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Rezensionen zu
Neanderthal

Jens Lubbadeh

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Die Grundidee zu Jens Lubbadehs zweitem Roman nach "Unsterblich" ist faszinierend: was wäre, wenn es der Menschheit endlich gelungen wäre, dass, wofür sie sich sich fürchtet, nämlich das Leiden an Krankheiten und Gendeffekten, aus dem Erbgut entfernt zu haben? Die Menschen würden länger leben, sie wären nur Gesund und Pflegeheime wären überflüssig. Diese ganze Welt scheint ins Wanken zu geraten - zumindest für Komissar Nix. Den der steht vor der Leiche eines jungen Mannes, der - obwohl nicht lange tot und jüngeren Alters - alle Merkmale eines Neandertalers aufweist. Wie kann das sein? Wie kann der Mensch, der gerade dachte, er hätte eine weitere Entwicklugnsstufe erreicht sich plötzlich zurück entwickeln? Der Wissenschaftsjournalist Lubbadeh, der mit "Unsterblich" einen aufrüttelnden, innovativen dystopioschen Roman geschrieben hat, hat hintergründig recherchiert. Als Journalist ist er es gewohnt, wissenschaftliche Huntergründe herauszufinden und zu hinterfragen, diese aber gleichzeitig in allgemeinverständliche Worte zu kleiden und dem Leser so auch schweirigere Fakten verständlich zu machen. Das ist dem Autor gelungen, auch dieses mal. Schon Lubbadehs Erstlingswerk war keines, dass durch überfrachtete Settings zurückgreifen musste, dass mehr Action als Geschichte bot. Auch dies ist Jens Lubbadeh in "Neanderthal" gelungen. Er ist ein Autor der eher leisen Töne; zuweilen fast nüchternd in seiner Schreibweise und bewusst auf grelle Knalleffekte verzichtend. Neben Komissar Nix gibt es noch den blinden Wissenschaftler Max, der alleine schon deswegen Außenseiter ist, weil er eben nichts sehen kann. Für die von Lubbadeh gemalte Welt fast schon empörend und archaisch. Seine Begleiterin Sarah, für die es eher die aufbrausende Natur Max' und nicht diessen fehlendes Augenlicht ist, macht wiederum gerade das den Reiz aus: Max ist ein Mensch, der auf Optimierung verzichtet hat, authentischer und ungeglättet daher kommt. Die Beziehung zwischen den beiden ist eine echte, die auf Tand und schmückendes Beiwerk verzichtet. Die Zwischenmenschliche Komponente konnte Lubbadeh trefflich erzählen. Alleine mit dem Rest der Geschichte hatte ich als Leser Probleme. Nicht nur dass sich Passagen zogen - das hätte ich verkraften können. Doch die teils aprupten Brüche in der Geschichte und vor allem die Exkurse, die ganz andere Themen aufwarfen, so plötzlich in eine andere Richtung gingen wie sie wieder endeten haben mich sehr gestört. Die Geschichte wirkt alles andere als rund. Es schien mir, als hätte der Autor zwischendrin neue Ideen gehabt, diese einbauen wollen und dann och wieder zur ursprünglichen Geschichte zurück gewollt. Auch ändern sich die Protagonisten zu Momenten in der Geschichte, wo es weder erwartbar noch - in meinen Augen - sinnvoll war. Plötzlich fehlte mit dem Wegfall eines Protagonisten das Rückrat der ganzen Story. Ab diesem Moment war das Buch für mich tot. Nicht weil ich diesen Protagonisten so toll gefunden hätte, sondern weil die Geschichte mit ganz anderer Stimmung weiterging. Die Atmosphäre war zerstört und es gelang mir nicht, mit der nun "neuen" Geschichte zurecht zu kommen. Auch wenn ich die Art zu Schreiben und die Mischung aus wissenschaftlichem Ansatz, Sozialkritik und Thriller, die Lubbadeh hier und bereits in "Unsterblich" schuf sehr schätze, hat dieses Buch für mich so gewirkt, als wäre es eine Rohfassung, die noch nicht in Form gebracht worden war.

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Nach dem ambitionierten "Unsterblich" widmet sich Jens Lubbadeh in "Neanderthal" einer neuen und sehr düsteren Zukunftsvision. Welche Auswirkungen könnte das Streben nach Perfektionismus in der Zukunft auf uns Menschen haben? Inhalt: Die "große Depression" geht um und zwingt immer mehr (vor allem junge) Menschen in den Suizid. Einen Grund scheint es nicht zu geben, denn genetische Defekte und Krankheiten sind eigentlich aufgrund von Säuberungen aus dem Erbgut verschwunden. Als ein weiterer Jugendlicher in der Nähe von Düsseldorf in den Tod springt, löst dies eine Reihe merkwürdiger Ereignisse aus: Denn der Tote ähnelt einem Neandertaler und passt so gar nicht in die makellos herangezüchteten Kinder und Jugendliche von 2053. Eigentlich sollten Neandertaler auch seit Ewigkeiten ausgestorben sein...und doch findet man letztendlich weitere Knochen von Neandertalern, die gerade einmal 30 Jahre alt sind. Wie kann das sein? Und was genau steckt hinter der großen Depression? Meine Meinung: Die Grundidee hinter dem Buch finde ich hochspannend und auch sehr aktuell: Würde ich als Vater auch soweit gehen und meinem Kind vor der Geburt durch Eingriffe in das Erbgut ein "perfektes" Leben ermöglichen wollen? Oder riskiere ich stattdessen die Launen der Natur und mögliche Erbkrankheiten - mit dem Resultat, dass mein Kind negativ aus der Masse heraussticht und nicht die gleiche Leistung wie Andere erbringen kann? In diese scheinbar perfekte und gesunde Welt schleicht sich die große Depression ein und rafft unsere künstlich optimierten Kinder dahin. Gleichzeitig taucht ein Jugendlicher aus, dessen DNA einem Neandertaler entspricht und so gar nicht in das aktuelle Weltgeschehen zu passen scheint. Und auch die Anthropologen Max und Sarah entsprechen (beispielsweise aufgrund einer Erblindung) nicht dem Idealbild der Menschen. Gemeinsam mit Kommissar Nix versuchen sie das Rätsel des Neandertalers zu lösen und stoßen auf geheime Machenschaften immer größeren Ausmaßes. Die Grundidee passt also schon einmal, aber dennoch zieht sich der Roman recht in Länge. Einen Pageturner sollte man definitiv nicht erwarten, denn dafür die ist Geschichte einfach zu komplex und der wissenschaftliche Anteil geht recht stark ins Detail. Da sich nur wenig Spannung aufbaut bleibt das Buch eher trocken und ich habe ehrlicherweise lange für die Lektüre benötigt, da das Buch mich nicht fesseln konnte. Eine spannende Idee mit verbesserungswürdiger Umsetzung hatte ich schon bei "Unsterblich" geäußert...ich bin mit deshalb gerade unsicher, ob ich weiteren Büchern des Autors eine Chance geben werde. Fazit: Die Idee von Neanderthal ist hochspannend und sehr aktuell. Leider wirkt die Umsetzung aber eher hölzern und die Geschichte konnte mich nicht fesseln. Ich vergebe deshalb solide 3 Sterne.

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Heute achten immer mehr Leute auf eine gesunde Ernährung, treiben immer mehr Sport und versuchen einfach bewusster zu Leben. Rauchen ist in fast allen Lokalen verboten und wird auch in der Öffentlichkeit immer mehr kritisiert. All das sind Dinge, die natürlich größtenteils positiv bewertet werden. Doch was passiert, wenn wir diesen Weg akribisch weitergehen? Jens Lubbadeh versucht genau das in seinem Buch aufzuzeigen und kreiert dabei eine Welt, bei der es mir am Anfang kalt den Rücken runter lief. Ein Fitnessarmband, dass einem aufzeigt, wie die eigenen Werte sind und wie viel man noch für das errechnete Pensum tun muss ist eine Sache, das kann man ja ignorieren oder einfach nicht ummachen, aber ein Implantat, dass das erledigt und am Monatsende alles an die Krankenkasse weitergibt, ist eine ganz andere Sache. Außerdem ist der Gedanke schockierend, das bei Embryonen nicht nur Krankheiten im Vorfeld beseitigt werden können, sondern man es sich zu Aufgabe gemacht hat Behinderungen auszurotten und wer dann doch beeinträchtigt ist, ist am Rande der Gesellschaft. In dieser Welt spielt das Buch von Jens Lubbadeh. Eine Welt, in der Gesundheit und das Allgemeinwohl zu einer selbstauferlegten Diktatur geworden ist und der Autor schafft es auf fantastische Weise, mit dieser Welt in der packenden Geschichte des Thrillers zu spielen. Lubbadeh verliert zu keinem Zeitpunkt den roten Faden der Geschichte aus den Augen und man hat nie das Gefühl, dass etwas nur nebensächlich geschieht oder nur eine interessante Erwähnung am Rande ist. Alles hat seinen Platz und ist wichtig! Vielleicht klingt das jetzt etwas flach, doch das ist es definitiv nicht; vielmehr führt es dazu, dass man sich gepackt und in die Ereignisse reingezogen fühlt. Man will einfach immer weiter lesen, egal wie spät es ist oder ob man eigentlich gerade keine Zeit ist. Mir persönlich, ging das Buch zu keinem Zeitpunkt aus dem Kopf. Dazu kommt noch, dass der Autor einen sehr angenehmen Schreibstil hat, er schafft es selbst die komplizierteren Passagen in denen es zum Beispiel um Genetik geht flüssig und simpel genug zu schreiben. Bemerkenswert fand ich außerdem, wie nahtlos und angenehm er neue Figuren einführt und zwischen den Protagonisten wechselt ohne wirklich viel Zeit dafür in Anspruch zu nehmen. Neanderthal hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert und hat mir genau das gegeben, was ich mir von einem guten Thriller wünsche. Jens Lubbadeh hat gezeigt wie erfinderisch und flexibel er ist, wenn es darum geht seine Kapitel in unterschiedlichen Stilen und mit anderen Herangehensweisen zu gestalten. Ich kann dieses Buch jedem Thrillerliebhaber nur wärmstens empfehlen und hoffe, das ihr damit genau so viel Spaß und lange Lesenächte haben werdet wie ich.

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Da mich Cover und Klappentext absolut gecatcht haben, musste ich Neanderthal auch direkt lesen. Der Gedanke an eine Gesellschaft, in der Gesundheit das Maß aller Dinge ist, Makel abgeschafft wurden und Krankheiten nicht mehr zu existieren scheinen löst in mir direkt viele Gedanken aus. Wenn nun in diese Grundhandlung noch ein spannender Thriller eingebaut ist, trifft es genau meinen Geschmack. Lubbadeh hat mich dann auch an einigen Punkten überrascht. Erwartet hatte ich eine spannungsgeladene Geschichte, die man mit offenem Mund lesen möchte im Stil von Dan Brown´s Sakrileg. Das dies so gar nicht eintreffen würde und mir eben dies auch noch gefallen könnte hatte ich Anfangs nicht gedacht. Neanderthal kommt wesentlich wissenschaftlicher daher, hat einen recht komplexen Storyaufbau, der gespickt mit Intrigen, Manipulationen und sich überschlagenden Ereignissen, die unterm Strich doch noch für ein gewisses Spannungsgefühl sorgen. Ein weiterer unerwarteter Twist kam, als der Focus auf eine andere Person gelegt wurde und sich somit die Möglichkeit eines völlig anderen Endes ergibt. Das bringt noch einmal richtig Würze ins Geschehen und hat mir an der Stelle sehr gut gefallen. Natürlich kann nicht jeder Charakter, der vorkommt bis ins Kleinste ausgearbeitet sein, doch die Hauptpersonen sind gut gezeichnet und hinterlassen einen tiefen Eindruck. Der Schreibstil ist gut, streckenweise zwar etwas trocken, wenn es sehr wissenschaftlich wird aber dies ist verkraftbar. Vielleicht wäre es besser zu lesen gewesen, wenn hier ein wenig gerafft worden wäre. Insgesamt ist Neanderthal intelligent, wirkt gut recherchiert und macht aufgrund seiner dystopischen, dennoch nahbaren Note absolut Spaß. Fazit Für mich ein außergewöhnlicher Mix aus Thriller und Dystopie, sehr gut recherchiert und bis auf einen kleinen Kritikpunkt ein richtiges Leseerlebnis.

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Als Komissar Nix in Düsseldorf zu einem Einsatz geschickt wird, in dem er ein Massengrab vorfindet, dass ungewöhnlicher nicht sein kann, ahnt er noch nicht was für weltumgreifende Machenschaften auf ihn lauern werden. Doch damit nicht genug. Die Leichen entpuppen sich als Neandertaler - doch nicht mehr als 30 Jahre alt... Tja... was soll ich sagen. Ich bin ein wenig hin und her gerissen. Nachdem mich das Erstlingswerk des Autors „Unsterblich“ fesseln und begeistern konnte, tat ich mich mit dem Buch ein wenig schwerer. Das Thema selber ist wahnsinnig interessant und bedenkt man, dass der Autor gut recherchiert hat und auch wissenschaftsjournalist ist, wird man auch viele wahre Ansätze darin finden können. Doch so spannend das Thema auch klang es könnte mich doch nicht ganz mitreißen. Dabei bin ich mir nicht so sicher, ob die Geschichte einfach nicht nur so umgesetzt wurde, wie ich es erwartet habe, oder ob ich einfach etwas anderes erwartet habe. Zusätzliches Problem dabei war: ein paar Wochen vor erscheinen des Buches kam ein kleiner eBook-Apetizer heraus. Quasi die Vorgeschichte zu dem Buch. Ich hab diese gelesen, diese war auch total spannend und ich würde heiß gemacht auf das Buch... also alles gut... und dann kam das Buch... und ich fühlte mich, als ob die Vorgeschichte schon alles wichtige vorweggenommen hatte. Das eigentliche Geheimnis was Nix ja erstmal noch aufklärt war mir schon etwas bekannt... schade... ansonsten hätte sich das lesen des Buches für mich sicherlich anders entwickelt. Denn die Geschichte war ansonsten wirklich wieder gut erzählt und wusste einen an die Seiten zu binden (aber bräuchte man meiner Meinung nach weniger Vorwissen). Also ein Rat von mit die Vorgeschichte, auch wenn die vorher veröffentlicht wurde, nicht vorweg zu lesen, dann bleibt einem noch mehr Spannung erhalten. Ich hin aber gespannt auf das nächste Buch des Autors, denn er weiß die dunkle Seite der Menschen hervorzuheben und vorallem das glaubhaft erscheinen zu lassen, dass all dies in ein paar Jahren tatsächlich passieren könnte - wenn es nicht schon in geheimen Kammern der Wissenschaft passiert ist.

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Wer Anhand des Klappentextes und dem Zusatz "Die Jagd ist eröffnet" einen rasanten Thriller voller Action erwartet sollte von dem Buch Abstand nehmen - diese Buch ist kein Actionthriller. Vielmehr handelt es sich um einen langsamen Wissenschafts--"Thriller", der sich (meist) viel Zeit lässt und auch in Sachen Wissenschaft etwas tiefer geht als man es von einem Thriller erwarten könnte. Man bekommt mehr Gentechnologie, Anthropologie und Zukunftsphilosophie als Action präsentiert. Man könnte fast von einer Dystopie sprechen, denn das Bild das Lubbadeh von Deutschland in der nahen Zukunft zeigt, ist eher erschreckend als erstrebenswert. Laster wie Rauchen und Trinken sind verpönt, die Gesundheit wird überwacht, ein Eugenik-Programm versucht Behinderungen und Krankheiten auszurotten. Dazu gibt es schon vor der Geburt Gen-Edits, damit Gendefekte, die zu Krankheiten oder Behinderungen führen schon im Mutterleib korrigiert werden. Schöne neue Welt? Nein - Lubbadehs Vision erzeugt ein Gefühl der Bedrohung und führt dazu, dass man sich als Leser auch so seine Gedanken zu dem Thema macht. Ganz nach der ethischen Frage: WIe weit darf oder soll der Mensch "Gott" spielen? Das Programm ist zwar relativ erfolgreich bezüglich der Ausrottung von Krankheiten, aber eine glückliche Gesellschaft ist Deutschland im Roman trotzdem nicht. Die körperlichen Gebrechen sind seelischen gewichen - Depression ist ein großes Thema in Deutschland. Neben der "normalen" gibt es noch die so genannte "Große Depression", die im Buch schon Kinder befällt und Betroffene zu komplett lethargischen, leeren Hüllen macht. In dieser, größtenteils recht glaubhaft beschriebenen Welt, spinnt Lubbadeh dann seine Geschichte rund um die geklonten Neandertaler. Er schafft es, dass die meisten Charaktere im Buch sympathisch und glaubhaft rüberkommen. Sei es Kommissar Nix (auch wenn der als Cop die stereotype Drogenhöhle-Szene verpasst bekommt), der gehörlose Anthropologe Max oder seine Partnerin Sarah. Manches ist ab und an "too much", aber im großen und ganzen ein Lob für die Charaktere, mit denen sich der Leser durchaus identifizieren kann. Wie anfangs erwähnt lässt sich der Roman recht viel Zeit - viel Action oder spannende Wendungen gibt es nicht wirklich. Dafür gibt Lubbadeh seinen Charakteren mehr Raum oder behandelt auch die wissenschaftliche Seiten tiefer, als es für die reine Story erforderlich gewesen wäre, ohne aber in oberlehrerhaftes Erklären abzudriften. Klingt bis hier hin gut? Ist es auch - die angesprochenen Dinge des Buches fand ich echt super. Allerdings hat der Roman ein paar Probleme im Erzählfluss und enthält Brüche, die mich beim Lesen doch ziemlich gestört haben. Anfangs ist Kommissar Nix der Hauptfigur des Buches (wie der Klappentext ja schon irgendwie vermuten lässt). Leider fällt er irgendwann mehr oder weniger sang und klanglos aus der Erzählung heraus.... Noch viel störender Fand ich aber den Übergang Kapitel 2 auf 3 - was ohne zu spoilern jetzt nur kompliziert zu erläutern ist. Bis dort hin baut Lubbadeh wirklich eine gute Handlung auf - und schafft es diese dann in einem kurzen 8 seitigen Kapitel im Prinzip zu beenden. Bis dahin hat das Buch sich für fast alles viel Zeit gelassen - um hier unglaublich gehetzt eine unerwartete Zäsur zu setzen. Das Kapitel macht einen extrem unfertigen, nicht recht durchdachten Eindruck und passt in meinen Augen überhaupt nicht in den bisherigen Erzählfluss. Erneut zaubert Lubbadeh dann einen neuen Protagonisten aus dem Hut um die Geschichte zu Ende zu führen. Dieser Wechsel wäre in meinen Augen nicht wirklich nötig gewesen - vor allem nicht auf die gewählte Holzhammermethode. Quer durch das Buch hat Lubbadeh einzelne Kapitel eingebaut, die zur Zeit der realen Neandertaler spielen. Diese Kapitel hätte man sich aber eigentlich schenken können - sie bringen der Story nicht wirklich etwas. Teilweise sind die verwendeten steinzeitlichen Bezeichnungen und Namen etwas verwirrend, und je später im Buch desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass ich diese Kapitel mehr überflogen als gelesen habe. Die Seiten hätte man lieber genutzt, um sanftere Übergänge zu generieren bzw. den Strang rund um Kommissar Nix schöner zu Ende zu führen. Ohne die angesprochenen Brüche wäre Neanderthal wirklich ein super Buch geworden - so wurde mein Lesevergnügen aber leider etwas gebremst. Trotzdem werde ich mir den Autor merken und gerne mehr von ihm lesen. Die Art zu schreiben und der wissenschaftliche Aspekt der Geschichte fand ich wirklich sehr gut. Den Erzählfluss noch etwas polieren und alles ist toll.

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Cover: Das Cover ist sehr schlicht und doch auffällig gestaltet. Komplett schwarz gehalten und zudem noch matt, wirkt das Buch sehr hochwertig, was auch haptisch unterstützt wird. Der Buchtitel selbst ist in türkisener Schrift aufgedruckt, die an eine Neonleuchte erinnert. In derselben Gestaltung befindet sich auch der obere Teil eines Schädels auf dem Cover, der auf simple Weise den Zusammenhang zum Inhalt herstellt. Als zusätzlicher Kontrast sind die türkisenen Elemente in Hochglanz dargestellt. Insgesamt wirkt das Cover auf mich sehr ansprechend, da ich ein Fan von simplen, unaufgeregten Gestaltungen bin, die trotzdem das Interesse und die Neugierde wecken. Inhalt: Wir befinden uns im Deutschland in der Mitte des 21. Jahrhunderts. Behinderungen und genetisch bedingte Krankheiten gibt es kaum noch, der Verzehr von Fleisch, Alkoholkonsum und Rauchen sind verpönt, Aufzugfahren ist den Älteren und Kranken vorbehalten, wer es trotzdem tut, wird schräg angeguckt. Die Regierung und Gesellschaft strebt nach Perfektion und der absoluten Gesundheit. In diesem Rahmen werden sogar einfachste Dinge wie Tagträumerei therapiert und besonders „optimierungsfleißige“ Bürger durch ein Punktesystem der Krankenkasse belohnt. Schon die Gene von noch ungeborenen Kindern werden korrigiert und durch ein Bonus-Programm noch zusätzlicher Anreiz geschafft: ab 3 Korrekturen von sogenannten Risikogenen gibt es einen Bonus-Edit umsonst (z. B. Haarfarbe des Kindes aussuchen). Dies alles erfahren wir bereits im ersten Kapitel, in dem wir Kommissar Nix begleiten, der zu der Leiche eines scheinbar Behinderten gerufen wird. Doch bald muss Nix herausfinden, dass dieser Schluss falsch ist und er auf etwas viel Größeres gestoßen ist. Denn bei der Leiche findet er einen Hinweis, der ihn überhaupt erst auf das Massengrab im Neandertal aufmerksam macht. Im Folgenden lernen wir zunächst mit jedem neuen Kapitel alle handelnden Personen kennen und erfahren so auch schon teilweise mehr über die Hintergründe. Da wären im zweiten Kapitel Max und Sarah, zwei Anthropologen deren Spezialgebiet die Neandertaler sind und die im Laufe der Geschichte zu den Hauptakteuren werden. Das dritte Kapitel spielt dann in der Vergangenheit und ist aus Sicht des Neandertalers Urudim geschrieben. Dieser zeitliche Sprung wird auch durch die kursive Schrift deutlich gemacht. Kapitel vier ist dann in Form eines Zeitungsberichts geschrieben, der sich mit der „Großen Depression“ befasst. Diese ist eine besonders schwere Form, die mit bekannten Mitteln nicht heilbar ist und von der auch immer mehr junge Menschen und Kinder betroffen sind. Nachdem Kapitel fünf von einer bereits bekannten Person handelt, lernen wir dann in Kapitel sechs noch Eva-Marie kennen, die eine wichtige Rolle im Ministerium für Gesundheit und Glück innehat und zur größten Gegenspielerin von Sarah und Max wird. Schon innerhalb dieser ersten sechs „Vorstellungskapitel“ entwickelt sich langsam die Story und man erfährt worum es geht und wie die handelnden Personen darin verwickelt sind. Bei dem einen ist das zwar mehr offensichtlich als bei dem anderen, man bekommt aber in jedem Fall mindestens einen groben Überblick. Im Folgenden wechseln die Kapitel dann immer wieder zwischen den Protagonisten, wobei aber Sarah und Max im Fokus stehen. Auf den genauen Inhalt der Story möchte ich an dieser Stelle gar nicht weiter eingehen. Obwohl der Klappentext sehr kurz ist, fasst er das Wesentliche zusammen und somit wäre jede weitere Ausführung von mir ein Spoiler oder eine Wiederholung. Fazit: Dieser Thriller ist einfach nur gelungen! Obwohl er hinsichtlich Action nur selten wirklich rasant wird, ist das Spannungslevel durchweg hoch. Hauptsächlich begleitet man Sarah und Max auf ihrer Suche nach Antworten – Antworten zu den gefundenen Knochen, Antworten zu der Leiche die alles ins Rollen brachte und Antworten auf die persönliche Verwicklung in all diese Vorfälle. Ständig kommen neue Details ans Licht, die beim Leser neue Schlussfolgerungen und Vermutungen auslösen und die mögliche Entwicklung wieder in ganz andere Bahnen lenken. Durch die wechselnden Perspektiven hat man als Leser schon relativ früh sehr viele Informationen und weiß wie alles zusammen hängt. Dennoch fiebert man mit und es gibt mehr als nur einen Überraschungsmoment. Abgesehen von der Story, sind auch die gesellschaftskritischen Aspekte sehr interessant. Immer wieder regt das Buch einen dazu an über die heutige, nach Perfektionismus strebende Gesellschaft nachzudenken. Hier fand ich viele Details, wie Autos und Smarts (die zukünftigen Smartphones) von Amazon, sehr interessant, da sie gar nicht so abwegig scheinen. Besonders gelungen fand ich auch das Ende, beziehungsweise den letzten Teil des Buches. Hier begleiten wir die finale Auflösung aus der Sicht einer neuen Person und diese Wendung ist meines Erachtens sehr gelungen, da sie den Kreis perfekt zu schließen scheint. Leider ist dieses Ende gleichzeitig auch mein einziger Kritikpunkt. Die große Frage die hinter allem stand und die all die Geschehnisse überhaupt ausgelöst hat, wird zwar beantwortet und für den Leser hinreichend aufgelöst, die dafür Verantwortlichen müssen aber keinerlei Konsequenzen erwarten. Nun mag das zwar für den ein oder anderen der Realität entsprechen, für meinen Geschmack hat es aber das Ende weniger rund gemacht. Und obwohl mich die gesamte Geschichte so begeistern konnte und auch viel zum Nachdenken anregte, lässt mich dieses kleine Detail am Ende etwas unbefriedigt zurück. Alles in allem ist dies aber nur ein einziger und sehr subjektiver Kritikpunkt an einem ansonsten für mich rundum gelungenen Thriller, für den ich somit eine klare Leseempfehlung aussprechen kann.

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Darum geht’s: In naher Zukunft hat sich die Wissenschaft in Deutschland weiterentwickelt und das Leben der Durchschnittsbürger verändert. Krankheiten und Behinderungen werden bereits vor der Geburt durch einen Eingriff ins Erbgut behoben. Fitness, Gesundheit und Glück sind die Werte, die mit allen Mitteln angestrebt werden und die Krankenkasse fördert und kontrolliert seine Bevölkerung in ihren Bemühungen darum. Umso unerklärlicher ist es, dass man die Leiche eines Mannes findet, die anders aussieht als gewöhnlich. War er behindert? Die hinzugezogenen Anthropologen haben eine Vermutung, die sie zu einem Massengrab ins Neandertal führt. So fand ich’s: Einerseits wird der Mensch schon vor der Geburt „optimiert“ und ungesunder Lebensstil ist verpönt, andererseits ist die „große Depression“, ein nicht behandelbarer und schwerer Verlauf der Depression, auf dem Vormarsch und beraubt besonders die Jugend jeder Lebensqualität. Und dann tauchen Hinweise darauf auf, dass Neandertaler vor wenigen Jahren erst im Neandertal beerdigt wurden, obwohl es eigentlich nicht sein kann, dass vor kurzem noch Neandertaler in Deutschland lebten. Als die beiden Anthropologen Max Stiller und Sarah Weiss die Spur der neuen Neandertaler verfolgen, bekommen sie relativ schnell Probleme von höchster politischer Seite – man macht Jagd auf sie, um sie mundtot zu machen. Das Buch startet als Krimi, doch aus der anfänglichen Mordermittlung verschiebt sich die Handlung schnell in Richtung wissenschaftlicher Dystopie. Der Kriminalfall ist nur der Aufhänger für einen weitaus größeren Skandal, der durch die aufgefundene ungewöhnliche Leiche erst entdeckt wird. Deshalb tritt Ermittler Nix auch bald in den Hintergrund und die beiden Wissenschaftler Stiller und Weiss übernehmen hauptsächlich die Erzählung. Sarah Weiss empfindet sich selbst als „Mutante“, da sie gewisse körperliche Besonderheiten aufweist, die sie von der Masse abheben. Und Max Stiller ist gehörlos, was ihn in einer Zeit, in der alle Menschen optimiert sind, wie einen bunten Hund hervorstechen lässt. Schon alleine die Reaktionen der Menschen auf diese Besonderheiten waren spannend zu beobachten. Die Zukunftsvision, die Lubbadeh uns aufzeigt, empfand ich als realistisch und möglich, wenn auch ziemlich bedrückend, denn Machtstreben und unkontrollierbare Wissenschaftler ergeben zu allen Zeiten eine schlimme Kombination. Die Erzählung war in weiten Teilen eher ruhig, durchsetzt mit Informationen und Szenarien von Lubbadehs Vorstellung einer möglichen nahen Zukunft. Erfreulicherweise wurde es aber niemals zu wissenschaftlich, sondern man bleibt bei griffigen, leicht verständlichen Erläuterungen der Dinge, die Stiller und Weiss nach und nach ans Licht bringen. Es wird uns gezeigt, wie es im zukünftigen Deutschland zugeht, und man bekommt auch eine praktische Vorstellung davon, wenn man den Personen über die Schulter schaut. Auch wenn es zwischendurch immer mal Action, Verfolgungsjagden und durchaus spannende Szenen gab, überzeugte mich der eher sachliche Erzählstil, die lebensnahen Charaktere und die Themen, die hier behandelt werden. Ein typischer Thriller ist das nicht. Eher ein dystopischer Roman mit wissenschaftlichen und politischen Verwicklungen, der es geschafft hat, mich von Anfang bis Ende bei der Stange zu halten und der auch für die Entwicklungen der Gegenwart einige Ansätze liefert, über die man nachdenken sollte.

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