz der vielen Seiten bin ich nur so durch das Buch geflogen und habe aufgrund des einfachen und sehr detailierten Schreibstil Mathis Leben miterleben dürfen. Oft habe ich das Gefühl gehabt, eine heimliche Protagonistin zu sein und neben Mathis zu stehen. Es gab aber auch viele Momente, die mich haben schlucken lassen und mir noch mal bewusst gemacht haben, wie in Deutschland um 1935 gelebt wurde, das Juden oder gar “heimatlose” eigentlich gar keine Chance auf ein freies Leben hatten, sondern Gewalt und Folter die Oberhand hatten. Das Buch basiert teilweise auf Erfindungen aber auch auf wahre Begebenheiten, denn die Autorin hat sehr viel und sehr lange für dieses Buch recherchiert. Auf zwei Zeitebenen erleben wir Meta und Mathis, wie sie sich kennen lernen, gemeinsam Leben, reisen und einige viele Hürden meistern. Während des Lesens wird einem bewusst, dass dieses Buch nicht einfach nur runtergeschrieben wurde, sondern das ganz viel Arbeit und Liebe fürs Detail dahinter steckt. Es werden einige bekannte Personen in diesem Buch genannt, beschrieben und mit eingebunden, so wie sie waren. Einige nette Personen, aber auch andere sehr böse und tyrannische Menschen. Ich bedanke mich ganz herzlich beim “Random House Verlag”, dass ich dieses Buch lesen durfte. Ich habe es als E-Book Rezensionsexemplar bekommen, aber es wird defintiv auch als Printexemplar bei mir einziehen, denn dieses Buch wird noch lange in meinen Erinnerungen sein und es ist defintiv ein Reread wert. Die Aufmachung und das Cover sind schon ein Grund, dass dieses Schmuckstück in mein Bücherregal muss. Also eine absolute Leseempfehlung von mir.

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